Star Trek - TOS: Das Netz der Romulaner
Die Romulaner verletzen die Neutrale Zone Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 09 Mai 2016
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek: Das Netz der Romulaner"
Originaltitel: "Star Trek: Web of the Romulans"
Bewertung:
Autorin: Melissa S. Murdock
Übersetzung: Hans Maeter
Umfang: 222 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne
Erstveröffentlichung: Juni 1983 (E) bzw. 1985 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11613-2
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Die Föderation ist besorgt, gibt es doch Gerüchte, dass die Romulaner eine größere Invasion planen könnten. Um Stärke zu demonstrieren und zugleich die Augen und Ohren offen zu halten, wird die U.S.S. Enterprise zur Patrouille an die Neutrale Zone geschickt. Tatsächlich entdeckt man kurz nach der Ankunft ein romulanisches Schiff der Raptor-Klasse, dass die Neutrale Zone überquert und in den Raum der Föderation eindringt – und sich sofort daraufhin tarnt. Daraufhin liefern sich Kirk und der romulanische Kommandant ein Katz- und Maus-Spiel, dass die Crew der Enterprise jedoch zunehmend verwirrt: Was genau bezwecken die Romulaner damit? Immerhin hat das Schiff bislang keine Kampfmaßnahmen eingeleitet. Neben den Romulanern muss sich die Crew der Enterprise jedoch auch zunehmend mit dem Computer herumschlagen, der von den Experten auf Cygnet XIV eine weibliche Persönlichkeit erhalten und sich in den Captain verliebt hat. Anfangs sind die schmeichelnden Kommentare des Computers nur lästig. Als dieser dann jedoch damit beginnt, den Rest der Crew aus seinem Datenspeicher zu löschen und nur mehr von Kirk Befehle zu akzeptieren, schränkt dies die Handlungsfähigkeit der Enterprise enorm ein – was angesichts des romulanischen Schiffes, das in der Nähe lauert, katastrophale Folgen haben könnte…

Review: "Das Netz der Romulaner" hatte so viel Potential, und es gab durchaus einiges, das mir sehr gut gefallen konnte. Aber die eine oder andere - zumindest in meinen Augen – Fehlentscheidung der Autorin hat mir das Buch teilweise leider ziemlich verlitten. Die größte davon ist in meinen Augen die Idee des Computers, der sich in Kirk verliebt. Melinda S. Murdock bedient sich hier der ursprünglich von D.C. Fontana für die Episode "Morgen ist Gestern" erdachte Idee, dass der Computer der Enterprise mit einer weiblichen Persönlichkeit ausgestattet ist und Kirk schmeichelt – etwas, dass ich selbst damals nur leidlich lustig fand (und dort war's wenigstens relativ verhalten im Hintergrund) – und baut es hier nun noch aus. So darf der Computer den Captain nicht einfach nur Schätzchen nennen, sondern sich doch tatsächlich in ihn verlieben, und daraufhin – wohl aus einem Anfall von Eifersucht? – alle anderen Personalakten löschen, so als sei er allein an Bord. Ganz ehrlich: Diesen gesamten Nebenplot fand ich höchst entbehrlich. Ich fand es nicht lustig, sondern einfach nur doof, und es schien mir neben dem vermeintlichen Humor (der bei mir eben nicht zündete) in erster Linie deshalb da zu sein, damit die Enterprise in eine bedrohliche Situation wegen der Romulaner geraten und sich so Spannung aufbauen kann. Hat für mich nur halt leider überhaupt nicht funktioniert. Die Handlung rund um die Romulaner gefiel mir da schon deutlich besser. Diese leidet zwar etwas darunter, dass sich die hier gewählte Darstellung ihrer Gesellschaft nicht mit späteren Informationen deckt, aber angesichts der Tatsache, dass diese zu dem Zeitpunkt halt einfach nicht ausgearbeitet war, kann man das der Autorin ja wohl kaum anlasten. Letztendlich machte sie einen durchaus guten Job dabei, aus den spärlichen innerhalb der Serie vermittelten Informationen zu extrapolieren.

Sehr gut gefiel mir auch ihre Erklärung für den Einfall der romulanischen Schiffe in den Raum der Föderation. Statt die Gegner zu dämonisieren, werden sie hier vielmehr vermenschlicht – ein Zugang, den ich grundsätzlich immer schätze. Gleiches gelingt ihr übrigens auch durch die Darstellung von S'Talon, bei dem sie sich an Mark Lenards romulanischen Commander aus "Spock unter Verdacht" zu orientieren scheint, und eine Figur erschafft, die Kirk durchaus mit Achtung und Respekt begegnet. Von seinem Verhalten, seiner Vernunft sowie seinen Gefühlen gegenüber seiner Centurion ganz zu schweigen. Gut gefallen konnte mir zudem der eine oder andere amüsante Moment und/oder Kommentar (wie z.B. wenn Spock auf Rileys Beschwerde, weil ihm statt eines irischen Dichters vielmehr aus den Werken Shakespeares vorgelesen wird, trocken mit "Wir alle müssen unsere Opfer bringen" antwortet). Und die Figuren waren überwiegend ebenfalls recht gut getroffen. Kritisch sehe ich hingegen den einen oder anderen Kontinuitätsfehler – und dabei spreche ich natürlich nicht von solchen oben erwähnten Begebenheiten, wo die Autorin späteren Informationen widerspricht (weil das werfe ich ihr wie gesagt nicht vor), sondern wo sie Informationen aus der Serie ignoriert. So passt z.B. die ganze Zeitlinie überhaupt nicht zusammen. Die Geschichte mit dem Computer macht deutlich, dass "Das Netz der Romulaner" entweder unmittelbar vor oder nach "Morgen ist Gestern" angesiedelt ist. Dennoch erinnert sich Kirk an seine Erlebnisse auf Triskellion ("Meister der Sklaven") bzw. wird auf die Ereignisse aus der Folge "Die unsichtbare Falle" referenziert – beides fand jedoch erst deutlich später statt. Hier hätte wenn schon nicht die Autorin so doch zumindest das Lektorat besser aufpassen sollen.

Neben dem verliebten Computer ist mein größter Kritikpunkt aber der Nebenplot rund um Admiral Iota. Einerseits, da dieser seltsam drangetackert wirkt, so als hätte die Autorin ihn erst später hinzugefügt, weil das Buch sonst zu dünn gewesen wäre. Und andererseits, weil das alles so verkrampft und konstruiert verläuft, angefangen von dessen Hass auf die Romulaner, über seine Befürchtungen ob der drohenden Invasion, bis hin zu jenem Moment, wo er sich in die Ersatzbrücke einsperrt und auf einmal mir nichts dir nichts das Kommando über das gesamte Schiff übernimmt. Hä? Danach wird’s nicht besser: Der Crew der U.S.S. Potemkin fällt innerhalb 24 Stunden kein Weg ein, wie sie ihn da wieder herausbekommen könnten. Mit einem Phaser die Tür aufschweißen? Ihn heraus- oder andere Leute hineinbeamen? Fehlanzeigt. Geht angeblich alles nicht. Wie leicht ist es bitte schön, das Kommando über ein Föderationsschiff zu übernehmen? Einfach in der Ersatzbrücke einsperren, Zugang schließen und sämtliche Befehlsgewalt auf die Ersatzbrücke übertragen, und fertig. Davon, dass man sich viel zu lange Zeit lässt, um Captain Kirk zu kontaktieren und um Hilfe zu ersuchen (immerhin ist eine der Wahnvorstellungen, hinter der Iota leidet, und die er als Begründung für sein Handeln heranzieht die vermeintliche Zerstörung der Enterprise), ganz zu schweigen. Und auch die komplizierte Art und Weise, wie er dann doch noch davon überzeugt wird, dass Kirk die Krise beilegen konnte, überzeugte mich nicht. Ehrlich, das alles erschien mir extrem an den Haaren herbeigezogen. Und zum Drüberstreuen gibt's am Ende dann noch einen viel zu klischeehaften und übertrieben wirkenden Moment, wo alle auf der Brücke kräftig lachen. Ja, kam in der Serie auch mal vor – erschien mir aber in diesem Fall eher unpassend und irgendwie auch sehr erzwungen.

Fazit: Es ist ein Jammer. "Das Netz der Romulaner" hätte durchaus ein paar gute Ansätze. Mir gefällt, wie die Feinde aus der klassischen Serie hier nicht dämonisiert, sondern vielmehr vermenschlicht werden. Der Plot rund um die Seuche auf Romulus und die damit einhergehende Mission, die sie in den Raum der Föderation führt, war ebenfalls soweit gelungen. Die Figuren waren gut getroffen, es gab ein paar gute Dialoge und amüsante Momente, und den romulanischen Kommandanten fand ich als Figur sehr interessant. Leider aber ist bei "Das Netz der Romulaner" auch so einiges schief gegangen. Einige der hier vermittelten Informationen über die Romulaner spießen sich mit späteren Betrachtungen (das für sich genommen ist kein Vorwurf, sondern nur eine Bemerkung), es schlichen sich ein paar ärgerliche Kontinuitätsfehler ein, und der Roman wirkt teilweise etwas zerfahren, so als wäre der eine oder andere Nebenplot erst später hinzugefügt worden, um ihn länger zu machen. Vor allem mit allem rund um den verliebten Computer der Enterprise konnte ich wenig bis gar nichts anfangen. Ich fand es absolut nicht lustig, und die Art und Weise, wie hier verkrampft versucht wurde, damit eine Bedrohung für die Enterprise zu erzeugen, stieß mir recht sauer auf. Am schlimmsten war aber alles rund um Admiral Iota, der sich in die Ersatzbrücke einschließt und ein gesamtes Raumschiff kapert, ohne dass es ihnen innerhalb von 24 Stunden gelingen würde, ihn da wieder herauszuschaffen. Spätestens da konnte ich den Roman nicht mehr ernst nehmen. Die interessante Grundidee vermag ihn zwar trotz dieser Schwächen gerade noch so zu retten – guten Gewissens empfehlen kann ich "Das Netz der Romulaner" aber leider nicht.

Bewertung: 1.5/5 Punkten
Christian Siegel


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