Tausend Stimmen
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Originaltitel: The Sixth Extinction II: Amor Fati
Episodennummer: 7x02
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 14. November 1999
Erstausstrahlung D: 16. Oktober 2000
Drehbuch: David Duchovny & Chris Carter
Regie: Michael Watkins
Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner
Gastdarsteller: Mimi Rogers als Diana Fowley, William B. Davis als Cigarette Smoking Man, Nicholas Lea als Alex Krycek, John Finn als Michael Kritschgau, Floyd Red Crow Westerman als Albert Hosteen, Rebecca Toolan als Teena Mulder, Jerry Hardin als Deep Throat, Megan Leitch als Samantha Mulder, Arlene Pileggi als Skinner's Secretary, Warren Sweeney als Dr. Geoff Harriman, Brian George als Project Doctor, David Brisbin als Second Doctor u.a.

Kurzinhalt: Mulder befindet sich nach wie vor in kritischem Zustand. Schließlich wird er vom Raucher aufgesucht, der ihn in eine geheime Einrichtung entführt. Der Raucher ist davon überzeugt, dass Mulder der Schlüssel zur Rettung der Menschheit ist – und lässt an ihm eine Operation durchführen. Währenddessen befindet sich Mulder in einer vom Raucher initiierten Traumwelt, in der er von diesem scheinbar in eine friedliche Vorstadtsiedlung gebracht wird, um fortan ein ruhiges, beschauliches Leben zu führen. Dort trifft er einige alte Bekannte wieder, und vermählt sich schließlich mit Diana Fowley. Er durchlebt in dieser Illusion ein alternatives Leben, und muss u.a. mit ansehen, wie die Erde von den Außerirdischen vernichtet wird. Bis zu jenem Tag, als Scully bei ihm auftaucht und ihn anweist, aufzuwachen und weiterzukämpfen…


Review: ImageOk, bevor ich mich über all das auslasse, was mich an "Tausend Stimmen" gestört hat, lasst uns zuerst über die (wenigen) positiven Aspekte sprechen. In der Frage, wer denn nun Mulders Vater ist, erhalten hier wir nun endlich eine definitive Antwort. Nach all dem hin und her war mir die Szene zwar schon fast wieder zu unspektakulär, und natürlich ist nicht auszuschließen dass der Raucher hier lügt; aber ich will ihn einfach mal beim Wort nehmen. Der Gedanke, quasi ein komplettes Leben in einer Art Traumwelt zu erleben ist zwar alles andere als neu (eines der populärsten Genre-Beispiele ist wohl die TNG-Folge "Das zweite Leben"), und das Ganze mit VR und einer falschen Wirklichkeit wirkt schon ziemlich von "Matrix" abgekupfert. Aber he, immerhin, den Grundgedanken finde ich nach wie vor grundsätzlich nicht schlecht. Die einzig wirklich gute Szene war aber Mulders Vision der Apokalypse. Selbst diese war zwar nicht ungetrübt – bisher war nämlich was den geplanten Weltuntergang betrifft immer von einem Virus die Rede; dass uns die mit fliegenden Untertassen angreifen wollen, höre ich zum ersten Mal – aber zumindest optisch wusste sie zu gefallen.

Bereits all diese positiven Aspekte waren mit Schwächen behaftet. Das ist aber noch nichts im Vergleich zu den Dingen, die mich so richtig gestört haben. Vieles davon geht in Richtung Kontinuität und Story-Logik. Der Raucher weiß also, dass Mulder seine Gedanken lesen kann. Schön und gut. Aber scheinbar kann er auch Mulders Gedanken lesen! Oder er errät einfach nur so gut, was Mulder sich denkt. Beides überzeugt mich nicht. Seltsam auch die Aussage, Mulder wäre vor zwei Jahren mit einem Virus infiziert worden. Bisher dachte ich, eine Staffel würde einem Story-Jahr entsprechen. Da wären wir aber gerade am Anfang von Season 5, und da könnte ich mich beim besten Willen an nichts Entsprechendes erinnern. Das einzige was mir ansatzweise in die Richtung einfällt, sind die Ereignisse aus der Doppelfolge "Tunguska". Die Idee, dass allein dadurch dass Mulder die Zeichen liest (er hatte ja die Artefakte selbst nicht einmal in der Hand) ein Virus der seither in seinem Körper schlummerte nun wieder reaktiviert wurde, finde ich aber ziemlich weit hergeholt. Danach wird es von Minute zu Minute, von Offenbarung zu Offenbarung schlimmer. Mulder sein nun ein Alien-Mensch-Hybrid und damit der Beweis für außerirdischen Lebens. Der Raucher behauptet zudem, er sei unser Retter. Was ist dann mit Cassandra? War diese nicht schon der erste erfolgreiche Alien-Mensch-Hybrid? Konnte die etwa auch Gedanken lesen? Seltsam auch, dass es scheinbar irgendwie gelingen soll, das was Mulder vor dem Virus schützt auf den Raucher zu übertragen. Warum hat man das nicht schon bei Cassandra gemacht, und diese danach "gefahrlos" den Aliens übergeben? Meines Erachtens ergibt der gesamte Plot der Folge jedenfalls hinten und vorne überhaupt keinen Sinn.

ImageAuch der Gedanke, Mulder sei nun auf einmal der Retter der Menschheit, überzeugt mich nicht. Ende der 90er kam irgendwie zunehmend ein Trend zu irgendwelchen Außerwählten-Geschichten auf (nur zwei Beispiele: "Star Wars – Episode I: Die dunkle Bedrohung" und "Matrix"). Nun hat sich "Akte X" natürlich schon immer gerne von aktuellen Trends beeinflussen lassen, aber dass man auf den Zug nun auch noch aufspringt, halte ich für unnötig. Ich ziehe jedenfalls das Konzept von Mulder und Scully die eher am Rande von wichtigen Ereignissen diesem neuen Zugang, einen von ihnen in den Mittelpunkt zu rücken, vor. Zudem war es mit teilweise der christlichen Symbolik zu viel, bzw. erschien mir diese zu aufgesetzt. Auch alles rund um die Traumsequenzen hat mich nur bedingt überzeugt. Deep Throat soll auf einmal wieder am Leben sein, und auch Mulders Schwester taucht wieder auf. Rückwirkend betrachtet ist das alles unnötig, da eh nur eine Lüge. Und auch der off-screen Tod von Diana Fowley hat mich gestört; das war dieser mittlerweile doch nicht unwichtigen Figur einfach absolut unwürdig. Last but not least: Ich weiß dass sie verzweifelt versuchten den ersten Kuss so lange als möglich hinauszuzögern; aber angesichts der ungemein zärtlichen Szene zwischen Mulder und Scully am Ende wirkt der Kuss auf die Stirn absolut unnatürlich und unpassend.

Fazit: "Tausend Stimmen" verfügt über vereinzelte Stärken, und eine einzige wirklich gute – da visuell imposante – Szene, nämlich Mulders Vision der Kolonisierung durch die Aliens. Davon abgesehen war diese Episode aber ein heilloses Durcheinander. Mit den Traumsequenzen konnte ich nur bedingt etwas anfangen, Diana Fowleys Tod war mir auf diese Art und Weise zu unwürdig, und die letzte Szene zwischen Mulder und Scully schrie förmlich nach einem Kuss. Auch halte ich von der Idee nicht viel, Mulder als Retter der Menschheit hochzuspielen. Der mit Abstand größte Kritikpunkt sind aber die zahlreichen logischen Fragen, die "Tausend Stimmen" für mich aufgeworfen hat. Vieles an dieser Episode wollte einfach keinen Sinn ergeben, wirkt ungemein konfus, und konnte mich nicht überzeugen. Jedenfalls: Wenn ich bei meiner Erstsichtung zu diesem Zeitpunkt nicht ohnehin schon längst ausgestiegen wäre – spätestens jetzt wäre ich weg gewesen.

Wertung: 1.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)




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