Star Trek - New Frontier: Rückkehr
Vermeintlich der Abschluss der "New Frontier"-Reihe Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 16 Oktober 2022
 
Cover (c) Cross Cult
Titel: "Star Trek - New Frontier: Rückkehr"
Originaltitel: "Star Trek - New Frontier: The Returned"
Bewertung:
Autor: Peter David
Übersetzung: Helga Parmiter & Claudia Kern
Umfang: 588 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 05. September 2022 (D, Sammelband), Juli-September 2015 (USA)
ISBN: 978-3-96658-864-5 (D)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D)
 

Kurzinhalt: Die D'Myurj und ihre Verbündeten, Brüder genannt, haben Macs Volk ausgelöscht. Er und sein Sohn Xy sind nun die letzten überlebenden Xenexianer. Von Hass und Verzweiflung zerfressen, schwört Mackenzie Calhoun, der zuvor monatelang auf Xenex vergeblich nach Überlebenden gesucht hat, bittere Rache. Er setzt sich über den ausdrücklichen Befehl von Admiral Jellico sowie seiner Frau, Admiral Shelby, hinweg, und fliegt mit der U.S.S. Excalibur in den Raum der Thallonianer. Dort befindet sich nämlich jenes Wurmloch, das als Portal zwischen unserem und dem Taschenuniversum, dem die D'Myurj entstammen, dient. Doch dort angekommen trifft man vielmehr auf ein mächtiges Volk, das sich als die Dayan vorstellen. Auch diese wollen die D'Myurj auslöschen – und kommen Mac somit gerade recht. Doch ist der Feind seines Feindes wirklich sein Freund? Währenddessen hat der zurückgekehrte, mit gottähnlichen Kräften ausgestattete Mark McHenry Robin Leffler und ihren Sohn Cwansi nach Neu Thallon gebracht. Damit sind sie der Einladung des neuen Anführers Shintar Han gefolgt, der es für wichtig hält, dass Cwansi in seiner Heimat aufwächst, und die Gebräuche seines Volkes lernt. Schon bald jedoch stellt sich dies nur als Vorwand heraus: In Wahrheit sieht er im Sohn Si Ciwans seinen größten und gefährlichsten Konkurrenten – selbst wenn dieser erst noch ein Säugling ist – und möchte sich diesem lieber früher als später entledigen…

Review: Die Wartezeit zwischen "Mörderisches Spiel" und "Rückkehr" war in mehrerer Hinsicht eine lange. Einerseits erschien der direkte Vorgänger, im englischen "Blind Man's Bluff" genannt, im englischen Sprachraum bereits im April 2011. Mit der Vernichtung von Xenex endete dieser zudem in einem ziemlich fiesen Cliffhanger. Doch sollten vier Jahre vergehen, bis Peter David die Gelegenheit erhielt, eine Fortsetzung zu schreiben. Diese ist jedoch eigentlich nicht als ein vollständiger Roman erschienen, sondern wurde zwischen Juli und September 2015 in drei eBook-Novellen aufgelegt. Doch so sehr ich – abseits einzelner Ausfälle – ein Fan der Reihe gewesen sein mag, als Komplettist wollte ich wenn dann auch den im Regal stehen haben, weshalb ich die eBook-Version links liegen ließ. Der CrossCult-Verlag zog dann schließlich nach. Auf die deutsche Übersetzung von "Blind Man's Bluff" im April 2019 (!) wurden die drei "The Returned"-eBooks unter dem Titel "Rückkehr" heuer im Sommer aufgelegt. Und sehr zur Freude von Sammlern wie mir, ließ man auf diese Veröffentlichung im deutschen Sprachraum auch eine gedruckte Sammelausgabe folgen. Somit kam ich nach über zehn Jahren (hatte ich mir "Blind Man's Bluff" doch im April 2012 zur Brust genommen) und mittlerweile auch dem Ende der entsprechenden Buch-Kontinuität mit der "Coda"-Reihe (was es auch sehr unwahrscheinlich macht, dass noch ein weiteres "New Frontier"-Abenteuer erscheinen wird) also nun endlich dazu, die letzte von Peter David rund um Captain Calhoun und die Crew der U.S.S. Excalibur verfasste Geschichte zu lesen.

Spannenderweise – nachdem ich mich ja ursprünglich "geweigert" hatte, mir die eBooks separat vorzuknöpfen – kamen die drei Teile der Geschichte bei mir doch ein bisschen unterschiedlich an. Der erste hat mir dabei ganz klar am besten gefallen. Macs anfängliche Verzweiflung ob der Auslöschung seines Volkes, die er nicht verhindern konnte, fängt Peter David sehr eindringlich ein. Trotz dieser düsteren Ausgangssituation vergisst er aber auch auf den für ihn so typischen Humor nicht. Sein gewohnt gewitzter Schreibstil sorgt immer wieder für Erheiterung, und lockert das Geschehen zwischendurch auf. Generell fand ich die ganze Ausgangssituation sehr spannend, mit dem Aufbruch in ein Taschenuniversum, wofür man jedoch zuerst einmal den Raum der Thallonianer durchqueren muss. Dieser Teil des Romans konnte mich jedenfalls richtig mitreißen. Demgegenüber steht der parallele Handlungsstrang rund um Robin Lefler, Mark McHenry und Cwansi auf Neu Thallon, der im ersten Teil doch noch eher abfiel. Wie Shintar Hans Versuche, sich Cwansis zu entledigen, aufgrund von Mark McHenrys gottgleicher Kräfte scheitern, war zwar schon recht amüsant mitzuerleben. Insgesamt wollte mich das aber erstmal noch nicht so wirklich mitreißen. Insofern hätte ich diesen Handlungsstrang zumindest im ersten Teil doch schwächer eingeschätzt als die Excalibur-Story – was sich im weiteren Verlauf der Geschichte dann spannenderweise drehen sollte. Im zweiten Teil sah ich allerdings letztendlich beide Storylines ziemlich auf Augenhöhe. Alles rund um die Dayan war auch noch sehr interessant, einerseits aufgrund der unheimlichen Macht, die sie repräsentieren, aber auch, da sie Mac vor einem spannenden moralischen Konflikt stellen. Hier widmet sich Peter David auf kritische Art und Weise der alten Weisheit "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" – und macht letztendlich deutlich, dass er von dieser nicht wirklich etwas hält, sollen sich die Dayan doch letztendlich als größere Bedrohung herausstellen, als es die D'muryj je waren.

So gut der Auftakt auch noch war, die Mission auf dem Heimatplaneten der D'muryj selbst verlief in meinen Augen dann doch etwas klischeehaft, und ließ es auch überwiegend an Spannung vermissen. Demgegenüber dreht der Handlungsstrang auf Neu Thallon insofern auf, als sich hier einerseits eine gefällige Romanze zwischen Robin und Mark entwickelt, vor allem aber im Hinblick auf die Bittsteller, die zu Mark kommen, um sich selbst oder ihre Liebsten durch ihn heilen zu lassen. Zwar hätte sich Peter David den moralischen Implikationen einer solchen Macht, und inwiefern man verpflichtet ist, zu helfen, oder es eben auch gute Gründe geben könnte, dies abzulehnen, für meinen Geschmack etwas zu oberflächlich. Grundsätzlich stellte das aber im Vergleich zum zwar auch schon gefälligen, aber noch wenig mitreißenden Auftakt eine Besserung dar – die dann im dritten Teil konsequent weitergeführt wird. Dort offenbart sich dann Q als der von den Thallonianern angebetete Erhabene, und ist McHenry schließlich dazu gezwungen, zu einem Duell mit ihm anzutreten. Eben dieser Teil der Geschichte machte dann auch richtig Spaß – zumal Peter David auch einfach ein Gespür für die Figur von Q hat; nicht zuletzt haben er und John de Lancie zusammen den Roman "Ich, Q" aus Sicht des omnipotenten Wesens geschrieben. Die parallele Story rund um die Excalibur und die Dayan wäre zwar grundsätzlich auch nicht schlecht, allerdings leistet sich Peter David hier in weiterer Folge mit der Vergewaltigung leider einen ordentlichen Misston – insbesondere dann auch in der Art und Weise, wie er diese entschuldigt, weil die betreffende Person halt einfach die Kontrolle verlor. Klar, wir bewegen uns hier im SF-Bereich, und es geht um den unkontrollierten Paarungsdrang, der durch das PonFarr ausgelöst wird. Möglicherweise sehe ich das somit auch einfach zu streng. Mir verursachten die betreffenden Stellen aber halt leider ziemliches Bauchweh. Der größte Kritikpunkt an "Rückkehr" liegt aber nicht mal daran, sondern am Ende, wo sich Peter David im Hinblick auf die übermächtige Bedrohung durch die Dayan einer Deus Ex Machina-Lösung (in diesem Fall sogar im wahrsten Sinne des Wortes) bedient. Da hilft auch alles Augenzwinkern nichts, das war einfach nur schwach und einfallslos. Was schade ist, denn bis zu diesem enttäuschenden Ausgang – und abseits des erwähnten Fehltritts – wäre "Rückkehr" sonst ein wirklich tolles Finale der "New Frontier"-Reihe gewesen, selbst wenn es eigentlich als solches gar nicht gedacht war.

Fazit: Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass sich die ursprünglich als drei Einzel-eBooks erschienene Geschichte mit dem Namen "Rückkehr" letztendlich vielmehr als der Abschied der "New Frontier"-Reihe herausstellen sollte. Immerhin kann man sich als Fan der Reihe damit trösten, dass sie sich mit "Rückkehr" wenn schon nicht mit einem echten Highlight so doch immerhin mit einer gelungenen Erzählung verabschiedet, bei der es mir insbesondere der erste Teil wirklich angetan hatte. Der zweite war auch noch sehr gelungen, dafür schlichen sich just im dritten und letzten Abschnitt ein paar bedauernswerte Misstöne ein. Dennoch kann "Rückkehr" durchaus auch im Gesamtpaket gefallen, angefangen bei der interessanten Handlung, die auch mit der einen oder anderen moralischen Frage aufwartet, über Peter Davids gewohnt gutem und gewitztem Schreibstil, bis hin zu den netten Figuren, über deren (letztes) Wiedersehen ich mich sehr gefreut habe. Insgesamt war "Rückkehr" jedenfalls definitiv ein würdiges letztes Hurra von Mackenzie Calhoun und der Excalibur-Crew!

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel





Artikel kommentieren
RSS Kommentare

Kommentar schreiben
  • Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
  • Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
  • Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
  • Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
  • Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
Name:
eMail:
Homepage:
Titel:
BBCode:Web AddressEmail AddressBold TextItalic TextUnderlined TextQuoteCodeOpen ListList ItemClose List
Kommentar: