Notlandung auf Galileo 7
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Originaltitel: The Galileo Seven
Produktionsnummer: 1x13
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 05.01.1967
Erstausstrahlung D: 14.10.1972
Drehbuch: Oliver Crawford & S. Bar-David
Regie: Robert Gist
Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Nichelle Nichols als Lt. Uhura
Gastdarsteller: John Crawford als Commissioner Ferris, Don Marshall als Boma, Peter Marko als Gaetano, Phyllis Douglas als Yeoman Mears, Reese Vaughn als Latimer, Grant Woods als Kelowitz

Kurzinhalt: Auf dem Weg zum Planeten Makus III, wo ein Transportschiff die Lieferung von wichtigen Medikamenten erwartet, stößt die U.S.S. Enterprise auf einen Quasar. Da Captain Kirk von der Sternenflotte den Befehl erhalten halt, diese Weltraumphänomene wo auch immer man darauf stößt zu erforschen, beschließt er, die zwei Tage die ihm bis zum angepeilten Rendezvous mit dem Transportschiff bleiben, für die Erforschung des Quasars zu nutzen. Spock, McCoy, Scotty und ein paar Wissenschaftler sowie ein Yeoman brechen mit dem Shuttle Galileo 7 auf – welches als man sich dem Quasar nähert außer Kontrolle gerät und auf einem zwar lebensfähigen, aber unwirtlichen Planeten abstürzt. Eine zusätzliche Gefahr stellen die dort lebenden Kreaturen dar – riesige Geschöpfe mit Speeren, welche die Eindringlinge angreifen. Während Scotty sein Möglichstes tut, um das Shuttle wieder flugtauglich zu machen, muss sich Spock der Erkenntnis stellen, dass rein logisch gefällte Entscheidungen nicht immer die besten sein müssen. An Bord der Enterprise unternimmt man indes alles, um das Shuttle ausfindig zu machen und die Crew zu retten – doch der Commissioner der Föderation sitzt Captain Kirk im Nacken, und pocht darauf, zum vereinbarten Zeitpunkt aufzubrechen. Schließlich scheint ihm keine andere Wahl zu bleiben, als seine Freunde zurückzulassen…

Denkwürdige Zitate: "Strange. Step by step, I've made the correct and logical decisions, and yet two men have died!"
(Spock beginnt, seine allein auf Logik basierende Vorgehensweise in Frage zu stellen.)

"Well, at least I lived long enough to hear that."
(McCoy zu Spock, nachdem dieser gerade zugegeben hat, sich geirrt zu haben.)


Review: Image"Notlandung auf Galileo 7" ("auf"? Da haben die deutschen Übersetzer ja wieder mal besonders gut aufgepasst) gibt dem einzigen Außerirdischen an Bord der Enterprise, Mr. Spock, wieder einmal Gelegenheit, in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken. Nachdem er in früheren Episoden –allen voran "Implosion in der Spirale" in erster Linie mit seiner (unterdrückten) menschlich-einfühlsamen Seite gekämpft und gehadert hat, muss er sich nun kritisch mit seinem vulkanischen Erbe auseinandersetzen und erkennen, dass reine Logik allein einen nicht unbedingt immer zum Ziel führt. Zumindest war das wohl die Absicht der Drehbuchautoren – nachvollziehen konnte ich es hingegen leider nur bedingt. Mal ganz abgesehen davon, dass der menschlich (und nicht immer logisch agierende) Kirk auch schon genug Männer verloren hat, war der erste Todesfall de facto nicht zu verhindern – und der zweite absolut konstruiert, und hatte nichts mit einer logischen, sondern einer rein auf die Erfordernisse des Drehbuchs basierten, nicht wirklich nachvollziehbaren Entscheidung (nämlich, das eine Crewmitglied allein und weitab vom Shuttle quasi als Wache allen zurückzulassen) zu tun.

Die Episode will Spock dazu zwingen, sich den Grenzen seiner Logik zu stellen, doch damit es soweit kommt, muss er teilweise erst recht unlogisch handeln – was die Aussagekraft doch stark reduziert und Spocks Gedankengänge und sein Hadern mit der Logik nicht wirklich nachvollziehbar macht. Neben dieser unlogischen Entscheidung will auch seine Schlussfolgerung, die Kreaturen würden nachdem man sie mit den Phasern vertrieben hat nun so schnell nicht mehr angreifen, zum sonst so klugen wissenschaftlichen Geist des Vulkaniers nicht wirklich passen. Hat er nicht erst kurz zuvor selbst den Bezug zu Steinzeitmenschen auf der Erde hergestellt? Da sollte ihm doch eigentlich bewusst geworden sein, dass diese Wesen in erster Linie instinktiv, und nicht logisch, (re)agieren. Und so sehr es auch zur Belustigung auf der Brücke beigetragen haben mag, aber… auch Kirk's Einwand, Spocks "Verzweiflungstat" wäre nicht logisch gewesen, erschließt sich mir nicht. Er hatte die Wahl, nichts zu tun und damit sich und seine Crew dem sicheren Tod zu ergeben, oder die letzte ihm verbliebene Chance, so verschwindend gering sie auch gewesen sein mag, zu nutzen, um sie alle doch noch zu retten. Was soll daran unlogisch sein? Apropos: Das Verhalten der Crew im Shuttle unmittelbar vor ihrem vermeintlichen Tod erschien mir auch irgendwie seltsam, fremd, und nicht wirklich nachvollziehbar. Weder Verzweiflung, noch gegenseitiger Trost, noch sonst irgendetwas. Und das, wo man Spock zuvor noch seine mangelnde Emotionalität vorgeworfen hat. Jedenfalls konnte ich mich aufgrund dieses unplausiblen Verhaltens hier nicht wirklich in die Figuren reinfühlen, weshalb der drohende Tod der Shuttle-Crew auf mich leider überhaupt keine Wirkung hatte. Aus meiner Sicht rächte es sich hier – bzw. die ganze Folge über – auch, dass man statt neue Musik zu komponieren auf Archivmaterial zurückgegriffen hat, das die entsprechenden Szenen nicht immer optimal vertonte.

ImageAuch die gerade erwähnten Vorwürfe gegenüber Spock, was seine mangelnden Gefühlsregungen betrifft, haben mich eher gestört. Ich weiß, man muss natürlich auch auf die Bedürfnisse des Gelegenheitszuschauers Rücksicht nehmen und bestimmte Informationen mehrmals vermitteln. Aber so ausführlich hätte man dies dann auch wieder nicht einbauen müssen – zumal wir ähnliche Szenen in dieser Staffel einfach schon (zu) oft gesehen haben. Jedenfalls sollte man meinen, die Offiziere an Bord der Enterprise hätten es früher oder später endlich mal kapiert, dass es schlicht und ergreifend in Spocks Naturell liegt, keine Gefühle zu zeigen. Und auch wenn das nicht immer angenehm sein mag; von Leuten, die ausziehen, um fremde Welten zu entdecken, neues Leben und neue Zivilisationen, erwarte ich mir im Hinblick auf andere Lebenseinstellungen doch etwas mehr Toleranz. Ein weiteres großes Problem der Handlung auf dem Planeten ist die suboptimale Darstellung der angeblich riesenhaften Kreaturen. Ich weiß natürlich, dass die Budgetmittel beschränkt und die visuellen Effekte damals generell noch nicht so weit waren, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass ein besserer Regisseur dies überzeugender hätte hinbekommen können.

Generell können die Effekte diesmal nur teilweise überzeugen. Start und Flug des Shuttles können noch gefallen, wie auch generell das große Modell des Shuttles auf der Planetenoberfläche, aber vor allem der gelbe Strich vor dem Planeten, als Spock den Treibstoff des Shuttles entzündet, ist nicht wirklich gelungen. Die überarbeitete Fassung schafft hier aus meiner Sicht nur bedingt Abhilfe; zwar nimmt man sich einiger logischer Inkonsistenzen an (so sieht man nun, wie das Shuttle beim Wiedereintritt in die Atmosphäre zu verglühen beginnt; auch ist der Planet, passend zur Oberfläche, grau, statt grün), aber wirklich zeitgemäß sehen die Szenen, dank des von der Belichtung her suboptimalen (da viel zu hellen) Renderings, dass den CGI-Effekten eine billige Optik verleiht, auch dort nicht aus. Lediglich der neue Quasar konnte mir gefallen. Doch nicht nur die Handlung auf dem Planeten hätte besser sein können; auch alles, was sich an Bord der Enterprise abspielt, ist nicht optimal. Der Vertreter der Föderation (die hier noch anders genannt wird) dient eigentlich nur als wandelnder Chronometer, um Kirk und den Zuschauer laufend darüber informieren, wie viel (oder wenig) Zeit nun noch übrig ist, die verschollenen Besatzungsmitglieder zu retten. Zudem leidet dieser Handlungsstrang darunter, dass – aufgrund der Abwesenheit von sowohl McCoy als auch Spock – Kirk jemand fehlt, dem er seine Ängste und Zweifel anvertrauen könnte, und somit auch uns daran teilhaben zu lassen. So geht der entsprechende Einblick, den man uns bietet, leider nicht über seinen Frust und seine zunehmende Aggression hinaus.

ImageTrotz der wieder einmal ausufernden Kritik – soooo schlecht war die Folge dann auch wieder nicht. Auch wenn die Argumente, die Spock zu einem inneren Konflikt animieren sollten, nicht so recht überzeugen konnten, weiß dieser an sich durchaus zu gefallen. Vor allem auch in jenen Szenen, als Spock die Geduld zu verlieren droht und es ihm zunehmend schwerer fällt, seinen Frust ob der ständigen Anfeindungen durch die Shuttle-Crew zu verbergen, kann die Episode – nicht zuletzt dank Leonard Nimoy's wieder einmal hervorragender schauspielerischen Leistung – gefallen. Auch das Zusammenspiel zwischen Spock und McCoy ist wieder großartig, und wartet mit einigen gelungenen Dialogen auf. Und Scotty darf hier zum ersten Mal (in der Produktionsreihenfolge) so richtig in den Vordergrund treten und ein Wunder vollbringen. Trotz aller Schwächen bleibt "Notlandung auf Galileo 7" auch durchaus unterhaltsam, und wird nie langweilig. Auch gibt es ein paar wirklich gute Szenen und Momente, wie Spocks Selbstzweifel, oder Kirks zunehmende Frustration ob seiner Hilflosigkeit auf der Brücke. Und auch wenn die Effekte insgesamt hätten besser sein können, die Planetenoberfläche, mit ihrem grünen Himmel, dem Nebel sowie den hochragenden Felsen ist dem Produktionsteam – unter Berücksichtigung der damaligen Möglichkeiten – wirklich gut gelungen.

Fazit: "Notlandung auf Galileo 7" hat bei mir einen eher durchwachsenen Eindruck hinterlassen. Es ist nicht so, als hätte man das hier vorhandene Potential gänzlich verschwendet – es ist halt nur leider in meinen Augen nicht gelungen, es zur Gänze auszuschöpfen. Neben den nicht immer überzeugenden Effekten, wo man doch den Eindruck hat, als hätten sich die Macher damals ein wenig übernommen, liegt dies in erster Linie an einigen – ironischerweise, angesichts der Thematik der Handlung – logischen Ungereimtheiten, gerade auch in Bezug auf Spocks inneren Konflikt. Auch die riesigen Affenmenschen, die als Bedrohung aufgrund der oftmals ins unfreiwillig komische abgleitenden Inszenierung leider nicht wirklich funktionieren, trüben den Gesamteindruck der Episode. Und Kirks zunehmende Verzweiflung hätte sich mit jemandem an seiner Seite, dem er sich anvertrauen kann, besser vermitteln lassen. Gut gefallen konnten mir hingegen wieder einmal die schauspielerischen Leistungen – allen voran von Leonard Nimoy –, das zugrundeliegende moralische Dilemma an sich, sowie das amüsante Geplänkel zwischen McCoy und Spock. Auch blieb die Episode trotz aller Schwächen durchaus unterhaltsam. Insgesamt machen die vorhandenen Stärken und Schwächen aus "Notlandung auf Galileo 7" eine teilweise etwas frustrierende und enttäuschende – wenn auch keineswegs schlechte – Episode.

Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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