Odan, der Sonderbotschafter
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: The Host
Episodennummer: 4x23
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 13.05.1991
Erstausstrahlung BRD: 21.03.1994
Drehbuch: Michel Horvat
Regie: Marvin V. Rush
Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data, Wil Wheaton als Wesley Crusher
Gastdarsteller: Franc Luz als Odan, Barbara Tarbuck als Leka Trion, Nicole Orth-Pallavicini als Kareel Odan, William Newman als Kalin Trose, Patti Yasutake als Alyssa Ogawa u.a.

Kurzinhalt: Vor ein paar Tagen hat die Enterprise Odan, einen Sonderbotschafter der Föderation, an Bord genommen, der im jahrzehntelangen Konflikt zwischen zwei verfeindeten Völkern eines Sonnensystems vermitteln soll. Seit seiner Ankunft hat sich zwischen dem Trill und Doctor Crusher eine heiße Liebesaffäre entwickelt – die allerdings ein jähes Ende zu nehmen scheint, als Odans Shuttle angegriffen und der Botschafter dabei verletzt wird. Denn wie Beverly nun erfährt, handelt es sich bei den Trill um ein Volk, dass aus einem Wirtskörper sowie einem wurmartigen Wesen besteht, dass die eigentliche Persönlichkeit beinhaltet. Allerdings kann der Symbiont nur einen kurzen Zeitraum ohne Wirt überleben. Zwar schickt man vom Planeten Trill einen Ersatz, doch dieser wird die Enterprise nicht rechtzeitig erreichen. Um die große Chance auf Frieden nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, bietet sich Riker als vorübergehender Wirtskörper an. Doch der Trill-Symbiont bringt seinen Körper bis an den Rande des Zusammenbruchs. Zudem findet sich Beverly Crusher nun, da sich jene Person in die sie sich verliebt hat im Körper eines ihrer Kollegen befindet, in einem emotionalen Dilemma wieder. Während sie versucht, Rikers Körper bis zum Eintreffen des neuen Wirtskörpers soweit zu stabilisieren, dass Odan die Verhandlungen fortsetzen kann, muss sie sich der Frage stellen, ob sie die Romanze zu Odan trotz dieser Veränderung fortführen will und kann…

Denkwürdige Zitate: "Data, there are times when every second does count."
(Dr. Crusher hat es eilig, zu Odan zurückkehren zu können.)

"Speak softly, Governor. Those who cannot hear an angry shout may strain to hear a whisper."
(Odans gut formulierter Rat an den Gouverneur.)

"Beverly, whatever else I may be to you, I am your friend. I can only imagine what you're going through, and I want you to know I'm here."
(Captain Picard spendet seiner alten Freundin Trost.)

Review: Episodenbild (c) CBS In "Odan, der Sonderbotschafter" darf Beverly Crusher, wenn sie auch hier durchaus wieder als kompetente Ärztin in Erscheinung tritt, auch mal eine andere, privatere Seite von sich zeigen – schreiben ihr die Macher hier doch eine Romanze auf den Leib. Solche Liebesgeschichten – vor allem wenn sie sich auf eine einzige Episode beschränken – waren noch nie eine Stärke von "Star Trek", und auch in dieser Folge würde ich den entsprechenden Handlungsstrang nicht unbedingt als Höhepunkt bezeichnen. Die Tatsache, dass es mit ihr mal nicht eine/n der üblichen Verdächtigen erwischt hat, man uns Beverly mal aus einem anderen Blickwinkel zeigt, und Gates McFadden und Franc Luz ihre gegenseitige Anziehung durchaus überzeugend spielen, macht es aber immerhin noch soweit ok. Gut gefallen hat mir auch die Idee eines freundlichen Symbionten. Man ist es bei solchen Kreaturen aufgrund anderer SF-Serien ja automatisch gewohnt, sie als böse Parasiten zu betrachten – insofern fand ich diese Offenbarung damals durchaus erfrischend. Die Effekte sind wieder einmal großartig, und die Musik von Jay Chattaway überzeugt vor allem mit den zarten Flötentönen, die akustisch aus dem üblichen Korsett der Serie herausstechen.

Anderes ist weniger gelungen. Rückwirkend fällt vor allem auf, wie völlig anders die Trill hier umgesetzt sind. Sie sehen völlig anders aus als ihre späteren Gegenparts, mit Stirnhöckern statt den dunklen Flecken auf der Haut, Odan darf im Vergleich zu späteren Inkarnationen nicht gebeamt werden da dies dem Symbionten schaden würde (eine Beschränkung, von der später bei Jadzia und Ezri keine Rede mehr ist), und die gesamte Beziehung zwischen Symbiont und Wirt ist eine ganz andere. Später wurde das ganze ja so umgesetzt, dass jeder vereinte Trill trotz des Symbionten sein eigenes Individuum ist, und halt nur den Vorteil hat, auf die Erfahrungen und Erinnerungen der früheren Wirtskörper zugreifen zu können. Hier übernimmt der Symbiont aber vielmehr den Wirten, der nichts weiter ist als eine leere Hülle. Die spätere Umsetzung dieser Symbiose gefällt mir hier definitiv besser. Schade fand ich auch, dass man sich fast ausschließlich auf die Romanze konzentriert und für meinen Geschmack den Verhandlungen zu wenig Beachtung geschenkt hat. Überdeutlich wird dies am Ende, wo diese hinter geschlossenen Türen stattfinden. Mir ist schon klar, dass man nicht den gesamten Verhandlungsprozess zeigen konnte, aber doch zumindest einzelne Höhepunkte? Angesichts des "Opfers", das Riker hier vollbringt, hätte ich es schön und wichtig gefunden, wenn wir Odans Erfolg unmittelbarer miterlebt hätten, als dadurch, dass er aus dem Verhandlungsraum kommt und diese als erfolgreich abgeschlossen deklariert. All dies machte es leider auch ziemlich schwer, sein angeblich so großes Verhandlungsgeschick nachzuvollziehen, und warum es so wichtig war, dass just Odan, und kein Ersatzbotschafter, die Verhandlungen leitet.

Episodenbild (c) CBS So ok (zum Prädikat "nett" kann ich mich leider nicht ganz durchringen) die Romanze zwischen Odan und Crusher grundsätzlich auch gemacht war, aber was mir doch ziemlich vor dem Kopf stieß war die Frage von Odan in Richtung Picard, ob er glaube, dass sie ihre Karriere in Starfleet für ihn aufgeben würde. Bitte was?!?! Unsicher bin ich mir auch, wie gut es Jonathan Frakes und Nicole Orth-Pallavicini gelungen ist, Odan darzustellen. Frakes bekommt die eine oder andere Dialogzeile, die wie Odan klingt, und vor allem auch sein erstes Gespräch mit dem Vertreter einer der beiden Parteien über den Wandschirm der Enterprise vermittelt durchaus glaubwürdig das Gefühl, hier Odan vor uns zu haben. Danach schienen mir die Grenzen zwischen Odan und Riker aber zunehmend zu verschwinden, und vor allem in seinen gemeinsamen Szenen mit Crusher sah ich eigentlich nur mehr Riker vor mir (was ihre gemeinsamen romantischen Szenen nur noch seltsamer gemacht hat, als sie ohnehin schon waren). Vielleicht war dies ja genauso beabsichtigt, aber ich hätte es vorgezogen, wenn sich Frakes Darstellung von Odan stärker von jener von Commander Riker abgegrenzt hätte. Und auch beim weiblichen Odan am Ende konnte ich nicht mehr viel von Franc Luz' Darstellung der Figur erkennen.

Womit wir auch schon an meinem größten Kritikpunkt angelangt werden. Denn die Art und Weise, wie "Odan, der Sonderbotschafter" mit der Wendung am Ende umgeht, finde ich höchst bedauerlich. Bitte versteht mich nicht falsch: Beverly Crusher ist halt heterosexuell, und das ist genauso ok, als wenn sie bisexuell oder homosexuell wäre. Wenn das mir passieren würde, dass die Persönlichkeit meiner Freundin auf einmal in einem männlichen Körper landet, könnte ich als heterosexueller Mann wohl auch nicht einfach so darüber hinwegsehen. Ich finde es aber nur halt ungemein schade, dass diese Gelegenheit, ein Statement für Toleranz abzugeben, hier (noch) nicht genutzt wurde. Denn genau darin liegt ja einer der größten Vorteile der SF-Unterhaltung: Aktuelle, vielleicht auch umstrittene Themen zu nehmen, und durch die fantastischeren Möglichkeiten, die das Genre bietet, uminterpretieren. Wenn Crusher am Ende sinngemäß gesagt hätte "scheiß drauf!" und damit festgestellt hätte, dass ihr die Persönlichkeit wichtiger ist als das Geschlecht, hätte man damit vielleicht den einen oder anderen Zuschauer, der Homosexualität gegenüber ablehnend eingestellt ist, zum Nachdenken anregen können. Es hilft auch nicht, dass es Beverly nach anfänglicher Eingewöhnungsphase schafft, über Odans neuen (männlichen) Körper in Form von Riker – immerhin einem Kollegen von ihr – hinwegzusehen. Den abzuknutschen ist ok – aber eine Frau? Das hinterließ bei mir doch einen etwas bitteren Nachgeschmack. Wenn man uns doch wenigstens einen Abschiedskuss der beiden gegönnt hätte. Damit hätte sich "Odan, der Sonderbotschafter" in bester "Star Trek"-Tradition befunden (siehe den Kuss zwischen Kirk und Uhura in "Platons Stiefkinder") wenn es darum geht, mit TV-Tabus und -Konventionen zu brechen. Aber leider, es hat nicht sollen sein.

Fazit: Episodenbild (c) CBS Liebesgeschichten funktionieren bei "Star Trek" ja leider nur in den seltensten Fällen, und wenn wir diesbezüglich auch schon deutlich schlimmeres gesehen haben, kann ich "Odan, der Sonderbotschafter" leider dennoch nicht als positive Ausnahme heranziehen. Zwar gelingt es Gates McFadden und Franc Luz, ihre gegenseitigen Gefühle plausibel zu vermitteln; zudem erlaubt es die Romanze, uns mal eine andere Seite von Beverly Crusher zu zeigen. Dennoch überwiegen die negativen Aspekte. So fand ich es schade, dass die Verhandlungen (zu) sehr in den Hintergrund rücken. Zwar kein Fehler der Folge per se, aber als "Star Trek"-Fan fallen einem rückwirkend die Inkonsistenzen in der Darstellung der Trill negativ auf. Am meisten hat mich aber das Ende enttäuscht, wo man die Chance, eine Message für Toleranz anzubringen, ungenutzt verstreichen lässt. Ich versteh schon: Wenn wir uns verlieben, verlieben wir uns in das Gesamtpaket; das Innere und das Äußere. Aber dass sie eine Beziehung mit "Frau Odan" kategorisch ablehnt, nachdem sie zuvor noch vergleichsweise wenig Probleme damit hatte, mit Riker rumzumachen, hinterließ bei mir schon einen etwas bittere Nachgeschmack. Zumindest einen Abschiedskuss hätte man uns schenken können. Jedenfalls fand ich die Art und Weise, wie man mit der Wendung am Ende umgegangen ist, zutiefst bedauerlich.

Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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