Höllengeld
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Originaltitel: Hellmoney
Episodennummer: 3x19
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 29. März 1996
Erstausstrahlung D: 06. Februar 1997
Drehbuch: Jeffrey Vlaming
Regie: Tucker Gates
Hauptdarsteller: David Duchovny als Special Agent Fox Mulder, Gillian Anderson als Special Agent Dana Scully, Mitch Pileggi als Assistant Director Walter Skinner
Gastdarsteller: B.D. Wong als Detective Glen Chao, Lucy Alexis Liu als Kim Hsin, James Hong als Hard-Faced Man, Michael Yama als Shuyang Hsin, Doug Abrahams als Detective Neary, Ellie Harvie als OPO Staffer, Derek Lowe als Johnny Lo, Donald Fong als Vase Man, Diana Ha als Dr. Wu, Stephen M.D. Chang als Large Man, Paul Wong als Wiry Man u.a.

Kurzinhalt: Mulder und Scully untersuchen den Mord im Chinesenviertel von San Francisco. Dort wurde ein Opfer bei lebendigem Leib in einem Krematorium verbrannt. Die Ermittler finden im Ofen Höllengeld, das dazu dienen soll, böse Geister zu besänftigen. Bei ihren Ermittlungen kommen Mulder und Scully, die mit Detective Glen Chao zusammenarbeiten, den ruchlosen Machenschaften der chinesischen Mafia auf die Spur. Diese halten – mit dem Versprechen, einen ständig größer werdenden Jackpot zu gewinnen – eine Lotterie ab, deren Einsatz die Organe der Teilnehmer ist. Wird man gezogen, greift man in einen kleineren Topf, und hält danach entweder das Gewinnlos in den Händen, oder aber eines, dass angibt, welches Organ man opfern muss. Dies kann von einem Auge bis hin zum Herzen reichen. Einer der Teilnehmer an diesem Spiel mit dem Leben ist Mr. Hsin, der hofft, durch den Gewinn seine sterbenskranke Tochter heilen zu können. Als er schließlich bei einer Ziehung sein Auge verliert, möchte er aussteigen. Doch die chinesische Mafia hat ihn fest in ihrem eisernen Griff…


Review: ImageLasst uns mit dem offensichtlichsten Kritikpunkt beginnen: Wie schon bei "Todestrieb" fragt man sich auch bei "Höllengeld", was Mulder und Scully bei diesem Fall verloren haben – fehlt es ihm doch gänzlich an übernatürlichen Elementen. So wie schon bei "Todestrieb" versucht man zwar auch hier krampfhaft, zu erklären, was dieser Fall unter den X-Akten zu suchen hat – mit der Szene mit den Geistern, die Mr. Hsin in einem Traum sieht – aber für mich bleibt es beim Versuchen. Die Episode könnte in jeder beliebigen Krimi-Serie spielen, und wäre dort insgesamt wohl auch besser aufgehoben gewesen. Wenn man doch wenigstens eine übernatürliche Erklärung angeboten hätte, und dann am Ende hätte sich herausgestellt, dass es doch nur "weltliche" Vorfälle sind. Das wäre eine interessante Abwechslung gewesen (wo sonst doch immer Mulder recht hat, und Scully mit ihrer Skepsis falsch liegt), welche die Episode für mich enorm aufgewertet hätte. Leider bleibt es diesbezüglich aber bei 1-2 extrem halbherzig wirkenden Sätzen von Mulder rund um Geister-Aktivitäten, die nie ernsthaft als Erklärung angeboten werden. Und so frage ich mich, was diese Geschichte eigentlich bei "Akte X" zu suchen hat.

Davon abgesehen muss ich aber zähneknirschend anerkennen, dass die Episode an sich ziemlich gut gelungen ist. Die Verknüpfung der Themen illegaler Organhandel, in Armut lebende Einwanderer die von kriminellen Organisationen ausgebeutet werden, eine Lotterie bei der man zieht welches Organ man spenden muss, sowie die suboptimale Krankenversorgung in den USA sorgt für eine interessante und abwechslungsreiche Mischung, die neben einigen tollen Thriller-Momenten und der erschreckenden Idee dieser Lotterie (die mir wirklich durch Mark und Bein ging) sogar etwas Tiefgang und eine sozialkritische Message zu bieten hat; und damit mehr bietet als reine Unterhaltung. Als weitere wesentliche Stärke erweisen sich die Gaststars. BD Wong war damals bereits aus einer kleinen Nebenrolle in "Jurassic Park" bekannt; heutzutage kennt man ihn in erster Linie aus "Law & Order: SVU". Lucy Liu ist hier vor ihrem großen Durchbruch (mit "Payback" und "Ally McBeal") zu sehen, und überzeugt mit einer Performance bzw. in einer Rolle, die meilenweit von ihren späteren, meist härteren, harscheren und unnahbareren Figuren entfernt ist – und beweist somit ihre Wandlungsfähigkeit. Michael Yama war damals wie heute eher unbekannt (wenn er auch z.B. am Anfang von "Indiana Jones und der Tempel des Todes" zu sehen war), weiß aber ebenfalls mit einer tollen Leistung zu gefallen. Die Musik von Mark Snow ist dank des chinesischen Einschlags (der sich natürlich aus der Handlung ergibt) nicht nur sehr passend, sondern im Vergleich zu seinen sonstigen Kompositionen auch eine nette Abwechslung. Und trotz der düsteren Thematik findet auch in "Höllengeld" wieder der (teils sehr schwarze) Humor Einzug, wie z.B. wenn Scully trocken kommentiert: "If I'm right, this is one man who left his heart in San Francisco". Komplettiert wird der positive Gesamteindruck durch unvergessliche Szenen wie die Lotterie, der aus der Leiche hervorkriechende Frosch, sowie der düstere Ausgang der Episode, mit dem in der Verbrennungsanlage des Bestattungsinstituts lebendig eingeäscherten Detective Chao. Von "Diamantenfieber" geklaut? Vielleicht. Ungemein effektiv und erschreckend? Definitiv.

Fazit: ImageZugegeben, viel "X" steckt in dieser Akte nicht gerade. Die vermeintlichen übernatürlichen Elemente sind – wie schon bei "Todestrieb" – sehr halbherzig eingebaut und werden nur äußerst rudimentär thematisiert; und machen dadurch den Eindruck einer billigen Ausrede, um diese Geschichte im Rahmen der Serie erzählen zu können. Von diesem nicht unwesentlichen Knackpunkt abgesehen muss man jedoch anerkennen, dass "Höllengeld" als reine Thriller-Episode betrachtet ziemlich gut funktioniert. Es gibt einige spannende Szenen, die Folge strotzt nur so vor interessanten Ideen, ist dank der verschiedenen Thematiken die hier angerissen werden sehr abwechslungsreich, und schlägt sogar teilweise sehr sozialkritische Untertöne an und lässt damit die Trivialität der üblichen X-Akten hinter sich. Auch die Gaststars sind hervorragend, wobei vor allem Lucy Liu hervorsticht, die hier in einer frühen Rolle zu sehen ist, und später doch einiges an Berühmtheit erlangen konnte. Hier offenbart sich "Akte X" wieder einmal als Talentschmiede, und rückwirkend betrachtet erweist sich Liu als eine der prominentesten Gaststars der Serie. Neben den schauspielerischen Leistungen wissen auch Inszenierung und Musik wieder zu gefallen. Insgesamt bietet "Höllengeld" sehr gute Thriller-Unterhaltung; die Frage, was sie bei "Akte X" zu suchen hat, bleibt sie uns aber leider bis zuletzt schuldig.

Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)




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