Star Trek: Enterprise Experiment
Fortsetzungen zu zwei TV-Episoden Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 05 August 2013
 
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Titel: "Star Trek - Enterprise Experiment"
Bewertung:
Autorin: D.C. Fontana
Zeichnungen: Gordon Purcell
Tusche: Gordon Purcell, Terry Pallot, Drew Geraci, Jose Marzan, Tom Nguyen, Bob Smith & Bob Almond
Farben: Mario Boon, John Hunt & Jason Jenson
Lettering: Robbie Robbins, Neil Uyetake & Chris Mowry
Redaktion: Scott Dunbier & Andrew Steven Harris
Umfang: 136 Seiten
Verlag: IDW Comics
Veröffentlicht: 05. November 2008
ISBN: 1-6001-0279-4
Kaufen: Omnibus (E)
 

Kurzinhalt: Die U.S.S. Enterprise testet eine Tarnvorrichtung, welche auf jener romulanischen Technologie basiert, die Kirk rund ein Jahr zuvor gestohlen hat. Dabei kommt es jedoch zu unvorhergesehenen Komplikationen – nämlich einer Phasenverschiebung, ähnlich jener, die Captain Kirk auf der U.S.S. Defiant erlebt hat. Kirk und Spock, die den Test von einem Shuttle aus beobachtet haben, versuchen, diese Phasenverschiebung wieder rückgängig zu machen, als sich in unmittelbarer Nähe der Enterprise ein romulanischer Warbird enttarnt. Dieser steht unter dem Befehl jener romulanischen Kommandantin, der man die Tarnvorrichtung unter der Nase weggeschnappt hat – wofür sie Kirk und seiner Crew bittere Rache schwor. Nur wenige Wochen nach diesem Zwischenfall greifen Klingonen eine Kolonie der Föderation an. Offenbar haben die Organier ihre Bemühungen, einen Krieg zwischen Klingonen und Menschen zu verhindern, eingestellt – doch warum? Noch ehe sich die Crew dieser Frage widmen kann, müssen sie zu besagter Kolonie reisen – stieß man dort doch bei Ausgrabungen auf die Überreste einer technologisch fortschrittlichen außerirdischen Zivilisation, die den Klingonen keinesfalls in die Hände fallen dürfen…

Review: Nach dem insgesamt doch eher wenig gelungenen Einstieg macht D.C. Fontana bei "Enterprise Experiment" vieles richtig, dass David Tischman bei "Year Four" falsch gemacht hat. Während dieser immer nur eine sehr kurze Geschichte auf rund 20 Seiten erzählt hat, teilt D.C. Fontana die erste Geschichte auf zwei und die zweite gar auf drei Comic-Ausgaben auf, um auch wirklich eine ordentliche Geschichte erzählen und auch Spannung aufbauen zu können. Darüber hinaus setzt sie auch die vorhandenen Seiten sorgfältiger ein; statt ständig durch große Panele Platz zu verschwenden, entscheidet sie sich eher für kleinere Bilder, die ihr dafür aber erlauben, mehr Text und damit Inhalt unterzubringen. Meinem persönlichen Empfinden nach habe ich jedenfalls dank der größeren Textmenge für ihr "Enterprise Experiment" in etwa doppelt so lange gebaut, wie für das von der Seitenzahl her sogar noch eine Spur längere "Year Four"-Comic.

Was mir grundsätzlich ebenfalls gut gefallen hat, ist dass sie keine unabhängigen Geschichten erzählt, sondern sich aus dem reichhaltigen Kontinuitätsschatz der Serie bedient, und dort begonnene Erzählungen quasi fortführt. So sind ihre beiden Geschichten grundsätzlich einmal Fortsetzungen der Episoden "Die unsichtbare Falle", in der Kirk die romulanische Tarnvorrichtung gestohlen hat, sowie von "Kampf um Organia", wo ein drohender Krieg zwischen der Föderation und dem klingonischen Reich durch die Organier verhindert wurde. Dementsprechend haben hier auch wieder die romulanische Kommandantin sowie der Klingone Kor einen Auftritt. Jedoch: mit der Zeit droht sie es mit all ihren Anspielungen fast ein wenig zu übertreiben. Neben den bereits erwähnten, die sich logisch aus der Idee einer Fortsetzung der Geschichten ergeben, treten hier z.B. auch noch Sarek und Koloth auf. Noch schwerer wiegt aber die Fülle an Referenzen, die D.C. Fontana hier einbaut, wie z.B. auf den Wächter der Ewigkeit ("Griff in die Geschichte"), die Bewahrer ("Der Obelisk"), die von Kirk auf der U.S.S Defiant erlebte Phasenverschiebung ("Das Spinnennetz"), die galaktische Barriere (erster Auftritt in "Die Spitze des Eisberges"), und sogar auf die von ihr geschriebene Episode der Zeichentrickserie, "Das Zeitportal". Ich bin ja generell durchaus ein Kontinuitätsfanatiker; aber mit der Zeit wurde es selbst mir der ständigen Anspielungen zu viel.

Sehr gut gefallen hat mir dafür, dass im Verlauf der fünf Geschichten jeweils in die Vergangenheit der drei Hauptfiguren Kirk, Spock und McCoy geblickt und uns wichtige Ereignisse aus ihrem Leben gezeigt werden. Im Falle von Kirk ist es das Begräbnis seines Bruders, wo er auch Carol Marcus nach langem wieder traf ("Enterprise Experiment" ist übrigens kurz nachdem er sie erneut getroffen hat angesiedelt – eine Anspielung auf das Computerspiel "Star Trek – 25th Anniversary"?) und von ihrem gemeinsamen Sohn David erfahren hat. Bei McCoy werden wir Zeuge des Wiedersehens mit seiner Tochter. Und was Spock betrifft erfahren wir, dass sich dieser auf Vulkan mit seinem Vater getroffen hat, und von diesem wohl auf die Idee gebracht wurde, das vulkanische Ritual des Kolinahr abzulegen. Es mögen zwar immer nur wenige Seiten/Bilder sein, aber insgesamt werteten diese kurzen, persönlichen Vignetten diesen Comic für mich definitiv auf. Aber auch die Handlung an sich war durchaus gelungen und mit einigen gelungenen Szenen gespickt. Lediglich die Konfrontationen zwischen Kirk und der romulanischen Kommandantin bzw. Kor blieben doch ein wenig hinter meinen Erwartungen zurück.

Die letzte wesentliche Stärke von "Enterprise Experiment" ist dann die künstlerische Gestaltung. War ich diesbezüglich von "Year Four" ja überwiegend enttäuscht, können die hier präsentierten Bilder definitiv gefallen. Die Hintergründe sind hier deutlich aufwendiger und detaillierter gestaltet, die Weltraumszenen sehen ebenfalls phantastisch aus, und auch die Figuren sind diesmal um einiges besser getroffen. Einfälle wie z.B. einzelne Rückblenden in ausgewaschenen Farben zu erzählen, werten den Comic zusätzlich auf, und machen ihn optisch abwechslungsreicher. Generell weist "Enterprise Experiment" diesbezüglich einen wunderbaren Detailreichtum auf. So wird z.B. gleich auf der ersten Seite nicht nur die UFP-Flagge eingebaut, die man in "Kurs auf Marcus 12" zu Gesicht bekam, der dort gezeigte Hangar in San Francisco könnte auch fast 1:1 der entsprechenden Szene aus "Star Trek – Der Film" entstammen. Diese und weitere Beispiele zeigen auf, mit wie viel Sorgfalt und Detailliebe hier vorgegangen wurde; kein Vergleich zum schnöden, plumpen "Year Four", wo teilweise nicht einmal mehr die Figuren vernünftig zu erkennen waren. Doch nicht nur die Zeichnungen an sich, sondern auch die Koloration weiß zu gefallen. Nach dem optisch enttäuschenden "Year Four" lässt "Enterprise Experiment" jedenfalls den Vorgänger auch visuell weit hinter sich. Warum nicht gleich so?!

Fazit: Während mich "Year Four" ja sowohl optisch als vor allem auch inhaltlich enorm enttäuscht hat, gelang D.C. Fontana mit "Enterprise Experiment" eine weitestgehend gelungene Fortführung der klassischen Serie. Statt unabhängige Geschichten zu erzählen, setzt sie vielmehr an aus der Serie bekannte Ereignisse an, und präsentiert somit in gewisser Weise eine Fortsetzung zu bestimmten Episoden. Auch beschränkt sie sich für die fünf Einzelausgaben auf zwei – zwar miteinander verbundene, aber überwiegend unabhängige – Geschichten, statt wie im Vorgänger jede Geschichte in eine einzelne Ausgabe zu pressen. Da sie zudem mit den ihr zur Verfügung stehenden Seiten längst nicht so verschwenderisch umgeht, bleibt doch tatsächlich ausreichend Zeit, um die Geschichte zu erzählen, und sie sogar noch um ein paar interessante Rückblicke zu ergänzen. Auch optisch ist "Enterprise Experiment" ungleich gelungener als "Year Four". Mein einziger Kritikpunkt: So sehr mich Anspielungen auf die Kontinuität grundsätzlich auch freuen, aber teilweise schien es D.C. Fontana diesbezüglich schon fast wieder damit zu übertreiben. Dadurch fehlt irgendwie das "where no man has gone before", da man eher das Gefühl hat, Altbekanntem einen neuerlichen Besuch abzustatten, anstatt Neues kennenzulernen. Etwas weniger Anspielungen und dafür etwas mehr originelle Ideen hätten hier wohl insgesamt nicht geschadet. Davon abgesehen ist "Enterprise Experiment" aber eine sehr interessante und gelungene Fortführung der klassischen Serie im Allgemeinen und einzelner Episoden im Besonderen!

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel


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