Willkommen im Leben nach dem Tode
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: Tapestry
Episodennummer: 6x15
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 15. Februar 1993
Erstausstrahlung BRD: 07. Juni 1994
Drehbuch: Ronald D. Moore
Regie: Les Landau
Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data.
Gastdarsteller: John de Lancie als Q, Ned Vaughn als Cortan Zweller, J.C. Brandy als Marta Batanides, Clint Carmichael als Nausicaan, Rae Norman als Penny Muroc, Clive Church als Maurice Picard, Marcus Nash als Young Picard, Majel Barrett als Computer Voice u.a.

Kurzinhalt: Nachdem sein künstliches Herz bei einem Einsatz beschädigt wurde, liegt Captain Picard im Sterben. Auf einmal umgibt ihn ein weißes Licht, und aus diesem tritt eine Gestalt hervor: Q. Dieser behauptet, Picard sei tot, und somit nun im Leben nach dem Tode angekommen, welches er nun also nun mit Q verbringen würde – bis in alle Ewigkeit. Captain Picard ist über diese Aussichten verständlicherweise alles andere als begeistert. Q hat allerdings noch einen anderen Vorschlag für ihn: Nämlich, ihn in der Zeit zurückzubringen, so dass er den damaligen Kampf mit den Nausicaanern, der ihm sein Herz gekostet hat, verhindern kann. Und so findet sich Picard in seiner eigenen Vergangenheit wieder, kurz nach der Absolvierung der Sternenflottenakademie, und in Gegenwart seiner guten Freunde aus der Zeit, Cortan Zweller und Marta Batanides. Während Cortan vom neuen, überlegteren und erwachsenen Picard doch eher enttäuscht ist, fühlt sich Marta zunehmend zu ihm hingezogen. Als beide ihren Gefühlen nachgeben, verläuft das Ganze jedoch nicht wie erwartet. Zugleich versucht Picard, den Kampf mit den Nausicaanern mit allen Mitteln zu verhindern – selbst, wenn er dadurch seine Freundschaft zu Cortan aufs Spiel setzt. Schließlich ist er damit erfolgreich, und Q bringt ihn wieder in die Gegenwart zurück. Doch dort hat sich so manches verändert…

Denkwürdige Zitate: "Welcome to the afterlife, Jean-Luc."
(Captain Picard ist eher wenig erfreut, als er sieht, wer ihn dort erwartet.)

"I refuse to believe that the afterlife is run by you. The universe is not so badly designed."
(Ob dieser grauenvollen Vorstellung wird selbst Jean-Luc noch gläubig!)

"Spare me your egotistical musings on your pivotal role in history. Nothing you do here will cause the Federation to collapse or galaxies to explode. To be blunt, you're not that important."
(Q erteilt Picards Ego einen gehörigen Dämpfer.)

"What if I don't avoid the fight? What if I won't make the changes?"
"Then you die on the table, and we spend eternity together."
"Wonderful."
(Da fällt einem die Wahl wirklich schwer.)

"I gave you something most mortals never experience. A second chance at life. And now all you can do is complain?"
(Ja, genau. So undankbar, dieser Lt. Junior Grade!)

"The Jean-Luc Picard you wanted to be, the one who did not fight the Nausicaan, had quite a different career from the one you remember. That Picard never had a brush with death, never came face to face with his own mortality, never realised how fragile life is or how important each moment must be."
(Q mit der "Moral von der Geschicht'".)

"I would rather die as the man I was than live the life I just saw."
(Picards Entscheidung am Ende.)

Review: Episodenbild (c) CBS "Willkommen im Leben nach dem Tode" ist eine jener Folgen, wo mir der Grundgedanke dahinter besser gefällt, als das Endergebnis, bzw. die Umsetzung. So hätte ich einen anderen Aufbau der Episode vorgezogen, nämlich, dass wir im 2. Akt die damaligen Ereignisse so sehen, wie sie sich zugetragen haben, mit dem "verantwortungslosen" Picard. Dies hätte sowohl für den nachfolgenden veränderten Ablauf als auch den erwachseneren, erfahreneren Picard selbst einen netten Kontrast geliefert, welcher der Episode fehlt. Wir erfahren zwar ständig, was für ein wilder Draufgänger Picard gewesen sein soll, aber wir sehen es nicht. Das fand ich doch schade. Viel schwerer wiegt aber noch, dass ich den Ablauf seiner veränderten Vergangenheit doch etwas melodramatisch fand. Die Art und Weise, wie er sich hier seine Freundschaft mit Cortan ruiniert, na ja. Auch wie Marta nach ihrer gemeinsamen Nacht reagierte fand ich sehr übertrieben dargestellt, und aufgesetzt. Letztendlich war alles darauf ausgerichtet, dass alles schief läuft was nur schief laufen kann. Das war mir dann doch etwas zu dick aufgetragen. Wie auch, dass Jean-Luc Picard nach all den Jahren immer noch ein Lieutenant Junior Grade sein soll.

Positiv sticht zuerst einmal der Auftritt von Q ins Auge. Nach seinem doch eher mäßigen Kurzbesuch auf "Deep Space Nine", wo er sich mit Sisko einen Boxkampf lieferte – und mich die dortigen Interaktionen zwischen ihm und Sisko doch enorm enttäuschten – bekommen wir ihn hier wieder im Zusammenspiel mit Jean-Luc Picard zu Gesicht, was ungleich besser funktioniert. Sowohl die Dialoge als auch die Darstellung von John DeLancie sowie von Patrick Stewart – vor allem ihr Zusammenspiel– waren wieder einmal wunderbar. Die beiden ergänzen sich vor der Kamera einfach perfekt, und ihre köstlichen Dialoge trugen wieder ungemein viel zum Gelingen – und dem Unterhaltungswert – der Folge bei Generell gab es wieder zahlreiche witzige Szenen und Kommentare (was für mich vor allem aufgrund der eigentlich ja doch eher tragischeren Grundidee eines Picards an der Schwelle des Todes hervorstach), wovon manche auch nicht vernünftig ins Deutsche zu retten waren (man nehme nur das großartige Wortspiel "Penny for your thoughts", nachdem Penny Jean-Luc gerade an der Bar stehengelassen hat). Der vermeintliche Himmel war ebenfalls sehr gut umsetzt (auch wenn ich da im ersten Moment ans Reich der Propheten denken musste). Positiv auch, dass das einschneidende Erlebnis, zu dem ihn Q zurückbringt, nicht extra für diese Folge erfunden wurde, sondern bereits früher in der Kontinuität – in der Episode "Das Herz eines Captains" aus der zweiten Staffel – etabliert wurde (dass die Konfrontation ein wenig anders verläuft, als damals geschildert, sehe ich ihnen dabei gerne nach). Witzig fand ich auch, wie das Spiel gestaltet wurde, das wie eine Mischung aus Billard und Flipper gewirkt hat. Vor allem aber gefällt mir, dass bis zuletzt nicht eindeutig aufgeklärt wird, ob Q für all dies auch wirklich verantwortlich ist, oder es sich vielleicht doch nur um eine Vision Picards handelt.

Episodenbild (c) CBS Die größte Stärke der Folge ist aber sicherlich ihre Aussage, dass wir ohne unseren schlimmen Erfahrungen und unsere Fehler nicht die Person wären, die wir heute sind – und dass diese durchaus etwas Positives sein können, wenn wir aus diesen Lernen. Damit lässt sich selbst aus dem tragischsten Ereignis noch etwas Positives ableiten, wenn man es nur schafft, die richtigen Lehren daraus zu ziehen. Eben diese Message finde ich ungemein aufbauend und wichtig; viel mehr noch was die eigenen – vermeintlichen – Fehler in der Vergangenheit betrifft, die man vielleicht bereut. Letztendlich machen uns all diese zu dem, was wir sind. Und zumindest im Falle von Captain Picard wurde er nicht etwa trotz, sondern vielmehr wegen dieser Fehler zu jenem Mann, der er nun ist. Zudem spricht es dafür, dass wir die Hoffnung darauf, ein besseres Leben führen bzw. zu einem besseren Menschen zu werden, trotz aller Fehler die wir in der Vergangenheit vielleicht begangen haben mögen (oder denken, sie begangen zu haben), niemals aufgeben sollen. Jedenfalls fand ich Picards Erkenntnis am Ende, und die darin mitschwingende Aussage, sehr schön.

Fazit: An "Willkommen im Leben nach dem Tode" gefallen mir in erster Linie die Grundidee, der wundervolle Humor (insbesondere natürlich wieder in den Interaktionen zwischen Picard und Q), der interessante Einblick in Picards Vergangenheit, sowie die Aussage, die am Ende transportiert wird. Dass sie sich nicht über eine höhere Wertung freuen kann, liegt in erster Linie am etwas gar melodramatisch-übertriebenen Verlauf der veränderten Zeitlinie, angefangen bei der Tatsache, dass der "reifere" Picard sowohl Cortan als auch Marta als Freunde verliert, bis hin zur Tatsache, dass er – trotz all seiner Talente und Ambitionen – selbst im mittleren Alter karrieremäßig immer noch als Lieutenant Junior Grade herumlaufen soll. Schon klar, dass es sowohl der Episode als auch Q (so dieser denn überhaupt für das Ganze verantwortlich ist – was dankenswerterweise ungeklärt bleibt) in erster Linie darum, Picard bzw. den Zuschauern eine Lektion zu erteilen, aber gar so dick auftragen hätte man auch wieder nicht müssen. Zudem hätte die Episode in meinen Augen davon profitiert, wenn wir mehr vom damaligen, aufgeweckten Picard gesehen hätten, da dies einen netten Kontrast dazu geboten hätte, wie wir ihn kennen. So wurde uns nur ständig gesagt, wie anders er sich auf einmal verhält, aber wir haben es nicht gesehen. Dank der interessanten Grundidee, der amüsanten Szenen zwischen Q und Picard, sowie der interessanten (und auch hoffnungsvollen) Aussage die man hier verbreitet, bot "Willkommen im Leben nach dem Tode" aber insgesamt durchaus gute Unterhaltung – auch wenn man in meinen Augen ein bisschen hinter den Möglichkeiten zurückblieb.

Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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