Rose
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Episodenbild (c) BBC

Originaltitel: Rose
Episodennummer: 1x01
Bewertung:
Erstausstrahlung UK: 26. März 2005
Erstausstrahlung D: 26. Januar 2008
Drehbuch: Russell T Davies
Regie: Keith Boak
Hauptdarsteller: Christopher Eccleston als The Doctor, Billie Piper als Rose Tyler
Gastdarsteller: Camille Coduri als Jackie Tyler, Noel Clarke als Mickey Smith, Mark Benton als Clive, Elli Garnett als Caroline, Adam McCoy als Clive's Son, Alan Ruscoe als Auton, Paul Kasey als Auton, David Sant als Auton, Elizabeth Fost als Auton, Helen Otway als Auton, Nicholas Briggs als Nestene Voice u.a.

Kurzinhalt: Was für die Kaufhaus-Angestellte Rose Tyler wie ein ganz normaler Arbeitstag beginnt, nimmt schon bald eine unerwartete und höchst gefährliche Wendung, als die Schaufensterpuppen zum Leben erwachen und sie angreifen. In letzter Minute wird sie von einem geheimnisvollen Mann gerettet, der sich ihr nur als "Der Doktor" vorstellt. Bei diesem handelt es sich um einen Außerirdischen, der mit seinem Schiff TARDIS, das von außen wie eine blaue Polizeinotruf-Zelle aussieht, durch Raum und Zeit reist. Sie erfährt, dass es die Schaufensterpuppen in erster Linie auf den Doktor selbst abgesehen haben. Es handelt sich bei ihm um den letzten der Time Lords, der auf die Erde gekommen ist, um die Invasionspläne einer fremden Intelligenz, die alle Dinge steuern kann, die aus Plastik sind, zu vereiteln. Als ihr Freund Mickey von einer Mülltonne gefressen wird, beschließt Rose, sich dem Doktor anzuschließen…


Review: Episodenbild (c) BBCIn Großbritannien ja seit mittlerweile 50 Jahren Kult, und seit dem "Reboot" auch in den USA durchaus populär, war "Der Doktor" hierzulande doch eher nur einer vergleichsweise kleinen Fan-Schar bekannt. Mittlerweile hat "Doctor Who" zwar auf dem Pay TV-Sender FOX einen Fixplatz, doch die Versuche von ProSieben, die Serie im Free TV zu platzieren, erwiesen sich als wenig erfolgreich – was wohl hauptverantwortlich dafür sein dürfte, dass "Doctor Who" hierzulande doch noch eher ein Geheimtipp ist. Vom Namen her war mir die Serie zwar schon seit einiger Zeit ein Begriff, bislang verspürte ich aber wenig Drang, mich näher damit auseinanderzusetzen. Meine bisherige Erfahrung mit dem Doktor beschränkte sich auf eine halbe gesehene Episode, die ich im Zuge meines Australien-Urlaubs 2011 mal zufällig aufgeschnappt habe, sowie dem Roman "Rad aus Eis", dass ein Abenteuer des zweiten Doktors erzählt. Da mir jedoch bei meinem Besuch bei der diesjährigen Phoenix ComiCon die Serie wärmstens ans Herz gelegt wurde, und angesichts des Wirbels rund um den 50. Geburtstag des Doktors, beschloss ich, dass es an der Zeit ist, diese Genre-Bildungslücke zu schließen und mich auf die Abenteuer des neunten Doktors zu stürzen.

Mein Urteil zur ersten Episode fällt dabei etwas durchwachsen aus. Am besten konnten mir die Dialoge gefallen. Die Gespräche und teilweise auch Schlagabtäusche zwischen Rose und dem Doktor fand ich sehr witzig. Was die Dialoge betrifft, konnte mich das Drehbuch jedenfalls voll und ganz überzeugen, und mit zahlreichen witzigen Momenten aufwarten. Auch die schauspielerische Leistung muss positiv hervorgehoben werden. Christopher Eccleston war mir bislang, von der einen oder anderen Nebenrolle in Filmen wie "28 Days Later" abgesehen, in erster Linie als Polizeichef aus den ersten paar Episoden der phänomenalen Krimiserie "Für alle Fälle Fitz" ein Begriff. Sein Doktor macht auf mich den Eindruck eines Energiebündels, wobei hinter der quirligen Fassade ein getriebener, verlorener Mann lauert. Auf der anderen Seite haben wir Rose, die quasi den unbedarften Zuschauer darstellt, der so wie ich neu in die phantastische Welt von Doctor Who eintaucht. Rose dient dabei nicht nur als Identifikationsfigur, sondern erlaubt es der Serie auch, wichtige Hintergrundinformationen rund um den Doktor, die Tardis etc. zu liefern, ohne dass es verkrampft wirken würde. Sehr gut gefällt mir dabei, dass sich Rose in weiterer Folge als deutlich mehr erweist, als einfach nur ein Fräulein in Nöten. So ist es letztendlich sie, die am Ende den Doktor aus der Bredouille hilft und damit die Invasion durch die Schaufensterpuppen verhindert. Auch ihre Entscheidung am Ende erschien für mich nachvollziehbar und plausibel – zumal sie mit ihrem Freund Mickey jetzt nicht die engste Liebe zu verbinden schien. Außerdem reist der Doktor mit der Tardis ja auch durch die Zeit, als könnte er sie theoretisch wieder genau an jenem Punkt abliefern, an dem er sie mitgenommen hat. Die gemeinsamen Szenen zwischen Christopher Eccleston und Billie Piper waren für mich jedenfalls die besten Momente von "Rose".

Episodenbild (c) BBCAbseits der Dialoge hat mich das Drehbuch leider weniger überzeugt. Die Idee mit den Schaufensterpuppen ist zwar grundsätzlich nett, aber wirklich als Bedrohung haben sie für mich, trotz ihrer Waffen, irgendwie nie so recht funktioniert. Die eine oder andere Szene schien mir auch eher bewusst auf komisch getrimmt zu sein, wo ein spannender Zugang meines Erachtens besser funktioniert hätte (wie z.B. der abgetrennte Arm). Und mit dem einen oder anderen Moment schien man sich auch eher an Kinder bzw. kindliche Gemüter zu richten, wie z.B. jene Szene, als Mickey von der Mülltonne verschluckt wird. Auch die nachfolgende Szene im Restaurant hat mich nicht wirklich überzeugt. Rose wird ja sonst als durchaus clever und aufgeweckt dargestellt – da erscheint es mir unplausibel, dass sie nicht bemerken würde, dass mit Mickey etwas nicht stimmt. Vor allem aber auch der Showdown hat mich dann doch eher enttäuscht. Hier haben die Macher meines Erachtens zu viel gewollt, aber zu wenig gekonnt. Ich hätte es jedenfalls besser gefunden, wenn man beim Doktor und Rose geblieben und den Beginn der Invasion der Phantasie des Zuschauers überlassen hätte, denn die Szenen im und rund ums Kaufhaus haben für mich nicht wirklich funktioniert.

Mein letzter Kritikpunkt betrifft die Inszenierung von Keith Boak. Zwar gab es eine Szene, die mir inszenatorisch dank der langen Einstellung ohne Schnitt wirklich gut gefallen hat (nämlich, als Rose und der Doktor das Wohnhaus verlassen), aber davon abgesehen machte seine Inszenierung auf mich einen doch eher billigen, amateurhaften Eindruck. Die Kamera war für meinen Geschmack allzu oft zu nah an den Gesichtern der Darsteller, und generell war das alles sehr schlicht inszeniert. Generell hat "Doctor Who" zumindest mal in dieser ersten Folge eine gewisse billige Optik, an die ich mich wohl erst gewöhnen werde müssen. Diesbezüglich ist mir vor allem der Live-TV-Look negativ ins Auge gestochen. Wer mein Review zum "Hobbit" inklusive meiner Schimpftirade auf HFR gelesen hat, weiß, dass ich was den Bewegungsablauf betrifft sehr sensibel bin. Ich bin mit Film und Fernsehen aufgewachsen, und es gibt nun mal einen bestimmten Look, der durch die 24 bzw. 25 auf Film gebannte Bilder entsteht, den ich mit "geskripteter" Unterhaltung, also Filmen und Serien, verbinde; im Gegensatz zu Live-TV-Look, wo statt mit Filmkameras mit Videokameras gedreht wird. Zumindest "Rose" sah nun leider genau so aus wie ein Live Bild, oder auch wie wenn man bei einem modernen Fernseher einen Bewegungsoptimierer wie TrueMotion aktiviert. Auf mich wirken die Bewegungsabläufe dadurch irgendwie unnatürlich. Gerade auch bei solch phantastischem Material wie "Doctor Who" (oder auch "Der Hobbit") finde ich dies ganz besonders störend, wenn das ganze aussieht wie eine billige Doku-Soap. Ich kann nur hoffen, dass a) dies entweder nur für den Pilotfilm gilt und man danach auf Filmkameras aufgerüstet hat oder b) ich mich an den Look wenn schon nicht gewöhnen mich doch wenigstens mit der Zeit damit abfinden werde können. Denn grundsätzlich finde ich, steckt im Konzept und in diesen Figuren viel Potential für tolle, spannende Abenteuer – es wäre schade, wenn mir die "TV-Optik" diese auch weiterhin ansatzweise verderben würde.

Fazit: Episodenbild (c) BBC"Rose" war die allererste Episode von "Doctor Who", die ich zur Gänze gesehen habe, und auch wenn mein Urteil etwas durchwachsen ausfällt, sehe ich insgesamt in der Serie viel Potential. Das interessante Konzept bietet schier endlose Möglichkeiten für phantastische, abwechslungsreiche Geschichten. Die Dialoge sind witzig und spritzig geschrieben, und werden von Christopher Eccleston und Billie Piper, die vor der Kamera bereits in dieser ersten Folge prima miteinander harmonieren, gekonnt rübergebracht. Vor allen Ecclestons Darstellung des doch etwas schrulligen und sehr energiegeladenen Doktors hat mir sehr gut gefallen. Die Handlung an sich, rund um die angreifenden Schaufensterpuppen, hätte jedoch für meinen Geschmack ruhig noch etwas spannender, ernster und "erwachsener" ausfallen dürfen (Da "Doctor Who" ja in erster Linie als Familienunterhaltung ausgerichtet ist, bin ich schon gespannt, ob ich diesen Kritikpunkt noch öfter vorbringen werde). Vor allem den Showdown fand ich eher enttäuschend. Am schwersten wiegt für mich aber die Inszenierung, die auf mich doch eher amateurhaft wirkte, und zusammen mit der Live-TV-Optik für einen billigen Look sorgte, an den ich mich wohl erst gewöhnen muss. Dank des zweifellos vorhandenen Potentials halte ich "Rose" aber trotz dieser Kritikpunkte für einen vielversprechenden Einstieg, dem es durchaus gelungen ist, mein Interesse für die weiteren Abenteuer von Rose und dem Doktor zu wecken.

Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © BBC)




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