Star Trek - Deep Space Nine: The Never-Ending Sacrifice
Ein phantastischer, außergewöhnlicher "Star Trek"-Roman Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 17 August 2015
 
Cover (c) PocketBooks
Titel: "Star Trek - Deep Space Nine: The Never-Ending Sacrifice"
Bewertung:
Autorin: Una McCormack
Übersetzung: -
Umfang: 352 Seiten (ohne Glossar)
Verlag: Pocket Books
Veröffentlicht: September 2009
ISBN: 978-1-4391-0961-8
Kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Nachdem der cardassianische Junge Rugal Pa'Dar mit seinem bajoranischen Vater Deep Space Nine besuchte, wird er gegen seinem Willen zu seinem biologischen Vater nach Cardassia Prime gebracht. Als jemand, der sein ganzes Leben auf Bajor gebracht hat und sich auch in erster Linie als Bajoraner fühlt, fällt es ihm alles andere als leicht, sich mit seinem neuen Leben abzufinden. Sein Vater tut jedoch alles, was er kann, um ihm diese Veränderung so leicht wie möglich zu machen, und schon bald findet Rugal erste Freunde. Dennoch gibt es zahlreiche Aspekte am Leben auf Cardassia, an die er sich erst gewöhnen muss. Wie z.B. die fast vollständige Kontrolle durch den Obsidianischen Orden, die es für Cardassianer sehr gefährlich macht, von der Parteilinie abzuweichen und/oder die Regierung zu kritisieren. Etwas, dass auch Rugal am eigenen Leib zu spüren bekommt, als er sich während des Unterrichts erlaubt, die offizielle cardassianische Version der Besetzung Bajors anzuzweifeln. In den folgenden Jahren durchlebt Rugal dann alle wesentlichen Veränderungen der cardassianischen Gesellschaft: Den Fall des Obsidianischen Ordens, die zunehmende Macht des Militärs, den Angriff der Klingonen, das Bündnis mit dem Dominion, der nachfolgende Krieg – dem sich auch er nicht entziehen kann – sowie das tragische Ende des Krieges, und dem Versuch, danach wieder zu einer Art normalem Leben zurückzufinden. Entwicklungen, die auch von Rugal so manches Opfer fordern werden…

Review: Una McCormacks "Deep Space Nine"-Roman "The Never-Ending Sacrifice" (der leider bislang im deutschsprachigen Raum nicht veröffentlicht wurde; von Cross Cult wurde er bei ihren DS9-Veröffentlichungen bislang ausgelassen) knüpft an die Episode "Die Konspiration" an. So weit bin ich bei meinem aktuellen DS9-Durchlauf ja noch nicht (deren Ausgang ich mir jetzt mit dem Lesen des Romans wohl gespoilert habe; ich werd's verkraften), und in Erinnerung war mir die Folge auch nicht mehr. Dem Lesegenuss tat dies im vorliegenden Fall jedoch keinen Abbruch. Und im Falle von "The Never-Ending Sacrifice" ist "Genuss" auch wirklich das richtige Wort. Denn in meinen Augen hat Una McCormack hier einen der besten "Star Trek"-Romane aller Zeiten vorgelegt. Dabei muss man sich jedoch im Vorfeld darauf einstellen, dass sie hierbei einen sehr ungewöhnlichen Zugang gewählt hat. Denn die bekannten, etablierten Personen spielen hier nur Neben- bzw. Gastrollen. Vielmehr konzentriert sich der Roman – wie aus der Inhaltsangabe hervorgeht – auf Rugal Pa'Dar, und seine Erlebnisse, nachdem er mit seinem biologischen Vater nach Cardassia Prime zurückgekehrt ist. Ein derart starker Fokus auf "neue" Figuren (wenn Rugal auch einen Auftritt in "Die Konspiration" hatte) ist immer heikel, und kann auch schon mal schief gehen (wie die Autorin in meinen Augen mit ihrem Roman "The Crimson Shadow" auch gleich selbst bewiesen hat). Hier funktioniert es aber, da es der Autorin gelingt, den Leser zu Rugal rasch eine Bindung aufbauen zu lassen, was das Geschehen sehr packend und mitreißend gemacht hat.

Das Grundkonzept erlaubt es Una McCormack zudem, den aus der Serie bekannten Konflikt rund um Cardassia, und all die Entwicklungen, die im Verlauf von "Deep Space Nine" stattgefunden haben, aus Sicht eines (mehr oder weniger) gewöhnlichen Bürgers, der diese unmittelbar miterlebt hat, zu erzählen – und damit aus einer, im Vergleich zur Serie, neuen und interessanten Perspektive. Die sich daraus ergebenden Einblicke in die cardassianische Kultur, sowie auch die Schilderung der Ereignisse aus Sicht der Cardassianer selbst, fand ich dabei ungemein faszinierend. Besonders gepackt hat mich dabei die Beschreibung einer Kultur der Angst, der ständigen Kontrolle und Unterdrückung der Bürger. Dann die Hoffnungen auf einen Neuanfang nach dem Fall des Obsidianischen Ordens – und wie diese durch die Machtübernahme des Militärs zerquetscht wurden. Besonders packend wird es dann, als Rugal dazu gezwungen wird, im Dominion-Krieg als Soldat einzuschreiben. Die Beschreibung der letzten Tage des Krieges brachten dabei einige erschreckende, nachhallende Momente, und machten vor allem auch deutlich, dass viele cardassianische Soldaten nicht der Feind, sondern vielmehr selbst Opfer der Kriegsmaschinerie waren. Hier – und an vielen anderen Stellen des Romans – lassen sich einige aussagekräftige und gelungene Parallelen zu historischen Kriegen finden bzw. ziehen.

Am besten hat mir dann aber die Beschreibung der Zeit danach gefallen. Wie sich Rugal einem Team der Föderation anschließt, dass von einer Kolonie in der ehemaligen Demilitarisierten Zone zur nächsten reist, und versucht, die Wunden, welche durch den Krieg aufgerissen wurden, zu heilen. Die Gräueltaten, die sich auf diesen Planeten teilweise zugetragen haben; die Repressalien, mit denen gerade auch die Cardassianer zu kämpfen haben; und so weiter. Nach Rugals Ankunft auf Ithic schlägt "The Never-Ending Sacrifice" dann zum wiederholten Mal eine gänzlich andere Richtung ein, und mischt das Nachkriegsdrama mit einer ordentlichen Portion von Western – mit Rugal als von allen skeptisch beäugten Fremden, der sich auf eine cardassianischen Farm zurückzieht, wo er schon bald die Bekanntschaft weiterer Überlebender des Krieges macht, die sich ihm dort anschließen. Vor allem seine Freundschaft zum kleinen menschlichen Mädchen Hulya war absolut phantastisch und sehr berührend geschrieben. Generell warteten die letzten Kapitel mit zahlreichen emotional ungemein mitreißenden Momenten auf. Und auch das Ende war dann einfach nur wundervoll. Jedenfalls ist es selten einem "Star Trek"-Roman gelungen, mich derart emotional zu berühren, wie "The Never-Ending Sacrifice" schon allein aus diesem Grund kann ich ihn allen (englischsprachigen) "Star Trek"-Fans nur wärmstens und dringendst empfehlen.

Fazit: "The Never-Ending Sacrifice" ist bei weitem der beste Roman von Una McCormack, den ich bislang gelesen habe, und zählt in meinen Augen generell zu den besten "Star Trek"-Romanen aller Zeiten. Durch den außergewöhnlichen Zugang, sich auf eine weitgehend unbekannte Figur zu konzentrieren, hebt er sich – in diesem Falle wohltuend und gelungen – vom üblichen Einheitsbrei ab. Es ist jedoch nicht nur das Grundkonzept selbst, sondern auch, was die Autorin in weiterer Folge damit anstellt. Sie vermischt mehrere Genres zu einem stimmigen Ganzen, präsentiert teils ein interessantes und teils erschütterndes Jugenddrama mit einem faszinierenden Einblick in die cardassianische Kultur und Geschichte, und wandelt sich schließlich nach einem kurzen Abstecher in den Krieg zu einem mitreißenden Nachkriegsdrama. Zu Rugal selbst baute ich dabei schon bald eine emotionale Bindung auf, was den weiteren Verlauf des Romans ungemein packend und teilweise auch sehr berührend machte. Vor allem die letzten Kapitel stechen diesbezüglich hervor, folgt hier doch eine bewegende Szene auf die nächste. Zusätzlich aufgewertet wird der Roman dadurch, dass er uns einen Blick auf den Krieg mit den Cardassianern aus einem völlig neuen Blickwinkel erlaubt, und diesem dadurch neue Facetten abgewinnt. Letztendlich ist und bleibt die größte Stärke von "The Never-Ending Sacrifice" aber die ungeheure emotionale Intensität, die ich so bei einem "Star Trek"-Roman bislang selten bis nie erlebt habe. Schon allein dies macht ihn zu einer absoluten Pflichtlektüre für alle "Deep Space Nine" bzw. generell "Star Trek"-Fans.

Bewertung: 5/5 Punkten
Christian Siegel


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