Star Trek - TOS: Shadow of the Machine
Die Nachwehen der V'Ger-Krise Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 03 April 2015
 
Cover (c) Cross Cult
Titel: "Star Trek - TOS: Shadow of the Machine"
Bewertung:
Autor: Scott Harrison
Übersetzung: -
Umfang: 126 Seiten (ePub-Format)
Verlag: Simon & Schuster
Erstveröffentlichung: 09. März 2015
ISBN: 978-1-47675-635-6
Kaufen: Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Nachdem es der frisch restaurierten Enterprise gelungen ist, die Erde vor V'Ger zu retten, fliegt man noch einmal ins Raumdock zurück, um die Reparaturarbeiten abzuschließen. Für die Crew ergeben sich somit noch ein paar Tage Landurlaub – die ihnen auch ausreichend Gelegenheit dazu bieten, die Ereignisse der letzten Tage Revue passieren zu lassen. Vor allem auf Captain James T. Kirks Schultern lastet die Entscheidung von Commodore Decker, am Ende mit "Ilia" zu verschmelzen, sehr. Schon bald muss er sich jedoch mit einer Familienkrise auseinandersetzen, denn seine Tante macht sich zunehmend Sorgen um Kirks Neffen Peter – dessen Eltern auf Deneva den Tod fanden. Während Kirk zur Farm seiner Eltern in Iowa aufbricht, wird Sulu nach San Francisco berufen, als seine Frau ihre gemeinsame Tochter viel zu früh zur Welt bringt. Die Sorge um ihr Kind lässt Sulu Zweifel an seinem Lebensweg aufkeimen. Und Spock nützt den Landurlaub, um nach Vulkan zurückzukehren, und seinen Eltern von seiner Entscheidung zu berichten, sich nicht dem Kolinahr-Ritual zu unterziehen…

Review: "Shadow of the Machine" ist die jüngste "Star Trek"-Geschichte, die exklusiv als e-Novelle erscheint. Bereits die letzten beiden "TOS"-Novellen haben sich darauf konzentriert, statt einfach nur unabhängige Geschichten zu erzählen, Lücken in der Kontinuität zu füllen. "Shadow of the Machine" versucht nun, für "Star Trek: Der Film" das zu sein, was "Familienbegegnung" für "In den Händen der Borg / Angriffsziel Erde" war, nämlich ein charakterorientierter Epilog, der sich mit den Auswirkungen der dortigen Ereignisse beschäftigt – anstatt "Star Trek"-typisch mittels Resetknopf zum Alltag zurückzukehren. Den Gedanken dahinter weiß ich grundsätzlich durchaus zu schätzen, allerdings war ich mit der Umsetzung leider nicht ganz glücklich. Grundsätzlich finde ich ja durchaus, dass sich solche Novellen für kurze, charakterorientierte Geschichten perfekt eignen – allerdings denke ich, dass man sich in dem Fall wohl besser – so wie auch bei "The More Things Change" und "Seasons of Light and Darkness" – auf eine Figur und eine Geschichte konzentriert hätte, statt drei parallel zu erzählen. Denn angesichts des Kurzformats blieb dabei in meinen Augen dann letztendlich bei allen drei Figuren bzw. Handlungssträngen nicht genug Platz, um sich diesen ausführlich zu widmen, weshalb das ganze teilweise einen doch eher oberflächlichen und halbherzigen Eindruck auf mich machte. In dem Fall wäre es also besser gewesen, entweder einen vollwertigen Roman daraus zu machen, oder aber zumindest zwei Novellen daraus zu machen: Eine rund um Kirk, und eine zweite, welche die Geschichten von Spock und Sulu (die am Ende dann auch wieder zusammenlaufen) erzählt.

Was die Kirk-Handlung betrifft fand ich zudem den mangelnden Fokus etwas schade. Es beginnt mit seinen Selbstvorwürfen wegen der V'Ger Mission und dem "Tod" von Ilia und Decker, und dann muss er sich auf einmal um seinen Neffen Peter kümmern. Auch hier hatte ich dann das Gefühl, dass "Shadow of the Machine" aus beiden Themen nicht wirklich das Optimum herausholt. Und vor allem auch jener Moment, wo Kirk zu Peter spricht und dabei sich selbst ins Gewissen zu rufen scheint – und über seine Trauer ob Decker und Ilia hinweghilft – extrem konstruiert und klischeehaft. Schade, hätte man sich wirklich ernsthaft mit der Frage auseinandergesetzt, ob er weiterhin ein Raumschiff führen will, und wäre er auf nicht ganz so abgedroschene Art und Weise zu seiner Antwort gekommen, hätte ich das entschieden vorgezogen. Zuletzt sei auch noch erwähnt, dass ich mir nicht sicher bin, inwiefern sich die Schilderung hier mit den etablierten Büchern "Ex Machina", "Das Feuer und die Rose" und "Die Tochter des Captain" in Einklang bringen lässt. Es ist zu lange her, dass ich sie gelesen habe, als dass ich konkrete Punkte anführen könnte, aber hie und da hatte ich den Eindruck, dass "Shadow of the Machine" diesen Werken da und dort ein klein wenig widerspricht. Falls dem so ist, hätte Scott Harrison seine eNovelle unnötigerweise auf Bezahl-FanFiction reduziert.

All dies klingt letztendlich aber schon wieder deutlich schlimmer, als es ist. Es gibt durchaus einige gute Momente, wobei mein absoluter Favorit zweifellos die Handlung von Spock auf Vulkan war. Die fand ich überwiegend sehr gelungen, und insbesondere seine Gespräche mit Sarek und Amanda haben es mir angetan. Ob er im Kolinahr-Tempel unbedingt auf T'Pring treffen musste, darüber könnte man allerdings schon wieder vortrefflich streiten; mir persönlich war's des Zufalls schon wieder zu viel. Nett fand ich auch, dass sich Harrison mit Sulu beschäftigt, der in der Serie und auch vielen Romanen ja doch eher nur stiefmütterlich behandelt wurde (zumindest, ehe er zum Captain der Excelsior berufen wurde). Zwar fand ich gerade auch da, dass man aus der Geschichte mehr hätte machen können, aber das was da war, war durchaus nett. Und auch die Kirk-Story ist sicherlich kein kompletter Reinfall. Ich fand es nett, zu erfahren, wie es Peter nach dem Tod seiner Eltern in "Spock außer Kontrolle" ergangen ist. Und Kirk mal auf jener Farm auf Iowa zu erleben, auf der er aufgewachsen ist, war auch mal etwas anderes. Zudem war die Novelle soweit ganz gut geschrieben, und ließ angesichts der Kürze und der drei parallel verlaufenden Handlungsstränge auch keine Langeweile aufkommen. Als kurzes "Star Trek"-Lesevergnügen zwischendurch ist "Shadow of the Machine" durchaus geeignet. Was allerdings eben auch nichts daran ändert, dass man aus dieser interessanten Grundidee mehr hätte herausholen können.

Fazit: "Shadow of the Machine" blieb in meinen Augen leider hinter ihren Möglichkeiten zurück. Während sich solche Novellen durchaus für kurze, charakterorientierte Geschichten anbieten, halte ich es für einen Fehler, gleich drei parallel verlaufende Stories erzählen zu wollen. Hätte man sich nur auf Kirk konzentriert und die Sulu/Spock-Handlungen in eine zweite Novelle ausgelagert, oder überhaupt gleich einen vollwertigen Roman daraus gemacht, hätte mich das Ergebnis wohl mehr überzeugt. Zumal die Kirk-Handlung in gewisser Weise ebenfalls zweigeteilt ist, und sich einerseits mit Kirks Selbstvorwürfen ob des Todes von Ilia und Decker, und andererseits mit den Problemen seines Neffen Peter beschäftigt. Letztendlich konnte dadurch keine der hier enthaltenen Geschichten ihr volles Potential entfalten. Was nichts daran ändert, dass sie für sich genommen überwiegend gut geschrieben sind, mit dem einen oder anderen gelungenen Moment aufwarten konnten (wobei es mir vor allem die Handlung von Spock auf Vulkan angetan hat), und "Shadow of the Machine" insgesamt durchaus kurzweilig war. Letztendlich mochte ich nur leider den Gedanken dahinter mehr, als das Endergebnis.

Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel


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