Star Trek - Myriad Universes: Shattered Light
Drei weitere Geschichten aus anderen Universen Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 24 März 2014
 
Cover (c) PocketBooks
Titel: "Star Trek - Myriad Universes: Shattered Light"
Bewertung:
Autoren: David R. George III, Scott Pearson, Steve Mollmann & Michael Schuster
Übersetzung: -
Umfang: 479 Seiten
Verlag: Pocket Books
Veröffentlicht: 14. Dezember 2010
ISBN: 978-1-4391-4841-9
Kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: The Embrace of Cold Architects: Da die kybernetische Konferenz verschoben werden musste, baut Data seine "Tochter" erst kurz vor dem Zusammenstoß mit den Borg. Die Konzentration auf Datas Errungenschaft erlauben es Captain Picard, zu verhindern, dass die Borg an die Spezifikation für die von Geordi, Wesley und Shelby entwickelte Waffe, die von der Deflektorschüssel abgeschossen wird, zu gelangen – weshalb Rikers Feuerbefehl an Worf kurz darauf erfolgreich ist, und dafür sorgt, dass der Borg-Kubus zerstört wird. In den darauffolgenden Wochen versucht Riker, mit dieser Entscheidung – die seinem Captain das Leben gekostet hat – fertig zu werden. Doch auch Datas Nachwuchs sorgt für Aufregung: Denn mit der Hilfe von Noonien Soong gelingt es, ihr Leben nach ihrem Kaskadenfehler zu retten – was die Frage aufwirft, was nun mit ihr geschehen soll…

The Tears of Eridanus: Suraks Lehren haben sich auf Vulcan nie durchgesetzt, weshalb der Planet auch zu Zeiten von Kirk & Co. immer noch unter einem verheerhenden Bürgerkrieg leidet. Statt mit den Vulkaniern fand der erste Kontakt der Menschheit vielmehr mit den Andorianern statt – was Jahre später zur Gründung der Interstellaren Union führen sollte. Doch ein drohender Krieg mit den Klingonen lässt die IU ihren Blick nach Eridani wandern – sollen die dortigen Lebewesen doch über starke telepathische Kräfte verfügen, die sich in einem Konflikt mit den Klingonen als kriegsentscheidend erweisen könnten. Deshalb wird eine Forschungsgruppe losgeschickt, die ihre Kultur im Verborgenen studieren soll. Doch die Wissenschaftler werden entdeckt, und das Camp – zu deren Sicherheitskräften auch Demora Sulu zählt – wird überfallen. Als Captain Hikaru Sulu davon erfährt, fliegt er mit der U.S.S. Excelsior nach Eridani, um seine Tochter zu retten…

Honor in the Night: Cyrano Jones und seine Tribbles fallen auf der Raumstation K-7 einer Bombe zum Opfer – weshalb die Vergiftung des Getreides nie entdeckt wird. Dementsprechend scheitert Monate danach der Versuch der Föderation, die Klingonen auf Shermans Planet auszustechen. Dies führt zu einer Verkettung der Ereignisse, die letztendlich dazu führt, dass sich Nilz Baris, Leiter der Mission auf Shermans Planet, zum Präsidenten der Föderation aufschwingt, und als solcher einen fragilen Frieden mit den Klingonen schließt. Jahrzehnte später liegt er, in Anwesenheit seines Arztes und guten Freundes Doctor Leonard McCoy, im Sterben. Kurz nach seinen Tod beginnt Marta Jensen, eine Reporterin des Nachrichtendienstes der Föderation, Nachforschungen anzustellen und sich mit Begleitern und Weggefährten des ehemaligen Präsidenten der Föderation zu treffen – und findet schließlich die Bedeutung von Nilz Baris' letzten Worten heraus: "Arne Darvin"…


Review: Einer der Grundsätze von "Star Trek" ist ja "Unendliche Vielfalt in unendlichen Kombinationen" – ein Motto, dem sich die "Myriad Universe"-Reihe voll und ganz verschrieben hat. Nachdem die ersten beiden Sammelbände relativ zeitnah zueinander erschienen sind, sollte es bis zum Dezember 2010 dauern, ehe der dritte (und vorerst letzte) Band "Shattered Light" veröffentlicht wurde, der sich wie seine Vorgänger in drei voneinander unabhängigen Erzählungen der Frage widmet, wie die Geschichte des "Star Trek"-Universums verlaufen wäre, wenn sich bestimmte Ereignisse anders zugetragen hätten, als das in der uns bekannten Zeitlinie der Fall war. Den Anfang macht die in der TNG-Ära angesiedelte Novelle "The Embrace of Cold Architects" von David R. George III. Im Vergleich zu einigen anderen Erzählungen, wo mir nicht sofort klar war, wie es zu dieser geänderten Zeitlinie kam (also was das Grundkonzept der Geschichte ist), erleben wir dieses hier wieder mit. Die Novelle nimmt sich dabei in erster Linie die beiden "Next Generation"-Episoden "In den Händen der Borg" und "Datas Nachkomme" als Ausgangspunkt. Durch die Verschiebung der kybernetischen Konferenz stellt Data Lal erst kurz vor dem Angriff der Borg her. Picard gelingt es, sich während seiner Gefangenschaft auf eben dieses Ereignis zu konzentrieren und so die Geheimwaffe der Enterprise vor den Borg zu verbergen – weshalb Rikers Befehl "Mister Worf. Feuer." hier im Vergleich zur serie von Erfolg gekrönt ist. "The Embrace of Cold Architects" kümmert sich nun einerseits um die Auswirkungen dieses "Erfolges" auf Riker – hat er dabei doch seinen Captain umgebracht – und andererseits um die weitere Entwicklung rund um Lal, die ebenfalls ganz anders verläuft als aus der Serie bekannt. Denn hier ist sie gerade noch so lange am Leben, ehe Data die Enterprise zu seinem Schöpfer entführt, der daraufhin dabei helfen kann, ihr Leben zu retten.

Danach nimmt die Geschichte jedoch eine deutlich tragischere Wendung, als Data mit seinem Antrag, Lal dieselben Rechte zuzusprechen die auch ihm zuteil sind, abgewiesen wird, und Lal gegen ihren Willen auf eine Sternenbasis verfrachtet wird. Den weiteren Verlauf der Handlung möchte ich nicht vorweggeben, daher sei nur festgehalten, dass mir die Geschichte grundsätzlich sehr gut gefallen konnte – vor allem dann die Auflösung gegen Ende, was genau auf der Sternenbasis vor sich geht. Allerdings gibt es auch ein paar Schwächen. Mit nur etwas mehr als 100 Seiten ist "The Embrace of Cold Architects" mit Abstand die kürzeste Novelle der Reihe, und gerade diese Erzählung hätte noch ein paar Seiten mehr vertragen. Einerseits, da mir das Ende doch ziemlich überhastet, gehetzt und plötzlich erschien. Und andererseits, da so die grundsätzlich interessante Story rund um Riker und sein Kommando über die U.S.S: Enterprise mit der Zeit den Kürzeren zieht, und praktisch zur Randnotiz verkommt. Für David R. George III, der sonst ja eher dazu neigt, sich vielmehr zu viel Zeit und Platz für seine Geschichten zu nehmen, höchst untypisch. Generell fand ich das Ende teilweise ein wenig verwirrend. Ich mag zwar "Star Trek"-Fan sein, aber es ist doch schon wieder eine Weil eher, dass ich die "Next Generation" zur Gänze gesehen habe (bei meiner Neusichtung bin ich ja gerade – höchst passender, aber rein zufälligerweise – am Ende von der dritten Staffel, also eben "In den Händen der Borg", angekommen), weshalb ich jetzt nicht wusste, ob Riker am Ende die richtige oder falsche Entscheidung getroffen hat, bzw. generell was eigentlich die Auswirkung dieser Entscheidung war. Dies hätte man ruhig noch etwas ausführen können. Und auch die Data-Story hätte noch einen abrundenden Epilog vertragen; und generell hätte etwas mehr Platz auch etwas mehr Gelegenheit geboten, sich etwas stärker mit den moralischen Implikationen der Data-Handlung auseinanderzusetzen, was ich wünschenswert gefunden hätte. Macht insgesamt eine Wertung von 3/5; wobei ich trotzdem insgesamt sagen muss, dass es für mich die interessanteste der drei Geschichten aus "Shattered Light" war.

"The Tears of Eridanus" ist eine Art Parallel-Geschichte zu Hikaru Sulus Abenteuer mit der U.S.S. Excelsior. Gut gefallen hat mir daran vor allem die Grundidee, dass die Vulkanier nie gelernt haben, ihre Emotionen zu kontrollieren, und deshalb immer noch Krieg zwischen den einzelnen Stämmen herrscht. Gut fand ich auch die Charakterisierung von Demona Sulu, die Ausarbeitung der von den Andorianern dominierten Interstellaren Union als Gegenstück zur Föderation, sowie die durchaus spannende Entwicklung der Handlung – die natürlich auch mit dem "alternativen" Charakter der Geschichte in Zusammenhang steht, wo ein tragischer Ausgang des Geschehens nicht von vornherein ausgeschlossen ist. Weniger überzeugt hat mich der Einstieg rund um die Mission an der klingonischen Grenze; aus meiner Sicht trug das nichts zum Gelingen der Erzählung bei (die entsprechenden Seiten hätte ich lieber bei David R. George III gesehen). Durch die zwei Handlungsstränge wirkte die Erzählung auf mich teilweise auch etwas zerfahren. Und mit dem Rückgriff auf S'task statt auf Surak versuchten die Autoren wohl, ganz besonders clever zu sein, und machten die Erzählung stattdessen in meinen Augen nur unnötig kompliziert. Nicht jeder von uns ist eine wandelnde Memory Alpha-Datenbank; Surak wäre hingegen wohl den meisten Trekkies geläufig gewesen, weshalb ich einen Auftritt von ihm vorgezogen hätte. Das hätte aus meiner Sicht, trotz des "alternativ"-Charakters, die Verbindung zum uns bekannten "Star Trek"-Universum gestärkt. 3/5

Die letzte Geschichte, "Honor in the Night" ist dann – wie die Inhaltsangabe wohl schon andeutet – eine "Citizen Kane"-Variante im "Star Trek"-Gewand. Auch hier gefiel mir der Grund für die anders verlaufende Handlung, und wie sich die Geschichte im weiteren Verlauf nach der nicht entdeckten Vergiftung des Getreides entwickelt hat. Im Gegensatz zu den anderen beiden Geschichten, die sich auf einen vergleichsweise kurzen Handlungszeitraum konzentrierten, wird hier das gesamte restliche Leben von Nilz Baris – und damit knapp 100 Jahre an Föderationsgeschichte – aufgerollt. Weniger gut gefiel mir daran allerdings die teils unnötig komplizierte Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wurde. Dass diese in erster Linie durch Rückblenden erzählt werden, liegt bei diesem Grundkonzept in der Natur der Sache. Aber wenn es dann Rückblenden innerhalb von Rückblenden gibt und teilweise auch noch unterschiedliche Perspektiven des erzählten dazukommen, drohte ich zwischendurch doch ein wenig, den Überblick zu verlieren. Eine etwas übersichtlichere Erzählweise hätte hier wohl gut getan; dann hätte ich besser in die Handlung eintauchen können. Gut gefallen hat mir dafür der Auftritt zahlreicher bekannter Figuren – überwiegend aus der TOS-Ära – wie von Doktor McCoy, Kirk, Koloth, Kang – oder eben Arne Darvin. Aber auch aus späteren Serien schaut der eine oder andere Protagonist kurz vorbei. Und auch die Auflösung am Ende hat mir gut gefallen. Insgesamt war das jedenfalls sicherlich ein netter Einfall – aber etwas übersichtlicher hätte Scott Pearson die Handlung ruhig gestalten können. 3/5

Fazit: Bei solchen Kurzgeschichtensammlungen schwankt die Qualität sonst ja ganz gerne. Bei "Shattered Light" empfand ich jedoch alle drei Novellen – wenn auch mit individuellen Stärken und Schwächen – in etwa auf dem gleichen guten Niveau. "The Embrace of Cold Architects" überzeugte mich vor allem mit der faszinierenden Grundidee – allerdings hätten der Geschichte etwas mehr Seiten gut getan; vor allem das Ende wirkt sehr überhastet. "The Tears of Eridanus" zeichnet sich vor allem durch eine spannende Handlung aus, wirkte jedoch mitunter aufgrund der zwei Handlungsstränge die erst am Ende zusammenlaufen etwas zerfahren; zudem versuchten die Autoren mit dem Rückgriff auf S'task statt Surak unnötig clever zu sein. Und "Honor in the Night" ist eine interessante "Citizen Kane"-Variante im "Star Trek"-Gewand, mit einigen netten Gastauftritten, einer faszinierenden alternativen Geschichte, sowie einer gelungenen (und für mich durchaus überraschenden) Auflösung, die jedoch durch die verschachtelte Erzählweise – teilweise sogar mit Rückblenden in Rückblenden – unnötig kompliziert wurde. Wer die bisherigen Bände der "Myriad Universes"-Reihe mochte, kann jedenfalls auch bei "Shattered Light" wieder bedenkenlos zugreifen.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel


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Weiterführende Links:
Review zu "Star Trek - Myriad Universes: Infinity's Prism"
Review zu "Star Trek - Myriad Universes: Echoes and Refractions"





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