Die Sammlung
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Originaltitel: Paper Hearts
Episodennummer: 4x10
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 15. Dezember 1996
Erstausstrahlung D: 09. Oktober 1997
Drehbuch: Vince Gilligan
Regie: Rob Bowman
Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner
Gastdarsteller: Tom Noonan als John Lee Roche, Byrne Piven als Frank Sparks, Rebecca Toolan als Mrs. Mulder, Jane Perry als Day Care Operator, Vanessa Morley als Samantha Mulder, Edward Diaz als El Camino Owner, Paul Bittante als Local Cop, Carly McKillip als Caitlin Ross u.a.

Kurzinhalt: In einem Traum wird Mulder zur Leiche eines jungen Mädchens geführt, die in einem Wald vergraben wurde. Als er die Stelle am nächsten Tag untersuchen lässt, findet man in der Tat eine entsprechende Leiche. Aus ihrem Kleid wurde über ihrer linken Brust ein Herz herausgeschnitten. Mulder kennt diese Vorgehensweise – sie passt zu einem Killer, den er vor Jahren geschnappt und hinter Gitter gebracht hat. Offenbar hat es noch weitere Opfer gegeben. Mit Hilfe von Scully gelingt es ihm, das nie gefundene "Tagebuch" des Killers aufzutreiben. Dort befinden sich noch drei weitere Stoffherzen. Als Mulder ihn dazu befragt, deutet der Killer an, dass eines davon zu Mulders Schwester Samantha gehören könnte…


Review: Image"Die Sammlung" hat ein gravierendes Problem, das mir die Episode leider ziemlich ruiniert hat: Sie kommt zu spät. Hätte man sie in der ersten Staffel oder spätestens in der ersten Hälfte der zweiten gebracht, hätte man als Zuschauer vielleicht noch ernsthaft in Betracht gezogen, dass sich Mulder das mit der Alien-Entführung nur eingebildet hat, und Samantha in Wahrheit von einem Kindermörder entführt wurde. He, anno dazumal hätte ich solch einer Wendung vermutlich sogar applaudiert. Allerdings: In "Die Kolonie" kam sie zurück, und selbst wenn es "nur" ein Klon von ihr gewesen sein mag, heißt das doch auch, dass der Killer sie nicht ermordet haben kann – denn wer auch immer diesen Klon erschaffen hat, muss über das "Original" verfügt haben. Zu Beginn der 4. Staffel hatte sie dann einen weiteren Auftritt; die entsprechenden Klone waren noch dazu im Alter, in dem sie entführt wurde - Verwechslung ausgeschlossen. Generell wurde schon viel zu viel Zeit auf diese ganze Samantha/Mulder-Geschichte verwendet, von wegen wer eigentlich entführt hätte werden sollen, usw. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass auch nur ein einziger Zuschauer der alle bisherigen Folgen gesehen hat auf diesen Bluff reingefallen ist.

Fast noch schlimmer als die Tatsache, dass die Finte nicht funktioniert, ist aber, dass Mulder auf sie hineinfällt. Tut mir leid, aber er sollte es besser wissen. Er hat genau das gleiche Wissen wie wir, inklusive das mit Samanthas Klonen. Er sucht sein Leben lang nach den Außerirdischen die sie entführt haben. Und jetzt soll ich glauben, dass er auf diesen billigen Trick hineinfällt? Es lässt Mulder absolut bescheuert aussehen. Und damit nicht genug, dass er sich vom Killer entsprechend verunsichern lässt, letztendlich stimmt er sogar zu, ihn (wenn auch nur kurz, für einen "Urlaub") freizulassen! Tut mir leid, aber so viel Dummheit kann selbst der Trick mit dem falschen Haus nicht aufwiegen. Davon, dass er ihn dann doch tatsächlich entkommen lässt, ganz zu schweigen. Die Krux an der Sache ist: Von diesem riesengroßen Faux pas mit der unglaubwürdigen Erklärung für Samanthas Verschwinden abgesehen macht die Episode eigentlich alles richtig. Der Einstieg rund um die grandios inszenierte Traumsequenz, mit den ausgewaschenen Farben und dem Laserpointer, ist großartig. Dies gilt auch für den Besuch beim Vater des nun gefundenen Opfers, dem ersten Besuch bei Roche, den Fund des "Alice im Wunderland"-Buchs mit all den Papierherzen. Alles bis zu dieser vermeintlichen Offenbarung war großartig – was das Ganze letztendlich für mich nur umso frustrierender macht.

ImageNoonan grandioses Schauspiel als Kindermörder. Er allein ist der Grund, dass ich die Folge nicht verärgert abgedreht und die DVD gegen die Wand gepfeffert habe. Auch das Zusammenspiel mit David Duchovny – der ebenfalls eine großartige Leistung zeigt – war phantastisch. Und wenn man es schafft, darüber hinwegzusehen, wie unglaubwürdig das alles rund um Samantha war, wie dämlich Mulder hier wirkt, und dass auch die Erklärung woher Roche all die Informationen hat (das Anzapfen von Mulders Träumen) sehr zu wünschen übrig lässt und höchst unplausibel wirkt, kann auch der Showdown im Bus gefallen, und einiges an Spannung verströmen. Jedenfalls finde ich es wirklich schade, dass man die Idee zu dieser Folge nicht schon früher hatte. Und selbst wenn, hätte man sie vielleicht ansatzweise retten können, indem man sie einfach zeitlich anders eingeordnet hätte. Dann hätte man zwar als Zuschauer Roche immer noch nicht geglaubt, hätte aber wenigstens verstehen können, warum Mulder dies tut. Aber so war die Episode für mich von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Fazit: Der Einstieg war noch großartig und versprach eine der besten alleinstehenden Episoden der Serie. Und dann kam die vermeintliche Wendung rund um Samantha Mulder, und die komplette Handlung fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus in einem Tornado. In der ersten Staffel hätte "Die Sammlung" noch ihre volle Wirkung entfalten können - doch mittlerweile ist es dafür einfach viel zu spät. Es ergab für mich einfach absolut keinen Sinn, dass Roche sie umgebracht haben könnte - wie würde man dann ihre Klone aus "Die Kolonie" erklären? Oder die jungen Samanthas, die auf der Plantage gearbeitet haben? Auch davon abgesehen stand die ganze Entführungsthematik bislang zu sehr im Zentrum und wissen wir einfach schon viel zu viel, als dass diese Erklärung noch plausibel wäre. Umso dämlicher wirkt Mulder, wenn er doch tatsächlich darauf hereinfällt. So nett die Idee mti dem falschen Haus auch gewesen sein mag, sie kann nicht einmal ansatzweise für diesen Anfall geistiger Umnachtung entschädigen - davon, dass er Roche dann auch noch entkommen lässt, ganz zu schweigen. Das Frustrierendeste an der Sache ist aber, wie großartig die Episode von diesem Aspekt abgesehen ist. Tom Noonans schauspielerische Leistung ist einfach nur grandios, und auch David Duchovny weiß hier wieder einmal so richtig zu gefallen. Der Einstieg ist ungemein spannend und teilweise auch emotional, und auch das Finale im Bus - so man über Mulders Fehler hinwegsehen kann - versteht es, zu packen. Aber der misslungene rote Hering rund um Samantha sowie die absurde Erklärung woher Roche all dies wissen konnte haben mir "Die Sammlung" leider ziemlich verdorben.

Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)




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