Star Trek - Die Anfänge: Fremde vom Himmel
Eine frühe Mission von Kirk und Spock kommt ans Licht Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 28 November 2016
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek - Die Anfänge: Fremde vom Himmel"
Originaltitel: "Star Trek: Strangers from the Sky"
Bewertung:
Autorin: Margaret Wander Bonanno
Übersetzung: Andreas Brandhorst
Umfang: 480 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne
Erstveröffentlichung: September 1987 (E) bzw. 1990 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11522-7
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Ein paar Monate nach der V'Ger-Krise wird der wieder als Admiral auf der Erde seine Arbeit fristende James T. Kirk von seinem alten Freund Leonard McCoy auf ein Buch aufmerksam, dass zu einem wahren Kassenschlager mutierte. In "Fremde vom Himmel" beschreibt die Autorin, die behauptet, ihr Buch würde auf den Erinnerungen der Beteiligten basieren und eine wahre Geschichte erzählen, vom Erstkontakt zwischen Menschen und Vulkaniern – und das in etwa zwanzig Jahre, ehe dieser laut den offiziellen Aufzeichnungen stattgefunden hat. So soll ein paar Jahre nach dem dritten Weltkrieg und noch, bevor eine Expedition der Erde, die nach Alpha Centauri aufbrach, den ersten Kontakt mit außerirdischem Leben hatte, eine vulkanische Expedition auf der Erde abgestürzt sein. Das Lesen des Buchs hat auf Kirk unvorhergesehene Auswirkungen. Er träumt regelmäßig von Ereignissen, die zu jenen des Romans passen, dort jedoch nicht beschrieben werden. Zuerst möchte ihn Pille in die Klapsmühle einweisen lassen, dann jedoch berichtet Spock, der extra mit der Enterprise zur Erde zurückkehrt, von ganz ähnlichen Erlebnissen. Wäre es möglich, dass bestimmte Erinnerungen aus ihrem Gedächtnis gelöscht wurden? Mit Hilfe einer Gedankenverschmelzung begeben sich die beiden in ihre eigene Vergangenheit, und zu einer frühen Mission, die kurz vor den Ereignissen aus "Die Spitze des Eisbergs" stattgefunden hat…

Review: Schaffen wir den offensichtlichsten Kritikpunkt gleich mal aus dem Weg: Als Margaret Wander Bonanno ihren Roman 1987 veröffentlicht hat, hat man an "First Contact" noch nicht mal ansatzweise gedacht. Da sich die Filme- und Serienmacher an die Informationen aus den Romanen noch nie gebunden sahen (man muss ja schon froh sein, wenn alles aus den Filmen und Serien berücksichtigt wird), widerspricht "Fremde vom Himmel" den Informationen aus "First Contact" (und teilweise dann auch "Enterprise") eklatant, und wird somit rückwirkend betrachtet ins Reich der Fan-Fiction oder in eine Art "Was wäre wenn"-Realität verbannt. Zumindest für mich wäre das allein noch kein Problem gewesen, können doch solche "Infinity"-artige Geschichten ebenfalls ihren Reiz haben. Und tatsächlich verfügt "Fremde vom Himmel" über ein paar nette und interessante Ansätze. Die Idee eines Romans in Romans, der uns kapitelweise erzählt wird, sogar mit Vorwort der fiktiven Autorin usw., fand ich sehr gelungen. Nett auch die drei Zeitebenen, in denen "Fremde vom Himmel" angesiedelt ist: Der Ära zwischen "Der Film" und "Der Zorn des Khan", im frühen 21. Jahrhundert (wo der inoffizielle Erstkontakt zwischen Menschen und Vulkaniern stattfindet), sowie kurz vor den Ereignissen aus "Die Spitze des Eisberges" (und damit in der Frühzeit von Kirks erster Fünfjahresmission mit der Enterprise). Die Figuren waren zudem weitestgehend gut getroffen (von ein paar Ausreißern wie Spocks untypisch wirkender Referenz auf Gott abgesehen), und die Dialoge teilweise recht humorvoll geschrieben.

Insgesamt hat mich aber leider die Geschichte nicht übermäßig überzeugt und/oder gepackt. Der Einstieg rund um den Roman ist noch ganz nett, aber dieses ganze Zeugs rund um McCoy, der Kirk für verrückt hält, hätte man sich lieber mal sparen sollen. Wie sich der Roman in diesem Mittelteil generell enorm zieht. Teilweise hatte ich den Eindruck, Bonanno hätte lieber einen Roman in normaler Länge abgeliefert, statt den in etwa doppelten Umfang der "Die Anfänge"-Reihe, weshalb sich die Handlung teilweise etwas zieht. Auch die Auflösung, wie es Kirk, Spock, Mitchell, Dehner und Kelso in die Vergangenheit verschlägt, fand ich eher einfalllos. Ein wie Merlin rückwärts lebender Magier, der sie rein zufällig in seine Zeit zieht? Ich weiß ja nicht. Ich finde halt, Magie ist irgendwie immer der letzte Ausweg, wenn einem sonst nichts Gescheites einfällt, und gerade auch beim ansonsten doch eher wissenschaftlich orientierten "Star Trek" wollte mir das nicht so recht passen. Auch alles rund um die "Traumzeit" war mir persönlich für "Star Trek" viel zu esoterisch. Sehr groß auch der Zufall, dass Spock just auf seinen Ururgroßvater trifft. Und auch wenn ich Bonanno wie gesagt nicht vorwerfe, dass spätere Kanon-Geschichten der Darstellung hier widersprechen, fand ich es doch ein bisschen eigenartig, dass sie hier festlegt, der Erstkontakt der Menschen mit einer außerirdischen Spezies hätte mit den Bewohnern von Alpha Centauri stattgefunden – von denen man in der Serie irgendwie nie etwas gesehen oder gehört hat (Was die Frage aufwirft: Warum nicht?). Und auch wenn sie nichts dafür kann, aber einige Momente – wie z.B. wenn Kirk seinen Kommunikator herausholt und meint, das wäre eine Geheimentwicklung über die er niemandem etwas verraten darf (meine Antwort wäre ja: "Das isn' Handy") – leiden unter dem anno 1987 noch nicht vorhersehbaren technologischen Fortschritt. Aber gut – geschenkt. Da waren andere Problempunkte weitaus gravierender.

Fazit: Ehe man dieses eBook in die Hand nimmt, muss man sich darauf einstellen, dass "Fremde vom Himmel" dem später etablierten "Star Trek"-Kanon widerspricht, und damit eher eine alternative "Was wäre gewesen wenn…"-Geschichte erzählt. Für mich persönlich war das kein Problem – "Die letzte Grenze" ließ sich mit dem Kanon ja auch nicht in Einklang bringen, und hat mich bestens unterhalten. Viel schwerer wiegt da schon, dass sich der Roman nach interessantem und vielversprechendem Einstieg zunehmend zu ziehen begann. Vor allem alles rund um den Kirk einweisenden McCoy hätte man sich schenken und früher zum Punkt kommen können. Und auch die Handlung in der Vergangenheit hätte die eine oder andere Kürzung vertragen. Daneben litt "Fremde vom Himmel" in erster Linie unter der mich nicht überzeugend und sehr einfallslos und bequem wirkenden Erklärung rund um eine Person mit quasi-magischen Kräften. Wie ich immer gerne sage: Jedes Mysterium ist letztendlich nur so gut wie seine Auflösung – und eben daran hapert es in diesem Fall. Und auch der eine oder andere gar große Zufall, wie dass Spock just auf seinen Urahnen trifft, stieß mir sauer auf. Und so ließ mich "Fremde vom Himmel" letztendlich, gerade auch angesichts des interessanten Konzepts rund um den Roman im Roman, doch eher enttäuscht zurück.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel


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