Star Trek - TOS: Der Entropie-Effekt
Der erste TOS-Roman von Pocket Books/Heyne Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 25 Januar 2016
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek: Der Entropie-Effekt"
Originaltitel: "Star Trek: The Entropy Effekt"
Bewertung:
Autorin: Vonda N. McIntyre
Übersetzung: Hans Maeter
Umfang: 269 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne
Erstveröffentlichung: 01. Juni 1981 (E) bzw. 1983 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11609-5
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Der Wissenschaftsoffizier Spock ist seit Wochen damit beschäftigt, ein mysteriöses neues Raumphänomen zu untersuchen, von dem er glaubt, dass es binnen eines Jahrhunderts das Ende des Universums bedeuten könnte. Doch kurz, nachdem er seine jüngste Untersuchung abschließen konnte, wird die Enterprise zum Planeten nach Aleph Prime berufen. Dort wurde der anerkannte Wissenschaftler Georges Mondreaux, ein früherer Lehrer von Spock, des Mordes verurteilt. Die Enterprise soll ihn nun zu einer Rehabilitations-Kolonie bringen. Der Besuch auf Aleph Prime bringt für Captain Kirk ein Wiedersehen mit seiner früheren Flamme Captain Hunter, die beim Grenzschutz arbeitet. Noch ehe die Enterprise aufbricht, lässt sich dann auch Sulu auf ihr Schiff versetzen, wodurch Captain Kirk seinen äußerst begabten Astronavigator verliert. Die größte Katastrophe wartet allerdings noch auf die Enterprise-Crew: Denn nur kurz nachdem sie von Aleph Prime aufgebrochen sind, steht Georges Mondreaux plötzlich im Turbolift und ermordet Captain Kirk…

Review: Da "Star Trek" heuer seinen 50. Geburtstag feiert, habe ich mich dazu entschlossen, mir neben den alten Heyne-Veröffentlichungen zu TNG, DS9 und VOY nun auch jene zur klassischen Serie vorzuknöpfen. Den Anfang macht dabei – da ich die Romanadaption der Filme vorerst auslassen werde – "Der Entropie-Effekt", der zugleich auch der erste "originale" (also eben nicht auf Episoden oder Filme basierende, sondern eine neue Geschichte erzählende) "Star Trek"-Roman war, der bei Pocket Books – vor mittlerweile 35 Jahren – erschienen ist. Gewisse Anlaufschwierigkeiten waren hier wohl unvermeidlich (wobei mir einer der ersten "Star Trek"-Romane überhaupt, "Notruf aus dem All", eigentlich ziemlich gut gefallen konnte) und wurden von mir auch schon erwartet, aber selbst unter zudrücken aller Hühneraugen konnte mich "Der Entropie-Effekt" leider kaum überzeugen. Mein erster Kritikpunkt ist dabei gleich die Übersetzung durch Hans Maeter, die mich die langjährige phantastische Arbeit von Andreas Brandhorst nun nur umso mehr schätzen lässt. Zwar wird wenigstens Pille nicht als Knochen bezeichnet (wobei mich selbst das angesichts der Qualität dieser Übersetzung nicht mehr überrascht hätte), aber einige Begriffe werden leider nicht korrekt übersetzt (z.B. Geschehens-Horizont statt Ereignis-Horizont, Peitschen-Effekt statt Schleudereffekt; und Christine Chapel wurde doch tatsächlich auf Christina umgetauft!), und generell ist diese teilweise ziemlich schräg (so wird z.B. mehrmals das englische, hierzulande aber nicht verbreitete "Goodbye" verwendet; zudem wird die Enterprise zu Beginn vom Planeten nicht etwa gerufen, sondern angerufen), und erschwerte es mir, so richtig in die Handlung einzutauchen.

Hans Maeter aber nun die alleinige Schuld daran zuzuschreiben, dass mir "Der Entropie-Effekt" nicht besser gefallen konnte, wäre dann aber auch verfehlt. Vielmehr ist dafür natürlich in erster Linie die Autorin Vonda McIntyre verantwortlich, die in diesem Roman zwar die eine oder andere interessante Idee präsentiert und/oder netten Ansatz verfolgt, deren Geschichte mich aber nicht so recht überzeugen konnte. Angefangen von der anfänglichen Anomalie über die Kriminalgeschichte bis hin zu den Zeitreisen am Ende. Problematisch war dabei für mich unter anderem Kirks Tod, da von vornherein klar war, dass dieses tragische Ereignis in weiterer Folge wieder rückgängig gemacht werden wird. Insofern verfehlte dieser Twist die gewünschte schockierende Wirkung bei mir komplett. So etwas muss zwar kein Beinbruch sein, wenn man die emotionale Wirkung eines solchen Ereignisses in den Mittelpunkt stellt, aber da sind wir schon beim nächsten Aspekt: Die ganze Crew im Allgemeinen und McCoy im Besonderen reagierten hierauf doch recht untypisch – zumal es aus "Das Spinnennetz" ja quasi eine gelungene entsprechende Vorlage gibt, mit der sich vergleichen lässt. Generell war das teils untypische Verhalten der Crew für mich ein Hauptproblem von "Der Entropie-Effekt". Viel zu selten fühlte ich mich wirklich im "Star Trek"-Universum, fing sie mir in den Dialogen zwischen den Besatzungsmitgliedern die Stimmung der klassischen Serie ein. Gerade auch Scottys Verrat war für mich enorm untypisch und wollte zur Figur nicht passen. Ähnliches lässt sich über Sulu sagen, der in der alternativen Zeitlinie der Enterprise den Rücken kehrt. Und auch der seiner Verflossenen derart übertrieben nachtrauernde Kirk wollte mir zur Darstellung des Captains aus der Serie (der dort mehrmals deutlich macht, dass die Enterprise die Liebe seines Lebens ist) überhaupt nicht passen.

Etwas, dass weniger ein objektiver Fehler als ein subjektiver Kritikpunkt meinerseits ist, sind die zahlreichen Aliens, die sich an Bord tummeln. Nun ist mir natürlich bewusst, dass die Föderation auch zu Kirks Zeiten schon vielfältiger war, und die mangelnde Repräsentation dieses Umstands in der klassischen Serie in erster Linie auf die damaligen budgetären und produktionstechnischen Beschränkungen zurückzuführen sind. Etwas, dass mit der Zeichentrickserie und dem Auftritt von M'Ress und Arex ansatzweise behoben wurde. Und wenn die Autorin diese beiden hier eingebunden hätte, hätte ich damit wohl kein Problem gehabt. Stattdessen tummeln sich einige andere Außerirdische an Bord herum, und auch wenn der Roman nach dem Ende der klassischen Serie angesiedelt ist und man es sich natürlich so erklären kann, dass es sich hierbei um Neuzugänge an Bord handelt, war dies mit ein Grund warum ich mich auf dieser Enterprise nicht zu Hause fühlte – einfach, da in der klassischen Serie selbst außerirdische Crewmitglieder absolute Mangelware waren. Viel schwerer wiegt aber ohnehin, dass die hier erzählte Geschichte einerseits wenig spannend war, und andererseits keinen Sinn ergab. Zugegebenermaßen bin ich bei Zeitreisegeschichten sehr pingelig, aber… McIntyre vermischt hier leider zwei völlig unterschiedliche Philosophien, nämlich dass man mit einer Reise in die Vergangenheit die eigene Gegenwart erst auslöst (wie z.B. bei Spocks erster Zeitreise, wo er so wie in der Zeitlinie aus der er stammt von Scotty gesehen wird), oder aber die Vergangenheit und damit die Gegenwart auch wirklich verändern kann. Eine Erklärung, warum es mal so und mal so ist, bleibt die Autorin natürlich schuldig. Last but not least: Am Ende verhindert Spock, dass mehrere Mitglieder eines Volkes in die eigene Zeit zurückreisen – eine Tat, die als absolut katastrophal dargestellt wird und die titelspendende Entropie erst auslöst. Die Episode "Portal in die Vergangenheit", in der sich eine ganze Zivilisation in die eigene Vergangenheit flüchtet, ist der Autorin wohl entgangen…

Fazit: Da ein eigener Absatz für die positiven Aspekte nicht gelohnt hätte, sei zu Beginn des Fazits kurz festgehalten, dass "Der Entropie-Effekt" durchaus auch seine Momente und/oder Stärken hatte. Die Grundidee war ja nicht uninteressant (leidet nur halt u.a. unter logischen Schwächen), das letzte Gespräch zwischen Sulu und Kirk ebnet den Weg für seine späterer Kapitänskarriere, und einzelne Dialoge zwischen den bekannten Figuren waren durchaus gelungen. Letztendlich war mir all dies aber entscheiden zu wenig, und überwogen jene Momente, wo ich mich über den Roman doch ziemlich geärgert hatte, leider deutlich. Das beginnt bei den oben bereits erwähnten Logiklöchern, geht über die meines Erachtens dämliche Wendung rund um Captain Kirks Tod, bis hin zur teilweise haarsträubenden Charakterisierung, die mich die Figuren oftmals nicht wiedererkennen ließ. Insgesamt fand ich den Roman jedenfalls leider nicht sonderlich interessant, unterhaltsam, oder gar faszinierend. Abseits des Kuriositäten-Charakters als erste originäre Pocket Books- bzw. Heyne-Veröffentlichung zu "Star Trek" kann ich für "Der Entropie-Effekt" somit leider keine Empfehlung aussprechen.

Bewertung: 1.5/5 Punkten
Christian Siegel


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