Fünf vor Zwölf
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Episodenbild (c) BBC

Originaltitel: The Eleventh Hour
Episodennummer: 5x01
Bewertung:
Erstausstrahlung UK: 03. April 2010
Erstausstrahlung D: 21. Dezember 2011
Drehbuch: Steven Moffat
Regie: Adam Smith
Hauptdarsteller: Matt Smith als The Doctor, Karen Gillan als Amy Pond
Gastdarsteller: Arthur Darvill als Rory Williams, Caitlin Blackwood als Amelia, Nina Wadia als Dr. Ramsden, Marcello Magni als Barney Collins, Perry Benson als Ice Cream Man, Annette Crosbie als Mrs. Angelo, Tom Hopper als Jeff, Arthur Cox als Mr. Henderson, Olivia Colman als Mother, Eden Monteath als Child 1, Merin Monteath als Child 2, David de Keyser als Atraxi Voice, William Wilde als Prisoner Zero Voice u.a.

Kurzinhalt: Frisch regeneriert stürzt der Doktor mit der TARDIS auf die Erde, wo er von einem kleinen Mädchen namens Amelie schon erwartet wurde. Diese hat nämlich gerade erst in einem Gebet um Hilfe ersucht, wegen des unheimlichen Risses in ihrem Zimmer, hinter dem sie Stimmen hört. Der Doktor untersucht den Riss, und kehrt dann kurz zur TARDIS zurück – in fünf Minuten, so sagt er, werde er wieder zurück sein. Stattdessen dauert es aber vielmehr zwölf Jahre, ehe die TARDIS wieder im Vorgarten des Hauses materialisiert, und aus dem kleinen Mädchen von damals ist eine junge Frau geworden. Der Doktor hat herausgefunden, dass der Spalt zu einem intergalaktischen Gefängnis führt. Offenbar ist von dort jemand – oder etwas – ausgebrochen. Während der Doktor versucht, den flüchtigen "Häftling Zero" wieder einzufangen, stellen die Wärter des Gefängnisses der Erde ein Ultimatum. Um zu verhindern, dass ihm die Flucht vom Planeten gelingt, wollen sie, wenn er nicht binnen zwölf Minuten zurückkehrt, die Erde zur Gänze einäschern…


Review: Episodenbild (c) BBC Mit den Elften Doktor bricht nicht nur was dessen Verkörperung betrifft eine neue Ära an. Russell T. Davies hat sein Pensum als Showrunner nun erfüllt, und die betreffenden Agenden an Steven Moffat übergeben, mit dessen Arbeit an "Sherlock" ich wohl vertraut bin. Die betreffende Serie gefällt mir grundsätzlich ja soweit recht gut, allerdings ist man mir dort für meinen Geschmack zu oft zu clever – und das zumeist auf Kosten der emotionalen Wirkung. Dies, sowie die Aussagen einiger langjähriger "Doctor Who"-Fans, von denen nicht alle mit Moffats Arbeit als Showrunner glücklich sind, sorgten dafür, dass offen gestanden schon ein bisschen Skepsis meinerseits vorhanden war, als ich die erste Scheibe des Blu-Ray-Sets zur fünften Staffel eingelegt habe. Zumal ich von David Tennant als Doktor sehr begeistert war, meine bisherigen Erfahrungen mit Matt Smith nicht die besten waren, und ich ihn – auch wenn ich weiß, dass diese Kritik bei einem keine-Ahnung-wie-viele-Jahrhunderte-alten-Timelord keinen Sinn ergibt – doch auch etwas zu jung für diese Rolle finde. Der Zyniker in mir unterstellt da dann gleich immer "unredliche" Motive, wie z.B. dadurch eine jüngere (bzw. generell andere) Zielgruppe anzusprechen.

Zumindest in den ersten Minuten schon "Fünf vor Zwölf" meine Befürchtungen mal eher zu bestätigen, als zu besänftigen. Dass der Doktor quasi auf ein Gebet antwortet, na ja. Auch der Humor traf anfänglich noch eher weniger meinen Geschmack, sei es die Einlage, wie der Doktor gegen einen Baum läuft, oder auch den meines Erachtens viel zu ausgedehnten Gag rund um seine veränderten Geschmacksnerven. Erst als Amelia ihm den Riss in der Mauer zeigt, fand ich dann langsam aber sicher hinein, zumal ich die Interaktion zwischen ihr und dem Doktor grundsätzlich sehr nett fand. Korrigiert mich, wenn ich mich irre, aber ich könnte mich an ähnliche Szenen zwischen den Doktor und einem Kind aus der Davies-Ära jetzt im ersten Moment nicht erinnern. Als er dann angeblich für fünf Minuten in die TARDIS zurückkehrt, war mir von vornherein klar, dass es wohl länger dauern würde. Die Idee, uns den neuen Companion auf diese Weise vorzustellen, fand ich jedenfalls sehr cool – das war einmal etwas Neues (wobei ich auch nichts dagegen gehabt hätte, wenn der Doktor das gesamte Abenteuer mit Amelia bestritten und ihr dann versprochen hätte, sie zu holen, wenn sie älter ist – weil er es nicht verantworten kann, mit einem kleinen Kind durch Raum und Zeit zu reisen). Zudem muss ich sagen, dass Karen Gillan (mir bislang nur von ihrem Auftritt als Nebula aus "Guardians of the Galaxy" bekannt) bislang auf mich einen überaus charmanten Eindruck macht, und mir auch ihre Figur auf den ersten Blick (und das ist nicht nur optisch gemeint) sehr gut gefallen konnte. Zudem erfüllte "Fünf vor Zwölf" insofern jenen Bildungsauftrag, für den "Doctor Who" ja eigentlich ursprünglich geschaffen wurde, als dass ich jetzt auch weiß, was ein Kissogram ist. Man lernt nie aus. (Mein Geburtstag war ja erst kürzlich, aber wenn mir jemand nachträglich sowas noch schicken will, hab ich nichts dagegen.)

Episodenbild (c) BBC Karen Gillan schlug sich also als neue Begleiterin des Doktors schon mal äußerst wacker, und ist einer der Hauptgründe, warum ich dem weiteren Verlauf der Serie nun etwas beruhigter entgegensehe. Wie aber schlug sich der neue Doktor selbst, Matt Smith? Na ja, ich muss gestehen, so (sehr bzw. schnell) überzeugt wie Eccleston oder Tennant vor ihm hat er mich bislang noch nicht. Zwar spielt er die Rolle soweit ganz gut, und ich kann mir durchaus vorstellen, dass er in weiterer Folge in diese noch so richtig hineinwachsen wird. Aber in "Fünf vor Zwölf" war er mir erstmal etwas gar zu übertrieben energiegeladen unterwegs. Das war Tennant zwar auch schon, aber diesem gab man immer die Möglichkeit, die betreffenden begeistert-enthusiastischen Anfälle durch ruhige, stille Momente zu kompensieren – was bei Smith in dieser Folge erstmal noch nicht der Fall war. Generell schien er mir hier erstmal in erster Linie zu versuchen, Tennant zu kopieren, als seine eigene Interpretation, seinen eigenen Doktor, zu finden. Was noch nicht ist, kann natürlich noch werden, aber vorerst weiß ich offen gestanden noch nicht so recht.

Wobei mein Eindruck, dass Matt Smith als Doktor in dieser Folge irgendwie überdreht wirkte, nicht nur seiner Darstellung selbst, sondern durchaus auch der Episode an sich geschuldet sein mag. Denn nach dem noch eher gemächlichen Einstieg hastet man dann ziemlich durch die Handlung, gibt es kaum Zeit, mal innezuhalten und kurz zu verschnaufen. Dementsprechend blieben auch alle anderen Figuren, mit Ausnahme von Amy – also ihre Freunde und ihre Familie – hier noch völlig auf der Strecke. Die Handlung rund um den entkommenen Häftling, die Wärter, und das drohende Ende der Welt hat mich jedenfalls leider überhaupt nicht begeistert. Einerseits ist so eine Bedrohung einfach unheimlich unoriginell – diesbezüglich hatte die Davies-Ära nun wirklich schon genug zu bieten – und verfehlt bei mir zudem auch insofern völlig die gewünschte Wirkung, als man ja ohnehin keine Sekunde lang davon ausgeht, dass die Erde tatsächlich vernichtet wird. Man wartet somit nur darauf, dass der Doktor in den zwölf Minuten die bis zur Einäscherung der Erde verbleiben (bin ich der Einzige, der da an "Per Anhalter durch die Galaxis" denken musste?) sein Ding durchzieht – was im vorliegenden Fall u.a. aus der raschen Programmierung eines Computervirus, den er dann mit Hilfe eines Smartphones verschickt, bestand. All das hat mich wenig bis gar nicht überzeugt; ich fand's auch nicht sonderlich mitreißend. Erst nachdem die eigentliche Bedrohung dann ausgeschaltet ist und der Sträfling eingefangen wurde, gibt es noch einmal einen sehr guten Moment, als der Doktor die Atraxi zur Rede stellt – und wir ehe Matt Smith hervortritt noch einmal kurz einen Blick auf alle bisherigen Doktoren werfen können. Das war wirklich schön. Und auch das Ende, wo sich der Doktor wieder einmal geringfügig – nämlich um zwei Jahre – verspätet, war witzig. Die neue TARDIS sieht soweit auch ganz nett aus. Und wie erwähnt, mit Amy Pond ist auf jeden Fall eine vielversprechende Begleiterin gefunden. Insofern: Auf zu neuen Abenteuern – welche diesen noch etwas holprigen Start hoffentlich bald vergessen machen werden.

Fazit: Episodenbild (c) BBC Der Beginn der Smith/Moffat-Ära machte auf mich einen etwas durchwachsenen Eindruck. Am besten hat mir gefallen, dass uns Amy zuerst als Kind vorgestellt wird; das war wirklich mal etwas Neues, und ein sehr netter und gelungener Einfall. Auch danach machten Amy Pond bzw. Karen Gillan den Eindruck, dass mit ihr eine würdige neue Begleiterin des Doktors gefunden wurde. Mit Matt Smith tat ich mir hingegen erstmal noch etwas schwer. Dieser schien mir hier noch weniger seine eigene Interpretation der Figur zu finden, als vielmehr Tennant zu kopieren – und dabei, was dessen energiegeladene Performance betrifft, zudem zu übertreiben und übers Ziel hinauszuschießen. Generell machte "Fünf vor Zwölf" auf mich einen sehr hektisch-rasend-wild-hysterisch-laut-aufgedrehten (wenn nicht gar überdrehten) Eindruck. Und da ich die Story rund um die – wieder einmal – drohende Vernichtung der Erde ohnehin wenig gelungen, und sehr klischeehaft, fand, wäre mir wohl ein kleinerer Rahmen, in dem sich die Handlung zuträgt, und dafür ein stärkerer Fokus auf die Figuren (vor allem Freunde und Familie von Amy kamen hier noch überhaupt nicht zur Geltung) lieber gewesen. Aber gut, schwamm drüber; die Weichen für eine neue, aufregende Ära der Serie sind gestellt – mal schauen, was die Zukunft bringt.

Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © BBC)




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