Star Trek - Enterprise: Suraks Seele
T'Pol gerät in einen Gewissenskonflikt Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 20 März 2023
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek - Enterprise: Suraks Seele"
Originaltitel: "Star Trek - Enterprise: Surak's Soul"
Bewertung:
Autorin: J.M. Dillard
Übersetzung: Andreas Brandhorst
Umfang: 186 Seiten (inkl. Anhang)
Verlag: Heyne (D), Pocket Books (E)
Veröffentlicht: 2003 (D), März 2003 (USA)
ISBN: 978-3-641-11605-7 (D), 978-0-7434-6280-7 (E)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Die Enterprise reagiert auf den verzweifelten Notruf vom Planeten Oan – doch für dessen Bewohner kommt jede Hilfe zu spät. Die Landegruppe findet fast nur mehr Leichen vor; der letzte Überlebende wird von T'Pol, als er in seiner Verzweiflung Hoshi angriff, mit einem Betäubungsstrahl getroffen, was er aufgrund seines geschwächten Zustands nicht überlebte. Obwohl ihr alle versichern, dass sie keine andere Wahl hatte, und auch nicht wissen konnte, dass ihr Schuss zum Tod führen konnte, macht sich T'Pol schwere Vorwürfe. Sie hat ein Leben genommen, und damit gegen die Lehren Suraks verstoßen. Kurz darauf informiert sie Captain Archer darüber, dass sie in Zukunft keine Phasenpistole mehr tragen wird, und – im Falle, dass das Kommando über der Enterprise bei ihr liegt – auch keinen Angriff auf ein anderes Schiff mehr befehlen will. Während Jonathan noch nach dem besten Weg sucht, um mit dieser Entscheidung T'Pols umzugehen, bekommt es die Enterprise-Crew mit einem noch deutlich größeren Problem zu tun: Was auch immer mit den Oanern passiert ist, scheint sich nun auch auf der Enterprise auszubreiten. Ein außerirdisches Energiewesen bietet seine Hilfe dabei an, die Ursache zu erforschen, und ein Heilmittel zu finden. Doch kann man dem Wanderer trauen?

Review: "Suraks Seele" teilt sich im Wesentlichen in einen sehr persönlichen Handlungsstrang rund um T'Pol auf der einen, und der Geschichte rund um den mysteriösen Tod der Oaner auf der anderen Seite. Letztendlich konnten mich leider beide davon nicht wirklich überzeugen. Was T'Pol betrifft beginnt es damit, dass ich Suraks Lehren nie so interpretiert hätte, dass er Gewalt unter allen Umständen ablehnt (und das auch in den Serien nie so verstanden hätte). Zudem weiß man von Beginn an, dass irgendetwas passieren wird, was T'Pol zum Umdenken bewegt, da wir aus der Serie wissen, dass sie kein Problem damit hatte, Gewalt anzuwenden und – wenn es keinen anderen Ausweg geht – auch andere Lebewesen zu töten, um sich, ihre Crewmitglieder oder unschuldige Leben zu beschützen, was die Effektivität ihrer Läuterung hier sehr reduziert. Am schwersten wiegt für mich aber: Wenn T'Pol zur Überzeugung gelangen sollte, nie wieder eine Waffe abfeuern zu wollen, in Ordnung. In dem Moment muss sie aber auch ihre Funktion als Erste Offizierin an Bord der Enterprise zurücklegen, da völlig klar ist, dass sie früher oder später im Zuge ihres Dienstes in die Situation kommen wird, die Waffe – oder die Schiffsphaser – zum Schutz der Crew abzufeuern. Wenn sie selbst für sich die Entscheidung trifft, sich nicht verteidigen zu wollen, in Ordnung – in diesem Fall trifft sie diese Entscheidung dann aber eben für die gesamte Crew. Dass dies nicht ok ist, sollte eigentlich gerade auch der logisch denkenden Vulkanierin einleuchten. Die Haupthandlung rund um die geheimnisvolle Krankheit leidet wiederum darunter, dass die Auflösung viel zu früh viel zu offensichtlich war. In dem Moment, wo der vermeintlich freundlich gesonnene Wanderer auf den Plan tritt, wusste ich einfach, was hier gespielt wird – und wartete einfach nur mehr darauf, dass der Groschen bei der Crew auch endlich fällt.

Erschwerend kommt hinzu, dass ich die Handlung an Bord trotz der sich ausbreitenden Krankheit nie spannend fand. Dies mag nicht zuletzt daran liegen, dass es Reed als einen der ersten erwischt, und sein Tod von vornherein ausgeschlossen war. Dass er sein gesamtes Vermögen Trip überlassen will, ergab zudem in dieser Situation, wo es aller Wahrscheinlichkeit nach alle an Bord erwischen wird, nicht den geringsten Sinn. (Randnotiz rund um Reed: Wenn man so wie ich "Der Preis der Ehre" und "Suraks Seele" direkt hintereinander ließ, fällt auf, dass er hier nichts von intimen Beziehungen zwischen Crewmitgliedern hält – während er dort einer eben solchen noch selbst frönte. Hier merkt man leider, dass sich die Autoren vor rund 20 Jahren leider noch kaum miteinander abgesprochen hatten.) Aber auch als der Wanderer dann als die Ursache identifiziert wurde, und man nach einem Weg sucht, sich gegen dieses körperlose Wesen zu verteidigen, wollte irgendwie keine Spannung aufkommen. Und dass es in der Serie eine Episode gab, wo sich ebenfalls alle in einen bestimmten Bereich im Maschinenraum zurückgezogen haben, half diesem Handlungsstrang (auch, wenn ein gegenseitiger Einfluss zwischen Drehbuchautoren und J.M. Dillard aufgrund des Timings wohl ausgeschlossen werden kann) auch nicht. Als letzter (wenn auch marginaler) Kritikpunkt sei dann noch T'Pols Referenz auf "gehirnlose Klone" genannt, die mich doch ziemlich irritierte. Wie kommt sie darauf, bzw. wo gibt es – zu Zeiten von "Enterprise" – so etwas? Jedenfalls konnte mich die Haupthandlung von "Suraks Seele" leider nie so recht überzeugen. Schade ist dies nicht zuletzt deshalb, als ich die ersten paar Seiten noch ungemein packend und (auch emotional) mitreißend fand. Die Ankunft des Außenteams auf Oan, und die Beschreibung der dortigen Leichen, sowie dann der Moment, als T'Pol unbeabsichtigt den letzten Überlebenden tötet – all dies ging mir doch ordentlich unter die Haut. Umso bedauerlicher, dass es J.M. Dillard in meinen Augen leider nicht gelang, aus diesem vielversprechenden Auftakt Kapital zu schlagen.

Fazit: Der vierte (und letzte) "Enterprise"-Roman, der im Heyne-Verlag erschienen ist, ist zugleich der Schwächste. So ging ich leider mit J.M. Dillards hier präsentierter Interpretation von Suraks Lehren nicht wirklich konform. Noch schwerer wog aber, dass man a) von vornherein wusste, dass T'Pol ihre diesbezügliche Meinung wieder ändern wird, und b) wenn sie tatsächlich diese Entscheidung trifft, sie eigentlich von vornherein den Dienst an Bord hätte quittieren müssen, da das Tragen und Abfeuern von Waffen zur Verteidigung von sich und anderen nun mal zu den Grundvoraussetzungen gehört. Die Haupthandlung rund um die mysteriöse Krankheit fand ich sogar noch schwächer. Diese litt insbesondere unter der Vorhersehbarkeit rund um den Wanderer. Zudem gelang es – nicht zuletzt, als just Reed als erster Symptome zeigt – der Storyline nie, bei mir für Spannung zu sorgen. All dies ist umso bedauerlicher, als der Auftakt noch überaus vielversprechend war, und mich vor allem auch emotional durchaus erschütterte. Die ersten paar Kapitel sind dann auch der Hauptgrund dafür, dass "Suraks Seele" trotz der erwähnten Kritikpunkte mit einer "nur" leicht unterdurchschnittlichen Wertung davonkommt.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel





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