Star Trek - TOS: Die Macht der Krone
Story so la la, aber immerhin witzig geschrieben Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 10 Juli 2017
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek - TOS: Die Macht der Krone"
Originaltitel: "Star Trek: The Covenant of the Crown"
Bewertung:
Autor: Howard Weinstein
Übersetzung: Hans Maeter
Umfang: 238 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne
Erstveröffentlichung: August 1981 (E) bzw. 1986 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11616-3
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Auf dem Planeten Shad tobt nun schon seit Jahren ein erbitterter Bürgerkrieg zwischen den loyalen Truppen des im Exil lebenden Königs und den von den Klingonen unterstützten Rebellen. Shad ist für die Föderation nicht nur wegen des dort vorkommenden Tridenits interessant, sondern auch, da ein Fall des Planeten an die Klingonen den gesamten Quadranten mitziehen könnte. Die Enterprise wird nun damit beauftragt, König Stevvin zu seinem Planeten zurückzubringen. Achtzehn Jahre zuvor war Kirk auf dessen Planeten stationiert, wobei sich eine Freundschaft zwischen den beiden entwickelt hat. Auch halt er ihm und seiner Tochter Kailyn bei der Flucht. Nun ist er erschüttert, als er seinen alten Freund wiedersieht, und erkennen muss, dass dieser im Sterben liegt. Die Reise nach Shad erweist sich dann auch für zu anstrengend, und der König kommt ums Leben. Nun ruhen alle Hoffnungen des Planeten, aber auch der Föderation, auf seiner Tochter. Doch nicht nur, dass sich diese der Aufgabe nicht gewachsen fühlt. Bevor sie auch nur versuchen kann, ihr Volk zu leiten, benötigt sie die Krone, die von ihrem Vater versteckt wurde. Spock und McCoy begleiten Kailyn in einem Shuttle zum Planeten Sigma 1212, um diese aufzuspüren. Doch neben den Klingonen, die sich auf ihre Fersen heften, warten dort auch noch zahlreiche weitere Gefahren auf sie…

Review: Wie bei vielen literarischen Frühwerken zu "Star Trek" sind auch bei "Die Macht der Krone" gewisse Abstriche zu machen. Was die Kontinuität betrifft, fragte ich mich z.B. unweigerlich, wann dieser Roman spielt. Die angegebenen Zeiten – wie z.B. die achtzehn Jahre seit Kirks erster Mission auf dem Planeten – und bestimmte Details – Chekov als Sicherheitsmann – deuten nämlich zwar an, dass der Roman zur Zeit der zweiten Fünfjahresmission mit der überarbeiteten Enterprise angesiedelt ist, aber deutlich geht das aus den Ereignissen nicht hervor. Etwas deutlicher hätte man das ruhig tun dürfen. Auch, dass Spock hier mehrmals engen Körperkontakt wie z.B. eine Umarmung zulässt – unter Vulkaniern ja ein Tabu – wundert den mit seiner Serie wohl vertrauten Trekkie. Aber auch abseits dessen war "Die Macht der Krone" teilweise nicht das Gelbe vom Ei. Die Geschichte war nun wirklich nichts Besonderes; als Episode der klassischen Serie wäre das wohl bestenfalls Durchschnitt geworden. Auch an der Romanze zwischen McCoy und Kailyn stieß ich mich ein wenig, weil es – gerade nach seinem Geburtstag und seiner damit einhergehenden Midlife Crisis – doch irgendwie sehr aufgesetzt und klischeehaft erschien. Und generell waren die Gedanken der beiden teilweise etwas unglücklich geschrieben. Etwas unüberlegt, um nicht zu sagen dämlich, wirkt auch, dass man das Shuttle nicht schon viel früher losschickt, sondern erst, wenn man von den Klingonen schon beobachtet wird. Und angesichts der Tatsache, dass man eben dies ja eh weiß, hätte es nun wirklich nicht überraschen dürfen, dass die das Shuttle verfolgen lassen. Das hätte man sich nun wirklich denken können. Und auch die Übersetzung von Hans Maeter ist mal wieder nicht immer glücklich. War habe ich von ihm schon schlimmeres gelesen, aber die Übersetzung "Lebenswerte" beweist wieder einmal, dass er mit dem üblichen Terminus der Serie nicht wirklich vertraut war. Und was der Satz "Seien Sie bereit, sie ohne Anruf zu töten" bedeuten soll, frage ich mich immer noch.

Was den Roman jedoch wieder herausreißt, ist die amüsante Art und Weise, wie er geschrieben ist. Zugegeben, nicht jeder Gag zündet; Chekovs abschließendes "Ich bin zu schwach – vor Hunger" – wirkt eher bemüht- als tatsächlich-lustig. Aber insgesamt strotzt "Die Macht der Krone" nur so vor amüsanten Momenten und insbesondere witzig geschriebenen Dialogen. Egal ob McCoy statt "Er ist tot, Jim" "Es ist grau, Jim" sagt, dieser dem Doktor später einen umgewandelten McCoyismus an den Kopf wirft ("Du bist Arzt, und keine Pflanze."), oder sich der Doktor und Mr. Spock wieder einmal ordentlich gegenseitig necken ("Ich vermute, Sie erwarten von mir, dass ich logisch bin, nicht wahr?" "Das wäre eine sehr willkommene Abwechslung."), dank der lustig geschriebenen Dialoge habe ich mich bei "Die Macht der Krone" teils köstlich amüsiert. Sowohl bei diesen als auch beim Zusammenspiel der Figuren generell erweist sich Howard Weinstein zudem als Kenner der Serie. Die Figuren sprechen und denken auch wirklich so, wie man das aus der Serie gewohnt ist. Generell gelingt es dem Autor sehr gut, diesen ganz spezifischen, teils abenteuerlichen, teils leicht trashigen, Ton der Serie (vor allem in den Staffeln zwei und drei) sehr gut einzufangen. Wie oben erwähnt: Als Episode der Serie wäre "Die Macht der Krone" zwar vielleicht nur durchschnittlich gewesen – sie hätte sie aber immerhin schlüssig eingefügt. Etwas, dass man nicht von allen "Star Trek"-Romanen – schon gar nicht aus der Frühphase – behaupten kann. Und auch, dass der Schwerpunkt in weiterer Folge auf McCoy und Spock liegt, und Kirk mal ein bisschen in den Hintergrund rücken darf, hat mir sehr gut gefallen. Damit steht "Die Macht der Krone" in bester Tradition solcher Episoden wie "Portal in die Vergangenheit" – und wenn's nach mir geht, hätte es diese spezielle Kombination (ohne Kirk) bei TOS ruhig öfter geben dürfen.

Fazit: Von der erzählten Geschichte her ist "Die Macht der Krone" jetzt nicht unbedingt etwas Besonderes, und vor allem auch die Romanze zwischen McCoy und der Prinzessin hätte ich nicht unbedingt gebraucht. Was den Roman jedoch auszeichnet ist einerseits, wie gut Howard Weinstein die Atmosphäre und den Ton der klassischen Serie einfängt, die teilweise sehr witzigen Dialoge, die gut getroffenen Figuren – sowie deren Interaktionen untereinander – sowie in weiterer Folge dann der Fokus auf McCoy und Spock, und die ganz eigene Dynamik zwischen den beiden. Wer sich auf die Story einlassen kann, wird somit mit einem "Star Trek"-Roman belohnt, der sich wie eine verlorene (durchschnittliche) Episode der klassischen Serie anfühlt – und das hat trotz der vorhandenen inhaltlichen Schwächen halt schon seinen Reiz.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel


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