Star Trek - TNG: The Forgotten War
Der ewige Krieg auf einer vergessenen Welt Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 18 Juli 2023
 
Cover (c) Pocket Books
Titel: "Star Trek - TNG: The Forgotten War"
Bewertung:
Autor: William R. Forstchen
Übersetzung: -
Umfang: 270 Seiten
Verlag: Pocket Books
Erstveröffentlichung: September 1999 (E)
ISBN: 978-0-671-01159-6
Kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Vor zweihundert Jahren befanden sich die Tarn und die Föderation in einem erbitterten Krieg. Kurz darauf wurde ein Waffenstillstand beschlossen, seither bestand ein – wenn auch unsicherer – Zustand des Friedens, der nun kürzlich mit einer entsprechenden Vereinbarung besiegelt wurde. Nun nimmt die U.S.S. Enterprise D einen Vertreter der Tarn, den Kommandanten Harn Karish, an Bord. Dieser soll das Schiff auf einer Expedition in die Neutrale Zone begleiten, die vor rund zweihundert Jahren zwischen beiden Völkern geschlossen wurde. Dabei erlebt man eine Überraschung: So stößt man nicht nur auf das Wrack zweier Schiffe, die offenbar in den letzten Tagen des aktiven Krieges in ein heftiges Gefecht verwickelt waren, sondern auch auf die Nachkommen der Überlebenden der Schlacht, die auf einem Planeten in der Neutralen Zone gestrandet sind. Ohne Kontakt zur Außenwelt, tobte der Krieg zwischen den beiden Seiten dort ungehindert weiter – und das über Generationen hinweg. Nun ist die Technologie weit genug fortgeschritten, dass beide Seiten über die Macht verfügen, die Gegenseite gänzlich auszulöschen. In eben dieser höchst volatilen Situation nimmt man nun mit beiden Seiten Kontakt auf, um ihnen mitzuteilen, dass der Krieg eigentlich schon lange vorüber ist…

Review (kann Spoiler enthalten): William R. Forstchen ist mir in erster Linie mit seinen "Wing Commander"-Romanen ein Begriff. Vor allem seine ersten beiden haben dabei beste (Military-)SF-Unterhaltung geboten; in weiterer Folge wurden mir aber die doch sehr militärverherrlichenden und zugleich sehr kritischen Töne gegenüber Zivilisten doch etwas zu extrem, und haben mir so manchen späteren Roman von ihm doch ansatzweise verdorben. Auf "The Forgotten War" war ich dennoch schon gespannt – nicht zuletzt eben auch aufgrund dieser Einstellung von ihm, die er in seinen "Wing Commander" zunehmend offen zur Schau gestellt hat, und die sich im ersten Moment mit Gene Roddenberrys Zukunftsvision doch ziemlich zu spießen scheint. Tatsächlich ist ihm aber mit "The Forgotten War" ein spannender und interessanter Roman gelungen, den ich irgendwie zwischen seinen besten und schlechteren "Wing Commander"-Büchern ansiedeln würde. So weiß grundsätzlich schon mal das Konzept zu gefallen. Forstchen stellt hier die Dystopie einer seit zweihundert Jahren in einem brutalen, unerbittlichen Krieg gefangenen Zivilisation – wo zudem die beiden Seiten soeben das technologische Level erreicht hat, um sich gegenseitig auszulöschen – mit der Utopie von "Star Trek", in der mittlerweile seit geraumer Zeit im Großen und Ganzen Frieden herrscht. Dabei gelingt es ihm, im Gegensatz zu den ideologisch stark geprägten "Wing Commander"-Romanen größtenteils, beide Seiten ausgewogen zu betrachten. Das Argument, dass Picard & Co. viele Ansichten aus einem bislang verhältnismäßig bequemen und wohlgehüteten Leben betrachten, ist ebenso legitim, wie die Kritik, dass ein sich über Generationen hinweg geführter Krieg ohne Bemühungen einer friedlichen Lösung früher oder später unausweichlich zur völligen Auslöschung beider Seiten führen müssen. Die Antwort ist aber weder auf der weißen noch der schwarzen (Gegen-)Seite zu finden, sondern in den dazwischenliegenden Grautönen.

Sehr gut gefiel mir auch die Lösung, die am Ende für das Problem gefunden wird. Dort nimmt Captain Picard dann schließlich mit beiden Seiten Kontakt auf, und meint, sie werden nicht mehr eingreifen – und macht ihnen zudem deutlich, dass die gegnerische Partei ebenfalls über die Macht verfügt, die Gegenseite auszulöschen, und somit ein Abfeuern der Atom- bzw. biologischen Waffen aufgrund des Gegenschlags unausweichlich auch zur Vernichtung der eigenen Seite führen würde. Eben dies lässt die Anführer beider Seiten dann doch umdenken, und die Waffen niederlegen. Allerdings: So gut mir diese Aspekte der Story gefallen konnten, ich fand sie letztendlich besser erdacht als erzählt. So schleichen sich zwischendurch doch ein paar Längen ein, und merkt man rückblickend generell, dass sich im Mittelteil letztendlich nicht viel Relevantes tut. Darüber hinaus fällt auf, dass die Außenteams letztendlich jeweils eigentlich nur eine untergeordnete Rolle spielen, und kaum einen Einfluss auf den Ausgang des Geschehens haben – weshalb man anmerkt, dass diese in erster Linie dafür da waren, um Eindrücke der jeweiligen Seite zu sammeln. Zudem haben mich einzelne Aspekte nicht ganz überzeugt – wie z.B. dass es bei diesem, von den Ressourcen des Planeten vorgegebenen technologischen Niveau möglich gewesen sein soll, Captain Murat so lange am Leben zu erhalten. Vor allem aber scheint Forstchen mit dem "Star Trek"-Universum insofern nur bedingt vertraut zu sein, als ihm bei der zeitlichen Einordnung ein ziemlicher Fauxpas passiert ist – da er die Pike-Ära hundert Jahre vor Captain Kirk ansiedelt. Man sollte meinen, hier hätte man zumindest im Lektorat nachgebessert. Insgesamt überwiegen bei "The Forgotten War" aber die Stärken gegenüber den Schwächen.

Fazit: "The Forgotten War" liegt eine sehr interessante Idee zugrunde, die von William R. Forstchen in weiterer Folge auch sehr gut genutzt wird, um den Konflikt von mehreren Seiten zu beleuchten. Dabei verfällt er weder in Schwarz/Weiß-Zeichnung, noch hätte ich eine ähnlich aufdringliche Ideologie wie in seinen späteren "Wing Commander"-Romanen bemerkt. Dies, sowie die letztendliche Lösung, die Captain Picard am Ende für das Problem findet, konnten mir ausgesprochen gut gefallen. Allerdings: Die uns bekannte TNG-Crew spielt hier doch eine eher nur untergeordnete Rolle; in Verbindung mit dem Fehler bei der zeitlichen Einordnung der Pike-Ära konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass "The Forgotten War" ursprünglich abhängig von der "Star Trek"-Lizenz gedacht war, und erst nachträglich in diese Richtung hingetrimmt wurde. Und einzelne Elemente der Erzählung haben mich leider auch nicht 100%ig überzeugt. Insgesamt aber ein gelungener, interessanter Roman, der aus meiner Sicht zu Unrecht (bislang) nicht im deutschsprachigen Raum veröffentlicht wurde.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 1999 Pocket Books)






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