Star Trek - TOS: Hort des Lebens
Ein bewohnter Planet außerhalb der Galaxis Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 11 April 2016
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek: Hort des Lebens"
Originaltitel: "Star Trek: The Abode of Life"
Bewertung:
Autor: Lee Correy
Übersetzung: Hans Maeter
Umfang: 254 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne
Erstveröffentlichung: April 1982 (E) bzw. 1984 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11611-8
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Während ihrer Erforschung des Orion-Arms wird die Enterprise von einer Schwerkraft-Anomalie getroffen und aus der Galaxis herausgeschleudert. Dort trifft man mitten in der Leere des Alls auf eine einsame Sonne und einen sie umkreisenden Planeten. Die prekäre Lage der Enterprise – der Warpantrieb ist beschädigt, und ohne ihn würde die Reise zurück in ihre Galaxis mehrere Jahrzehnte dauern – zwingt Captain Kirk dazu, die Oberste Direktive zu ignorieren und sich auf der Suche nach den für die Reparatur des Warpantriebs nötigen Materialien auf den Planeten zu beamen. Dort stößt man dann auch sogleich auf eine Gruppe von Bewohnern, die sich auf der Flucht befinden – und ist kurz darauf von den sogenannten Protektoren umstellt. Auf Mercan, wie die Bewohner ihren Planeten nennen, hat sich ein weit verzweigtes Transporternetzwerk entwickelt, dass es ihnen erlaubt, in Sekundenschnelle von einem Ort des Planeten zu einem anderen zu gelangen. Zudem steht das Leben auf Mercan unter dem Einfluss der nahegelegenen, instabilen Sonne, die in unregelmäßigen Abständen gefährliche Strahlung zum Planeten bringt. Kirk ist bemüht, den Einfluss seines Landetrupps auf die Kultur Mercans so gering wie möglich zu halten – doch deren unkooperatives Verhalten scheint dem Captain keine andere Wahl zu lassen…

Review: Nachdem mir bereits "Das Klingonen-Gambit" besser gefallen konnte als der Pocket Books/Heyne-Erstling an originären "Star Trek"-Romanen, machen diese mit "Hort des Lebens" neuerlich einen deutlichen Sprung nach vorne. Da und dort mag es zwar noch kleinere Ungereimtheiten im Vergleich zur bekannten (jedoch in diesen Punkt halt erst später etablierten) "Star Trek"-Kontinuität geben, und auch die Übersetzung von Hans Maeter ist mit seiner 1:1-Übernahme von englischen Begriffen (wie "Starship") sowie dem einen oder anderen recht offensichtlichen Schnitzer (so wird "ready for action" etwas gar wortwörtlich mit "Bereit zur Aktion", und statt sie scharf zu machen, werden die beiden Photonentorpedos vielmehr "alarmiert") teilweise wieder etwas gewöhnungsbedürftig. Davon abgesehen hat mir die Geschichte von "Hort des Lebens" aber sehr gut gefallen. Die größte Stärke des Romans war dabei für mich, wie überaus schlüssig das Leben und/oder die Zivilisation geschildert ist. Offenkundig hat sich Lee Correy (dessen einziger "Star Trek"-Roman dies leider bleiben sollte) im Vorfeld einige Gedanken darüber gemacht, wie sich sowohl das Fehlen von Sternen am Nachthimmel, die in unregelmäßigen Abständen auftretende Bedrohung durch Sonnenwinde, sowie insbesondere auch die frühe Entwicklung eines den ganzen Planeten umspannenden Transporternetzwerks auf eine Gesellschaft auswirken würde. Angefangen bei einer Welt, die weitgehend ohne Straßen auskommt, über die "offenen" Gefängnisse auf einer Insel (da man von dort mangels Booten etc. ohnehin nicht entkommen kann) wirkt all dies überaus gut durchdacht. Auch Ideen wie z.B., dass alle Mercaner bewaffnet herumlaufen – um so zu signalisieren, dass sie das Leben groß genug wertschätzen, um es gegenüber anderen zu verteidigen, oder auch die Einteilung ihrer Gesellschaft in Techniker, Protektoren und Hüter, fand ich interessant.

Die Geschichte an sich ist ebenfalls recht gelungen, wenn sie mich zugegebenermaßen auch nicht ganz so begeistert haben mag, wie die Konzepte rund um das Leben auf Mercan an sich. Immerhin war das Geschehen aber sehr abwechslungsreich, zuerst mit dem Sprung der Enterprise aus unserer Galaxis, dem Fund des einsamen Sonnensystems, der Außenmission auf Mercan, der Stabilisierung der Sonne (auf Spocks Initiative hin), sowie den abschließenden Verhandlungen zwischen den Hütern, den Protektoren und den Technikern. Forschung, Wissenschaft, Politik… "Hort des Lebens" deckt hier ein breites Themenspektrum ab. Interessant auch, welche aktive Rolle Kirk hier bei seiner Begegnung mit den Mercanern – trotz seines mehrmaligen Hinweises auf die oberste Direktive – spielt. Bereits ihre Ankunft auf dem Planeten stellt deren Weltbild auf den Kopf, und hätte weitreichende Auswirkungen nach sich ziehen können. Aber dann noch ihre Sonne zu stabilisieren, so dass es in Zukunft keine "Heimsuchungen" mehr geben wird, ist ein sehr eklatanter Eingriff in ihre Gesellschaftsstruktur – immerhin baut sich die Macht der Hüter darauf auf, dass sie die betreffenden Ereignisse als einzige der drei Gruppierungen vorhersagen und so die anderen warnen können. Immerhin gibt Lee Correy jedoch James Kirk aber eine gute Begründung mit auf den Weg, da es der einzige Weg war, um nicht nur den Planeten, sondern auch die Enterprise zu retten (wenn mir dies zugegebenermaßen auch etwas konstruiert erschien – aber ich will's ihm durchgehen lassen). Damit widerspricht man zwar recht deutlich der Aussage gerade auch der zweiten Staffel, wo mehrmals auf die negativen Auswirkungen einer Einmischung in eine andere Kultur hingewiesen wurde. Als quasi Gegenentwurf zu dieser Philosophie fand ich "Hort des Lebens" aber durchaus interessant.

Fazit: "Hort des Lebens" ist ein gelungener Roman zur klassischen "Star Trek"-Serie, bei dem mich vor allem die sehr gut durchdachte Darstellung der Zivilisation auf Mercan begeistern konnte. Interessant fand ich zudem, welche aktive Rolle Captain Kirk bzw. die Enterprise hier einnehmen, immerhin stellen sich quasi die Gesellschaftsordnung eines Planeten völlig auf den Kopf. Zudem fand ich "Hort des Lebens" als sehr kurzweilig und auch recht abwechslungsreich. Und die Figuren erschienen mir ebenfalls gut getroffen. Wirkliche Spannung darf man sich zwar genauso wenig erwarten wie eine große thematische Komplexität und/oder eine sonderlich epische Handlung. Zudem gibt es – für diese Frühzeit der "Star Trek"-Romane nicht ungewöhnlich – ein paar Widersprüche im Vergleich zur etablierten Kontinuität. Und bestimmte Ereignisse wirken auch etwas konstruiert. Insgesamt konnte mich "Hort des Lebens" aber gut unterhalten, und stellenweise gar so richtig "faszinieren".

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel


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