Star Trek - Terok Nor: Day of the Vipers
Wie Bajor von Cardassia okkupiert wurde Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 18 Mai 2015
 
Cover (c) PocketBooks
Titel: "Star Trek - Terok Nor: Day of the Vipers"
Bewertung:
Autor: James Swallow
Übersetzung: -
Umfang: 510 Seiten
Verlag: Pocket Books
Veröffentlicht: 25. März 2008
ISBN: 978-1-4165-5093-3
Kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Wir schreiben das Jahr 2318: Die Zivilisation auf Bajor ist zwar eine alte und traditionsreiche, ins All hat man sich bisher aber kaum hinausgewagt. Warum auch? Die Bewohner finden alles, was sie zum Leben benötigen, auf ihrem Planeten im Überfluss. Eben dies macht den Planeten jedoch auch für die Cardassianer höchst interessant, die ihre eigene Heimat abgewirtschaftet haben, und wo große Teile Bevölkerung nun in Armut leben und Hunger erleiden muss. Nach einem persönlichen Schicksalsschlag ist gerade auch Skrain Dukat der Überfluss, den die Bajoraner genießen, ein Dorn im Auge. Und auch die cardassianische Führung hat es sich zum Ziel gesetzt, ihrem Volk die Ressourcen des Planeten zu erschließen. Man schickt deshalb unter dem Kommando von Gul Kell eine Delegation nach Bajor, um sich mit den dortigen Vertretern des Volkes zu treffen. Federführend dabei sind vor allem die Vertreter des Weges – einer cardassianischen Glaubensrichtung, die in ihrer Heimat selbst bestenfalls belächelt und schlimmstenfalls geächtet und verfolgt wird. Die gläubigen Cardassianer glauben in den Bajoranern nun Brüder, und auf dem Planeten eine neue Zuflucht, gefunden zu haben. Doch ihre Ankunft ist lediglich der erste Schritt eines ausgeklügelten Plans des Obsidianischen Orderns, an dessen Ende die cardassianische Besetzung Bajors steht…

Review: "Day of the Vipers", der erste Teil eines Dreiteilers aus der "verlorenen Ära, der die Vorgeschichte zu "Deep Space Nine" erzählt, rollt die Anfänge des Konflikts zwischen den Bajoranern und den Cardassianern, sowie den genauen Ablauf vom Erstkontakt bis hin zur Okkupation, auf. Das "Terok Nor" im Titel erweist sich dabei insofern als irreführend, als die Station selbst hier noch nicht einmal auftaucht. Mich selbst hat es nicht wirklich gestört, aber es erscheint mir erwähnenswert – nicht, dass jemand am Ende mit falschen Erwartungen an diesen Roman herangeht. Was wohl ebenfalls nicht jedermanns Sache sein dürfte, ist der langsame Aufbau des Romans. James Swallow nimmt sich ausreichend Zeit, um diese Geschichte zu erzählen, die Figuren vorzustellen, und alles für das Finale rund um die eigentliche Okkupation Bajors in Stellung zu bringen. Ich muss gestehen, dass auch ich das Gefühl hatte, dass sich der Roman im ersten Drittel bzw. der ersten Hälfte da und dort ein wenig zieht. Das packende Finale glich dies dann aber nicht einfach nur aus, sondern ließ mich rückwirkend betrachtet auch erkennen, dass eben dieser langsame, gemächliche und ausführliche Einstieg notwendig war, damit die zahlreichen Offenbarungen und Entwicklungen am Ende die gewünschte Wirkung nicht verfehlen – was zumindest bei mir auch voll und ganz geklappt hat. Statt des langsamen Aufbaus habe ich mich vielmehr ein bisschen am Einstieg gestört, der wieder einmal das Stilmittel verwendet, eine Szene gegen Ende des Romans voranzustellen, um danach 10 Jahre in der Zeit zurückzuspringen. Zugegebenermaßen wird es hier nicht einmal so schlecht genutzt, und schaffte es zweifellos, sofort mein Interesse zu wecken – und damit den Zweck dieses Stilmittels voll und ganz zu erfüllen. Aber ich bin dieses Tricks halt einfach zunehmend überdrüssig, und reagiere mittlerweile schon fast allergisch darauf. Dementsprechend wäre es mir persönlich lieber gewesen, wenn Swallow auf diesen Aufmerksamkeit haschenden Einstieg verzichtet hätte.

Was mich ebenfalls ein wenig irritiert hat, war der Auftritt von Skrain Dukat. Zugegeben, ich bin absolut kein "Deep Space Nine"-Experte (ich habe die Serie genau 1x bei der Erstausstrahlung gesehen; und selbst da nicht ganz, bin ich doch irgendwann in der vierten oder fünften Staffel vorläufig ausgestiegen, und erst zum Finale der sechsten Staffel dann wieder zurückgekehrt), und bin mir somit nicht sicher, inwiefern Dukats Geburtsdatum und/oder Alter in der Serie mal erwähnt wurde. Oder auch nur mal die durchschnittliche Lebenserwartung von Cardassianern. Gut möglich, dass innerhalb der Serie mal etabliert wurde, dass diese, ähnlich wie die Vulkanier, über eine längere durchschnittliche Lebensdauer als die Menschen verfügen (und selbst die werden in der "Star Trek"-Zukunft ja schon gerne mal deutlich über 100 Jahre alt); oder zumindest, dass James Swallow mit dieser Offenbarung hier dem etablierten Kanon wenigstens nicht widersprecht. Aber: Angesichts der Tatsache, dass ich ihn in der Serie (die von ) als irgendwo in seinen Fünfzigern eingeschätzt hätte, war ich ob seines Auftritts hier – nämlich bereits zu Beginn des Romans, der 2318 angesiedelt ist, als erwachsener Mann und Familienvater – doch kurzzeitig irritiert. Und generell hatte zumindest ich das Gefühl, dass James Swallow dies in erster Linie deshalb eingebaut hat, um den DS9-Fans zumindest irgendeinen aus der Serie bekannten Anker zu geben; wobei ich auch hier wieder nicht ausschließe, dass mehr Charaktere aus der Serie auftraten, als mir aufgefallen ist, da ich eben nicht der Über-Experte bin, wenn es um DS9 geht. Aber zumindest die Hauptfiguren sucht man hier – eben mit Ausnahme von Dukat – jedenfalls vergeblich. Wie auch immer, es hat jedenfalls ein bisschen gedauert bis ich mich darauf ein- bzw. mich mit seinem Auftritt hier abgefunden hatte. Und letztendlich denke ich halt, dass dieser Anker nicht notwendig war, da die Handlung auch ohne ihn interessant und packend genug war.

Nachdem ich mich dann aber mal mit seinem Auftritt abgefunden und James Swallow zudem die Vorstellung der wichtigsten Figuren erfolgreich hinter sich gebracht hatte, gelang es "Day of the Vipers", mich mit jeder neuen Seite mehr und mehr ins Geschehen hineinzuziehen. Wie es Cardassia langsam aber sicher gelang, auf Bajor Fuß zu fassen, verdeckte Agenten sowie Material für die Besetzung einzuschleusen und ihr finsterer Plan dann schließlich umgesetzt wurde, gefiel mir sowohl von der Idee her, als auch wie James Swallow es beschrieb, ungemein gut. Die Cardassianer – teilweise unterstützt vom Obsidianischen Orden – gehen dabei mit einer Verschlagenheit vor, die schon fast an Romulaner erinnert, und schaffen es so, Bajor unter Vortäuschung eines falschen Feindes immer mehr unter ihre Kontrolle zu bekommen. Nach dem bereits netten Einstieg aus dem Jahr 2318 sowie den Kapiteln aus 2323, wo sich die Lage zunehmend zuzuspitzen beginnt, hat mich dann vor allen der dritte Teil des Romans, der 2328 angesiedelt ist, begeistert, wo der Plan der Cardassianer dann schließlich seinen Höhepunkt erreicht und sie am Ende am Ziel ihrer Träume sind. Sehr gelungen fand ich dabei auch immer wieder die Interaktionen zwischen Dukat, Kell und Ico, die den Kern der Verschwörer bilden. Zudem gelang es Swallow gegen Ende hin, mich mit einer Wendung zu überraschen; dass die jeweilige Person ein Verräter ist, hatte ich zwar irgendwie schon geahnt, aber das warum hatte ich absolut nicht kommen sehen. Zudem fand ich es interessant, dass sich Swallow in diesem Roman auch einen Grund dafür überlegt hat, warum die Föderation bei der Okkupation Bajors denn eigentlich tatenlos zugesehen hat. Jedenfalls ist es "Day of the Vipers" gelungen, nicht nur meine Vorfreude auf die abschließenden Teile der Trilogie zu erhöhen, sondern auch auf meinen anstehenden (teils neuerlichen, teils erstmaligen) Durchlauf von "Deep Space Nine". Was will man mehr?

Fazit: "Day of the Vipers" ist sicherlich kein Roman, denn man mal so schnell nebenher liest. Mit knapp 500 relativ klein bedruckten Seiten bietet er vielmehr eine ausschweifende, epische Erzählung darüber, wie es denn eigentlich zur Besetzung Bajors durch Cardassia kam. Dem einen oder anderen wird der gemächliche Aufbau dabei wohl zu langsam sein – ich für meinen Teil kann nur festhalten, dass es sich in meinen Augen rückwirkend absolut gelohnt hat, da mich vor allem der dritte Teil (2328) voll und ganz begeistert hat. Und ohne die ausführliche Vorstellung der Figuren zuvor hätte das Finale dann wohl einfach nicht so stark gewirkt. Vielmehr haben mich der Einstieg (wo man einen Moment aus 2328 vorwegnimmt; ein Stilmittel, dem ich halt einfach überdrüssig bin) sowie der Auftritt von Skrain Dukat etwas irritiert – aber auch das hatte ich rasch überwunden. Insgesamt kann ich "Day of the Vipers" vor allem allen "Deep Space Nine"-Fans nur wärmstens ans Herz legen – und das kommt immerhin von jemanden, der sich selbst (noch?) nicht zu den größten Fans der Serie zählt. "Day of the Vipers" hat aber selbst mich überzeugt, und teilweise sogar richtiggehend begeistert.

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel


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