Star Trek - Titan: Gefallene Götter
Mäßiges Abenteuer im Beta-Quadranten Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 10 November 2014
 
Cover (c) Cross Cult
Titel: "Star Trek - Titan: Gefallene Götter"
Originaltitel: "Star Trek - Titan: Fallen Gods"
Bewertung:
Autor: Michael A. Martin
Übersetzung: Stephanie Panner
Umfang: 344 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 28. Juli 2014 (D), 31. Juli 2012 (USA)
ISBN: 978-3-86425-429-1
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Die U.S.S. Titan setzt ihre Erforschung des Beta-Quadranten fort. Dabei wird man auf einen Pulsar aufmerksam, der scheinbar instabil wird. Als man dem System einen Besuch abstattet findet man heraus, dass auf einem der Planeten intelligentes Leben existiert. Die Künstliche Intelligenz der dort installierten Maschinen schafft es daraufhin, mit Tuvok und Weiß-Blau in Kontakt zu treten, und bittet die Crew der Titan um Hilfe. Mit dem Shuttle Armstrong brechen sie schließlich auf, um die Zivilisation zu retten. Währenddessen muss sich Captain Riker mit einem unerfreulichen Befehl der Sternenflotte auseinandersetzen: Nachdem Andor aus der Föderation ausgetreten ist, sollen alle andorianischen Offiziere von der Titan abberufen und auf weniger kritische Stellen versetzt werden. Doch noch während Riker nach einem Weg sucht, diesen Befehl umgehen und seine Crewmitglieder behalten zu können, trifft ein andoriansiches Schiff im System ein, und befiehlt, ihnen die Andorianer an Bord auszuhändigen…

Review: Für lange Zeit hat Michael A. Martin seine Romane in Kooperation mit Andy Mangels geschrieben (die beiden starteten ja auch die "Titan"-Reihe), in den letzten Jahren ist er jedoch zunehmend als Soloautor unterwegs – und hat u.a. auch mit dem "Typhon Pact"-Roman "Feuer" unter Beweis gestellt, dass er auch ohne Mithilfe seines Koautors gelungene "Star Trek"-Abenteuer schreiben kann. Im Falle des jüngsten "Titan"-Romans "Gefallene Götter" ist ihm dies in meinen Augen allerdings leider nicht gelungen. Ganz egal wo man hinschaut – A-Story, B-Story, Schreibstil – ist der Roman doch eher mäßig bis schwach. Die Handlung rund um den Pulsar, der von der Auslöschung bedrohten Zivilisation des Planeten und der Künstlichen Intelligenz, die versucht sie zu retten, wirkt doch sehr routinemäßig, und wird zudem von Martin recht oberflächlich abgehandelt. Gerade auch der Konflikt zwischen beiden Gruppen, jenen welche in den Maschinen im Untergrund ihr Mittel zur Rettung sehen, und jene die dies als Blasphemie abtun, die drohende Apokalypse als Strafe der Götter ansehen und versuchen, die Maschinen zu vernichten – hätte das Potential zu einer spannendne Geschichte besessen, aber nach dem Einstieg (wo die KI aktiviert wird) spielt dies leider kaum mehr eine Rolle. Die Story rund um die KI wiederum wirkt sehr beliebig und teilweise auch unglaubwürdig. Und am (positiven) Ausgang des Geschehens besteht von vornherein kein Zweifel, was die Spannung auf ein Minimum reduziert.

Die Nebenhandlung rund um die Andorianer ist leider kaum besser. Hier hätte sich das Potential für eine differenzierte und anspruchsvolle politische Geschichte geboten, stattdessen ist alles derart Schwarz/Weiß überzeichnet, dass es weh tut. Denn natürlich will von den sieben Andorianern die auf der Titan stationiert sind kein einziger das Schiff verlassen und auf den eigenen Heimatplaneten zurückkehren. Zudem wurde leider weder ihren Ängsten und Bedenken ob der drohenden Versetzung noch den Auswirkungen die dieser Befehl auf die gesamte Crew hat ausreichend Beachtung geschenkt. Von der Deus Ex Machina-Lösung am Ende, mit dem rechtlichen Schlupfloch, dass Riker am Ende entdeckt, und dass ihm eine viel zu einfache lösung für das Problem auf dem Präsentierteller serviert, ganz zu schweigen. Ich hätte es vorgezogen, wenn er sich tatsächlich gegen die Sternenflotte stellen, Farbe bekennen und auf die Barrikaden gehen hätte müssen, anstatt dass er sich mit diesen rechtlichen Schlupfloch herauswinden kann. Hier machte es ihm Michael A. Martin entschieden zu leicht. Und auch alles rund um das andorianische Schiff hat mich leider nicht wirklich überzeugt. Man sollte meinen, die Titan ist viel zu weit vom Föderationsraum entfernt, als dass ein andorianisches Schiff es in so relativ kurzer Zeit erreichen kann; auch damit geht irgendwie viel vom Reiz der Reihe verloren, da man den Eindruck erweckt, Riker erforscht ja eh nur vor der Haustür.

Der Plan des andorianischen Captains wirkt zudem sehr konstruiert, und wirft doch einige bedenkliche Fragen auf; wie z.B. warum man Besatzungsmitglieder nicht einfach bei jedem Beamvorgang im Musterpuffer speichert und im Falle eines Todes während einer Außenmission wieder aus diesem hervorholt (die Rothemden würden dies wohl begrüßen). Ich weiß schon, dass nichts von dem was hier angewendet wird auf Michael A. Martin's Mist gewachsen ist, aber ich halte es für entbehrlich, den Leser unbedingt nochmal mit der Nase drauf zu stoßen. Zumal die Duplikation der andorianischen Crewmitglieder zumindest mal in diesem Roman noch ins Nichts führt. Last but not least hat mich leider auch der Schreibstil nicht wirklich überzeugt. Das Geschehen verlief mir insgesamt zu oberflächlich, und dort wo Martin tatsächlich mal in die Figuren eintaucht, wird überwiegend bereits bekanntes (wie Ra-Havreiis Schuldgefühle und Zweifel wegen der Zerstörung der U.S.S. Luna) oder klischeehaftes (wie der Transportertechniker, dessen Dilemma eine 1:1-Kopie von Ra-Havreiis gerade angesprochenem Trauma ist) geliefert. Einzig vereinzelte gelungene Momente (wie z.B. Tuvoks Erkenntnis bzw. Meinungsumschwung bezüglich des Terraforming-Wissens) sowie die Tatsache, dass der Roman wenigstens flüssig geschrieben ist und somit keine Langeweile aufkommen lässt, verhindern einen Totalabsturz.

Fazit: Nachdem mir die bisherigen "Titan"-Romane – der "Typhon Pact"-Eintrag "Feuer" mit eingeschlossen – allesamt recht gut gefallen konnten, und solide "Star Trek"-Unterhaltung boten, stellt "Gefallene Götter" (dessen Titel sich leider als prophetisch erweisen sollte) in meinen Augen den ersten gröberen Fehltritt der Reihe dar. Keine der beiden parallel verlaufenden Geschichten konnte mich sonderlich begeistern; jene rund um den Pulsar war ziemlich klischeehaft und 08/15, und jene rund um die Andorianer lässt sämtliches vorhandene dramaturgische Potential aufgrund der viel zu einfachen Lösung für Riker sowie einer zu eindimensioanlen Betrachtung der Thematik links liegen. Skeptisch sehe ich auch, dass man die Transporter"technik" des doppelten Rikers hier nochmal aufgreift – und dann zudem (zumindest hier in diesem Roman) ohnehin nicht wirklich etwas daraus macht, und sich was dies betrifft auf reines Vorspiel beschränkt. Der letzte Knackpunkt ist dann, dass ich bei der Charakterisierung der Figuren das Gefühl hatte, dss die Crew der Titan auf der Stelle tritt, und Michael A. Martin sie mit den immer gleichen inneren Dämonen konfrontiert – was langsam aber sicher doch langweilig wird. Dass der Roman flüssig geschrieben ist, und zudem den einen oder anderen gelungenen Moment zwischendurch zu bieten hatte, verhindert zwar schlimmeres. Dennoch ist die Titan mit "Gefallene Götter" in eine kreative Sackgasse geflogen – aus der sie sich hoffentlich bald wieder befreien kann.
Christian Siegel

Bewertung: 1.5/5 Punkten


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