Star Trek - TOS: Krise auf Centaurus
Brian Ferguson stellt uns Joanna McCoy vor Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 03 August 2021
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek: Krise auf Centaurus"
Originaltitel: "Star Trek: Crisis on Centaurus"
Bewertung:
Autor: Brad Ferguson
Übersetzung: Andreas Brandhorst
Umfang: 266 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne (D), Pocket Books (E)
Erstveröffentlichung: 1991 (D), März 1986 (E)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11469-5
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Auf dem Raumhafen von New Athens, der Hauptstadt des Planeten Centaurus, wird zufällig der gesuchte Terrorist Isidore Holtzman aufgegriffen. Von den Sicherheitsleuten in die Ecke gedrängt, zündet dieser die Antimateriebombe in seinem Koffer – und legt so die komplette Hauptstadt in Schutt und Asche. Die Erschütterung der Föderation ist angesichts dieses verheerenden Anschlags groß – auch an Bord der Enterprise; nicht zuletzt, als einige Besatzungsmitglieder eine direkte Verbindung zum Planeten haben. So hat James T. Kirk einst auf dem Planeten – nachdem er als Fähnrich während seines Diensts an Bord der U.S.S. Farragut schwer verletzt wurde – Dr. Leonard McCoy kennengelernt, und in weiterer Folge ein Stückchen Land auf Centaurus gekauft. Pilles Tochter Joanna lebt zudem nach wie vor auf dem Planeten, wo sie gerade – um in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten – Medizin studiert. Nun ist die Sorge groß, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte. Die Enterprise wird damit beauftragt, soweit als möglich Hilfe zu leisten, und kommt diesem Befehl gerne nach. Doch nach dem Anschlag spielen die automatischen Sicherheitssysteme des Planeten verrückt – und greifen das Schiff an…

Review: Auf den ersten Seiten war ich von "Krise auf Centaurus" noch nicht sonderlich überzeugt, wirkte der Roman hier doch wie eine Komödie, wo der Humor zudem meinen Geschmack nicht wirklich traf. Die ganzen Anspielungen auf damals (und teilweise zugegebenermaßen auch heute noch) aktuelle Firmen und Begebenheiten, über American Express-Traveller-Schecks bis hin zum Hotel Sheraton, wirkten auf mich doch eher erzwungen, und wollten mich partout nicht zum Schmunzeln bringen. Als eher entbehrlich empfand ich auch die anfänglichen Einlagen rund um den verrücktspielenden Computer der Enterprise, der uns dann so "Witzchen" rund um ausgefallene Schwerkraft in Verbindung mit Duschen und Toiletten einhandelt. Nicht zuletzt, als diese Fehlfunktionen in weiterer Folge dann keinerlei Relevanz mehr für die Handlung haben, stellte ich mir da doch die Sinnfrage. Zum Glück ist nicht der ganze Roman in diesem bemüht-humoristischen Ton gehalten, sondern schlägt Brad Ferguson dann schon bald ernstere Töne an. Als sehr positiv empfand ich dabei nicht zuletzt, dass "Krise auf Centaurus" einer jener "Star Trek"-Romane ist, die nicht einfach nur ein weiteres Abenteuer erzählen, sondern die bestehende Kontinuität bereichern wollen. Heutzutage ist dies mit den (mittlerweile durch "Picard" negierten) Fortsetzungsromanen aus dem Hause Pocket Books (die hierzulande teilweise bei Cross Cult erscheinen), welche an die Serien und Filme anknüpfen, die Regel, damals hingegen hatte das noch eher Ausnahmecharakter. Einige AutorInnen machten sich zwar zuvor schon daran, fremde Kulturen wie die Klingonen oder die Romulaner näher zu beleuchten (und hatten dabei das Problem, dass die späteren offiziellen Veröffentlichungen ihnen teilweise stark widersprechen sollten), hier aber wendet man sich direkt der Crew der Enterprise zu, und erzählt unter anderem davon, wie Kirk und Pille einst zum ersten Mal aufeinandertrafen. Die Schilderung hier mag nicht offiziell Kanon sein, fügt sich aber stimmig in das, was wir in der klassischen Serie und den ersten Filmen von der Crew erfahren haben, ein – und blieb vor allem auch im Verlauf der weiteren Filme (zumindest, soweit es die Prime-Zeitlinie betrifft) auch unwidersprochen).

Darüber hinaus lernen wir hier auch zum ersten Mal McCoys Tochter Joanna kennen. Diese war zwar ab der zweiten Staffel in der offiziellen "Writer's Bible" zur klassischen Serie geführt, sollte dort jedoch (trotz entsprechender Pläne von D.C. Fontana; so hätte sie ursprünglich eine der Hippies aus "Die Reise nach Eden" sein sollen. Ihre Romanze mit Kirk, die zu einem doch eher angespannten Verhältnis zwischen ihm und Pille geführt hätte, hätte dann wohl das Techtelmechtel zwischen Chekov und Irina ersetzt) nie zu einem Auftritt kommen. Brad Ferguson holt dies hier nun – spät aber doch – nach. Allein das zeichnet "Krise auf Centaurus" zweifellos aus, und lässt ihn aus der Masse der damaligen "Star Trek"-Veröffentlichungen hervorstechen. Darüber hinaus ist er aber auch, nach dem anfänglichen tonalen Unstimmigkeiten, sehr gut geschrieben, und fängt sowohl den typischen Ton der Serie, als auch die Stimme der bekannten Figuren, sehr gut ein. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass hier fast jeder aus der Crew etwas Sinnvolles zu tun bekommt, wobei mir insbesondere die Idee gefiel, Uhura mal im Kommandosessel Platz nehmen zu lassen. Aber auch den neuerlichen Auftritt von Sam Coogley sehe ich positiv. Und die Story hatte es mir in weiterer Folge ebenfalls durchaus angetan – nicht zuletzt, als hier die Bösen mal nicht die klassischen Klingonen, Romulaner oder andere Fremde sind, sondern vielmehr rassistische Terroristen. Am Ende gibt es dann nochmal eine wirklich coole Szene, die ich gerne im Fernsehen oder noch besser dem Kino gesehen hätte, wo die Enterprise selbst in die Atmosphäre von Centaurus fliegt, um zu Kirks Rettung zu eilen – und auch wenn man sich fragen kann, warum die nicht einfach ein Shuttle genommen haben, fand ich den Moment derart cool, dass ich Ferguson diese kleine logische Ungereimtheit gerne verziehen habe. Ganz perfekt ist der Roman zwar auch dann, nachdem man die ersten 2-3 Kapitel hinter sich gelassen hat, nicht. So dauerte es mir doch etwas zu lang, bis die Besatzung der Enterprise endlich auf die Idee kommt, wo sich Kirk auf Centaurus wohl versteckt haben könnte. Dass Kirk dazu überhaupt gezwungen ist, wirkte ebenfalls ein bisschen konstruiert. Und trotz der netten Belagerungssituation will auch am Ende keine richtige Spannung aufkommen. Nach den ersten paar Kapiteln fühlte ich mich von "Krise auf Centaurus" aber durchgehend sehr gut unterhalten.

Fazit: Die ersten paar Seiten waren noch sehr eigenwillig, und alles rund um die Fehlfunktionen an Bord der Enterprise wirkt rückblickend ebenfalls recht entbehrlich. In weiterer Folge entwickelt sich "Krise auf Centaurus" aber zu einem gelungenen TOS-Roman, der vor allem damit besticht, wie er die aus der Serie und den Filmen bekannte Kontinuität bereichert. Wie z.B., wenn uns Ferguson das erste Kennenlernen von Kirk und Pille erzählt, oder auch uns McCoys Tochter Joanna vorstellt. Die Story rund um die titelspendende Krise auf Centaurus hatte es mir in weiterer Folge auch durchaus angetan. Zwar gibt es auch im weiteren Verlauf des Romans noch die eine oder andere Schwäche (nicht zuletzt, wie lang man an Bord der Enterprise braucht, bis man endlich mal auf die Idee kommt, Kirk könnte sich auf dem von ihm gekauften Landsitz verstecken), und lässt es der Showdown trotz der interessanten Ausgangssituation etwas an Spannung vermissen. Insgesamt bietet "Krise auf Centaurus" aber nicht einfach nur gute "Star Trek"-Unterhaltung, sondern stellt mit einzelnen Highlights und den (wenn auch inoffiziellen) Kanon-Ergänzungen eine echte Bereicherung der aus der Serie und den Filmen bekannten Geschichte dar.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel






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