Data's Hypothese
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: The Quality of Life
Episodennummer: 6x09
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 16. November 1992
Erstausstrahlung BRD: 30. Mai 1994
Drehbuch: Naren Shankar
Regie: Jonathan Frakes
Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data.
Gastdarsteller: Ellen Bry als Farallon, J. Downing als Kelso, Majel Barrett als Computer Voice u.a.

Kurzinhalt: Die Enterprise fliegt zum Planeten Tyrus Vlla, in dessen Orbit eine Raumstation schwebt. Auf dieser testet die Wissenschaflerin Dr. Farallon eine neue Bergbaumethode, bei der der Abbau der entsprechenden Materialien aus dem Weltall erfolgt. Die Enterprise soll untersuchen, ob es sich dabei um eine gangbare Methode handelt, die sich für weitere Einsätze empfiehlt. Nur kurz nach ihrer Ankunft kommt es jedoch zu einer Fehlfunktion – die allerdings in kürzester Zeit mit Hilfe einer anderen von Dr. Farallons Erfindungen behoben werden kann: Den Exocomps. Dabei handelt es sich um kleine, intelligente Roboter, die kleinste Gänge im Nu durchschweben können, und mittels einer Art eingebauter Transporter das für ihren Zweck jeweils notwendige Werkzeug materialisieren können. Eine Art elektronisches schweizer Taschenmesser, also. Doch eine Fehlfunktion, bei der sich einer der Exocomps weigert, einem Befehl nachzukommen, weckt Datas Interesse. Hat der Exocomp eventuell gewusst, dass es kurz darauf zu einer Explosion kommen würde, und den Befehl deshalb verweigert, um sich selbst zu schützen? Wenn ja – könnte dies bedeuten, dass es sich bei den Exocomps um eine neuartige Lebensform handelt? Data, der danach trachtet, als künstliches Lebewesen nicht mehr allein zu sein im Universum, macht sich daran, seine Hypothese zu belegen…

Denkwürdige Zitate: "Doctor, what is the definition of life?"
(Als nächstes fragt Data dann wohl nach dem Sinn des Lebens…)

"Are you saying the question cannot be answered?"
"No, I think I'm saying that we struggle all our lives to answer it, but it's the struggle that's important. That's what helps us to define our place in the universe."
(Eine gute Antwort – wenn sie auch Data wohl kaum weiterhelfen dürfte.)

"You said earlier that I am unique. If so, then I am alone in the universe."
(Data macht die Gründe für sein Bestreben deutlich.)

"When my status as a living being was in question, you fought to protect my rights, and for that I will always be grateful. The exocomps had no such advocate. If I had not acted in their behalf, they would have been destroyed. I could not allow that to happen, sir."
"Of course you couldn't. It was the most human decision you've ever made."
(Picard erteilt Data für seine Meuterei Absolution.)

Review: Episodenbild (c) CBS "Data's Hypothese" nimmt das Grundgerüst aus "Wem gehört Data?", wo Data beweisen musste, am Leben und nicht einfach nur eine Maschine zu sein, und geht damit noch einen Schritt weiter. Denn während man wohl – insbesondere natürlich Trekkies, welche TNG ab der ersten Episode verfolgt haben – nicht lange überlegen musste, ob Data am Leben ist und es sich bei ihm nicht einfach nur um eine weitere Maschine im Eigentum der Sternenflotte handelt, würde einem bei einem Gerät, selbst einem so intelligenten, selbst denkenden wie den Exocomps, dieser Gedanke wohl eher nicht kommen. Insofern war die Idee, ein Werkzeug mit Intelligenz auszustatten und sich die Frage zu stellen, ob es nicht vielleicht so wie Data ebenfalls am Leben ist, zweifellos recht interessant – einfach, da einem der geistige Sprung von einem Androiden hin zu seinem lebendigen Roboter doch irgendwie schwer fällt. Insofern empfand ich dies – gerade auch im Zeitalter von immer intelligenter werdenden Maschinen (wobei "Data's Hypothese" diesbezüglich wohl seiner Zeit voraus war und die Folge damit heutzutage relevanter wirkt als anno dazumal) – als interessanten Denkansatz.

Das Problem dabei ist allerdings, dass sie mich lediglich auf einer intellektuellen, nicht jedoch auf emotionaler Ebene anzusprechen vermochte. Genau darin liegt der Knackpunkt der Folge, und genau deshalb kommt sie auch bei weitem nicht an "Wem gehört Data?" heran, wenn die Frage "Leben oder nicht?" dort auch eine ziemliche "No Na!"-Angelegenheit gewesen sein mag. Im Vergleich zu den Exocomps haben wir halt nur als Fans der Serie einen Bezug zu Data, und leiden dementsprechend mit ihm mit, wenn sein Status als Lebewesen und damit als entscheidungsfähiges Individuum in Zweifel gezogen wird. Den Exocomps bringen wir hingegen maximal wissenschaftliche Neugier entgegen, und der Versuch, Data quasi als Mittelsmann zu verwenden (da wir zu ihm eben einen Bezug haben, und ihm die Exocomps am Herzen liegen), hat zumindest bei mir nicht wirklich funktioniert. Leider ist es der Episode irgendwie auch nicht gelungen, mich mit Data mitfühlen zu lassen, nachdem sein Experiment scheitert. Dies könnte aber auch damit zusammenhängen, dass mir dieser Teil der Folge noch in guter Erinnerung war, und ich den Grund dafür noch wusste. Was für mich dann ebenfalls nicht wirklich Sinn ergeben wollte, war Dr. Farallons Vorschlag am Ende, die Exocomps so zu verändern, dass sie keine Befehle mehr verweigern können. Immerhin glaubt sie ja nicht an Data's Hypothese – eben dieser Schritt wäre jedoch nur notwendig, wenn dieser mit seiner Vermutung Recht hätte. Hier widerspricht sich die Wissenschaftlerin somit selbst. Und generell fand ich die Krise am Ende etwas gar konstruiert. Last but not least fand ich es seltsam, dass Datas Meuterei nicht mehr groß thematisiert wurde. Ich verstehe, dass er mit Riker nicht übereingestimmt hat und hätte kein Problem damit gehabt, wenn er unter vier Augen noch einmal gegen den Plan protestiert (und als Alternative jene Lösung vorschlägt, die dann von Riker kommt). Aber dass er den Befehl derart verweigert, erschien mir für den Androiden doch eher untypisch.

Episodenbild (c) CBS Immerhin, Rikers Lösung selbst konnte mir sehr gut gefallen, und generell fand ich die letzten paar Minuten recht gelungen. Gut gefallen hat mir auch der amüsante Einstieg rund um das – leider unterbrochene – Pokerspiel und die Wette, sowie generell die Diskussion über Bärte. Für die Inszenierung der Folge zeichnete sich wieder Jonathan Frakes verantwortlich, der neuerlich als Regisseur eine sehr gute Leistung abliefert (die konstant gute Figur, die er auf dem Regiestuhl abgegeben hat, dürfte wohl maßgeblich dafür verantwortlich gewesen sein, dass ihm letztendlich auch die Inszenierung von "Star Trek: Der erste Kontakt" anvertraut wurde). Und wie fast gewohnt sind auch die Effekte wieder einmal positiv hervorzuheben. Die Szenen mit der Station und der Enterprise im Orbit des Planeten haben es mir dabei ganz besonders angetan. Aber auch die Exocomps waren makellos umgesetzt, egal ob ihre "echten" Komponenten oder der Materialisierungseffekt der unterschiedlichen Werkzeuge, die sie verwenden. Einzig die Musik von Dennis McCarthy fand ich eher unauffällig. Davon abgesehen gibt sich "Data's Hypothese" – wie bei TNG gewohnt – produktionstechnisch wieder einmal keine Blöße.

Fazit: "Data's Hypothese" setzt sich mit einer interessanten Frage bzw. Möglichkeit auseinander, nämlich was wir machen, wenn unsere intelligenten Maschinen eines Tages sich ihrer selbst bewusst werden und zu "echten" Lebewesen werden sollten. Angesichts immer größerer Intelligenz, die uns umgibt, vom fernsteuerbaren Haus über automatisierte Kühlschränke bis hin zur ganzen Elektronik im Auto (und an ersten Autos, die von selber fahren können, wird ja auch schon gearbeitet), erscheint die Thematik heute sogar noch relevanter als noch vor 20 Jahren. Das große Problem an der Folge war für mich nur leider, dass sie zwar meinen Kopf bzw. meinen Intellekt, nicht jedoch mein Herz angesprochen hat. Emotional ließ mich das Geschehen daher – trotz der Versuche, Data als emotionalen Zwischenhändler fungieren zu lassen – leider eher kalt. Generell vermochte es die Episode leider nicht so recht, mich zu packen. Erst am Ende drehte "Data's Hypothese" dann wieder auf. Bis dahin bot die Folge zwar auch anständige Unterhaltung, und produktionstechnisch gab es ohnehin auch wieder einmal nichts zu meckern, wobei sich vor allem die Weltraumszenen optisch wieder hervortaten. Aber wirklich fesseln konnte mich die Folge leider nicht.

Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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