Das Ende der Welt
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Episodenbild (c) BBC

Originaltitel: The End of the World
Episodennummer: 1x02
Bewertung:
Erstausstrahlung UK: 02. April 2005
Erstausstrahlung D: 26. Januar 2008
Drehbuch: Russell T Davies
Regie: Euros Lyn
Hauptdarsteller: Christopher Eccleston als The Doctor, Billie Piper als Rose Tyler
Gastdarsteller: Simon Day als Steward, Yasmin Bannerman als Jabe, Jimmy Vee als Moxx of Balhoon, Zoë Wanamaker als Cassandra, Camille Coduri als Jackie Tyler, Beccy Armory als Raffalo, Sara Stewart als Computer voice, Silas Carson als Alien voice, Nicholas Briggs als Alien voice u.a.

Kurzinhalt: Gerade erst hat sich Rose dazu entschlossen, den Doctor auf seiner Reise durch Raum und Zeit zu begleiten, da fragt er sie, wo sie denn gerne hinreisen würde. Mit ihren Vorschlägen nicht wirklich zufrieden, sind sie ihm doch viel zu mut- und phantasielos, beschließt er, Rose – wohl auch ein bisschen, um so zu beeindrucken – ans Ende der Welt zu bringen. Genauer gesagt: An jenem Zeitpunkt in der fernen Zukunft, wo die Erde kurz davorsteht, von der expandierenden Sonne verschlungen zu werden. Die Menschheit hat die Erde längst verlassen und ist zu den Sternen aufgebrochen. Im Orbit des Planeten befindet sich allerdings eine Raumstation, auf der sich einige Vertreter verschiedenster außerirdischer Völker – sowie der letzte Mensch, Cassandra; wobei es sich bei ihr um nicht mehr als konservierte Haut handelt – einfinden, um diesem Ereignis beizuwohnen und der scheidenden Erde ihren Respekt zu zollen. Doch einer von ihnen erweist sich als Verräter, der die Festlichkeiten mit Hilfe kleiner mechanischer Roboter zu sabotieren gedenkt. Wenn es dem Doctor nicht gelingt, ihn aufzuhalten, werden alle Gäste an Bord der Raumstation zusammen mit der Erde verbrennen…


Review: Episodenbild (c) BBCNa, das hat ja nicht lange gedauert. Zugegeben, von "Rose" war ich noch nicht wirklich so begeistert – wobei sich die Folge dank eines halben Pilotfilm-Punktes immerhin noch auf eine durchschnittliche Wertung retten könnte. Dafür ist es der neue(ste)n Doctor Who-Serie bereits mit der zweiten Episode gelungen, mich zu überzeugen. Dass das so schnell gehen würde, hatte ich eigentlich gar nicht erwartet – sollen die echten, ganz großen Highlights der ersten Staffel doch erst noch bevorstehen. Jedenfalls stellt "Das Ende der Welt" in sämtlichen Belangen einen großen Sprung nach vorne dar. Das beginnt schon bei der Inszenierung. Ja, ein gewisser billiger Livebild- bzw. Video-Look ist nach wie vor vorhanden, und insgesamt ist mir das Bild noch zu hell und strahlend. Aber die bei "Rose" kritisierten unnatürlich wirkenden Bewegungsabläufe, wie wenn man bei einer Serie oder einem Film einen "True Motion"-ähnlichen Bewegungsoptimierer am Fernseher einschaltet, wären mir hier nicht mehr aufgefallen. Das allein hilft schon Berge. Generell fand ich die Inszenierung von Euros Lyn um einiges gelungener als die Arbeit von Keith Boak bei "Rose". Er zoomt nicht mehr ganz so stark an die Gesichter ran und verleiht dem Ganzen ein cineastischeres Aussehen.

Auch bei den Effekten hat man diesmal gekleckert statt geklotzt. War ich vom Wesen an Ende von "Rose" noch wenig begeistert, fährt man hier mit CGI-Effekten auf, die sich durchaus sehen lassen können. Wobei ich vor allem die schiere Masse an Effekten die hier in den etwas mehr als 40 Minuten auf uns einprasseln bemerkenswert und beeindruckend fand. Qualitativ mögen sie zwar nicht zum allerbesten gehören, dass man im Fernsehen je gesehen hat, und ihre Computerherkunft nicht verbergen können, aber solange sie künstlerisch so gut umgesetzt sind wie dies hier der Fall war, bin ich gerne bereit über dieses kleine Manko hinwegzusehen. Auch das Setting der Geschichte gefiel mir ungemein gut, und hat dem inneren SF-Geek in mir voll und ganz begeistert. Das gegenwärtige London, das unter einer Invasion von Schaufensterpuppen leidet (wie dies in "Rose" der Fall war) verblasst im direkten Vergleich. Damit löst man aus meiner Sicht bereits in der zweiten Episode das Versprechen des interessanten und vielversprechenden Konzepts eines Wesens, das sowohl durch den Raum als auch die Zeit reisen kann, ein. Jedenfalls fand ich alles rund um die kurz bevorstehende Zerstörung der Erde einfach nur großartig. Und gerade auch diese Effekte fand ich wirklich phantastisch umgesetzt. Doch "Das Ende der Welt" ist keine "one-note"-Episode, die nur von dieser einen einzigen Idee leben würde. Stattdessen wird sie von Drehbuchautor Russell T. Davies mit zahlreichen wunderbaren, originellen und auch wirklich außerirdischen Außerirdischen – sowie mit Lady Cassandra als letztem Menschen einem weiteren einfallsreich umgesetzten Wesen – angereichert. Vor allem die Baum-Aliens haben es mir dabei wirklich angetan. Zudem sind diese nicht nur vom Konzept und/oder der Idee her gelungen; auch die Umsetzung kann absolut gefallen.

Episodenbild (c) BBCWeitere wesentliche Stärken, die für mich "Rose" gerettet haben und auch hier nach wie vor vorhanden sind, sind die wundervollen, vor Witz nur so überschäumenden Dialoge, die herrliche Chemie zwischen Christopher Eccleston und Billie Piper, sowie generell die schauspielerischen Leistungen der beiden. Vor allem Christopher Eccleston hat mich wieder begeistert. Zu Beginn ist sein Doctor wieder so herrlich aufgedreht – in weiterer Folge wird jedoch deutlich, dass er unter seiner gut gelaunten Schale einen düster-traurig-traumatisierten Kern verbirgt. Die betreffende Szene zwischen ihm und Jabe war einfach nur wundervoll. Aber auch Billie Piper konnte in den nachdenklicheren Momenten absolut gefallen. Generell gab es zahlreiche großartige, denkwürdige Szenen. Schon allein der Einstieg war phantastisch und sehr beeindruckend, mit Rose und dem Doctor, die auf die Erde hinabblicken. Auch ihre Vorstellung in der Raumstation fand ich fantastisch – wie auch sein Geschenk: "I give you… air from my lungs!" Und spätestens als zum Ende der Welt auf dem "iPod" (in Wahrheit ein altertümlicher Wurlitzer) "Tainted Love" gespielt wurde, hatte ich einen riesigen Grinser auf dem Gesicht. Einfach nur köstlich!

Auch danach gab es noch zahlreiche amüsante Momente – wie z.B. rund um die Telefonrechnung ob des Jahrmillionen übergreifenden Telefonats zwischen Rose und ihrer Mutter – und doch ist in weiterer Folge nicht alles nur Spiel und Spaß, sondern schlägt nach dem locker-humorvollen Beginn auch zunehmend ernstere Töne an, wie z.B. Roses Einsamkeit, die Bedenken über ihre Entscheidung, sowie die wundervolle Szene am Ende als sie beklagt, dass dank der ganzen Aufregung niemand die Zerstörung der Erde bezeugt hat. Als letzte Stärke der Folge möchte ich Murray Golds Soundtrack erwähnen. Auch dieser hat sich in meinen Augen seit "Rose" enorm gesteigert, und präsentiert hier zahlreiche eingängige Stücke, wobei es mir vor allem die Melodie die von einer zarten weiblichen Stimme begleitet wird angetan hat. Das war wirklich Gänsehaut-erregend! Meine einzigen beiden Kritikpunkte: So originell ich die Idee fand, eine Geschichte über das von einigen Gästen beobachtete Ende der Erde zu erzählen – der eigentliche Verräter- bzw. Sabotage-Plot war doch recht gewöhnlich. Zwar gebe ich zu, dass es Russell T. Davies ob des Übeltäters der dahinter steckt gelungen ist, mich an der Nase herumzuführen. Und die Szene als der Doctor keinen Finger rührt um dem Übeltäter zu helfen als dieser zu sterben droht war auch sehr stark. Insgesamt hätte ich diese ganze Sabotage-Handlung aber eigentlich nicht gebraucht. Mit diesen Aliens dem Ende der Welt beiwohnen zu können, hätte mir persönlich schon gereicht. Und vor allem der raum am Ende den der Doctor durchqueren muss, mit den großen Ventilatoren, hat mich nicht wirklich überzeugt. Zumindest mich erinnerte das etwas zu sehr an die parodistische Szene aus Galaxy Quest, wo Jason und Gwen durch den Maschinenraum voller verrückter Todesfallen durchmüssen, um zum Omega 13 zu gelangen – nur auf ernst. Und natürlich erfolgt die Rettung dann in allerletzter Sekunde – wie könnte es auch anders sein? Ach ja, und so großartig Cassandra grundsätzlich auch umgesetzt war komme ich nicht umhin anzumerken, dass sie über kein Gehirn verfügt. Wie kann sie dann denken, reden etc.? Aber gut, das ist dann wirklich schon Erbsenzählerei.

Fazit: Episodenbild (c) BBCNach meiner etwas verhaltenen Reaktion zur Pilot-Episode hatte ich nicht erwartet, dass es "Doctor Who" derart schnell gelingen würde, mich zu begeistern. Aber "Das Ende der Welt" hat mich (fast) voll und ganz überzeugt, und stellt in allen Belangen eine deutliche Steigerung zu "Rose" da. Die schiere Anzahl an Spezialeffekten mit der man hier aufgefahren ist fand ich beeindruckend, und auch qualitativ konnten sie sich durchaus sehen lassen. Eine gewisse Live-TV-Optik ist zwar – vor allem dank des hell-überstrahlenden Bildes – nach wie vor vorhanden, aber die Bewegungsabläufe wären mir diesmal nicht mehr so negativ aufgefallen wie bei der ersten Folge. Generell fand ich die Inszenierung von "Das Ende der Welt" deutlich gelungener und "cineastischer". Auch Score-Komponist Murray Gold hat sich in meinen Ohren klar gesteigert. Das Setting fand ich ebenfalls um einiges interessanter und faszinierender, als bei der Pilotfolge – damit traf man genau meinen (SF-)Geschmack. Und auch neben dieser Grundidee hat "Das Ende der Welt" noch einige interessante Einfälle zu bieten, wobei mir vor allem die Außerirdischen positiv aufgefallen sind. Kombiniert man dies nun mit den bei "Rose" bereits vorhandenen Stärken – die humorvollen Dialoge, die sehr guten schauspielerischen Leistungen von Christopher Eccleston und Billie Piper, sowie ihre bestechende Chemie in ihren gemeinsamen Szenen – ergibt das 45 überaus unterhaltsame Minuten. Einzig die eine oder andere kleinere Schwäche, der etwas übertriebene Showdown sowie mein subjektives Empfinden, dass der Zenit noch nicht erreicht ist, stehen einer höheren Wertung im Weg.

Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © BBC)




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