 |
|
||||||||||||||||||||
Kurzinhalt: Vor rund 15 Jahren sollte die damalige bajoranische Widerstandskämpferin Kira Nerys durch eine Cardassianerin, deren Aussehen chirurgisch verändert wurde, ausgetauscht werden – doch dieser Plan schlug fehl. Danach war Iliana Ghemor jahrelang die Gefangene von Gul Dukhat. Davon überzeugt, Kira Nerys zu sein, wurde sie zunehmend wahnsinnig – und schwor sich schließlich, die wahre Kira auszuschalten. Sie war es, die Taran'atar auf Kira gehetzt hat – die diesen Anschlag auf ihr Leben nur mit knapper Not überlebt hat. Davon überzeugt, erfolgreich gewesen zu sein, begab sich Iliana daraufhin ins Spiegeluniversum, um auch die dortige Kira – ihrerseits die Intendantin der Allianz – zu töten, und ihren Platz einzunehmen. Nun müssen sich Kira Nerys und die restliche Crew von Deep Space 9 einen Plan überlegen, um sie aufzuhalten…
Review: "Entsetzliches Gleichmaß" ist doch eher ein Zwischenspiel, das in erster Linie dazu da zu sein scheint, das große – vorläufige – Finale der Deep Space 9-Saga "Der Seelenschlüssel" vorzubereiten, der bis zur "Typhon Pact"-Reihe der letzte der DS9-Fortsetzungsromane war. Als solches ist der Roman doch eher spannungs- und inhaltsarm. Am Bemerkenswertesten ist an ihm die Aufsplittung der Handlung. Auf der einen Seite wird erzählt, wie Kira von der Iliana aus dem Spiegeluniversum vom Leiden der Iliana Ghemor aus ihrem Universum erfährt, sich selbst an ihren Aufenthalt im Gefangenenlager Elemspur erinnert (wo ihr Austausch schon vorbereitet wurde, ehe Gul Dukhat diesen verhinderte), sowie sie und ihre Crew entscheiden, was sie nun tun sollen, und wie man Ilianas irren Plan aufhalten kann. Dazu nimmt man schließlich mit Smiley und seiner Crew im Spiegeluniversum Kontakt auf, woraufhin Kira und Elias Vaughn aufbrechen, um Iliana aufzuhalten. Viel mehr als das passiert eigentlich nicht – denn die Erlebnisse der beiden im Spiegeluniversum selbst hebt sich die Autorin für "Der Seelenschlüssel" auf. Wie gesagt: Das Ganze hat doch mehr von einem Aperitif als einer vollwertigen Mahlzeit.
Der Clou an der Sache: Dreht man das Buch um, bekommt man noch eine zweite Geschichte serviert. Diese spielt nicht etwa, wie ich ursprünglich vermutet hatte, im Spiegeluniversum, sondern erzählt vielmehr Ilianas Geschichte in "unserem" Universum. Von ihren jungen Jahren und ihrer ersten großen Liebe über dessen Tod und ihre darauffolgende Anwerbung für den obsidianischen Orden, die Vorbereitung und Operation um sie wie Kira Nerys aussehen zu lassen bis hin zu ihrer 15 Jahre langen Gefangenschaft in einem Geheimgefängnis von Gul Dukhat, wo sie von ihm immer wieder geschändet und gefoltert wurde. Damit verleiht man der großen Bösewichtin vor dem Finale doch einiges an Profil, und erklärt uns auch ansatzweise, wie es denn überhaupt so weit kommen konnte. Außerdem wird dadurch auch eine Lücke aus der Serie geschlossen, wo man ja nur von Iliana erfuhr, jedoch nie genaueres über ihr Schicksal in Erfahrung brachte. Jedenfalls fand ich diesen Teil des Buches um einiges interessanter – ein echtes Highlight war aber auch diese zweite Geschichte irgendwie nicht. Und in gewisser Weise könnte man sagen, dass auch dieser Teil in erster Linie dazu da ist, um die finale Konfrontation zwischen Kira und Iliana vorzubereiten. Zudem hört die Erzählung bei Ilianas Flucht auf, und hinterlässt somit doch noch eine gewisse Lücke. Wann traf sie den Entschluss, alle anderen Kiras auszuschalten? Wie gelang es ihr, Taran'atar quasi umzuprogrammieren? Wie erfuhr sie vom Spiegeluniversum und der anderen Kira darin? Diese Fragen hätte ich doch teilweise spannender gefunden als z.B. die eher klischeehaft verlaufende Romanze zuvor. Aber vielleicht kommt da ja im abschließenden Roman der eigenen DS9-Fortsetzungsreihe noch etwas.
Fazit: Es spricht für sich, dass ich den "Gag" der Anordnung beider Geschichten – nämlich nicht hintereinander, sondern vielmehr eine von vorne bis zur Mitte, und die andere wenn man das Buch umdreht von hinten bis zur Mitte erzählt – als das hervorstechendste Merkmal und die positivste Eigenschaft dieses Romans empfand. Der erste Handlungsstrang, jener rund um Kira, leidet darunter dass eigentlich nur besprochen, geplant und vorbereitet wird, aber für sich genommen noch nicht wirklich etwas passiert. Der Erzählstrang rund um Iliana Ghemor liefert zwar wichtige Hintergrundinformationen, dennoch muss ich mich fragen ob man diese nicht auch knapper und prägnanter hätte vermitteln können. Zumal man leider alles ab ihrer Flucht – und damit meines Erachtens just den interessantesten Teil – ausspart. Allerdings muss man "Entsetzliches Gleichmaß" auch zu Gute halten, dass er seinen Zweck als vorletzte Geschichte der Reihe durchaus erfüllt, nämlich die Figuren für das (hoffentlich) Grande Finale in Stellung zu bringen.
Christian Siegel
Bewertung: 2/5 Punkten
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Roman im SpacePub!
Artikel kommentieren |  |
Kommentar schreiben
|