Star Trek - TNG: Das verschwundene Juwel
Riker versucht, einen alten Freund zu entlasten Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 30 März 2015
 
Cover (c) Heyne
Titel: "Star Trek - The Next Generation: Das verschwundene Juwel"
Originaltitel: "Star Trek - The Next Generation: Fortune's Light"
Bewertung:
Autor: Michael Jan Friedman
Übersetzung: Andreas Brandhorst
Umfang: 297 Seiten (Print-Ausgabe)
Verlag: Heyne
Erstveröffentlichung: 1991 (E) bzw. 1992 (D)
Deutscher eBook-Release: 25. Februar 2014
ISBN: 978-3-641-11539-5
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Vor einigen Jahren war eine diplomatische Mission, die William Riker zusammen mit seinem alten Freund und Sternenflotten-Kamerad Teller Conlon in Angriff nahmen – entscheidend dafür, dass der Planet Imprima der Föderation gegenüber den Ferengi den Vorzug gab. Nach ihrem Einsatz beschloss sich Teller dazu, als offizieller Vertreter der Föderation auf Imprima zu bleiben. Nun wird ihm vorgeworfen, das Glückslicht – eines der wertvollsten und von den Bewohnern des Planeten verehrten Schmuckstücke – gestohlen zu haben. Riker will nicht glauben, dass sein Freund zu so etwas fähig ist – doch die Indizien – nicht zuletzt Tellers verschwinden unmittelbar nach dem Diebstahl des Artefakts – sprechen dafür, dass sein alter Freund auf die schiefe Bahn geraten ist. Zusammen mit einer Hüterin des Planeten nimmt Will die Ermittlungen auf, in der Hoffnung, Teller Conlon entlasten zu können. Währenddessen probiert Data ein neues Holodeck-Programm aus, das von Will Riker erstellt wurde, und schlüpft in die Rolle eines Baseball-Spielers während einer historischen Partie, in der Sieg oder Niederlage zugleich über den Gewinn der Meisterschaft entschied…

Review: Auch wenn ich in meiner Inhaltsangabe meinen Schwerpunkt auf die Handlung rund um Will Riker gelegt habe, sind vom Umfang her A- und B-Story in "Das verschwundene Juwel" annähernd gleichwertig – womit wir auch schon bei meinem ersten großen Kritikpunkt am Roman wären. Denn die B-Story rund um Data und das Holodeck-Programm hat mich leider nicht wirklich überzeugt. So werden dort auch wirklich so ziemlich alle gängigen Klischees zu Sportfilmen ohne jegliche Ironie abgearbeitet. Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass es sich ja nicht einmal um ein echtes Spiel, sondern nur um eine Holodeck-Simulation handelt – weshalb mir nicht ganz klar war, warum ich hier mit der Mannschaft mitfiebern sollte. Vor allem aber litt diese B-Story enorm darunter, dass ich persönlich zu Baseball überhaupt keinen Bezug habe, und daher die Beschreibung des Spiels selbst sowie der einzelnen Züge eher langweilig bis ermüdend fand. Zumal ich den Sport auch nicht wirklich kapiere. Schon klar, ich hätte mich auf Wikipedia darüber informieren oder die Fußnoten lesen können, aber der Knackpunkt ist halt, mich persönlich interessiert Baseball nun mal rein gar nicht. Daher konnte ich auch mit der Data-Handlung wenig bis gar nichts anfangen. Dass einzige positive, dass ich an ihr entdecken konnte, ist dass wir in der Art und Weise, wie Data sich darin verhält, auch wieder mehr über ihn erfahren. Zudem waren seine Figur und seine Gedankengänge sehr gut getroffen. Inhaltlich fand ich diesen Erzählstrang aber halt leider sehr dürftig.

Die Haupthandlung rund um Wills Ermittlungen auf Imprima konnte mir da zwar schon besser gefallen – aber leider auch nicht viel. Am besten fand ich die Rückblenden zur damaligen Mission oder auch am Ende zu ihrem ersten Treffen an der Sternenflottenakademie. Durch diese Flashbacks wurde auch der einen oder anderen Offenbarung in der "Gegenwart" Gewicht verliehen. Zudem waren die Ermittlungen grundsätzlich recht nett geschildert, und durchaus kurzweilig. Positiv auch, dass ich die Wendung hier nicht gleich nach den ersten 10 Seiten vorhersehen konnte; lediglich der eine oder andere etwas zu offensichtlich ausgelegte rote Hering stach mir als eben solcher ins Auge. Wirklich packend fand ich das Geschehen aber halt leider nie. Und so nett – und effektiv – die Grundidee auch sein mag, Riker durch das Technologieverbot vom Schiff überwiegend abzuschneiden und die Ermittlungen für ihn dadurch vor allem auch zu einer größeren Herausforderung zu machen (da er auf Phaser, Tricorder usw. verzichten muss), aber etwas konstruiert war es halt schon; einfach da zu deutlich war, dass sich Friedman in erster Linie aus dramaturgischen Gründen dafür entschieden hat. In erster Linie stachen für mich aber so manche klischeehafte Elemente – wie die sich natürlich zwischen Riker und der Hüterin entwickelnden Romanze, oder auch jener Moment, wo der Bösewicht Riker in aller Ausführlichkeit seinen Plan schildert – negativ hervor. Und auch den Showdown – der zudem mit einem weiteren abgedroschenen Element, nämlich der "Geiselnahme" einer Verbündeten, aufwarten konnte – fand ich leider eher enttäuschend und wenig spannend. Insgesamt kam für mich jedenfalls auch die A-Story rund um Riker nicht über die Durchschnittlichkeit hinaus.

Abschließend noch ein paar Kleinigkeiten, die mir beim Lesen ins Auge gestochen sind: Nett fand ich den Kommentar, in dem Wesley relativ zu Beginn meint, man könnte die Brücke für eine Bühne halten – das war eine witzige Anspielung darauf, dass sie in Wahrheit natürlich eine Bühne bzw. ein Drehort ist. Weniger gut fand ich dafür Conlons Motiv: Edelsteine bzw. Reichtum? Damit reiht sich "Das verschwundene Juwel" in die Riege jener "Star Trek"-Abenteuer ein, die das mit dem "kein Geld in der Föderation" aus "Die neutrale Zone" geflissentlich ignorieren, da die Protagonisten sonst um ihre Motivation umfallen würden. Da es jedoch unzählige Beispiele dafür gibt, sei es nur am Rande erwähnt; vorwerfen kann und will ich es Michael Jan Friedman allerdings nicht. Weniger gut gefallen hat mir auch der Moment, wo Riker Dr. Crusher dazu überredet, ihn im schwer verletzten Zustand dennoch in Dienst zu stellen. Warum kann wenn so etwas passiert nicht mal eine andere Figur übernehmen? Auch dies ist mittlerweile so ein ausgelutschtes Klischee. Irritiert hat mich auch, dass Captain Picard mit dem Begriff "Trainer" angeblich nichts anfangen können soll; hier könnte es sich allerdings um einen Übersetzungsfehler handeln, vermute ich doch, dass im Original von "Coach" die Rede war; dass Picard mit dem Begriff nicht näher vertraut ist, könnte ich nämlich schon eher nachvollziehen. Zudem meint Data an einer Stelle, Baseball wäre ein Sport aus dem 21. Jahrhundert – meint er nicht eher das 20.? Last but not least: Zuerst spielt Riker der Versammlung ein gefälschtes Geständnis vor, gibt dies dann zu, nur um kurz darauf ein echtes Geständnis als Beweisstück vorzulegen. Ganz ehrlich: Nach der Nummer zuvor hätte ich ihm das nicht mehr abgekauft. Wer einmal lügt…

Fazit: "Das verschwundene Juwel" litt in meinem Fall in erster Linie unter der Tatsache, dass ich mich überhaupt nicht für Baseball interessiere – weshalb der B-Plot rund um Data bei mir überwiegend flach fiel. Gut fand ich in erster Linie, dass wir durch diese Erfahrung auch wieder etwas mehr über ihn erfahren haben, und er sich – wie alle Figuren – grundsätzlich wie aus der Serie gewohnt verhält. Demgegenüber stand allerdings der extrem klischeehafte Plot der sämtliche Sportfilm-Klischees durchspielte. Zudem fiel es mir angesichts der Tatsache, dass es sich um eine Holodeck-Simulation handelt, doch eher schwer, mitzufiebern. Die Handlung von Riker ist zwar eine Spur besser gelungen – was sie in erster Linie den immer wieder eingestreuten Rückblenden verdankt, die mir sehr gut gefallen konnten – aber für sich genommen leider ebenfalls kein Highlight. Was die A-Story an Spannung vermissen ließ, kompensierte durch Klischees und abgedroschene Elemente – ein doch eher ungünstiger Tausch. Wenigstens war die Geschichte auf Imprima soweit ganz kurzweilig. Insgesamt setzte aber leider auch "Das verschwundene Juwel" den dominierenden Eindruck der bisher von mir besprochenen TNG-Frühromane, die sich allesamt überwiegend irgendwo rund um die Durchschnittlichkeit herum bewegten, fort.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel


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