Die Begegnung im Weltraum
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: Destiny's Child
Episodennummer: 4x16
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 11.03.1991
Erstausstrahlung BRD: 10.03.1994
Drehbuch: Thomas Kartozian & Maurice Hurley
Regie: Winrich Kolbe
Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data, Wil Wheaton als Wesley Crusher
Gastdarsteller: Susan Gibney als Leah Brahms, Lanei Chapman als Sariel Rager, Jana Marie Hupp als Pavlik, April Grace als Transporter Technician, Whoopi Goldberg als Guinan u.a.

Kurzinhalt: Geordi ist ganz aus dem Häuschen, nachdem ihm Captain Picard verraten hat, dass in Kürze Leah Brahms an Bord kommen wird – hat er doch mit einem holographischen Abbild von ihr vor ein paar Monaten eine Krise für das Schiff gelöst, und sich dabei in ihren Avatar verknallt. Doch die erste Begegnung verläuft längst nicht so harmonisch wie von Geordi erhofft, ist Leah Brahms mit den meisten von ihm an ihren Warptriebwerken vorgenommenen Änderungen doch alles andere als zufrieden. Bei einem gemeinsamen Abendessen versucht Geordi, die Wogen zu glätten, stellt sich dabei allerdings etwas ungeschickt an. Eine Krise zwingt die beiden schließlich dazu, das Kriegsbeil zu begraben und zusammenzuarbeiten. Dies gelingt einige Zeit lang recht gut – ehe Geordi erfährt, dass sie verheiratet ist, und Leah wiederum im Holodeck über ein obskures Programm stolpert. Währenddessen entdeckt die Enterprise ein Wesen, das im Weltraum zu leben scheint. Leider endet der erste Kontakt in einer Katastrophe: Die Scans des Wesens fügen dem Schiff großen Schaden zu, weshalb Captain Picard schließlich keine andere Wahl hat, als die Phaser einzusetzen – und das Wesen damit zur Überraschung aller getötet wird. Kurz darauf entdeckt man, dass das Wesen schwanger war. Doch der Nachwuchs ist zu klein, um aus eigener Kraft die Außenhaut zu durchbrechen. Die Enterprise beschließt, Geburtshilfe zu leisten – doch danach scheint das frisch geborene Wesen die Enterprise für seine Mutter zu halten…

Denkwürdige Zitate: "I've studied her… schematics for years."
(Und nicht nur die, du Lüstling!)

"La Forge. So you're the one who's fouled up my engine designs."
(So hat sich Geordi die erste Begegnung mit der Frau seiner Holo-Träume nicht vorgestellt.)

"What would it be like, Counsellor? No ship, no bulky spacesuit. Just to live between the stars, have the entire galaxy as a home."
(In der Tat ein faszinierender Gedanke.)

"We're out here to explore, to make contact with other life forms, to establish peaceful relations but not to interfere. And absolutely not to destroy. And yet look what we have just done."
(Ein zerknirschter Captain Picard, nachdem die Enterprise die fremde Lebensform in Notwehr getötet hat.)

"You saw exactly what you wanted to see in the holodeck. Sure, the computer made it look like her, gave it personality, but when it came to the relationship. La Forge, you filled in the blanks. And you had a perfectly wonderful, marvellous little fantasy. until the real Leah showed up and ruined it. She's probably done the most horrific thing one person can do to another, not live up to your expectations."
(Guinans mahnende Worte an Geordi.)

"If the baby is nursing, perhaps what we need is to find a way to sour the milk."
(Nett ausgedrückt, diese Problemlösung.)

Review: Episodenbild (c) CBS "Die Begegnung im Weltraum" spaltet sich in zwei Handlungen, die sich dann da und dort – insbesondere zum Ende hin – überschneiden, davon abgesehen aber nicht unterschiedlicher sein könnten. Der Schwerpunkt der Episode liegt dabei ganz klar auf Geordi LaForge und das "Wiedersehen" – oder eher Kennenlernen – mit Leah Brahms. Was die Folge zweifellos aufwertet, ist die im Vergleich zur klassischen Serie gestärkte Kontinuität. Natürlich, von einer Art fortlaufenden Handlung kann man überwiegend nur träumen (Ausnahmen wie die Intrigen im klingonischen Reich bestätigen die Regel), aber dennoch bemühte sich "Star Trek" mit "The Next Generation" zunehmend, aus der Kontinuität der Serie zu schöpfen und so die Handlung einer Episode eine größere Wirkung entfalten zu lassen. In einigen früheren Episoden oder eben insbesondere bei der klassischen Serie hätten wir nämlich die Vorgeschichte nicht in einer anderen Folge gesehen – und würden sie somit selbst kennen bzw. hätten sie aus erster Hand miterlebt – sondern die Figuren würden uns in Gesprächen nur darüber berichten (so wie es Geordi ja auch zu Beginn – für alle die "Die Energiefalle" nicht gesehen oder schon wieder vergessen haben). Hier waren wir allerdings live dabei und können daher Geordis Gefühle besser nachvollziehen.

Was mir dabei sehr gut gefallen hat, war das Spiel zwischen Fantasie – bzw. Wunschvorstellung – und Realität. Die Leah Brahms die Geordi und uns hier gegenübersteht ist nämlich ganz anders als jene Person, die LaForge in "Die Energiefalle" erschaffen ließ um ihm beim dortigen technischen Problem zu lösen. Diesen Widerspruch fand ich höchst gelungen, und er sorgt auch für einige durchaus amüsante Momente. Als sehr positiv empfand ich auch, dass hier mal nicht alles glücklich ausgeht – zumindest aus Sicht von Geordi. Ja, er und Leah mögen im Laufe der Episode das Kriegsbeil begraben, doch relativ früh erfährt er, dass sie verheiratet ist – und sich demnach zwischen ihnen wohl eher keine Romanze entwickeln wird, so wie er sich das insgeheim gehofft hat. Zusätzlich aufgewertet wird dieser Plot auch durch das Schauspiel von Susan Gibney, die den Kontrast zu ihrem ersten (holographischen) Auftritt wunderbar herausarbeitet. Und auch LeVar Burton macht seine Sache als Mann, der sich bei Maschinen wohler fühlt aus bei Frauen, sehr gut. Trotz dieser positiven Aspekte konnte mich dieser Teil der Episode aber leider nicht 100%ig überzeugen. So handelte mir Geordi teilweise dann doch schon wieder etwas zu übertrieben ungeschickt. So amüsant ihre erste Begegnung auch sein mag, aber dass sie ganz anders sein würde als in seiner (Holodeck-)Fantasie, war eigentlich zu erwarten; wie auch, dass sie in weiterer Folge ihre Differenzen begraben würden. Sonderlich überraschend fand ich diesen Teil der Handlung jedenfalls nicht. Sehr vorhersehbar auch, dass Leah natürlich von ihrem holographischen Ebenbild erfahren würde. Die Art und Weise wie das passierte, fand ich aber doch eher erzwungen (man sollte meinen, Geordi löscht oder versteckt das Programm vorsorglich, bevor sie an Bord kommt). Vor allem aber fand ich, dass sie sich danach viel zu schnell wieder versöhnt haben, und vor allem Leahs Entschuldigung ob ihrer Reaktion stieß mir sauer auf. Ich fand, sie war absolut im Recht. Ein weniger "Friede Freude Eierkuchen"-Ende (auch wenn dieses aufgrund ihrer Ehe ohnehin getrübt ist) hätte ich entschieden vorgezogen.

Episodenbild (c) CBS Insgesamt hielten sich bei der Hauptstory für mich jedenfalls trotz einiger netter Momente (zu der auch Geordis zweites Gespräch mit Guinan zu zählen ist) die positiven und die negativen Aspekte ziemlich die Waage. Was diese dann über die komplette Folge hinweg dann doch noch in Richtung der Stärken ausschlagen lässt, ist die Nebenhandlung rund um das fremde Wesen, das man im Weltraum entdeckt. Mit Picards Worten darüber, und wie es einfach so durch den Weltraum fliegt, ohne Raumanzug oder ähnliches, wird nach längerer Zeit endlich wieder einmal der "sense of wonder" beschworen, was zumindest bei mir auch absolut funktioniert hat. Dementsprechend tragisch ist die Wendung, als der Captain den Befehl gibt, die Phaser abzufeuern, und das Wesen damit tötet. Der Schock ist allen Besatzungsmitgliedern deutlich vom Gesicht abzulesen (eine tolle Leistung aller Beteiligten in dieser Szene!), und spiegelt auch die Emotion des Zuschauers wieder. Natürlich hat Captain Picard aus reiner Notwehr gehandelt. Zudem hätte es eigentlich nur ein Warnschuss sein sollen – niemand konnte wissen, dass das Wesen auf diese Art und Weise auf den Beschuss reagieren würde. Doch all dies ändert nichts an der Tragik der Geschehnisse.

Nach der Offenbarung, dass das Wesen schwanger war (wobei die Enterprise-Crew für meinen Geschmack etwas zu lang gebraucht hat, um das herauszufinden), schlägt "Die Begegnung im Weltraum" dann wieder deutlich beschwingt-leichtere Töne an. Wie das Baby sich zur Enterprise dreht und das Schiff für seine Mutter hält, die Idee hat schon etwas. Das daraus resultierende Problem der Energieknappheit erinnerte zwar etwas an "Die Energiefalle", aber die Beschreibung der Lösung (siehe Zitate zur Folge) konnte mir dann durchaus gefallen. Die Lösung selbst war allerding leider reines an den Haaren herbeigezogenes Technogebrabbel der schlimmsten Sorte, dem doch der unangenehme Duft einer Deus Ex Machina anheim haftete. Dies fand ich demnach dann doch wieder etwas enttäuschend. Gut gefallen hat mir dafür die Umsetzung der älteren Wesen, für die extra Modelle gebaut wurden, die obwohl sie statisch sind (das Modell also nicht "atmet", nicht den Schwanz bewegt o.ä.) durchaus glaubhaft den Eindruck eines lebendigen Wesens vermitteln. Womit wir leider auch schon bei meinem letzten wesentlichen Kritikpunkt an "Die Begegnung im Weltraum" wären: Denn der Nachwuchs wurde leider rein als CGI umgesetzt. Nun war dies nicht das erste Mal, dass man bei "Next Generation" auf diese damals noch eher junge Technologie zurückgegriffen hat – bereits das Kristallwesen stammte aus dem Computer. Dieses war aber ein vergleichsweise statisches Modell, dem man die Computerherkunft nicht ansah. Im Vergleich dazu fällt "Junior" leider deutlich ab. Jederzeit ist erkennbar, dass es sich um CGI handelt, und auch wenn ich verstehen kann, warum man sich dazu genötigt sah – immerhin brauchte man eine Einstellung, in der man sieht, wie dieses aus dem Körper der "Mutter" hervorkommt, was mit einem verkleinerten statischen Modell einfach nur seltsam ausgesehen hätte – sticht es neben all den realen Modellen einfach unangenehm heraus. Zugleich macht der ständig seinen Schwanz bewegende Jüngling auch die Beschränkungen des Mutter-Modells deutlich. Die Kombination beider Technologien fand ich jedenfalls doch eher suboptimal.

Fazit: Episodenbild (c) CBS "Die Begegnung im Weltraum" macht Geordi – und uns – mit der echten Leah Brahms bekannt. Aus den Unterschieden zwischen seiner Holo-Fantasie und der echten Person – und der damit einhergehenden recht unharmonischen Interaktion zwischen den beiden zu Beginn – bezieht die Episode einiges an Humor, wie auch aus Geordis Flirtversuchen. Leah Brahms wird von Susan Gibney sehr gut gespielt, die es perfekt versteht, die Unterschiede zur Holo-Version auszuarbeiten. Gut gefallen konnte mir auch, dass Geordi ein Happy End verwehrt bleibt. Zudem gab es einige nette und teilweise sogar starke Szenen, wie sein Gespräch mit Guinan. Jedoch: Für meinen Geschmack hat sie Geordi dann doch etwas zu schnell verziehen; vor allem aber hätte ihre Entschuldigung ob ihrer Reaktion – die ich absolut gerechtfertigt fand – nun wirklich nicht sein müssen. Dies hat mir die Haupthandlung trotz einiger gelungener Momente doch ansatzweise verdorben. Auch die B-Handlung ist nicht optimal. Das Problem wird am Ende mit einer wenig überzeugenden Technogebrabbel-Deus Ex Machina in Wohlgefallen aufgelöst, und die Kombination zwischen CGI-Junior und Miniatur-Mama hat für mich nicht wirklich funktioniert, da es die Beschränkungen beider Zugänge (die CGI sah künstlich aus; das Modell war starr) offensichtlich machte. Dafür gab es dort aber einen schönen "sense of wonder", und vor allem jene starke Szene, als sie das erwachsene Wesen töten – vor allem letzteres sichert "Die Begegnung im Weltraum" dann doch noch eine überdurchschnittliche Wertung.

Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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