Star Trek: Khan
Khan Noonien Singh erzählt seine Geschichte Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 20 Oktober 2014
 
Cover (c) CrossCult
Titel: "Star Trek: Khan"
Originaltitel: "Star Trek: Khan"
Bewertung:
Autor: Mike Johnson
Übersetzung: Christian Langhagen
Zeichnungen: David Messina, Claudia Balboni & Luca Lamberti
Tusche: Marina Castelvetro & Giorgia Sposito
Farben: Claudia Scarletgothica
Lettering: Amigo Grafik
Umfang: 128 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 05. Mai 2014
ISBN: 978-3-86425-380-5
Kaufen: Softcover (D), Hardcover (D), Kindle (D), Softcover (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: In San Francisco findet die Verhandlung von Khan Noonien Singh statt. Das Gericht bittet ihm dazu, seine Version der Ereignisse zu schildern. Er beginnt mit seiner Kindheit in Indien, und wie er mit vielen anderen für ein streng geheimes Genetik-Projekt entführt wurde. Als Teenager führte er eine Revolte gegen die Wissenschaftler an, woraufhin sich die genetisch optimierten Menschen über die ganze Welt ausbreiteten und strategisch wichtige Positionen bezogen. In den frühen 90ern kam es dann schließlich zu den verheerenden eugenischen Kriegen, und Khan und die anderen Supermenschen herrschen über einen Großteil der Erde. Doch eine Biowaffe zwangt sie dazu, von der Erde zu flüchten. Rund 250 Jahre später wurde die Botany Bay dann von einem Raumschiff der Sektion 31 im All treibend gefunden. Khan wurde aufgeweckt, sein Aussehen verändert, seine Erinnerungen gelöscht, und daraufhin mit seiner neuen Identität John Harriman für die Geheimorganisation rekrutiert…

Review: Für J.J. Abrams Sequel "Star Trek Into Darkness" wurde zwar Khan reaktiviert, seine Darstellung dort hatte jedoch kaum mehr etwas mit der Geschichte aus dem guten alten Universum zu tun. Er sah anders aus, sprach anders, wurde unter anderen Umständen aufgeweckt und und und. In "Khan" erzählt man uns nun seine Vorgeschichte, und was den Comic im Vorfeld für mich so interessant und im Nachhinein nun so frustrierend gemacht hat, ist die Tatsache, dass sich seine Vorgeschichte auf der Erde ja im Prinzip im alten Universum genauso abgespielt haben müsste, wie hier erzählt; immerhin war das einschneidende Erlebnis, welches dazu geführt hat, dass sich dieses Paralleluniversum anders entwickelt hat als das alte, die Ankunft der Narada, und alles, was danach passiert ist. Und dies ist für mich dann auch das Hauptproblem, denn: Es gibt bereits eine solche Vorgeschichte. Greg Cox hat die Mammutaufgabe angenommen, Khans Vorgeschichte mit der uns bekannten Historie zu einem stimmigen Ganzen zusammenzufügen, und hat in seiner "The Rise and Fall of Khan Noonien Singh"-Duologie ganze Arbeit geleistet. Diese wird dank dem Cross Cult-Verlag Ende 2014/Anfang 2015 auch endlich ihren Weg in die Hände der deutschsprachigen Fans finden, und ich kann jedem "Star Trek"-Fan nur empfehlen, dort zuzugreifen – und dementsprechend auch, das Geld für "Khan" lieber zu sparen und stattdessen in die Bücher von Greg Cox zu investieren.

Das Enttäuschendste an "Khan" ist, wie leicht es sich Mike Johnson hier macht. Greg Cox hat einen ungeheuren Aufwand betrieben, um Khans Herrschaft, die eugenischen Kriege usw. in unsere bekannte Geschichte einzugliedern. Das klappte zwar zugegebenermaßen mal besser und mal schlechter, sorgte aber dafür, dass man das "Star Trek"-Universum auch weiterhin als unsere Zukunft ansehen konnte. Nicht so Mike Johnson. Er erzählt von einem verheerenden Krieg in den 90ern, der sich so definitiv nicht in unserer wirklichen Vergangenheit abgespielt haben kann (zugegeben, ich war damals ein Teenager, und mag etwas andere Prioritäten gehabt haben als die Weltpolitik, aber das wäre mir dann doch aufgefallen). Damit degradiert er "Star Trek" von einer Zukunftsvision zu reiner Phantasie. Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass ich die Handlung auch von diesem enormen Kritikpunkt abgesehen als nicht sonderlich gelungen (und jener von Greg Cox' Duologie bei weitem unterlegen) erachte. Es fehlte der zündende Funke, vieles wirkte konstruiert und unglaubwürdig, und zu allem Überfluss schleichen sich noch logische Inkonsistenzen ein, wie dass Khan diese Geschichte ja erzählt, dann aber Momente vorkommen, in denen er gar nicht zugegen war, und von denen er somit nichts wissen kann (wie z.B. bei der Besprechung gleich zu Beginn).

Überrascht war ich auch von der Offenbarung, dass der Mond Praxis in diesem Paralleluniversum bereits vernichtet wurde. Wurde das schon mal erwähnt und in einem der Filme oder Lizenzgeschichten erwähnt? Wenn ja, ist mir das entgangen. Angesichts der Tatsache, wie völlig anders Benedict Cumberbatch im Vergleich zu Ricardo Montalban aussieht, war die Idee dieses unterschiedliche Aussehen nicht einfach zu ignorieren sondern vielmehr aufzugreifen und eine Erklärung dafür zu finden, zwar nett – leider hat mich aber eben diese Erklärung wiederum nicht wirklich überzeugt, stellt sich mir doch die Frage nach der Motivation. Warum sollte Admiral Marcus sein Aussehen so verändern, was bezweckte er damit? Diese Frage bleibt gänzlich ungeklärt (oder aber, ich habe etwas überlesen). Generell fand ich leider auch den zweiten Teil des Comics, der dann quasi die unmittelbare Vorgeschichte zu "Star Trek Into Darkness" erzählt, weder sonderlich spannend noch interessant. So ziemlich das einzige, was ich am Comic gelungen fand, waren die Bilder. Hochwertige, detaillierte Zeichnungen, welche die Figuren jederzeit klar erkennbar machten, die satten Farben und kräftigen Schattierungen – optisch kann sich der Comic zweifellos sehen lassen. Aber inhaltlich konnte er halt zumindest mich so überhaupt gar nicht überzeugen.

Fazit: Fans des JJverse, die zudem die großartige Duologie von Greg Cox zu Kahns Aufstieg und Fall noch nicht gelesen haben, werden das vielleicht anders sehen, aber mir hatte der Prequel-zum-Sequel-Comic "Kahn", sieht man von den hübschen Bildern ab, herzlich wenig zu bieten. Die Geschichte über die eugenischen Kriege reduziert "Star Trek" von einer Zukunftsvision zur reinen Phantasie, ich fand weder die Handlung damals auf der Erde noch die Geschichte rund um Khans Wiederbelebung sonderlich interessant, und so manches wollte für mich auch nicht so recht Sinn ergeben. Selbst der vielversprechende Ansatz, Khans verändertes Aussehen zu erklären, scheitert daran, dass man uns Admiral Marcus' Beweggründe dafür nicht mitteilt. Mein Tipp: Spart euch das Geld lieber für die Duologie "Die eugenischen Kriege – Der Aufstieg und Fall des Khan Noonien Singh", die der Cross Cult-Verlag zum Jahreswechsel veröffentlichen wird. Da habt ihr in meinen Augen weitaus mehr davon.

Bewertung: 1.5/5 Punkten
Christian Siegel


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