Star Trek - TOS: Savage Trade
Abtrünnige Excalibianer ersuchen um Asyl Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 11 Mai 2015
 
Cover (c) PocketBooks
Titel: "Star Trek - The Original Series: Savage Trade"
Bewertung:
Autor: Tony Daniel
Übersetzung: -
Umfang: 371 Seiten
Verlag: Pocket Books
Veröffentlicht: 24. Februar 2015
ISBN: 978-1-4767-6550-1
Kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Die U.S.S. Enterprise fliegt nach Zeta Gibraltar, um zu untersuchen, warum der Kontakt zur dortigen Forschungsstation vor wenigen Tagen abgebrochen ist. Nach ihrer Ankunft finden sie die Einrichtung verlassen vor – jedoch sind Anzeichen eines Kampfes vorhanden. Die weiteren Untersuchungen ergeben, dass die Mitarbeiter wohl von L'rah'hane-Piraten entführt wurden. Es gelingt, deren Warpspur aufzuspüren und die Verfolgung aufzunehmen. Als man die Piraten stellt und die Geiseln befreit, staunt man nicht schlecht, als sich neben den Wissenschaftlern der Forschungseinrichtung auch die eine oder andere historische Figur unter ihnen befindet – darunter auch niemand geringerer als George Washington. Des Rätsels Lösung: Es handelt sich um Excalibianer. Deren Volk nahm nach dem Treffen mit der U.S.S. Enterprise eine dunkle Wendung, woraufhin einige den eingeschlagenen Weg nicht länger mittragen wollten und deshalb verbannt wurden. Nun suchen sie die Föderation um Asyl an. Während die Vulkanierin Valek, ein Protegé von Sarek, ihr Gesuch bewertet, versucht die Enterprise, die Bedrohung durch die Piraten auszuschalten. Doch kurz darauf wartet noch eine viel größere Gefahr auf sie…

Review: "Savage Trade" ist der zweite "Star Trek"-Roman von Tony Daniel. Sein erster, "Devil's Bargain", hatte mich ja nur bedingt überzeugt – und sein zweiter kam bei mir leider sogar noch eine Spur schlechter an. Dies finde ich vor allem auch deshalb bedauerlich, weil in meinen Augen die Ansätze bzw. das Potential für ein spannendes, faszinierendes und interessantes Sequel zu "Seit es Menschen gibt" durchaus gegeben war. Immerhin waren die Excalibianer grundsätzlich ja eine durchaus interessante Spezies. Leider aber gelingt es dem Autor überwiegend nicht, dass vorhandene Potential auszuschöpfen. Dies beginnt schon bei der Auswahl der Personen, deren Form – und Persönlichkeit – die Excalibianer angenommen haben. "Seit es Menschen gibt" zählte ja nicht unbedingt zu meinen Lieblingsepisoden, bot aber wenigstens eine wichtige Message, und vor allem einen interessanten Einblick in – fiktive – historische Persönlichkeiten wie Kahless und vor allem Surak.

Statt sich auf diese Stärke zu besinnen und dies fortzuführen bzw. zu intensivieren, geht Daniel aber leider genau den gegenteiligen Weg. Wenn ich jetzt nicht irgendetwas bzw. irgendjemanden vergessen habe, so nahmen alle Exil-Excalibianer in weiterer Folge menschliche Form an. Die Chance, einen Blick auf historische Persönlichkeiten anderen Völker zu nehmen, lässt der Autor somit ungenutzt verstreichen. Was jedoch noch viel schlimmer wiegt: Er übernimmt insofern eine Schwäche der Vorlage, als er – statt Lincoln – in erster Linie George Washington und Ben Franklin in den Mittelpunkt der Geschichte stellt, und damit statt einer schönen, internationalen Repräsentation, wieder einmal in erster Linie die US-Fans der Serie ansprechen sollte. Zwar werden andere (internationale) Philosophen, Dichter und Denker teilweise erwähnt, aber eine wesentliche Rolle spielen sie leider nicht. Das fand ich schon sehr schade.

Auch abseits dieses Kritikpunkts empfand ich die Handlung leider als kein Highlight. Statt sich auf die Excalibianer und ihr Ansuchen zu konzentrieren, fügte Daniel nämlich zudem auch noch irgendwelche Weltraumpiraten ein, von denen wir weder zuvor noch danach jemals wieder etwas gehört hatten, und bei deren Auftauchen ich an die Raiders aus "Babylon 5" und JMS' Aussage, diese habe er immer dann auftreten lassen, wenn er eine "Nicht-Bedrohung" gebraucht hat, denken. Denn genau diesen Eindruck hatte ich auch hier. Genauer gesagt: Das Problem an ihnen war, dass sie bei mir genau keinen Eindruck hinterlassen haben. Und auch der "Showdown" mit ihnen spottete dieser Bezeichnung. Gegen Ende des Romans taucht dann zudem plötzlich eine ganz andere Bedrohung auf, der oder die oder das sogenannte Demiurge. Dieses Phänomen kam völlig aus dem Nichts –und vermochte es bei mir leider auch nicht, für Spannung zu sorgen. Dementsprechend hat mich das Finale leider sehr enttäuscht.

Generell machte "Savage Trade" auf mich teilweise leider einen sehr zerfahrenen Eindruck. Was den Roman leider auch nicht besser macht, ist Tony Daniels sehr oberflächlicher und insgesamt eher schlichter Schreibstil. Und auch beim einen oder anderen klischeehaften Element von dem er meint, es unbedingt einbauen zu müssen, musste ich mit den Augen rollen. So fand ich die Romanze von McCoy ja schon überflüssig genug, aber dass es Kirk am Ende dann auch noch gelingt, die Vulkanierin zu bezirzen – musste das denn wirklich sein? Zumal der Autor James Kirk auch schon in "Devil's Bargain" eine klischeehafte Romanze angedichtet hat. Ja, stimmt schon, kam gelegentlich vor – aber insgesamt ist Tony Daniel einer der Autoren, bei dem ich das Gefühl habe, dass er keinen Roman schreibt, der auf der Serie basiert, sondern vielmehr auf den Klischees, Vorurteilen, und teilweise auch falschen Annahmen, die über sie kursieren.

Dass "Savage Trade" trotz dieser langen Liste an Kritikpunkten kein gänzlicher Reinfall ist, verdankt er in erster Linie drei Faktoren. Einerseits fand ich alles, was sich auf die Excalibianer konzentriert hat – sowohl ihre Vergangenheit vor "Seit es Menschen gibt" als auch die Offenbarung dessen, was nach dieser Episode vorgefallen ist – durchaus interessant und aufschlussreich. Dieser Teil der Handlung hat für mich mit Abstand am besten funktioniert. Zudem muss man dem Roman zugutehalten, dass er durchaus gut – wenn auch leider – sehr oberflächlich unterhält, sich flott und flüssig liest, und daher auch nie langweilig wird. Und die Interaktionen zwischen der Crew der Enterprise waren gut (wenn auch nicht überragend) geschrieben, und konnte mit dem einen oder anderen Schmankerl aufwarten. Generell ist es Tony Daniel durchaus gelungen, die Atmosphäre der klassischen Serie einzufangen. Ich wünschte nur, er hätte dabei nicht darauf vergessen, eine packende und interessante Geschichte zu erzählen.

Fazit: Mit "Savage Trade" folgt Tony Daniel nicht nur seinem Muster, eine Art Fortsetzung zu einer Episode der klassischen Serie abzuliefern, er knüpft – bedauerlicherweise – leider auch qualitativ an seinen "Star Trek"-Erstling "Devil's Bargain" an; und der ist bei mir vor knapp zwei Jahren ja doch nicht übermäßig gut weggekommen. Wenn überhaupt, fand ich "Savage Trade" sogar noch eine Spur schlechter. So fand ich, dass das Potential rund um die Rückkehr der Excalibianer weitestgehend nicht ausgeschöpft wurde. Störend auch, dass er sich überwiegend auf Figuren aus der Geschichte der USA konzentriert, und andere Länder – geschweige denn Planeten – nicht maßgeblich zum Zug kommen. Aufgrund der zahlreichen unterschiedlichen Bedrohungen, die allesamt kaum Eindruck hinterließen, wirkte die Handlung sehr zerfahren. Auf das eine oder andere klischeehafte Element – was sich insbesondere auf die Kirk-Romanze bezieht – hätte ich lieber verzichtet. Und auch sein Schreibstil war mir neuerlich zu oberflächlich und sprachlich schlicht. Einzig einzelne nette Hintergrundinformationen zu den Excalibianern sowie die Kurzweiligkeit kann ich "Savage Trade" positiv anrechnen. Davon abgesehen hat mich aber auch sein zweiter "Star Trek"-Roman eher enttäuscht; weshalb mir offen gestanden auch nicht ganz klar ist, was den Herausgebern so an ihm gefällt. Einem allfälligen dritten Roman von ihm würde ich jedenfalls eher mit Sorge entgegensehen.

Bewertung: 1.5/5 Punkten
Christian Siegel


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