Star Trek - The Fall: Erkenntnisse aus Ruinen
Beginn der neuen Star Trek-Crossover-Reihe Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 08 Februar 2016
 
Cover (c) Cross Cult
Titel: "Star Trek - The Fall: Erkenntnisse aus Ruinen"
Originaltitel: "Star Trek - The Fall: Revelation and Dust"
Bewertung:
Autor: David R. George III
Übersetzung: René Ulmer
Umfang: 410 Seiten (ohne Anhang)
Verlag: Cross Cult (D) bzw. Pocket Books (E)
Veröffentlicht: 28. September 2015 (D), 27. August 2013 (E)
ISBN: 978-3-86425-778-0 (D), 978-1-4767-2217-7 (E)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Spoiler-Warnung! Die nachfolgende Inhaltsangabe sowie das Review beinhalten Spoiler für die "Typhon Pact"-Romanreihe, insbesondere dem DS9-zentrierten Zweiteiler "Heimsuchung" und "Schatten". Zu "Erkenntnisse aus Ruinen" selbst halten wir uns hingegen spoilertechnisch in der nachfolgenden Besprechung zurück.

Kurzinhalt: Zwei Jahre sind seit der Zerstörung der alten Deep Space Nine-Station, die ursprünglich von den Cardassianern gebaut und Terok Nor getauft wurde, vergangen. Seither haben Ingenieure der Sternenflotte fieberhaft daran gearbeitet, eine ganz neue, ultra-moderne Raumstation im Orbit Bajors zu bauen, an ziemlich genau der gleichen Stelle, die Terok Nor einst einnahm. Pünktlich zum zweiten Jubiläum der Zerstörung der alten Station soll die neue Deep Space Nine-Station eingeweiht werden. Zu diesem Anlass besuchen zahlreiche hochrangige Regierungsmitglieder sowohl aus der Föderation als auch dem Typhon Pakt die Station – dementsprechend hoch sind die Sicherheitsvorkehrungen. Was jedoch Captain Ro und ihrer Besatzung nicht bewusst ist: Eine Schlange sitzt in ihrem Nest – und diese plant während der Einweihungszeremonie ein Attentat. Kira Nerys hat es indes nach den Ereignissen aus "Raise the Dawn" in den Raum der Propheten verschlagen. Nachdem sie Sisko bei seinem ersten Kontakt mit ihnen beobachtet hat, findet sie sich im Körper von Reev, einer Freiheitskämpferin der Bajora, wieder…

Review: Mit "The Fall" startet eine neue Crossover-Reihe von "Star Trek", die an die "Typhon Pact"-Romane anknüpft. Fünf Autoren haben sich zusammengetan, um je einen Roman zu dieser Erzählung beizusteuern. Den Anfang macht David R. George III, der mit "Erkenntnisse aus Ruinen" an seine beiden Deep Space Nine-zentrierten Romane "Heimsuchung" und "Schatten" anknüpft. Wie man das von ihm gewohnt ist, ist auch "Erkenntnisse aus Ruinen" wieder ziemlich lang geworden. Insofern sollte der geneigte "Star Trek"-Fan schon überdurchschnittlich viel Zeit für das Lesen des Romans einplanen. Ich habe ja grundsätzlich überhaupt kein Problem mit dicken Wälzern – David R. George III hat aber in meinen Augen die Tendenz, mehr aus Gewohnheit lange Romane zu schreiben, als dass die darin erzählte Geschichte dies unbedingt rechtfertigen würde. Ein Vorwurf, den er sich von mir leider auch bezüglich "Erkenntnisse aus Ruinen" wieder einmal gefallen lassen muss. So schön ich es grundsätzlich auch finden mag, wenn jemand den Figuren ausreichend Zeit widmet, aber wenn sich auf über 400 Seiten genau ein einziges relevantes, dramatisches Ereignis abspielt und alles davor reines Vorgeplänkel und alles danach nur mehr ein vergleichsweise unspannendes Nachspiel ist, wird es halt – gerade auch angesichts der Seitenzahl – etwas problematisch.

Am unnötigsten empfand ich dabei die viel zu ausgedehnte Erzählung rund um Kira, bzw. Keev. Die ganze Zeit über frage ich mich, was das soll und wo das wohl hinführen wird – und als es sich dann endlich abzeichnete war es zumindest in meinen Augen längst nicht genial und grandios genug, um die Zeit die wir mit diesem Subplot verbracht haben zu rechtfertigen. Wobei ich auch alles vor dem Auftritt von Keev schon weniger gelungen fand. Wie Kira das erste Aufeinandertreffen von Sisko mit den Propheten miterlebt, mag auf dem ersten Blick wie ein interessanter Ansatz erscheinen, um dem Leser einerseits den Einstieg in die Serie in Erinnerung zu rufen, und andererseits eine Brücke an den Anfang der Geschichte zu schlagen. Aber wenn dann wirklich jede einzelne Szene im Detail beschrieben wird, stellt sich mir mit der Zeit halt schon die Sinnfrage. Immerhin kenne ich das schon aus dem Pilotfilm, und brauche es jetzt hier nicht nochmal in aller Ausführlichkeit lesen. Zumal David R. George III damit nur ungewollte Aufmerksamkeit auf einige potentielle Logiklöcher (wie können die Propheten die Bajoraner angeleitet haben, aber andererseits kein Verständnis für die lineare Existenz von Menschen bzw. Bajoranern aufbringen?) lenkt, die deutlich machen, dass die Macher von "Deep Space Nine" beim Pilotfilm noch keine Ahnung hatten, wohin sich die Geschichte eines Tages hinbewegen soll.

Jedenfalls hat alles rund um Kira und Keev, das in etwa die Hälfte des Romans ausmacht, für meinen Geschmack viel zu viel Platz eingenommen. Ich hätte diese Nebenhandlung überhaupt nicht gebraucht, und mir erschließt sich nach wie vor deren Sinn nicht ganz. Aber wenn er sie wenigstens deutlich reduziert und damit die gesamte Erzählung gestrafft hätte, hätte das schon viel geholfen. Dann wäre mir vielleicht auch die Erzählung in der Gegenwart gar nicht so ausgedehnt vorgekommen, und hätte vielleicht sogar vom Umfang her – obwohl es auch dort eben in Wahrheit nur ein großes, wichtiges Ereignis gibt – gepasst. Leider verlief bei mir aber selbst der dramaturgische Höhepunkt nicht ungetrübt. So erscheint es mir unplausibel, dass es von der Einweihungszeremonie von Deep Space Nine keine Liveübertragung geben würde – gerade auch angesichts der ganzen Würdenträger die dort aufmarschieren. Trotz dieser ausführlichen Kritik muss ich aber auch fair bleiben und die Kirche im Dorf lassen: "Erkenntnisse aus Ruinen" ist sicherlich kein schlechter Roman. Mir gefällt David R. George III charakterorientierter Schreibstil nach wie vor sehr gut. Die Figuren sind zudem allesamt gut getroffen. Und beim Sprung von Teil 1 "Erkenntnisse" zu Teil 2 "Ruinen" gibt es einen ungemein cleveren Kniff, für den ich ihn ganz besonders loben muss. Aber gerade auch aufgrund der mir völlig überflüssig erscheinenden Nebenhandlung rund um Kira/Keev ist trotz aller positiven Aspekte nicht mehr als eine durchschnittliche Wertung drin.

Fazit: Eigentlich halte ich David R. George III ja für einen sehr guten Autor, und gefällt mir sein charakterorientierter Schreibstil sehr gut. "Die Herkunft der Schatten" und "Zwielicht" haben in meinen Augen bewiesen, zu welchen literarischen (Höchst-)Leistungen er fähig ist. Seither scheint er es aber für eines seiner Markenzeichen zu halten, möglichst lange Romane zu schreiben – egal ob die Geschichte dies auch erfordert oder nicht. Neben der generell ziemlich ausgedehnten Handlung kam für mich bei "Erkenntnisse aus Ruinen" noch erschwerend hinzu, dass ich fast die Hälfte der Geschichte – nämlich alles rund um Kira/Keev – als sehr überflüssig empfand. Der Handlungsstrang hatte zwar seine Momente, aber die Verknüpfung zu "Schatten" am Ende war zumindest für mich viel zu wenig, um die Seiten die auf diesen Plot ver(sch)wendet wurden zu rechtfertigen. Und auch bei der Handlung in der "Gegenwart" muss man kritisch anmerken, dass sich eigentlich nur ein einziges wichtiges Ereignis zuträgt. Der Rest ist Vorbereitung bzw. Nachhall, und wäre wohl ebenfalls kürzer gegangen, ohne wesentliches zu verlieren. Wenn David R. George III nur lernen würde, sich was die Länge seiner Romane betrifft ein bisschen zu beherrschen (und ja, ich weiß dass dieser Satz wenn er von mir kommt, der ich bei meinen Reviews schon mal gerne weiter ausschweife, nicht einer gewissen Ironie entbehrt) und mehr darauf achten würde, dass die Seitenanzahl mit dem darin erzählten Inhalt in einem gesunden Verhältnis steht, würden mich auch seine jüngeren Romane vielleicht wieder so begeistern, wie seine beiden bisherigen Sternstunden. So ist es leider wieder einmal viel – zwar gut geschriebenes, aber dennoch – Blabla um nichts nicht viel.

Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel


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