Das Tor
< Vorherige Episode | Nächste Episode >
Episodenbild (c) HBO
Originaltitel: The Door
Episodennummer: 6x05
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 22. Mai 2016
Erstausstrahlung D: 23. Mai 2016
Drehbuch: David Benioff & D.B. Weiss
Regie: Jack Bender
Hauptdarsteller: Peter Dinklage als Tyrion Lannister, Emilia Clarke als Queen Daenerys Targaryen, Kit Harington als Jon Snow, Aidan Gillen als Lord Petyr Baelish, Liam Cunningham als Ser Davos Seaworth, Carice van Houten als Melisandre, Sophie Turner als Princess Sansa Stark, Nathalie Emmanuel als Missandei, Maisie Williams als Princess Arya Stark, Conleth Hill als Varys, Isaac Hempstead-Wright als Prince Bran Stark, Kristofer Hivju als Tormund Giantsbane, Alfie Allen als Prince Theon Greyjoy, Michiel Huisman als Daario Naharis, Gwendoline Christie als Brienne of Tarth, Tom Wlaschiha als Jaqen H'ghar, Iain Glen als Ser Jorah Mormont
Gastdarsteller: Max von Sydow als the Three-eyed raven, Kristian Nairn als Hodor, Richard E. Grant als Izembaro, Essie Davis als Lady Crane, Pilou Asbæk als King Euron Greyjoy, Gemma Whelan als Princess Yara Greyjoy, Ben Crompton als Eddison Tollett, Ellie Kendrick as Meera Reed, Faye Marsay als the Waif, Jacob Anderson als Grey Worm, Michael Feast als Aeron Greyjoy, Kae Alexander als Leaf, Daniel Portman als Podrick Payne, Darrell D'Silva als an Ironborn, Kevin Eldon als the actor playing Eddard Stark, Leigh Gill als Bobono, Eline Powell als Bianca, Rob Callender als the actor playing Joffrey Baratheon, Eva Butterly als the actress playing Margaery Tyrell, Vladimir Furdik als the Night King, Ania Bukstein als Kinvara, Gerald Lepkowski als Zanrush, Annette Tierney als Old Nan, Sam Coleman als young Hodor u.a.

Kurzinhalt: Petyr Baelish trifft sich mit Sansa Stark, das Wiedersehen verläuft jedoch längst nicht so, wie von ihm erwartet. Vielmehr zeigt sie sich von ihm enttäuscht und wirft ihm vor, was sie unter Ramsay Bolton an Erniedrigungen und Misshandlungen ertragen musste. Dementsprechend lehnt sie auch seine Hilfe ab – wenn sie auch die Riverrun-Armee für ihren Sturm auf Winterfell grundsätzlich gut gebrauchen hätten können. In Braavos wird Aryas Ausbildung fortgesetzt, wobei sie im direkten Kampf dem heimatlosen Mädchen immer noch deutlich unterliegt. Dennoch bekommt sie von den gesichtslosen Männern noch eine weitere, und zugleich letzte Chance, sich zu beweisen – sowohl was ihren Willen betrifft, dem gesichtslosen Gott zu dienen, als auch ihre Aussage, Arya Stark hinter sich gelassen zu haben und niemand zu sein. Denn die Mission konfrontiert sie auf schonungslose Art und Weise mit ihrer eigenen Vergangenheit. In Dothraki gesteht Jorah seiner Königin zuerst seine Krankheit, und dann seine Liebe. In Meereen scheint der von Tyrion ausverhandelte Frieden vorerst zu halten. Nun gilt es jedoch, der Bevölkerung deutlich zu machen, dass sie diesen Daenerys zu verdanken haben – wofür er sich an eine der Roten Priesterinnen wendet. In den Eisernen Landen stellt sich Yara, unterstützt von ihrem Bruder, zur Wahl als nächste Königin – erhält dann jedoch unerwartete Konkurrenz. Und bei den Kinder des Waldes endet Brans Versuch, ohne Aufsicht des dreiäugigen Rabens eine gedankliche Verschmelzung mit dem Baum einzugehen, in einer Tragödie…

Zitate: "Did you know about Ramsay? If you didn't know, you're an idiot. If you did know, you're my enemy."
(Selbst der sonst so windige Littlefinger tut sich schwer, darauf eine gute Antwort zu finden.)

"Hold the door!"
(Ohne Kommentar.)


Review: Episodenbild (c) HBO Im Verlauf ihrer Serie wurden die Showrunner David Benioff und D.B. Weiss zwei Mal von einem Shitstorm seitens der Fans wohl eiskalt erwischt. Der erste betrifft die Vergewaltigungsdebatte rund um Jaime und Cersei aus "Sprengerin der Ketten", der zweite der Umgang mit Sansas Vergewaltigung durch Ramsay in der Folge "Ungebeugt, Ungezähmt, Ungebrochen", wo die Inszenierung den Fokus auf Theons Reaktion darauf zu legen schien, und man Sansa damit quasi zu einer Statistin ihrer eigenen Vergewaltigung machte. Da die Episoden ja lange bevor sie ausgestrahlt werden schon abgedreht sind, hatten sie nicht die Gelegenheit, unmittelbar darauf zu reagieren. In "Das Tor" holt man dies aber nun nach. Im Gespräch mit Littlefinger holen sie versäumtes nach, und stellen Sansas Leiden unter Ramsay in den Mittelpunkt. Es ist eine ungemein starke Szene – nicht nur toll geschrieben, sondern von Sophie Turner auch phantastisch gespielt – welche sowohl in qualitativer als auch inhaltlicher Hinsicht die Stoßrichtung für den Rest der Folge vorgibt. Denn nicht nur stehen auch danach noch einige tolle Momente auf dem Programm, bei vielen davon spielt die Vergangenheit der Figuren eine wesentliche Rolle.

Wie z.B. beim Theaterstück, das Arya in Braavos zu Gesicht bekommt, und das die Ereignisse aus der ersten "Game of Thrones"-Staffel ironisch verzerrt wiedergibt. Nicht nur stimmt die Darstellung der Figuren teilweise nicht wirklich mit dem überein, wie wir es erlebt haben, vor allem auch Ed Starks völlig überzogene Darstellung als Quasi-Hofnarr, und wie selbst sein Tod als Witz dargestellt wurde, setzten Arya sichtlich (und verständlicherweise) zu – denn das war in der Tat ziemlich böse und hart. In dieser Szene findet sich auch einiges an Subtext, sei es in der Art und Weise, wie bestimmte Ereignisse über weite Entfernungen hinweg manchmal verzerrt aufgenommen werden können, über die Möglichkeit der Kunst, bestimmte Aspekte aus der Wirklichkeit durch Überzeichnung zu verdeutlichen (so mag die Darstellung von Eddard zwar extrem übertrieben sein, im Kern hat man jedoch durchaus recht, wenn man ihn als "Narr" darstellt, der diesem intriganten Spiel der Throne nicht gewachsen schien), bis hin zur Aussage, dass Kunst – wie auch "Game of Thrones" – manchmal ganz anders aufgenommen werden kann, als dies von den Machern gedacht war. Jedenfalls bin ich nach dieser Konfrontation mit ihrer eigenen Vergangenheit schon sehr gespannt, ob es ihr tatsächlich gelingen wird, Arya Stark hinter sich zu lassen. Wovon "Das Tor" ebenfalls profitiert ist, dass wir diesmal den einen oder anderen Schauplatz auslassen und im Schnitt deutlich länger an den jeweiligen Orten verweilen, was es den betreffenden Szenen erlaubt, tatsächlich eine Geschichte zu erzählen, und mich stärker in die Handlung eintauchen ließ. Und selbst wenn man es mal bei einem recht kurzen Besuch belässt, wie z.B. im Land der Dothraki, hatten die Szenen oftmals dank der Vorgeschichte einiges an emotionalem Punch – wie z.B., wenn Jorah Daenerys seine Liebe gesteht, und sie überraschend emotional darauf und auf die Offenbarung seiner Krankheit reagiert. Zumal man der Figur damit erlaubt, nach ihrem ungemein starken Auftritt am Ende der letzten Folge auch wieder ein bisschen Verletzlichkeit zu zeigen.

Episodenbild (c) HBO Ähnliches gab es kurz darauf auch in Meereen zu beobachten, als Tyrion und Varys sich mit der Roten Priesterin trifft, und diese letzteren auf seine traumatischen Erfahrungen aus seiner Kindheit anspricht, und seine damaligen, innersten Gefühle aufdeckt – womit sie ihn deutlich verunsichert und seinen Unglauben an eine höhere Macht in den Grundfesten erschüttert. So ratlos bis ängstlich haben wir Varys bislang jedenfalls noch nie gesehen. Auch die zuletzt von mir kritisch betrachteten Szenen in den Eisernen Landen rehabilitierten sich hier nun. Einerseits, da man durch die Entscheidung, Daenerys quasi eine Flotte schenken zu wollen, diesen bislang vom Rest recht losgelösten Handlungsstrang endlich auf vernünftige und interessante Art und Weise mit dem größeren Ganzen verbindet. Und andererseits, da mit der Wahl des neuen Anführers, Yaras dortigem Konkurrenten, und ihrer nachfolgenden Flucht zusammen mit Theon endlich etwas Interessantes und Mitreißendes passiert ist. Und auch die Location die man für diese Szenen gewählt hat waren wieder einmal wunderschön anzusehen. Jedenfalls hatte ich, wie in vielen anderen Handlungssträngen dieser Folge, auch hier den Eindruck, dass sich die Geschichte merklich vorbewegt, und nicht einfach nur auf ein dramatisches Staffelfinale, sondern teilweise langsam aber sicher sogar schon aufs Serienende zuzusteuern scheint.

Herzstück der Episode war aber ganz klar alles rund um Bran, den dreiäugigen Raben, Meera und natürlich Hodor. Die erste Warg-Szene beeindruckte dabei einerseits visuell, mit der wunderschönen Einstellung des Baums des Lebens, dessen rotes Herbstlaub einen netten Kontrast zum grünen Gras bot, und überraschte andererseits mit der Offenbarung rund um die Herkunft der White Walker. Denn wie wir hier erfahren, wurden diese von den Kindern des Waldes geschaffen, um sie in ihrem damaligen Kampf gegen die Menschen zu unterstützen. Am Ende der Folge werden sie dann schließlich von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt, als sie den ultimativen Preis für ihre Sünden zahlen, und durch die Hand ihrer eigenen Schöpfung vernichtet werden. Womit wir auch schon bei der nächsten wichtigen Entwicklung der Episode wären: Bran, der nach dem Wargen zunehmend süchtig zu sein schien (wobei sich zumindest bislang meine Vermutung, die Macher würden diese Fähigkeit nutzen, um uns über die Elternschaft von Jon Snow aufzuklären, nicht bestätigt wurde; ob er auch ohne den Baum des Lebens noch in die Vergangenheit springen kann? Oder wird diese Frage in weiterer Folge auf andere Art und Weise aufgelöst werden?), wagt es, sich ohne Aufsicht durch den dreiäugigen Raben mit dem Baum des Lebens zu verbinden – und sieht sich plötzlich der Armee der White Walker und ihrem König gegenüber. Ein schwerer Fehler, und auch in diesem Fall ist dafür ein fürchterlicher Preis zu zahlen. Denn als der König ihn berührt, bedeutet dies, dass er ihn nun auch in der Wirklichkeit finden kann. Wenig später steht die Armee auch schon vor dem Baum des Lebens, und greift an. Nun lassen nicht nur der dreiäugige Rabe (wobei ich es doch ziemlich schade fand, dass man Max von Sydow nicht mehr zu tun gegeben hat) und die Kinder des Waldes ihr Leben, um Bran zu beschützen, sondern zuletzt auch Brans treuester Begleiter, Hodor.

Episodenbild (c) HBO Das allein wäre ja schon tragisch genug. Aber was diese Wendung dann endgültig zu einer der tragischsten der Fernsehgeschichte machte, war die damit einhergehende Offenbarung, was die Herkunft seines Namens betrifft. Irgendwann während dieser Szene, als Meera wiederholt "Hold the door!" geschrien hat (und noch bevor Wylis die Silben zunehmend verschluckte), fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Und jetzt mal ganz ehrlich: Wie tragisch ist das denn bitte schön, dass Bran – jene Person, der er hier das Leben rettet – unbeabsichtigt eben diesen geistigen Schaden bei ihm ausgelöst hat? Dass sein ganzes restliches Leben vom Zeitpunkt – und Umstand – seines Todes dominiert war? Und zumindest ich interpretierte seine verstört-beunruhigte Reaktion auf den Angriff der White Walker rückwirkend so, dass er als kleiner Junge schon mitbekommen hat, wie er einst sterben wird – und in diesem Moment wusste, dass seine Zeit nun gekommen war. Hodor's Tod an sich wäre ja schon traurig genug gewesen, war die Figur doch ungemein sympathisch. Aber die Umstände seines Todes machten diesen noch einmal um einiges tragischer und trauriger, und bescherten "Game of Thrones" einen weiteren unvergesslichen Moment.

Fazit: Lang habe ich mit mir gehadert, ob ich als Fazit nicht einfach nur "Hodor!" hinschreiben sollte – immerhin war es noch nie so passend wie hier, und wird es auch nie wieder so passend sein. Der tragische Ausgang des Geschehens, und wie sein Schicksal mit dem tragischen Ereignis aus seiner Vergangenheit in Zusammenhang steht, bei dem er die Fähigkeit verloren hat, etwas anderes zu sagen, war einfach nur ungemein traurig, und hat letztendlich für mich alles an "Das Tor" überschattet. Aber genau das ist der Punkt: Ein schlichtes "Hodor" wäre dieser Episode einfach nicht gerecht gewesen. "Game of Thrones" hat uns hier mit dem Finale von "Das Tor" eine weitere unvergessliche, die Fan-Kultur noch für eine lange Zeit prägende Szene geschenkt. Aber auch davor gab es bereits einige Höhepunkte und starke Szenen, wie Sansas Konfrontation mit Littlefinger, das Theaterstück, Daenerys Abschied von Jorah, die Thronfolge in den Eisernden Landen, oder auch die Offenbarung rund um die Herkunft der White Walker. Es gab keinen einzigen Handlungsstrang, der im Vergleich irgendwie abgefallen wäre, keinen einzigen markanten Kritikpunkt – und stattdessen am Ende einen der bisher stärksten Momente der Serie. In meinen Augen ist "Game of Thrones" mit "Das Tor" jedenfalls wieder einmal eine Sternstunde gelungen, die den Fans noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © HBO)




Mitreden! Sagt uns eure Meinung zu der Episode im SpacePub!




Artikel kommentieren
RSS Kommentare

Kommentar schreiben
  • Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
  • Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
  • Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
  • Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
  • Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
Name:
eMail:
Homepage:
Titel:
BBCode:Web AddressEmail AddressBold TextItalic TextUnderlined TextQuoteCodeOpen ListList ItemClose List
Kommentar: