Die Schlacht der Bastarde
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Episodenbild (c) HBO
Originaltitel: Battle of the Bastards
Episodennummer: 6x09
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 19. Juni 2016
Erstausstrahlung D: 20. Juni 2016
Drehbuch: David Benioff & D.B. Weiss
Regie: Miguel Sapochnik
Hauptdarsteller: Peter Dinklage als Tyrion Lannister, Kit Harington als Jon Snow, Emilia Clarke als Queen Daenerys Targaryen, Liam Cunningham als Ser Davos Seaworth, Sophie Turner als Lady Sansa Stark, Aidan Gillen als Lord Petyr Baelish, Carice van Houten als Melisandre, Nathalie Emmanuel als Missandei, Kristofer Hivju als Tormund Giantsbane, Iwan Rheon als Lord Ramsay Bolton, Alfie Allen als Theon Greyjoy, Michiel Huisman als Daario Naharis.
Gastdarsteller: Jacob Anderson als Grey Worm, Gemma Whelan als rincess Yara Greyjoy, Ian Whyte als Wun Wun, Enzo Cilenti als Yezzan zo Qaggaz, Paul Rattray als Lord Harald Karstark, Dean S. Jagger als Lord Smalljon Umber, Art Parkinson als Rickon Stark, Bella Ramsey als Lady Lyanna Mormont, George Georgiou als Razdal mo Eraz, Eddie Jackson als Belicho Paenymion, Rory Mullen als captain of the Bolton archers, Mark Tankersley als Bolton general u.a.

Kurzinhalt: Daenerys kehrt nach Meereen zurück – just zu jenem Zeitpunkt, als die Stadt von den Schiffen der Sklavenmeister belagert wird. Tyrion versichert sie jedoch, dass ihr mittlerweile zumindest die volle Unterstützung ihrer Untergebenen gewiss ist. Nun gilt es nur noch, den Angriff der Sklavenhalter zurückzuschlagen – wofür sie neben Unterstützung der Dothraki auch auf ihre drei Drachen zurückgreift. Danach empfängt sie Yara und Theon Greyjoy in ihrem Thronsaal, die ihr eine Allianz vorschlagen. Währenddessen unternimmt Jon Snow einen letzten Versuch, im Kampf um Winterfell unnötiges Blutvergießen zu vermeiden. Er trifft sich mit Ramsay Bolton, und schlägt diesem vor, in einem direkten Duell über den Anspruch auf Winterfell zu entscheiden. Doch dieser lehnt das Angebot ab – verlässt er sich doch auf die Stärke seiner Truppen, und wähnt sich zudem dank Rickon Stark als Geisel sowie der Festung Winterfell als Rückzugsort in der stärkeren Position. Und auch innerhalb von Jon Snows Kriegsrat ist man sich uneins, ob der Angriff erfolgreich gelingen kann. Vor allem Sansa rät zur Vorsicht und warnt Jon davor, Ramsay zu unterschätzen, und sich von ihm provozieren zu lassen. Vor den Toren Winterfell kommt es dann schließlich zur Schlacht zwischen den Truppen der beiden Bastarde…

Zitate: "You're going to die tomorrow, Lord Bolton. Sleep well."
(Sansa gibt Ramsay ein Versprechen.)

"Maybe you're only needed for this small part of his plan and nothing else. Maybe he brought you here to die again."
"What kind of god would do something like that?"
(Also GRRM würde ich's durchaus zutrauen.)

"Our fathers were evil men, all of us here. They left the world worse than they found it. We're not going to do that. We're going to leave the world better than we found it."
(Was für ein schöner Vorsatz!)

"Hello Sansa. Is this where I'll be staying now? No. Our time together is about to come to an end. That's all right. You can't kill me. I'm part of you now."
"Your words will disappear. Your house will disappear. Your name will disappear. All memory of you will disappear."
(Sansa weigert sich, Ramsay noch einen letzten Sieg über sie zu gönnen.)


Review: Episodenbild (c) HBO Vorab sei gleich einmal festgestellt: Ja, "Die Schlacht der Bastarde" war eine tolle und vor allem ungemein spektakuläre Folge. An "Schwarzwasser" mag man zwar auch hier nicht ganz herangekommen sein, davon abgesehen gelang es aber mühelos, an frühere Schlachten – wie z.B. an der Mauer, oder gegen die White Walker in Hartheim – anzuknüpfen, und Schlachtaction in einer Dimension und Qualität zu liefern, wie sie abseits von "Game of Thrones" seinesgleichen sucht. Meine Erwartungen waren ja zugegebenermaßen nicht gerade klein, angesichts der Tatsache, dass ich im Verlauf der Staffel – trotz des hohen produktionstechnischen Niveaus - zunehmend den Eindruck gewann, dass man ganz bewusst Budget für diese Episode gespart und aufgehoben hatte. Zudem wäre es beim Aufeinandertreffen zwischen Jon Snow und Ramsay Bolton einfach nicht möglich gewesen, wie letztes Jahr beim Angriff von Stannis wegzublenden. Es hatte mich damals schon gestört, allerdings war Stannis in Wahrheit ohnehin nie der wichtigste Charakter. Aber in diesem Fall war es gar nicht anders möglich, da musste man einfach etwas zeigen. Und was man gezeigt hat war absolut beeindruckend.

Bereits der Einstieg war ungemein imposant, und das, obwohl wir uns hier noch in Meereen befinden. Die 1-2 kurzen Einstellung der Belagerung durch die Sklavenhalter aus der letzten Folge werden hier nun um zahlreiche weitere beeindruckende Szenen ergänzt, wobei vor allem der Angriff der Drachen diesbezüglich hervorstach. Das war wirklich ein wahrer Augenöffner. Aber auch abseits des Spektakels gefielen mir die Szenen in Meereen sehr gut. Nach dem Rückschlag in der letzten Folge rund um den Angriff der Sklavenmeister darf Tyrion hier nun sowohl uns als auch seiner Königin deutlich machen, dass er nichtsdestotrotz auch insofern erfolgreich war, als er die Stadt bis zu ihrer Rückkehr gerettet hat und es ihm vor allem auch gelang, dafür zu sorgen, dass die Bevölkerung geschlossen hinter Daenerys steht. Und auch während dem aktuellen Angriff erweist sich sein Rat als essentiell. Dany hat die Angewohnheit, unbeherrscht zu agieren. Insofern bietet der deutlich überlegter handelnde Tyrion für sie einen guten – und wichtigen – Gegenpart. Dementsprechend erweist sich auch seine hier vorgeschlagene Lösung als überaus erfolgreich. Anstatt die ganze Flotte ausschalten zu müssen, statuiert sie ein paar Exempel, und schafft es so, den Rest der Angreifer auf ihre Seite zu ziehen. Damit scheint sie nun ihr Königreich endlich unter Kontrolle bekommen zu haben – was auch insofern wichtig war, als sie zuletzt ja zunehmend ihre Fühler in Richtung Westeros ausgestreckt hat. Auch in "Die Schlacht der Bastarde" macht sie wieder einen großen Schritt in diese Richtung, dank ihres Bündnisses mit Yara Greyjoy. Die betreffende Szene war generell ein weiteres Highlight der Episode, verbünden sich hier doch zwei starke Frauen miteinander, die u.a. daran interessiert sind, die starren Geschlechterrollen in Westeros aufzubrechen und zum ersten Mal als Königin zu herrschen. Frauenpower for the win!

Episodenbild (c) HBO Der Schwerpunkt der Folge lag aber natürlich vor den Toren Winterfells – und so gelungen und/oder interessant ich einzelne Momente auch gefunden haben mag (wie z.B. Sansas Warnungen an ihren "Bruder", oder wie Davos Shireens Spielzeug findet), was für mich dort am deutlichsten hervorstach war die Schlacht an sich, die ungemein spektakulär umgesetzt und zudem auch wieder phantastisch inszeniert war. Im Vorfeld war ich ja schon ein bisschen traurig, dass man für die Episode nicht – wie zuvor für "Schwarzwasser" und "Die Wächter an der Mauer" – wieder Miguel Sapochnik verpflichtet hat, der es einfach versteht, aus wenig Geld beeindruckendes herauszuholen. Rückblickend erweist sich jedoch Miguel Sapochnik, der schon letztes Jahr die "Hartheim"-Folge inszeniert hat, als mehr als nur würdiger Ersatz. Als Freund von langen Einstellungen hatte es mir dabei natürlich vor allem jene Szene angetan, wo wir Jon Snow im Schlachtgetümmel für eine knappe Minute ohne Schnitt verfolgen. Da zog es mich so richtig ins Geschehen hinein. Aber generell war die Schlacht fantastisch umgesetzt, angefangen von Rickons (erwartbaren) Tod, über die ungeheure Brutalität und Schonungslosigkeit, die Leichenberge, die brutale Taktik mit den Schilden und den daraus hervorragenden Speeren, von denen Jon Snows Truppen umzingelt wurden, bis hin zum erhebenden Moment, als Littlefingers Truppen eintreffen (wenn ich dort auch stark an die Ankunft der Reiter Rohans aus "Die Rückkehr des Königs" denken musste).

Doch trotz all dieser Aspekte muss ich zugeben, ein klitzekleines Bisschen von "Die Schlacht der Bastarde" enttäuscht gewesen zu sein. Einerseits, da ich mir erwartet hätte, dass Jon Snow dafür, dass er nicht und nicht dazu lernt, einen größeren Preis würde zahlen müssen, als – abseits natürlich des Großteils seiner Armee, die jedoch aus unserer Sicht aus "Rothemden" bestand – nur den Tod des Riesen. Es war schon etwas frustrierend, zu sehen, wie lernresistent er ist, wie er nicht auf seine Schwester hört, sich von Ramsay provozieren und in eine Falle locken lässt – und letztendlich dennoch siegreich aus der Schlacht hervorgeht. Ich fand es auch ziemlich untypisch – normalerweise bestraft die Erzählung Leute dafür, den selben Fehler wieder und wieder zu machen. Natürlich ist es möglich, dass Sansa diesen nun an seiner statt wird zahlen müssen – immerhin wissen wir ja nicht, was sie Littlefinger versprochen hat, um ihn davon zu überzeugen, sich mit seinen Streitkräften an der Schlacht zu beteiligen (nachdem sie seine Hilfe ursprünglich abgelehnt hatte). Und zuletzt musste ich leider bemerken, wie emotional kalt mich das Geschehen – ja selbst Jon Snows Triumph – gelassen hat. Vielleicht, weil es einfach von vornherein zu klar und offensichtlich war. So oft uns "Game of Thrones" in der Vergangenheit auch schon schockiert und erschüttert haben mag, es war einfach klar, dass Jon Snow aus dieser Schlacht siegreich hervorgehen würde. Dadurch fehlte es ein bisschen an Spannung, und Ramsays Ende (das ich inklusive der Art seines Todes vorhersagen konnte; es war einfach klar, und musste so kommen) an Überraschungseffekt (den z.B. für mich als Buch-Unkundigen die Tode von beispielsweise Tywin und Joffrey durchaus hatten). Am nächsten kam ich einer freudigen Stimmung wohl noch in jenem stillen Moment, als das Stark-Banner über Winterfell ausgerollt wurde.

Episodenbild (c) HBO Ein Aspekt dürfte wohl auch sein, dass ich Ramsays schon lange überdrüssig war, und seinen Tod schon nicht mehr erwarten konnte. Dementsprechend war ich einfach in erster Linie erleichtert, dass wir das nun endlich hinter uns haben. Im Vergleich zu anderen "Bösewichten" fand ich ihn einfach nie sonderlich interessant. Auch wenn man ihn optisch an Frodo angelehnt und damit von der Persönlichkeit einen schönen Anti-Hobbit präsentiert haben mag, war er mir letztendlich viel zu eindimensional gezeichnet – was gerade in einer Serie, wo sich die Figuren sonst durch ihre Ambivalenz auszeichnen, ganz besonders negativ hervorsticht. Wo sich andere weiterentwickeln und auch mal andere Facetten ihrer Persönlichkeit offenbaren, blieb Ramsay immer gleich: Ein sadistisches Arschloch. Das mag zu Beginn seinen Reiz gehabt haben, eben genau, weil er sich durch seine Eindimensionalität vom Rest der Besetzung abhob. Jedoch hatte ich ihn schon sehr bald satt, und gerade auch in dieser Staffel fand ich die Szenen mit ihm eher müßig. Letztendlich war er einfach nur mehr fad, und sein Tod somit überfällig. Statt echter Freude und Begeisterung dominierte bei mir aber letztendlich ein Gefühl der Erleichterung – und der Unvermeidlichkeit. Das hat "Game of Thrones" in der Vergangenheit schon besser hinbekommen.

Fazit: Auch wenn es Jammern auf extrem hohem Niveau ist, aber… die hohe Wertung verdankt "Die Schlacht der Bastarde" mehr der inszenatorischen Brillanz als einer allfälligen emotionalen Intensität – denn was letztere betrifft, war ich erstaunt und auch ein wenig enttäuscht, mit wie wenig Begeisterung ich insbesondere den Tod von Ramsay entgegennahm. Und selbst Danys Sieg in Meereen entlockte mir kein Jubelgeschrei. Letztendlich waren die beiden Wendungen wohl einfach zu unvermeidlich und damit vorhersehbar. Man hat nur mehr auf den Ausgang gewartet, aber halt nur bedingt mitgezittert. Zumal ich Ramsay zuletzt nicht mehr ab konnte, und somit in erster Linie froh bin, dass wir diese sehr eindimensionale und uninteressante Figur endlich los sind. Wo "Die Schlacht der Bastarde" jedoch absolut brillierte, ist in der Darstellung eben dieser titelspendenden Schlacht. Nachdem der Einstieg in Meereen bereits imposant war, lieferte man bei der Schlacht um Winterfell dann ein in dieser Form in der TV-Unterhaltung wohl bislang einzigartiges Spektakel. Angefangen über die grandios umgesetzten Massenszenen, über den Fokus auf Jon Snow und die uns bekannten Figuren, Augenöffner wie der einminütige "tracking shot" rund um Jon, die Brutalität und Härte der Schlacht, die erschreckende Schild-Speer-Taktik der Ramsay-Armee, generell dessen skrupelloses Vorgehen, sowie der erhebende (wenn auch etwas gar an "Die Rückkehr des Königs") erinnerte Moment, als Littlefinger mit seiner Armee zur Rettung eilt, war das einfach nur brillant, beeindruckend und unvergleichlich. Selbst viele Fantasy-Kinofilme können da im direkten Vergleich einpacken! Was das betrifft, kann ich vor allem Verantwortlichen wirklich nur den Hut ziehen.

Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © HBO)




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