Ein missglücktes Manöver |
Episodennummer: 5x19 Bewertung: ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Erstausstrahlung USA: 30. März 1992 Erstausstrahlung BRD: 29. April 1994 Drehbuch: Ronald D. Moore & Naren Shankar Regie: Paul Lynch Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data. Gastdarsteller: Wil Wheaton als Wesley Crusher, Jacqueline Brookes als Admiral Brand, Ray Walston als Boothby, Robert Duncan McNeill als Nicholas Locarno, Ed Lauter als Albert, Richard Fancy als Satelk, Walker Brandt als Hajar, Shannon Fill als Sito u.a. Kurzinhalt: Die U.S.S. Enterprise befindet sich auf dem Weg zurück zur Erde, wo Captain Picard an der Sternenflottenakademie eine Rede halten soll, als man von einem tragischen Unfall erfährt, der sich während eines Testflugs ereignet hat, und in den auch Wesley Crusher involviert war. Dieser ist zwar, abseits kleinerer Verletzungen, wohlauf, aber ein anderer Kadett verlor dabei sein Leben. In einer Anhörung, der neben Captain Picard natürlich auch Wesleys Mutter Beverly Crusher beiwohnt, soll der genaue Unfallhergang eruiert werden – auch um eine allfällige Mitschuld der anderen involvierten Kadetten ausschließen zu können. Doch ein Satellitenbild, das unmittelbar vor dem Unfall aufgenommen wurde, lässt sich nicht mit der Aussage der vier Kadetten in Einklang bringen – und deutet an, dass die vier etwas verbergen könnten. Vor allem Wesley Crusher scheint unter dem schrecklichen Geheimnis dass die Überlebenden hüten zunehmend zu leiden. Er konfrontiert die anderen Kadetten der Staffel, darunter u.a. auch ihren Kommandanten Nicholas Locarno, da er der Ansicht ist, dass sie die Wahrheit sagen sollten. Doch die anderen lehnen ab, müssten sie in diesem Fall mit Strafmaßnahmen rechnen, die bis zum Ausschluss von der Akademie reichen könnten. Als der Tag seiner Aussage unaufhaltsam näher rückt, muss Wesley Crusher eine schwerwiegende Entscheidung zwischen der Loyalität zu seinem Geschwader und seiner Verpflichtung der Wahrheit gegenüber treffen… Denkwürdige Zitate: "Boothby? Jean-Luc Picard, class of twenty seven." "I know that. What happened to your hair?" (Boothby kommt gleich auf den Punkt.) "You could use a good herbicide instead of pulling the weeds with your bare hands." "And you could explore space on a holodeck instead of a starship." (Da hat der gute Gärtner völlig recht.) "I choose not to answer, sir." (Wesley gibt sich – kurzzeitig – aufmüpfig.) "When I decided to make you an acting ensign, I was convinced you could be an outstanding officer. I've never questioned that conviction, until now." (Captain Picard redet Wesley ins Gewissen.) Review: ![]() Der Hauptknackpunkt der Episode ist für mich allerdings, wie man sich dem moralischen Dilemma nähert, und dieses letztendlich auch auflöst. Ganz in "bester" "Das Gesetz der Edo"-Tradition ("I'm from Starfleet. We don't lie!") darf sich Wesley Crusher hier wieder einmal als der durch und durch gute Sternenflottenkadett präsentieren, der natürlich letztendlich der einzige ist, der die Wahrheit sagt. Demnach ist das wieder einmal eine "Wesley ist der Beste" (bzw. "Wesley ist der einzig gute")-Folge, wobei diesmal nicht sein technisches Wissen, sondern vielmehr sein besser-als-alle-anderen moralischer Charakter hervorgehoben und gefeiert wird. Und das fand ich einfach nur extrem schade. Anstatt die Möglichkeit zu nutzen, ihm etwas Ecken und Kanten zu verleihen, wird lediglich der Eindruck den wir bislang ohnehin schon von ihm hatten bestätigt. Sehr verkrampft und konstruiert fand ich auch die zahlreichen Szenen, welche seine Beichte quasi vorbereiten, und wo man ihn mit möglichst vielen Schuldgefühlen belädt. Da entschuldigt sich der Vater des toten Kadetten für dessen Fehler beim Testflug, mit dem er alle anderen in Gefahr gebracht hat. Da versichert ihm seine Mutter, dass sie hinter ihm steht, weiß sie doch, dass er nie lügen würde und immer die Wahrheit sagt. Und dann redet ihm selbst noch sein großes Vorbild Jean-Luc Picard ins Gewissen. All das macht es in meinen Augen letztendlich viel zu deutlich und offensichtlich, dass Wesley am Ende die Wahrheit sagen wird. Zugleich lässt es aber eben die anderen drei Kadetten sehr schlecht aussehen. Ich hätte es jedenfalls deutlich vorgezogen, wenn Wesley am Ende wo man kurz davor war die Untersuchung abzuschließen einfach die Klappe gehalten hätte. Aber das kann man mit dem durch-und-durch guten Wesley, der als Vorbild für alle Jugendliche dienen soll, natürlich nicht machen. Und so verkommt "Ein missglücktes Manöver" zu einem 45 minütigen moralischen Vortrag. Meh. ![]() Fazit: Auch wenn ich mich in meiner Kritik sehr auf die negativen Aspekte konzentriert habe, ist die Episode insgesamt sicherlich nicht schlecht. Sie versteht es, soweit ganz gut zu unterhalten, die SchauspielerInnen liefern solide bis sehr gute Leistungen ab, mir gefiel der Einblick in die Sternenflottenakademie, und vor allem die gemeinsamen Szenen zwischen Picard und Boothby werteten die Episode für mich ungemein auf. Ich war einfach nur sehr enttäuscht, wie wenig man letztendlich aus der interessanten Ausgangssituation herausgeholt hat. Hier wurde mir einfach viel zu sehr schwarz/weiß gezeichnet, und Wesley als strahlender, unfehlbarer Held präsentiert, statt ihn seinen Mund halten und damit seiner Figur auch ein paar Ecken und Kanten zu verleihen. Erschwerend kommt auch noch hinzu, wie dick aufgetragen einige Szenen – wie jener Moment, als sich der Vater des Unglücksopfers bei ihm entschuldigt – waren. Und auch dass das dann-doch-noch Geständnis von Locarno nur off-screen stattfinden durfte, um Wesley nicht die Show zu stehlen, hat mich sehr gestört. Insgesamt ist "Ein missglücktes Manöver" zwar dennoch keine schlechte Episode – aber ich sehe sie in erster Linie als vertane Chance. Hätte man daraus ein hartes Charakterdrama gemacht, statt eine 45-minütige Version der "Moral von der Geschicht'"-Szenen aus "Full House", hätte sie zumindest mir wesentlich besser gefallen. Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)
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