Star Trek: Tales of the Dominion War
Kurzgeschichtensammlung zum Dominion-Krieg Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 29 Oktober 2018
 
Cover (c) PocketBooks
Titel: "Star Trek: Tales of the Dominion War"
Bewertung:
Autoren: Diverse (Detailangaben siehe Kritik)
Übersetzung: -
Umfang: 370 Seiten
Verlag: Pocket Books
Veröffentlicht: August 2004
ISBN: 978-0-7434-9171-8
Kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Inhalt & Review: Rund fünf Jahre nach dem Ende der Serie veröffentlichte Pocket Books die Kurzgeschichtensammlung "Tales of the Dominion War", die insgesamt zwölf Abenteuer dieses Konflikts erzählte. Unter der künstlerischen Leistung von Keith R.A. DeCandido wurde damals so ziemlich alles, was im "Star Trek"-Literaturbereich Rang und Namen hatte eingeladen, eine Geschichte aus dem Krieg zu erzählen, und dabei vor allem auch möglichst Figuren aus den anderen TV-Inkarnationen und Romanreihen aufzugreifen, um aufzuzeigen, dass der entsprechende, rund zweijährige Konflikt auch wirklich das gesamte "Star Trek"-Universum umfasste. Dementsprechend kommt die DS9-Crew zwar teilweise vor, steht aber sicherlich nicht im Mittelpunkt – weil deren (wichtige) Abenteuer hat man ja ohnehin innerhalb der Serie verfolgt. Die Novellen sind dabei chronologisch angeordnet, und reichen einer Geschichte, die kurz nach Beginn des Krieges angesiedelt ist, über in der Serie nur kurz angerissene Ereignisse wie den Angriff auf Betazed oder die Erde bis hin zur letzten Geschichte, die parallel zu "Das, was zu zurücklässt" angesiedelt ist. Den Anfang macht "What Dreams May Come" von Michael Jan Friedman. Der zählt, vorsichtig ausgedrückt, mit seinen meist ungemein oberflächlichen Geschichten und seinem Schreibstil auf kindergartengerechtem Niveau nicht gerade zu meinen Lieblingsautoren, und bestätigt diesen Eindruck auch hier wieder. Eine völlig belanglose Geschichte, bei der er sich auch kaum echte Mühe zu geben scheint – was sich auch an der geringen Seitenzahl zeigt, die ich allerdings kurioserweise dann irgendwie auch wieder als Segen empfand, als ich es zumindest schnell hinter mir hatte. Oder, man kann es auch so ausdrücken: Sie ist zu kurz, um Eindruck zu hinterlassen, damit aber auch immerhin kurz genug, um nicht zu stören.

"Night of the Vulture" ist zwar nur am Rande mit dem Dominion-Krieg verbunden, konnte mir aber trotzdem gut gefallen. Greg Cox bringt hier jenes Wesen zurück, das in der TOS-Folge "Das Gleichgewicht der Kräfte" Menschen und Klingonen aufeinander gehetzt hat, um sich von ihrem Hass zu ernähren (und das er auch schon in seiner "Q-Kontinuum"-Trilogie zurückgebracht hatte). Die Art und Weise, wie das Wesen hier zwischen Cardassianern und den Vorta für Wirbel sorgt, zwar relativ belanglos und ohne Bedeutung für die fortlaufende Handlung des Krieges, aber dennoch ganz nett – zumal er die Geschichte dieses Wesens hier auch abschließt. Und solche Verknüpfungen zwischen der ersten und der zweiten "Star Trek"-Ära mag ich ja sowieso immer. "The Ceremony of Innocence is Drowned" von Herausgeber Keith R.A. DeCandido selbst ist dann die erste, die wirklich direkt auf die Ereignisse aus der Serie Bezug nimmt, und schildert den Angriff auf Betazed aus der Sicht von Lwaxana Troi, sowie jener Personen, die sich gerade bei ihr aufhalten, um sich zu interviewen. DeCandido gelingt es sehr gut, den Schock und das Entsetzen abzubilden, und scheint dabei teilweise auch das nationale Trauma von 9/11 zu verarbeiten. Und am Ende legt er quasi den Grundstein für den TNG-Roman "Die Rache des Dominion", der den Befreiungskampf des Planeten gegen die Besatzer schilderte (und den ich mir nächste Woche vorknöpfen werde). Insgesamt eine solide und – sobald es dann mal losgeht – packend erzählte Geschichte, die mir, obwohl ich nicht unbedingt der größte Lwaxana-Fan bin, gut gefallen konnte. "Blood Sacrifice" von Josepha Sherman & Susan Shwartz war für mich dann das erste echte Highlight der Anthologie – was in erster Linie an der Figur lag, die sie hier in den Mittelpunkt stellten. Denn ihre Kurzgeschichte beleuchtet den Eintritt des romulanischen Reichs in den Krieg (auf Seiten der Föderation), und schildert die entsprechenden Ereignisse in erster Linie aus Sicht von Spock, der sich zu diesem Zeitpunkt (im Zuge seiner Wiedervereinigungsbestrebungen zwischen Vulkaniern und Romulanern) auf Romulus befand. Dabei ist die Geschichte an sich genau genommen nicht einmal so wahnsinnig interessant. Dennoch, Spock im Dunstkreis des Dominion-Kriegs zu erleben, hatte einfach seinen ganz eigenen Reiz.

"Mirror Eyes" von Heather Jarman & Jeffrey Lang ist grundsätzlich nicht uninteressant – in erster Linie dank der Tatsache, dass die Geschichte aus Sicht einer romulanischen Spionin, die sich als Vulkanierin ausgibt, erzählt wird. Es ist schon irgendwie interessant, ihr dabei zuzulesen, wie sie versucht, ihre Entdeckung zu verhindern, und sich dabei zu ertappen, sie doch irgendwie anzufeuern – sich zugleich aber halt auch bewusst zu sein, dass man eigentlich auf der Seite ihrer "Gegner" stehen müsste. Leider aber leidet die Story darunter, dass man von einer ähnlichen, Vulkanier befallenen Krankheit innerhalb der Serie nie etwas gehört hat, weshalb die Story innerhalb der aus der Serie bekannten Geschichte des Krieges wie ein Fremdkörper wirkt. Daran ändern auch die Gastauftritte von Beverly Crusher und Leonard McCoy nichts. "Twilight's Wrath" von David Mack ist dann in erster Linie ein "Nemesis"-Prequel, und erzählt, wie Shinzon die Führung des Freiheitskampfes der Remaner übernahm, und auch, wie er an den Thalaron-Generator kam. Interessant fand ich als langjähriger Leser der "Star Trek"-Romane, dass man der Geschichte anmerkt, aus David Macks Frühzeit als Romanautor zu stammen. Vom Stil her ist "Twilight's Wrath" seinen Beiträgen "A Time to Kill" und "A Time to Heal", die jeweils sehr actionorientiert waren, näher, als jenen epischen Geschichten, die er heutzutage (beginnend mit "Destiny") vorlegt. So ziemlich mein einziger Kritikpunkt wäre, dass hier etwas gar viele Dinge, die "Nemesis" vorbereiten, binnen einer einzigen Mission geschehen. So erhält Shinzon nicht nur den Thalaron-Generator, sondern erfährt auch die Hintergründe seiner Herkunft, und trifft gar auf B-4. In dieser Ausprägung war die Kumulation an Prequel-Elementen doch etwas unglaubwürdig. Davon abgesehen war aber nett zu lesen, wie der Dominion-Krieg "Nemesis" quasi den Weg ebnete.

"Eleven Hours Out" ist dann das zweite ganz große Highlight der Sammlung. Hier steht die TNG-Crew im Mittelpunkt, insbesondere Jean-Luc Picard, der gerade während des Angriffs der Breen auf die Erde in der Sternenflottenzentrale war, um seine Nichte an der Sternenflottenakademie zu besuchen. Ok, zugegeben, der Showdown erinnert dann ein bisschen an jenen aus "Der Aufstand" und "Nemesis" (wieder mal beamt sich Picard in die Höhle des Löwen), davon abgesehen war es aber einerseits nett, die TNG-Crew (weil natürlich spielt auch die Enterprise im Geschehen eine Rolle) wieder mal im Dominion-Krieg in Aktion zu erleben, und vor allem auch einen genaueren Einblick zu bekommen, wie sich der Angriff der Breen auf die Erde denn eigentlich genau abgespielt hat. Dies dann noch dazu aus Sicht einer der beliebtesten "Star Trek"-Figuren überhaupt erleben zu können (und ihm mit seiner Nichte auch noch etwas Persönliches dass auf dem Spiel steht mit auf den Weg zu geben) war da das Sahnehäubchen oben drauf. Meine absolute Lieblingsgeschichte aus der Anthologie folgte dann aber erst danach, nämlich "Safe Harbors" von Howard Weinstein. Die alte TOS-Crew innerhalb der TNG/DS9/VOY-Ära zu erleben, ist ja immer ein ganz besonderes Ereignis. Hier jedoch können wir darüber hinaus erleben, wie Pille und Scotty zusammen unterwegs sind, und rund um den Angriff der Breen auf die Erde ebenfalls ein Abenteuer erleben. Beide sind extrem gut getroffen, und ihre Interaktionen untereinander verströmte wunderschöne Nostalgie. Einfach nur eine wirklich tolle Geschichte, bei der es mir warm ums Herz wurde. Gegen dieses Highlight konnte der Rest der Geschichten ja eigentlich nur mehr abstinken – und "Field Expediency" von Dayton Ward & Kevin Dilmore ist dann in der Tat ein ziemlicher Rückschritt. Es hilft sicherlich nicht, dass ich nur sehr sporadisch mit den S.C.E.-E-Büchern in Kontakt kam (ich glaube, in etwa so die ersten zehn gelesen zu haben) und mich somit dort nicht allzu gut auskenne, aber auch davon abgesehen ist die Story halt einfach nichts Besonderes, und doch eher belanglos. Grundsätzlich unterhaltsam war sie aber schon.

Mit "A Song Well Sung" geht die Reise durch die literarischen "Star Trek"-Reihen weiter. Robert Greenbergeres Beitrag erweist sich dabei als Prequel der eigentlich von Keith R.A. DeCandido geschriebenen Reihe über die Abenteuer der I.K.S. Gorkon, und erzählt von jener Mission während des Dominion-Krieges, wo Captain Klag seinen Arm verlor – und dennoch eigenhändig (und einarmig) sechs Jem'Hadar-Soldaten sowie den sie anführenden Vorta ausschaltete. Auch hier fehlte mir zwar ein bisschen der Bezug zur Geschichte aus der Serie, für sich genommen war die Story aber schon ganz nett. "Stone Cold Truths" von Peter David ist dann die einzige nicht-chronologische Geschichte der Sammlung, da hier ein alter Zak Kebron seinem Sohn eine Geschichte aus dem Dominion-Krieg erzählt – und das rund hundert Jahre später. Im Comic "Double Time" (den ich bisher noch nicht gelesen habe) wird die Excalibur zu Beginn des Krieges in die Vergangenheit geschleudert, und beim Versuch, wieder genau an den exakt gleichen Zeitpunkt zurückzukehren landen sie vielmehr eineinhalb Jahre in der Zukunft, und damit in den letzten Kriegstagen (was auch die Abwesenheit der Excalibur während des Konflikts erklärt). Wie sich jedoch herausstellt, ist die Geschichte, die Zak seinem Sohn über die Mission unmittelbar nach ihrer Rückkehr erzählt eine Lüge; denn statt der erhebendend-triumphalen Kriegsgeschichte die er seinem Sohn auftischt, kam die Excalibur vielmehr zu spät, und traf nur mehr Wracks und Leichen an. Peter David, der die "New Frontier"-Reihe geschaffen und auch alle Abenteuer dazu verfasst hat, nutzt die Gelegenheit dieser Novelle für eine Abrechnung mit dem Krieg, und erteilt jeglicher unangebrachter Verherrlichung eine klare Absage. Und vor allem auch die Offenbarung rund um die Folgen aus Siskos Machenschaften in "In fahlem Mondlicht" fand ich so interessant wie niederschmetternd. Den Abschluss (von Keith R.A. DeCandidos Chronologie des Dominion-Kriegs abgesehen) der Anthologie bildet dann "Requital" von Michael A. Martin und Andy Mangels. Diese greifen die Ereignisse aus "Die Belagerung von AR-558" auf, und erzählen, wie es Reese in den letzten Tagen des Dominion-Krieges ergangen ist. Die Ereignisse hier gegen teilweise direkt in jene aus der Serie über, bzw. schließen die beiden Autoren hier kleinere Lücken. Unbedingt notwendig war meines Erachtens nicht davon, dennoch ist die Story – die u.a. auch den Versuch von Reese und einem Cardassianer behandelt, sich an der Formwandlerin zu rächen – soweit ganz nett, und bildet somit einen gefälligen Abschluss.

Fazit: Wie immer bei solchen Sammlungen schwankt die Qualität der einzelnen Kurzgeschichten etwas – wobei eure Favoriten möglicherweise ganz andere sein werden, als es bei mir der Fall war. Insgesamt fühlte ich mich von "Tales of the Dominion War" aber überwiegend gut unterhalten. Meine Highlights waren dabei die Abenteuer von McCoy und Scotty, Spock, sowie Picard, der den Angriff der Breen auf die Erde an vorderster Front miterlebt. Generell fand ich es nett, quer über (fast) alle TV-Inkarnationen (weil für die Voyager ist rein chronologisch halt kein Platz) und damals aktive Romanreihen zu gehen, und so aufzuzeigen, dass der Dominion-Krieg auch wirklich an niemanden spurlos vorbeigegangen ist. So manche Geschichte wirkt zwar auch etwas belanglos, und unbedingt gelesen haben muss man genau genommen keine einzige. Im Großen und Ganzen stellte "Tales of the Dominion War" für mich aber eine gelungene und wertvolle Ergänzung der entsprechenden fortlaufenden Geschichte aus den letzten beiden "Deep Space Nine"-Staffeln dar.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel


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