Der Überläufer |
Episodennummer: 3x10 Bewertung: ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Erstausstrahlung USA: 01.01.1990 Erstausstrahlung BRD: 11.09.1992 Drehbuch: Ronald D. Moore Regie: Robert Scheerer Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data, Wil Wheaton als Wesley Crusher Gastdarsteller: James Sloyan als Alidar Jarok, Andreas Katsulas als Tomalak, John Hancock als Haden, S.A. Templeman als Bates u.a. Kurzinhalt: In der Nähe der Neutralen Zone empfängt die U.S.S. Enterprise den Notruf eines romulanischen Kurierschiffs, das von einem Warbird verfolgt wird. Der Pilot behauptet, zur Föderation überlaufen zu wollen und wichtige Informationen über eine bevorstehende Offensive der Romulaner zu haben. Der Enterprise gelingt es, das Kurierschiff zu schützen und den Piloten an Bord zu nehmen. Der romulanische Warbird zieht sich – scheinbar unwillig in den Raum der Föderation einzudringen und so den Friedensvertrag zu brechen – wieder zurück. Der romulanische Verräter stellt sich als Setal vor, und berichtet Captain Picard davon, dass sich gerade eine Flotte der Romulaner bei Nelvana III sammelt, um einen Angriff gegen die Föderation zu starten. Setal rät Picard, mit der Enterprise sofort zum Planeten zu fliegen und die dortige Basis, die als Schaltzentrale für die bevorstehende Offensive dienen soll, auszuschalten – und damit einen Krieg zu verhindern. Doch Picard ist über die Aussicht eines Präventivschlags nicht gerade erfreut. Zudem stellt sich für ihn und seine Crew die Frage, ob man Setal auch wirklich trauen kann. Möglicherweise ist er ja dem romulanischen Reich nach wie vor treu ergeben, und soll er vielmehr die Föderation zu einer übertriebenen und überhasteten Reaktion verleiten, damit die Sternenflotte wie die Aggressoren aussehen und den Romulanern wiederum einen guten Grund geben, um einen Krieg zu beginnen. Während Picard mit diesem Dilemma hadert, rückt die Deadline des vermeintlichen Angriffs immer näher… Denkwürdige Zitate: "It's always a game of chess with them, isn't it?" (Captain Picard über die Romulaner.) "We have less than forty eight hours to prevent a war – or perhaps, to start one." (Picard bringt das zentrale Dilemma der Episode auf den Punkt.) "Lieutenant Worf. I like him. To be more accurate, I understand him. A warrior, proud, fearless, living only for combat. Exactly the type that will get us all killed, if we're not careful." (Setal aka Admiral Jarok über den klingonischen Sicherheitschef der Enterprise.) "What a fool I've been. To come looking for courage in a lair of cowards." (Setal/Jarok zeigt sich ob der skeptisch-vorsichtigen Haltung der Enterprise-Crew enttäuscht.) "I will never see my child smile again. She will grow up believing that her father is a traitor. But she will grow up." (Setal/Jarok über seine Beweggründe, überzulaufen und seine Heimat zu verraten.) "We will be on our way." "Without even an apology, Captain?" "If an apology will do, then I offer it." "I'm afraid it won't, so I will save you the humiliation." (Angesichts dieser Wortgefechte ist es richtiggehend schade, dass wir Tomalak danach kaum mehr zu sehen bekommen haben.) "Do you seriously expect me to accept those terms?" "No, Captain Picard, I expect you won't." (Diese Antwort von Tomalak hat etwas Goldfinger-artiges.) "Shall we die together?" (Picards 'Angebot' an Tomalak.) Review: ![]() Jarok ist ein durchaus interessanter Protagonist, und eine sehr tragische Figur. Schon lange hegt er Ressentiments gegen die romulanische Führung, und die darin immer wieder laut polternden Kriegstreiber. Er ist davon überzeugt, dass ein weiterer Krieg der Untergang des romulanischen Reichs wäre. Obwohl er zum "Feind" überläuft erweist er sich als Patriot. Er tut was er tut, um seine Heimat zu retten – und für das Wohl seiner Tochter und aller anderen Bürgerinnen und Bürger des romulanischen Reichs. Wie sich jedoch am Ende herausstellt, war all dies umsonst – ist er doch einem Plot von Tomalak auf den Leim gegangen, mit dem sich dieser für die Schmach bei Galorndon Core rächen will. Die Szene, als ihm sein Irrtum bewusst wird, sowie der tragische Ausgang des Geschehens wussten durchaus zu berühren – vor allem, da uns Jarok nach anfänglicher Skepsis zunehmend sympathisch wurde; vor allem natürlich dann in jener Szene, als er Picard über die wahren Beweggründe seines Verrats aufklärt. Auch die Geschichte rund um seinen Abschiedsbrief – und dass Picard hofft, diesen eines Tages übermitteln zu können – gefällt mir ungemein gut. Zudem fällt auf, dass die "Next Generation" damit – nachdem in den ersten beiden Staffeln die Happy Ends dominiert haben – bereits das zweite tragische Ende in Folge präsentiert (nach "Yuta, die Letzte ihres Clans"). Dies macht deutlich, dass die Macher langsam aber sicher etwas mutiger werden, und nicht mehr den Zwang verspüren, jede Episode mit einem "Friede Freude Eierkuchen"-Ende ausklingen lassen zu müssen. Wie ja auch generell die gesamte Produktion mittlerweile einen deutlich selbstbewussteren und stimmigeren Eindruck macht. ![]() Neben dem Drehbuch können auch die schauspielerischen Leistungen gefallen. James Sloyan bleibt als Überläufer zu Beginn herrlich ambivalent, um zuletzt doch noch die Sympathien des Zuschauers zu gewinnen. Patrick Steward ist als Picard gewohnt großartig. Und auch Andreas Katsulas' Schauspiel hat mir wieder einmal Freude bereitet (wenn er auch als Tomalak längst nicht so glänzt wie als G'Kar bei "Babylon 5"). Die Musik muss ich ebenfalls zum wiederholten Mal positiv hervorheben. Wie eigentlich immer bei Ron Jones wissen die Kompositionen absolut zu gefallen, und tragen viel zur Stimmung, Spannung und insgesamt zum Gelingen der Episode bei. Absolut grandios sind auch wieder einmal die Effekte. Schon allein die Einstiegssequenz mit dem Kurierschiff und dem Warbird sieht toll aus. Am Ende bekommen wir dann aber mehr Raumschiffe auf einmal zu sehen, als dies bislang bei "Next Generation" der Fall war. Heutzutage ist das mit Computern und entsprechenden im Computer entstandenen Schiffen ja keine große Leistung mehr. Aber bei TNG hat man ja noch mit Modellen gearbeitet – da sticht die Szene am Ende mit der Enterprise, den beiden romulanischen Warbirds und den drei klingonischen Bird of Preys schon positiv hervor. Jedoch – und damit sind wir bei den Schwächen der Episode angelangt: Dass die Serie hier zum wiederholten Mal eine actionreiche Konfrontation ankündigt, nur um sich dann erst recht wieder davor zu drücken, dürfte wohl nicht jedem zusagen. Zumal sich die Macher mit den plötzlich auftauchenden klingonischen Schiffen doch recht bequem aus der Affäre ziehen. Seltsam fand ich auch, dass Troi nicht tiefere Einblicke in Jaroks Gefühle und Absichten geben konnte. Wenn sie es nicht mal hier schafft, einen wertvollen Beitrag zu leisten, wozu ist sie dann überhaupt gut? Davon abgesehen ist es weniger ein Fall von "schlecht" als "nicht großartig". Die Episode macht wenig falsch, bot aber auch nur vereinzelte Höhepunkte, die mich so richtig begeistern konnte. Der Rest war gut, aber halt eben nicht überragend. Fazit: ![]() Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)
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