Wie schnell die Zeit vergeht |
Produktionsnummer: 2x11 Bewertung: ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Erstausstrahlung USA: 08.12.1967 Erstausstrahlung D: 29.02.1988 Drehbuch: David P. Harmon Regie: Joseph Pevney Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Walter Koenig als Pavel Chekov, Nichelle Nichols als Lt. Uhura Gastdarsteller: Charles Drake als Commodore Stocker, Sarah Marshall als Janet Wallace, Majel Barrett als Christine Chapel, Carolyn Nelson als Yeoman Atkins, Arlene Washburn als Arlene Galway u.a. Kurzinhalt: Captain Kirk beamt gemeinsam mit einem Außenteam auf den Planeten Gamma Hydra IV, um dort die jährlich anstehende medizinische Untersuchung der dort lebenden Kolonisten vorzunehmen. Doch die Kolonie scheint wie ausgestorben zu sein. In einem abgedunkelten Gebäude findet Chekov schließlich einen toten alten Mann, und McCoys Untersuchung ergibt, dass dieser an einer natürlichen Ursache gestorben ist – nämlich an Altersschwäche. Kurz darauf entdeckt man zwei Überlebende, die aussehen wie 80, aber eigentlich noch viel jünger sein sollten. Irgendetwas scheint den Alterungsprozess auf dem Planeten beschleunigt zu haben. Man beamt die beiden auf die Enterprise, McCoy kann jedoch nichts mehr für sie tun. Kurz darauf zeigen sich auch beim Außenteam die ersten Symptome. Was auch immer bei den Kolonisten den schnellen Alterungsprozess ausgelöst hat, bewirkt nun das gleiche auch bei Kirk, Spock, McCoy, Scotty sowie Lt. Galway. Angesichts der Tatsache, wie schnell sie altern, berechnet McCoy, dass ihnen nur mehr wenige Tage, wenn nicht gar Stunden, bleiben, um die Ursache herauszufinden und ein Gegenmittel dafür zu entwickeln. Der an Bord befindliche Commodore Stocker verlangt daraufhin, dass die Enterprise sofort zur Sternenbasis 10 fliegt, doch Kirk hält die Chancen ein Heilmittel zu finden im Orbit des Planeten für größer, und weigert sich. Daraufhin lässt der Commodore eine Anhörung einberufen, die darüber entscheiden soll, ob der alternde Kirk – der immer seniler wird – noch in der Lage ist, das Kommando über die Enterprise zu führen… Denkwürdige Zitate: "Blood sample, Chekov! Marrow sample, Chekov! Skin sample, Chekov! If – if I live long enough, I'm going to run out of samples!" "You'll live." "Oh, yes. I'll live. But I won't enjoy it." (Chekov beschwert sich bei Sulu über die medizinischen Tests.) "I'm not a magician, Spock, just an old country doctor." "Yes. As I always suspected." (Spocks Humor scheint mit zunehmendem Alter immer trockener zu werden.) "Lieutenant Uhura, let me know if we contact any Romulan." (Die Enterprise wird von einem Schuss der Romulaner getroffen) "I think we just made contact, sir." (Trockener Humor ist offenbar nicht den Vulkaniern vorbehalten.) Review: ![]() Generell stellt sich mir die Frage, wozu diese Anhörung gut war. Mit Kirk mitfühlen konnte ich zu keinem Zeitpunkt, da er wie ein egoistischer Sesselkleber wirkt, dem sein Stolz wichtiger ist als das Wohl des Schiffes und seiner Crew. Anders ist nicht zu erklären, dass er – im Gegensatz zu Spock – darauf beharrt, das Kommando trotz seiner Fehler weiterzuführen. Und damit dafür mitverantwortlich ist, dass ihnen wichtige Zeit, um die Ursache zu finden, genommen ist, da man sich mit dem Tribunal befassen muss. Der einzige Sinn und Zweck der Anhörung scheint es zu sein, Commodore Ricker in weiterer Folge zu ermöglichen, das Kommando zu übernehmen. Doch auch das hätte sich leichter und weniger zeitaufwändig umsetzen lassen… denn dass eine Abberufung aus medizinischen Gründen auch ohne einen derartig ausgedehnten Prozess möglich ist, hat uns jedoch vor kurzem "Planeten-Killer" gezeigt, wo Commodore Decker aufgrund seines geistigen Zustandes das Kommando enthoben wurde. Von der Möglichkeit, dass Kirk sein Kommando freiwillig aufgibt, bis seine Gesundheit wiederhergestellt ist, ganz zu schweigen. Und natürlich, es kommt wie es kommen muss, Ricker erweist sich als absolut unfähig, das Kommando zu führen, und ist schließlich beim Angriff der Romulaner völlig überfordert. Was leider auch völlig überzogen dargestellt wurde. Ich verlange ja von ihm keinen ähnlich cleveren Schachzug, wie ihn Kirk schließlich aus dem Hut zaubert, aber dass er es nicht einmal schafft, den Befehl zu geben, zurückzufeuern, ist einfach nur dämlich. Leider ist "dämlich" insgesamt ein erstaunlich passendes Prädikat, um diese Episode zu beschreiben. Dies zeigt sich u.a. bei vielen Kleinigkeiten, die nicht so recht Sinn ergeben wollen. Warum sagen die Kolonisten Kirk nicht, was mit ihnen los ist, als er sie kontaktiert? Und warum haben sie nicht schon viel früher einen medizinischen Notruf abgesetzt? Chekovs extremer Schock beim Anblick des Toten war auch völlig übertrieben, und ließ die Figur absolut lächerlich wirken. ![]() Aber wisst ihr was? All diesen Schwachsinn hätte ich vielleicht sogar mit gutem Willen noch akzeptieren können – wenn man denn wenigstens die Grundidee genommen und das darin befindliche Potential für eine nachdenklich-ernsthafte Geschichte voller Tiefgang genutzt hätte. Aber leider Fehlanzeige. Lt. Galway ist die Einzige, die aufgrund der schnellen Alterung Emotionen zeigen darf – womit man aufgrund des krassen Gegensatzes zu ihren männlichen Kollegen leider nur wieder das Klischee des armen, schwachen Frauchens bedient. Denn Kirk, McCoy und Scotty (von Spock erwarte ich es mir aufgrund seiner vulkanischen Herkunft ja auch gar nicht) zeigen weder Angst, noch Frust, noch Entsetzen, noch sonst irgendeine Gemütsregung aufgrund ihres schnellen Alterns. Keiner denkt über sein Leben nach, sinniert über seine Entscheidungen, bedauert das eine oder andere, oder beklagt die Tatsache, wie unerwartet schnell ihr Leben nun zu Ende zu gehen scheint. Stattdessen gibt es eine völlig unnötige Liebesgeschichte, die ohnehin nirgends hinführt, sowie ein in dieser Situation völlig widersinnig wirkendes Tribunal, wegen dem sich Kirk verraten fühlen darf. Ein denkbar schlechter Tausch. Doch es liegt nicht nur am oftmals leider arg dümmlichen Drehbuch –auch die Umsetzung ist nicht perfekt. Während das Alters-Makeup bei den meisten durchaus überzeugend gelungen ist, sieht der "mittelalterliche" Shatner mit seinen weitestgehend immer noch blonden Haaren einfach nur lächerlich aus. Vor allem auch, wenn man sich ansieht, wie er sich im Alter dann tatsächlich entwickelt hat, zeigt sich ein unfreiwillig komischer Kontrast – der bei den anderen bei weitem nicht so ausgeprägt ist. Seltsam wirkt auch, dass die Betroffenen zwar mit der Zeit langsamer sprechen, sich ihre Stimme aber kaum verändert. ![]() Fazit: "Wie schnell die Zeit vergeht" beweist eindrucksvoll, dass eine gute Idee alleine zu wenig ist – man muss auch etwas damit anzufangen wissen! Doch leider, statt eine berührende Geschichte über die Vergänglichkeit des Lebens zu erzählen, lässt es die Episode gänzlich an Tiefgang vermissen. Bis auf die junge Frau – die noch dazu, obwohl die jüngste, als erste stirbt – lässt uns keine Figur an ihrer Angst ob des drohenden schnellen Todes teilhaben. Auch Gespräche darüber, was sie bereuen, oder irgendeine Art der Reflexion ihres nun viel zu kurzen Lebens, sucht man vergeblich. Stattdessen wird wertvolle Laufzeit auf ein völlig unsinniges Tribunal sowie eine gänzlich überflüssige – da sie ohnehin nirgends hinführt, und die Episode in keinster Weise bereichert –Liebesgeschichte verschwendet. Das wenig überzeugende Alters-Makeup bei William Shatner, die hirnrissige Erklärung, warum Chekov nicht befallen ist, das Deus Ex Machina-Heilmittel, sowie der völlig überforderte Commodore tragen ebenfalls wesentlich zum Misslingen der Episode bei. Lediglich das im Kern nicht uninteressante Grundkonzept, die von Shatner abgesehen gelungenen Masken sowie der in der Remastered-Fassung durchaus packend inszenierte Angriff der Romulaner machen die Episode halbwegs erträglich. Wertung: 1.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)
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