Star Trek - DS9: Saratoga
Captain Sisko trifft auf seine alte Crew Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 30 Juli 2018
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek - DS9: Saratoga"
Originaltitel: "Star Trek - Deep Space Nine: Saratoga"
Bewertung:
Autor: Michael Jan Friedman
Übersetzung: Bernhard Kempen
Umfang: 266 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne (D), Pocket Books (E)
Erstveröffentlichung: November 1996 (E) bzw. 2000 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11670-5
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Vor fünf Jahren wurde die U.S.S. Saratoga bei der Schlacht von Wolf 359 im Kampf gegen die Borg vernichtet. Benjamin Siskos Frau Jennifer kam dabei – so wie unzählige weitere Besatzungsmitglieder – ums Leben. Die überlebenden Crewmitglieder finden sich nun auf Deep Space Nine ein, um zusammen mit dem jüngst zum Captain beförderten Benjamin mit der U.S.S. Defiant aufzubrechen, um der Einweihungszeremonie des Nachfolgeschiffes beizuwohnen. Doch während des Flugs kommt es plötzlich zu einer Fehlfunktion, und das Schiff droht in eine Anomalie zu fallen. Schlimmer noch: Es besteht der Verdacht auf Sabotage. Befindet sich unter Benjamins alten Kameraden von der Saratoga etwa ein Verräter? Währenddessen bittet Major Kira Quark um seine Unterstützung, als es darum geht, dringend benötigtes Material für eine bajoranische Provinz zu besorgen. Quark soll diese einem anderen Ferengi-Händler, mit dem er schon in der Vergangenheit zu tun hatte, abkaufen. Dann jedoch erkrankt Quark an einer ferengischen Kinderkrankheit. Damit der Deal nicht platzt, muss Odo – sehr zu seinem Missfallen – in Quarks Haut schlüpfen…

Review: Ich bin nicht der größte Fan von Michael Jan Friedman, und auch "Saratoga" hat daran leider wieder einmal nichts geändert. Seine Romane lesen sich zwar immer schnell und flüssig (nicht zuletzt, da sie selten zu den längeren, epischeren Büchern der Reihe zählen), sind mir jedoch zumeist zu oberflächlich. Auch "Saratoga" fällt wieder in genau dieses Muster. Es gibt viele Dialoge, kurze und knackige Beschreibungen der Umgebung und des Geschehens, aber was die Figuren betrifft, ihre Gedanken und Gefühle, geht es kaum einmal in die Tiefe. Dadurch haben seine Romane für mich oftmals schon fast einen Drehbuch-Charakter – nur halt ohne Regieanweisungen. Gerade auch "Saratoga", wo wir (ähnlich wie beim ebenfalls von ihm geschriebenen TNG-Roman "Wieder vereint", wo wir auf Picards frühere Kollegen von der U.S.S. Stargazer trafen) die Crew der bei Wolf 359 vernichteten Saratoga kennenlernen, hätte ausgiebig Gelegenheit dazu geboten. Und es ist ja nicht so, als würde uns Friedman Siskos frühere Kameraden so überhaupt nicht vorstellen. Wir lernen sie grundsätzlich schon kennen – aber halt so oberflächlich wie eine flüchtige Bekanntschaft. Der Blick in ihr Inneres bleibt uns, mit einer einzigen Ausnahme (schüttet Constance Barnes Captain Sisko an einer Stelle doch ihr Herz aus, und erleichtert ihr Gewissen), jedoch verwehrt. Etwas, dass ich eigentlich grundsätzlich immer schade finde – und in solchen Fällen halt ganz besonders. Darüber hinaus hat mich leider auch die Auflösung nicht wirklich überzeugt, weniger was die Identität als vielmehr die Motivation bzw. den Plan des Täters betrifft. Das erschien mir doch etwas gar weit hergeholt zu sein. Constance Barnes darf zudem an einer Stelle etwas spüren, bloß weil sie Counselor ist – fast könnte man meinen, Friedman würde glauben, dass nur Betazoiden diese Funktion ausüben. Und das Wiedersehen zwischen Benjamin und Jake am Ende erschien mir auch etwas überdramatisiert. Machen die etwa jedes Mal so ein Trara? Hätte ich in der Serie nicht so erlebt.

Der letzte wesentliche Kritikpunkt ist dann, dass die Handlung doch eher dünn ist. Man fliegt mit der Defiant los, hat eine Fehlfunktion, die auf Sabotage zurückzuführen ist, und muss den Schuldigen ausfindig machen. Das war's. Keine große, spannende Mission, keine interessanten Rückblenden zu ihrer Zeit auf der Saratoga, keine Verknüpfung zu einem früheren Einsatz, keine neuen Welten, neues Leben, oder neue Zivilisationen. Dies gilt übrigens auch für die Nebenhandlung, die zwar ein paar amüsante Momente zu bieten hat, aber halt auch sehr belanglos ist, und eher ein bisschen wie Füllmaterial wirkt, um auf eine vertretbare Anzahl Seiten zu kommen. Jedoch, wie anfänglich schon erwähnt: Man muss Michael Jan Friedman zumindest zugutehalten, dass seine Romane – sowohl wegen ihrer Kürze, aber auch der flotten (wenn eben auch eher oberflächlichen) Erzählweise – selten bis nie langweilig werden. Und das gilt eben auch für "Saratoga" wieder. Man fliegt förmlich durch die Geschichte, da sich Friedman nun mal mit nichts und niemandem länger aufhält. Das hohe Erzähltempo zusammen mit seiner grundsätzlich ja gefälligen Schreibweise, sowie dem einen oder anderen gelungenen Gag (z.B. über Odo: "Wenn Kira ihn auf diese Weise ansah, schmolz er dahin. Natürlich nicht buchstäblich.") machen "Saratoga" sehr kurzweilig. Auch die eine oder andere nette Referenz auf die Ereignisse aus der Serie hat er eingebaut. Und auch wenn ich grundsätzlich die epischeren, komplexeren und mehr in die Tiefe gehenden ("Star Trek"-)Romane vorziehe, und "Saratoga" es darüber hinaus auch an echter Spannung vermissen lässt, so ist er dennoch für die momentan herrschenden Außentemperaturen ziemlich optimal, da er sich auch bei vor sich hin brutzelndem Hirn gut lesen lässt. Allzu hohe Ansprüche an den Inhalt sollte man nur halt nicht stellen.

Fazit: "Saratoga" ist wie ich finde schon ein bisschen eine vertane Chance, und hält auch dem Vergleich mit dem konzeptionell ähnlichen TNG-Roman "Wieder vereint" nicht stand. Dafür ist die Story zu uninteressant, zu belanglos, und zu unspannend, und der Roman vor allem auch – typisch Friedman – viel zu oberflächlich. Es dominieren die Dialoge und die Szenenbeschreibungen, aber dem Innenleben der Figuren schenkt er für meinen Geschmack leider neuerlich viel zu wenig Beachtung. Zudem ist der Roman inhaltlich halt doch eher dünn – was für beide Handlungsstränge gilt. Und generell schien er sich im TNG-Universum irgendwie wohler zu fühlen, als auf DS9. Fans der Serie erhalten dank des Romans aber immerhin einen kleinen Einblick in Siskos frühere Crew auf der Saratoga. Zudem muss ich dem Roman zugutehalten, dank der flotten Erzählweise und der geringen Seitenzahl nie langweilig zu werden. Etwas mehr Handlung und Tiefgang hätte es für meinen Geschmack aber ruhig sein dürfen.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel


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