06:00 - 07:00
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Originaltitel: 6:00 A.M. - 7:00 A.M.
Episodennummer: 5x24
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 22.05.2006
Erstausstrahlung D: 21.02.2007 (Free-TV, RTL II)
Drehbuch: Joel Surnow
Regie: Jon Cassar
Hauptdarsteller: Kiefer Sutherland als Jack Bauer, Mary Lynn Rajskub als Chloe O'Brian, James Morrison als Bill Buchanan, Roger R. Cross als Curtis Manning, Kim Raver als Audrey Raines, Jean Smart als Martha Logan, Gregory Itzin als Präsident Charles Logan
Gastdarsteller: Carlo Rota als Morris O'Brian, Jayne Atkinson als Karen Hayes, Jude Ciccolella als Mike Novick, Glenn Morshower als Agent Aaron Pierce, Tzi Ma als Cheng Zhi

Kurzinhalt: Während Martha Logan ihren Mann etwas aufhält, nützt Jack die daraus gewonnene Zeit um sich als Copilot auf den Hubschrauber des Präsidenten zu schleichen. Dort angekommen setzt er sogleich die Secret Service-Agenten außer Gefecht und zwingt den Piloten dazu, den Hubschrauber nahe einer verlassenen Lagerhalle zu landen. Präsident Logan ist geschockt, als sich Jack ihm offenbart – er weiß genau, was er nun zu erwarten hat. Im Lagerhaus angekommen wird Logan gefesselt, und nachdem Jack die Videokamera und die Verbindung zur CTU eingerichtet hat, beginnt das Verhör. Er setzt Logan zunehmend unter Druck, doch dieser ist unnachgiebig. Als Jack die Zeit davonläuft droht er damit Logan umzubringen falls dieser nicht von sich aus ein Geständnis ablegt – doch der Präsident weigert sich. Trotzdem kann Jack ihn nicht einfach erschießen, und als kurz darauf der Secret Service ankommt wird Jack festgenommen. Kann der Präsident jetzt noch gestürzt werden?


Review: ImageDas ging ja schnell. Am Ende der letzten Folge ziehen sich Martha Logan und ihr Ehemann zu einem kleinen Schäferstündchen zurück, und nur 3 Minuten später sind sie schon wieder fertig. Kein Wunder, dass sie so verdattert dreinschaut… Ok, ernsthaft: Diese Staffel hatte ja des Öfteren Probleme bezüglich des Zeitverlaufs, und vor allem bei besagter Szene ist mir das wieder mal recht deutlich bewusst geworden. Nichtsdestotrotz hielten sich die entsprechenden Probleme in annehmbaren Grenzen – und wenn eine Folge noch dazu eine solche Klasse aufweist, wie sie das mittlerweile 5. Staffelfinale der Serie wieder einmal an allen Ecken und Enden zur Schau gestellt hat, kann ich mir über solche Kinkerlitzchen ohnehin nicht wirklich beschweren.

Die 5. Staffel hat was das erneute Aufeinandertreffen von Jack Bauer und Präsident Logan betrifft die Erwartungen ständig höher geschraubt – die allesamt erfüllt wurden. Die gemeinsamen Szenen zwischen Bauer und Logan waren nicht nur die Höhepunkte dieser Episode, sondern gehören zu den besten Momenten der gesamten Serie. Besonders in Erinnerung bleiben wird mir der stille Jack Bauer im Hubschrauber, und wie dieser Logan völlig aus der Fassung bringt, sowie die großartige Szene, als Jack droht den Präsidenten zu erschießen, es dann aber doch nicht fertig bringt. Wie Logan zuerst angsterfüllt im Stuhl sitzt, um sein Leben fleht, und dann auf einmal erkennt, dass Jack es nicht tun kann und er nun wieder die Oberhand hat – einfach herrlich. Großen Anteil an der herausragenden Qualität dieser Szenen hat neben Kiefer Sutherland, den Drehbuchautoren und dem Regisseur vor allem auch Logan-Darsteller Gregory Itzin. Bereits während der ganzen Staffel hat er sein großes schauspielerisches Können und seine Vielseitigkeit unter Beweis gestellt, und auch wie er in der letzten Folge zwischen Hilflosigkeit, Arroganz und Väterlichkeit hin- und herwechselt, ist absolut beeindruckend. Itzin wird dabei auch von der herausragenden Leistung seines Synchronsprechers Lutz Mackensy unterstützt, der jede Gefühlsregung des Präsidenten punktgenau wiedergibt. Für mich ist Präsident Logan jedenfalls nach dieser Staffel ganz klar der bisher beste 24-Bösewicht.

ImageDamit hat sich auch meine anfängliche Skepsis zur Wendung rund um den Präsidenten als Drahtzieher – oder zumindest Beteiligter – an den Anschlägen dieses Tages damit letztendlich als ungerechtfertigt herausgestellt. Auch in meiner Zweitsichtung hat sich dabei kein auch nur ansatzweise ähnlich großes logisches Loch offenbart, wie das bei Nina und ihren Taten in der ersten Staffel der Fall war. Seine Bestürzung über die Geiselnahme im Flughafen, sowie die Forderung der Terroristen, Präsident Suvarov zu ermorden, warum ohne echt – denn dies gehörte ja nicht zum Plan. Und was seine gespielte Bestürzung und Überraschung ob des Todes von Präsident Palmer betrifft, haben einige spätere Entwicklungen, Enthüllungen und Szenen, die ihn als gerissen-überzeugenden Lügner entlarvten, zur (nachträglichen) Plausibilisierung beigetragen. Insgesamt halte ich dies jedenfalls für eine der gelungensten, überraschendsten, am besten durchdachten – und damit im Endeffekt auch wirkungsvollsten – Wendungen der Serie.

Wenn man unbedingt ein Härchen in der Präsidentensuppe finden wollen würde, dann wäre das wohl die Art und Weise, wie seine schändlichen Taten schließlich bewiesen werden konnten. Nun mal ehrlich, dass sich der Bösewicht unbewusst verplappert in einem angeblichen persönlichen Gespräch dass jedoch abgehört bzw. aufgenommen wird, ist nun wirklich ziemlich abgedroschen. Andererseits: Logan war so ein toller, verabscheuungswürdiger und hassenswerter Bösewicht, dass man ihm diesen Fall gönnt, ganz egal, wie er zustande kommt, und selbst, wenn es dazu einem etwas abgenutzten Plotkonstrukt bedurfte. Zudem wird dieser negative Aspekt von den Stärken dieser Folge ganz klar überschattet. Neben den großartigen Szenen zwischen Jack und dem Präsidenten stechen hier insbesondere Logans verlogene Rede über Präsident Palmer und sein kurz darauf erfolgender, wieder einmal glänzend inszenierter und von Sean Callery mit großartiger Musik unterlegter Abgang hervor. Gut auch das versöhnliche Ende bezüglich Karen Hayes und Buchanan. Die Einladung zum Essen kam für mich zwar etwas überraschend, andererseits war es schön, bei den beiden die Anspannung des heutigen Tages abfallen und sie auch mal aus etwas privaterer Perspektive zu sehen. Ein sehr berührender Moment war auch jede Szene, als Buchanan Chloé das Photo von ihr und Edgar überreichte. Hier hat mir vor allem gut gefallen, dass zumindest dieser für mich tragischste Todesfall dieser Staffel nicht einfach unter den Tisch gekehrt und angesichts deutlich spannenderer und vielleicht auch wichtigerer Ereignisse in Vergessenheit geraten ist, sondern stattdessen noch einmal offen angesprochen wurde, um an ihn und seinen Tod – und damit die Opfer, die dieser Tag erfordert hat – zu erinnern. Selbst bzw. gerade auch im Moment des – vermeintlichen – Triumphs.

ImageVermeintlich deshalb, da es Jack Bauer zwar zuletzt doch noch gelungen ist, Präsident Logan für seine Verbrechen dranzukriegen, er dafür jedoch einen sehr hohen Preis zahlen muss. Die immer wieder mal eingestreuten Kommentare zu den Chinesen erwiesen sich nämlich letztendlich doch nicht als roter Hering: Das vermeintliche Happy End zwischen Jack und seiner Tochter nimmt eine sehr üble Wendung, als sich ihr angeblicher Telefonanruf als Finte herausstellt (ein Trick, den Jack ironischerweise kurz davor beim Copiloten des Hubschraubers ebenfalls angewendet hat) und er von den Chinesen gefangen genommen und verschleppt wird. Und so verlassen wir den Helden des Tages schwer zugerichtet, auf dem Weg nach China, wo ihm wohl eine von Verhören und Folter geprägte Gefangenschaft erwarten dürfte. Eine sehr überraschende, üble Wendung, die den Fan gespannt auf die nächste Staffel warten lässt, und trotz aller Düsternis auch nicht einer gewissen – wohl gewollten – Ironie entbehrt… immerhin wird der "shanghaite" Jack auf einem Schiff namens – richtig – Shanghai fortgebracht.

Fazit: Im Gegensatz zu vorangegangenen Staffeln dominierte hier nicht die Action, auch stand keine Terrorbedrohung im Vordergrund. Stattdessen wurde das Katz und Maus-Spiel zwischen Jack Bauer und Präsident Logan zu seinem logischen Ende geführt, dem es voll und ganz gelang die daran geknüpften Erwartungen zu füllen. Ein hochdramatisches Staffelfinale mit einigen Höhepunkten und vielen guten Momenten – bis hin zum überraschend-üblen Twist, der für den großen Helden dieses Tages ein höchst düsteres Ende bereithält. Für mich war das jedenfalls ganz klar das beste Finale seit "Tag 1", und ein spannender, packender, teils emotionaler und vor allem würdiger Abschluss für die bisher beste Staffel der Serie!

Wertung: 5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)




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