Star Trek - VOY: Invasion 4 - Die Raserei des Endes
Ein Ende mit Schrecken… Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 19 September 2016
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek - Invasion 4: Die Raserei des Endes"
Originaltitel: "Star Trek - Invasion: The Final Fury"
Bewertung:
Autor: Dafydd ab Hugh
Übersetzung: Andreas Brandhorst
Umfang: 314 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne
Erstveröffentlichung: August 1996 (E) bzw. 1998 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11566-1
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Im ersten Jahr ihrer Odyssee durch den Delta-Quadranten empfängt die Voyager-Crew plötzlich das Signal eines Föderations-Shuttles. Als man diesem folgt, stößt man auf die Heimatwelt der Furien – jenen mystischen Kreaturen, die einst über den Alpha-Quadranten geherrscht haben, ehe sie vom Feind der Zeit aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Nachdem ihre ersten beiden Versuche, eine Invasion in ihre alte Heimat zu starten, gescheitert sind, wollen sie nun Nägel mit Köpfen machen, und überhaupt gleich ihr gesamtes Volk in den Alpha-Quadranten transferieren. Zu diesem Zweck soll ihre Sonne zu einer Supernova werden. Mit der dadurch geschaffenen Energie wollen sie ein künstliches Wurmloch erschaffen, dass groß genug ist, um einen gesamten Planeten zu verschlingen. Für die Voyager-Crew stellt sich nun die Frage, wie ein einzelnes, kleines Schiff der Sternenflotte sie aufhalten kann. Der einzige Weg scheint darin zu bestehen, Völkermord zu begehen. Doch kann Captain Janeway diese große Schuld wirklich auf ihre Schultern nehmen?

Review: "Invasion 4 – Die Raserei des Endes" war der erste und bislang auch einzige "Star Trek"-Roman von Dafydd ab Hugh, den ich gelesen habe – und wenn dieser eine Indikation ist für die Qualität, die er üblicherweise lese, so fürchte ich mich jetzt schon davor, mir seine anderen Bücher vorzuknöpfen. Denn leider halte ich "Die Raserei des Endes" für einen der schlechtesten "Star Trek"-Romane, die ich je gelesen habe. Hier stimmt so gut wie gar nichts. Der Ton. Die Figuren. Die Story. Und vor allem auch als Abschluss der "Invasion"-Reihe ist er insofern eine einzige enttäuscht, als die Verknüpfungen zu den früheren Romanen nur überaus spärlich sind. So treten die Furien selbst nur relativ zu Beginn während des Besuchs von Janeway, Tuvok und Neelix auf ihrem Planeten persönlich in Erscheinung, und danach nicht mehr. Lediglich ihre Schiffe und ihr Angst-Strahl machen danach noch ihre Aufwartung, letztendlich macht dies den Showdown am Ende jedoch zu einem sehr unpersönlichen, da die Voyager-Crew an allen Fronten nur gegen gesichtslose Technologie kämpft. Völlig inkonsistent ist auch die Reaktion von Janeway und Tuvok bei ihrem ersten Blick auf die sie empfangende Gestalt. Zwar mögen Kirk & Co. im ersten Band ebenfalls auf unerklärliche Art und Weise unruhig und mit Angst und Abscheu auf den Anblick der Furien reagiert haben, sind jedoch nie ähnlich vor Angst erstarrt und in Panik verfallen, wie dies hier nun der Fall ist. Auch der Angst-Strahl äußert sich viel stärker, als in "Soldaten des Schreckens". Die Schildkonfiguration, welche die Voyager-Crew vornimmt, ist eine ganz andere. Und was ich persönlich wirklich schade fand, ist dass die interessante Idee rund um ihre Puppen nicht mehr aufgegriffen wurde.

Auch die Technologie der Furien erscheint im Vergleich zu den früheren Romanen der Reihe viel zu fortschrittlich. So bauen sie hier ein Gerüst rund um ihre Sonne, um diese zur Supernova werden zu lassen, erschufen einen großen künstlichen Mond, und aus ihrem Planeten haben sie scheinbar eine Art Raumschiff gemacht. Generell finde ich, dass Hugh was die Übermacht betrifft, der sich die Voyager hier stellen muss, übertreibt. Auch davon abgesehen hat mich vieles nicht überzeugt. Als besonders unglaubwürdig ist mir dabei das Ausmaß der genetischen Erinnerungen Tuvoks hervorgestochen, der sich richtiggehend an Ereignisse aus der damaligen Zeit zu erinnern scheint. Mal abgesehen davon, dass dies die Frage aufwirft, warum Spock keine ähnliche Erinnerungen in "Der Erstschlag" hatte, war mir das viel zu phantastisch. Auch die Story fand ich leider wenig berauschend. Der einzig vermeintlich gute Aspekt daran war, wie Janeway hier vor eine fast unmögliche Entscheidung gestellt wird (wobei Hugh bequemerweise wieder darauf vergisst, dass der Heimatplanet der Furien ja eine Art Raumschiff sein soll, und damit theoretisch die Möglichkeit bestünde, dass diese vor der Supernova fliehen), doch selbst dieser wurde mir durch ihr uncharakteristisches Verhalten – sie versucht ja nicht einmal, mit den Furien in Kontakt zu treten, um doch noch zu einer friedlichen Übereinkunft zu kommen – sowie der zu ihr nicht passenden Entscheidung verdorben. Aber dazu kommen wir gleich noch. Zudem hat mich schon allein an der Ausgangssituation einiges nicht überzeugt – wie kann die Voyager das Signal eines Shuttles empfangen, dass bereits vor Wochen abgestürzt ist?) – und fand ich das Geschehen alles andere als packend. Vor allem auch der Showdown am Ende war dann viel zu ausgedehnt (so viel zu "Raserei"). Und vieles – wie z.B. Redbays letztendliches Schicksal – war auch viel zu vorhersehbar.

Der letzte wesentliche Kritikpunkt ist dann mein Eindruck, dass sich Hugh im "Star Trek"-Universum im Allgemeinen und an Bord der Voyager im Besonderen nicht wirklich zu Hause fühlt. Dies zeigt sich nicht nur in einigen Kontinuitätsfehlern (Gedankenverschmelzung während dem Laufen, der Insignienkommunikator als Mini-Tricorder, sowie ein paar seltsame Kommentar wie z.B. wenn Janeway nach dem Ausbruch meint, sie wäre ein halber Ferengi – was haben Ferengi damit zu tun?)– oder auch ausgelassenen Chancen auf Anspielungen auf frühere Ereignisse – sondern vor allem auch im Ton des Romans und bei der Charakterisierung der Figuren. So sind mir die ständigen flapsigen Kommentare mit der Zeit wirklich auf die Nerven gegangen. Fast könnte man meinen, Hugh wäre mit der deutschen Gaudi-Synchro von TOS aufgewachsen, und hätte VOY hier nun eine ebensolche verpasst. Ständig wird gewitzelt, selbst an den unpassendsten Stellen, und zu allem Überfluss fand ich den Humor dann noch dazu überwiegend nur pseudo-lustig. Am schlimmsten hat es aber die Figuren erwischt. "Die Raserei des Endes" vermittelt den Eindruck, als hätte Hugh ihn geschrieben, ohne auch nur eine einzige Voyager-Folge zu sehen. Die Figuren waren praktisch allesamt nicht wiederzuerkennen, wobei vor allem B'Elanna Torres die Arschkarte gezogen hat, so unsicher und an sich selbst zweifelnd sie hier dargestellt wird. Das ging mir mit der Zeit einfach nur mehr auf die Nerven. Bei Captain Janeway sticht wiederum in erster Linie die bereits erwähnte, für sie extrem untypische Entscheidung hervor, die gesamte Rasse der Furien auszulöschen, um den Alpha-Quadranten zu beschützen. Sorry, aber so sehr sich Hugh auch versucht, diese Entscheidung als unausweichlich darzustellen, sehe ich einfach nicht, dass just Kathryn "ich sehe mich moralisch dazu verpflichtet, den Ocampa zu helfen, auch wenn wir dadurch im Delta-Quadranten stranden" sie treffen würde. Hier wollte Hugh auf Teufel komm raus "edgy" sein, egal ob's zur Figur passt, oder nicht.

Fazit: Ein guter "Star Trek"-Autor setzt sich in die Kiste voller Lego-Bausteine, nimmt die vorhandenen Teile, und erschafft etwas Großes damit. Hugh hingegen klebt mit Uhu Stücke aneinander, die nicht zusammengehören, und verbiegt und zerschneidet wiederum andere. Statt sich ans "Star Trek"-Universum anzupassen, muss sich vielmehr dieses an ihn anpassen, und sich seinen Wünschen borgen. So zumindest ist der Eindruck, den ich von ihm angesichts seines desaströsen ("enttäuschend" wäre ein zu leichtes Wort) Abschlusses der von der Grundidee her ja durchaus faszinierenden Crossover-Reihe "Invasion" gewonnen habe. Die ständigen Witzchen nervten und wollten weder zum Ton der Serie noch zum teils düsteren Inhalt des Romans passen, und die Figuren sind praktisch nicht wiederzuerkennen – wobei mir vor allem die Darstellung von Torres ein Dorn im Auge war – und generell fügt sich sein Roman weder ins "Star Trek"-Universum im Allgemeinen als vor allem auch in die "Invasion"-Reihe im Besonderen sonderlich gut und/oder überzeugend ein. Vieles an "Die Raserei des Endes" war mir zudem zu übertrieben. Und generell fand ich den Plot wenig interessant und teilweise auch viel zu ausgedehnt und langatmig. Teils völlig unpassend wirkende Momente (wie Redbays unmoralisches Angebot an Torres) sowie der eine oder andere unfreiwillig komische Kommentar ("Sei der Bär") machten die Katastrophe dann schließlich perfekt. Zumindest soweit es die "Star Trek"-Romane betrifft kann ich jedenfalls mit Fug und Recht behaupten: Selten so einen Schwachsinn gelesen.

Bewertung: 1/5 Punkten
Christian Siegel


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