Star Trek - TNG: Kriegstrommeln
Wilde Klingonen terrorisieren eine Kolonie Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 29 Februar 2016
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek - The Next Generation: Kriegstrommeln"
Originaltitel: "Star Trek - The Next Generation: War Drums"
Bewertung:
Autor: John Vornholt
Übersetzung: Horst Pukallus
Umfang: 347 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne
Erstveröffentlichung: September 1992 (E) bzw. 1995 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11549-4
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: In jüngster Zeit werden die Kolonisten auf dem Planeten Selva vermehrt von jungen, wilden Klingonen terrorisiert, die in den dortigen Wäldern zu Hause sind. Die Enterprise fliegt zum Planeten, um Frieden zwischen beiden Gruppierungen herzustellen. Schon bald findet man heraus, dass die Klingonen als sie noch Kinder waren mit einem Raumschiff auf dem Planeten abgestürzt sind, und seither ums Überleben kämpfen. Zudem haben sie nie eine Erziehung genossen, und wurden nicht in den Werten ihrer Kultur unterwiesen. Ohne die Regeln der Zivilisation sind sie ihrer Natur und ihren Instinkten hilflos ausgeliefert. Während Worf jenes Außenteam anführt, dass sich mit den Klingonen trifft, um sie in ihrer Kultur zu unterweisen, trifft sich Ro mit den Anführern der Siedlung. Doch zumindest zu Beginn scheint keine der beiden Seiten Interesse daran zu haben, Frieden zu schließen…

Review: "Kriegstrommeln" beginnt so großartig und vielversprechend. Der erste Angriff der Klingonen auf die Kolonisten, der uns ihre Angst, ihre Verzweiflung und ihren Hass nachfühlen lässt. Die man beide Seiten in diesem Konflikt als von jahrelangen Auseinandersetzungen verbittert zeigt, und damit auch deutlich macht, welcher Auswirkungen ein solcher auf die Psyche hat. Wie sowohl die Klingonen als auch die Siedler für ihre Taten in die Pflicht genommen und keine Seite über die andere gestellt wird – was aufzeigt, dass es in solchen Kriegen immer zwei Seiten gibt, und man nicht vorschnell darüber handeln sollte, welche denn nun im "Recht" ist. Wie man, wenn man den Feind zu sehr hasst, selbst zum Feind wird, und plötzlich all das verkörpert, was man an diesem so verachtet. Ein bisschen mag die Aussagekraft zwar darunter leiden, dass von Anfang an klar ist, dass die Grenze zwischen Gut und Böse nicht so eindeutig verläuft, wie uns das die ersten paar Seiten weißmachen wollen, weshalb zumindest ich nie quasi hineingekippt bin, und mir dann ähnlich die Augen geöffnet wurden, wie den Kolonisten. Aber von der Aussage und vor allem auch der Wichtigkeit der Aussage her, gibt's die volle Punktzahl. Gut fand ich darüber hinaus, dass der Roman zu einem Großteil von den nichtmenschlichen Mitgliedern der Crew bestritten wird, und dabei u.a. auch Ro Laren viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Und auch die eine oder andere – anfänglich noch – clevere Aktion (wie z.B. als sich Troi beim "Versteckspielen" mit den Klingonen einfach hochbeamen lässt) stach für mich positiv hervor.

Leider aber verspielt "Kriegstrommeln" in weiterer Folge viel vom zuvor aufgebauten Kredit. Der erste Kritikpunkt ist, dass sich die Figuren dann teilweise doch eher dämlich verhalten müssen, damit die Handlung den von John Vornholt gewünschten Gang nehmen kann. Da vergisst Captain Picard, als die Enterprise in ein anderes System berufen wird und er das Außenteam eigentlich nicht ohne Unterstützung auf Selva zurücklassen will vollkommen auf die Möglichkeit, die Untertassensektion abzutrennen. Gut, ok, das allein würde ich ihm vielleicht noch durchgehen lassen, aber dass er – wenn er wirklich so besorgt ist – kein Sicherheitsteam zurücklässt, wirkt fahrlässig. Sein klingonischer Lieutenant folgt dann seinem Beispiel, in dem er just an dem Tag, wo die Enterprise nicht im Orbit ist um Unterstützung zu leisten, mit den Klingonen ins Dorf marschiert. Wozu die Eile? Man könnte fast annehmen, der hätte noch Gagh am Herd stehen, wenn ich es nicht besser wüsste (wird dieses von den Klingonen doch roh bevorzugt). Auch bei der Flucht der Verräterin stellt man sich selten dämlich an. Insgesamt wirkt somit der weitere Verlauf sehr konstruiert – und fand ich das ganze zudem zunehmend absehbar (wobei der diesbezügliche Tiefpunkt für mich wohl "Chekovs Peitsche" war – und da ist ausnahmsweise mal nicht der Navigator der Enterprise ohne ein verdammtes A, B, C oder D gemeint). Und vor allem auch das Ende fand ich enttäuschend. Denn es gibt keinen einfacheren Weg, für Versöhnung zwischen zwei zerstrittene Parteien zu sorgen, als sie aufgrund einer äußeren Krise dazu zu zwingen, zusammenzuarbeiten, wenn sie überleben wollen. Diese Lösung des ganzen war mir persönlich zu leicht und zu billig, und ich hätte es entschieden besser – und aussagekräftiger – gefunden, wenn die Klingonen und die Kolonisten es auch abseits dieser Bedrohung geschafft hätten, ihre Differenzen hinter sich zu lassen. Abschließend seien als Randnotizen noch zwei Kontinuitätsfehler erwähnt: So haben die Bajoraner lt. John Vorholt hier keinen Heimatplaneten mehr, und der Schöpfer von Data wird als Noonien Singh statt als Noonien Soong angegeben – da hat er wohl was mit Khan verwechselt.

Fazit: Bei "Kriegstrommeln" lässt sich bedauerlicherweise wieder einmal der gute, alte Spruch "Fängt stark an, und lässt dann auch stark nach" anbringen. Denn die Ausgangssituation des Romans – sowie die dabei mitschwingende Aussage, was die Auswirkungen langjähriger, verbitterter Konflikte auf beiden Seiten betrifft – fand ich höchst interessant und vielversprechend. Leider aber ist John Vornholt im weiteren Verlauf zunehmend auf konstruierte Wendungen sowie die Dummheit der handelnden Protagonisten angewiesen, damit die Handlung dem von ihm gewünschten Verlauf nehmen kann. Generell fand ich "Kriegstrommeln" mit der Zeit sehr klischeehaft und vorhersehbar. Und vor allem auch, wie alles in eine Situation kulminierte, wo die Siedler und die Klingonen zusammenarbeiten müssen, um am Leben zu bleiben, fand ich sehr enttäuschend. Denn damit macht man es ihnen in meinen Augen viel zu leicht, das Kriegsbeil zu begraben, und stellt das Ganze generell etwas gar idealistisch dar. Denn normalerweise ist solch ein Frieden nach einem derart erbittert geführten Konflikt und dementsprechend viel Hass auf beiden Seiten ein langer, mühseliger Prozess – der hier durch dieses Plotkonstrukt einfach ausgeschaltet wird. Das fand ich wirklich höchst bedauerlich.

Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel


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