Star Trek - Doppelhelix: Roter Sektor
Spock und McCoy wagen sich ins Sperrgebiet Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 03 September 2012
 
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Titel: "Star Trek - The Next Generation: Doppelhelix - Roter Sektor"
Originaltitel: "Star Trek - The Next Generation: Double Helix - Red Sector"
Bewertung:
Autorin: Diane Carey
Übersetzung: Stephanie Pannen
Umfang: 339 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 2012 (Deutschland) bzw. 2000 (USA)
ISBN: 978-3-86425-013-2
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Sammelband (E), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Klappentext: Wie die verdrehten Stränge mutierter Chromosomen erstreckt sich eine perfide Verschwörung fremder Mächte durch den gesamten Alpha-Quadranten, genau wie über mehrere Jahre Sternenflottengeschichte. Nun taucht die mysteriöse Bedrohung wieder auf - um im Herzen des Romulanischen Imperiums zuzuschlagen.

Ein künstliches Virus hat die gesamte romulanische Herrscherfamilie infiziert. Botschafter Spock muss seine Vereinigungsbemühungen beiseite schieben und seinen alten Freund Dr. Leonard McCoy zu sich rufen. Dieser entdeckt die einzige Hoffnung auf ein Heilmittel in einem lange verschollen geglaubten romulanischen Erben, dessen Blut und Gewebe noch nicht vom Virus verseucht wurden. Aber kann dieser Erbe gefunden werden, bevor der Untergang einer Herrscherdynastie das gesamte Imperium ins Chaos stürzt?

Kurzinhalt: Nur wenige Jahre nach den ersten beiden Ausbrüchen sorgt ein neues Prionen-Virus für Aufregung. Im Gegensatz zu den bisherigen ist dessen Wirkung jedoch auf die romulanische Herrscherfamilie beschränkt – die offenbar gezielt als Opfer ausgesucht wurden, um den kompletten Quadranten zu destabilisieren. Die einzige Chance, rechtzeitig ein Heilmittel zu finden um ihr Leben retten zu können ist es, ein Mitglied der Herrscherfamilie zu finden, dass noch nicht mit dem Virus infiziert wurde. Doch die ersten Versuche, eine eben solche Person zu finden, verlaufen fruchtlos. Da wird die U.S.S. Enterprise, an deren Bord sich auch Botschafter Spock und Dr. McCoy befinden, von Lt. Commander Stiles kontaktiert, welcher das Kommando über einen Reparaturtender hat – eine Art kleine, mobile Raumstation, die durchs All reist und Reparaturen an beschädigten Schiffen der Sternenflotte vornimmt. Eric Stiles wurde bereits zu Ensign-Zeiten nach einem katastrophal verlaufenen Einsatz von den Bewohnern des Planeten Pojjana gefangen genommen, die seit jeher eine Abneigung gegen Außenweltler hegen. In seiner mehrjährigen Gefangenschaft freundete er sich mit dem Romulaner Zevon an – ein Mitglied der Herrscherfamilie. In der Hoffnung, dass das Virus ihn noch nicht erreicht hat, brechen Spock und McCoy gemeinsam mit Stiles in dessen Tender zum Planeten auf. Doch das System wurde von der Föderation zu einem Roten Sektor erklärt und ist somit eigentlich Sperrgebiet…

Review: Nach dem zwar nicht überragenden, aber durchaus unterhaltsamen ersten beiden Teilen der Reihe muss ich "Roter Sektor" leider als kleine Enttäuschung klassifizieren. Hauptgrund ist für mich, dass die TNG-Crew, die ja eigentlich im Zentrum dieses Crossovers stehen sollte – zumindest hatte ich es angesichts ihres prominenten Namens im Titel so verstanden – diesmal noch stärker in den Hintergrund gerät. Lediglich Beverly Crusher und Data haben längere Auftritte, von ihnen abgesehen bekommen wir nur von Captain Picard kurz etwas zu hören. Prominentere Rollen kommen zwar Spock und McCoy zu, aber es fehlte mir leider an dem, was solch ein Crossover eigentlich aus macht, nämlich der Interaktion zwischen Figuren beider Serien. Stattdessen spielt ein bisher unbekannter junger Ensign bzw. später Lt. Commander namens Eric Stiles (seines Zeichens der Enkel von Lt. Stiles aus der TOS-Episode "Spock unter Verdacht") im Mittelpunkt des Geschehens. Dies mag Diane Carey zwar mehr Freiheiten beim Erzählen ihrer Geschichte geben – da sie sich auf eine bisher unbekannte, von ihr selbst geschaffene Figur konzentrieren und deren Vergangenheit genau so gestalten kann, wie sie das will – spießt sich allerdings mit dem Grundgedanken der Reihe eines TNG-Crossovers mit allen anderen "Star Trek"-Inkarnationen.

Generell leidet "Roter Sektor" darunter, dass der Einstieg, der die Vorgeschichte zu den Ereignissen erzählt, aber im Prinzip nur dazu da ist, um spätere Entwicklungen vorzubereiten, jedoch in keinerlei Zusammenhang mit der bisher bekannten Handlung rund um die künstlich geschaffenen Virusse steht, viel zu lang geraten ist. So dauert es rund hundert Seiten, bis wir bei der Haupthandlung rund um den Ausbruch der Seuche in der romulanischen Herrscherfamilie angekommen sind. Die Seiten zuvor verwendet Diane Carey auf eine viel zu ausführliche Beschreibung von Stiles Mission, seiner Gefangenschaft sowie seiner vier Jahre später folgenden Befreiung durch Leonard McCoy. Es hilft auch nicht, dass mir Stiles mit seiner ständigen unsicheren, selbstbemitleidenden Art sehr schnell auf die Nerven gegangen ist, und bis zuletzt nicht meine Sympathie gewinnen konnte – auch wenn er sicherlich im Verlauf des Romans hier eine gewisse Wandlung mitmacht (die jedoch leider zu einem Großteil in den 11 Jahren stattfand, die übersprungen werden).

Auch der Konflikt mit Zevon am Ende wirkt ungemein verkrampft. Dieser will ja so viele Leben wie möglich retten – da sollte ihm die Gelegenheit, die Königsfamilie zu retten und damit auch eine Destabilisierung des Quadranten zu verhindern, die unzählige weitere Todesopfer fordern könnte, ja eigentlich sehr gelegen kommen, um seine offene Rechnung wieder ansatzweise auszugleichen, oder? Und warum spricht bis ganz am Ende niemand die Möglichkeit an, dass er sie kurz aufs Schiff begleitet, McCoy ein Heilmittel erarbeitet, und danach wieder in seine neue Heimat zurückkehren kann? All das sind leider genau jene Dinge, die passieren, wenn ein/e Autor/in unbedingt einen Konflikt einbauen möchte, sich aber nicht darum schert, ob dies auch logisch und nachvollziehbar ist, bzw. die Figuren die einfachste Lösung für ein Problem übersehen müssen, damit dieser überhaupt erst entstehen kann. Es wirkt verkrampft, konstruiert, und kann daher nicht im Geringsten mehr überzeugen.

Auch das Verhalten der bekannten Protagonisten hat Diane Carey meines Erachtens leider nicht immer gut getroffen. Neben dem etwas gar zu übertrieben witzelnden McCoy fällt hier vor allem auch Beverly Crusher negativ auf, die ich, wenn man ihr nicht diesen Namen gegeben hätte, nicht wiedererkennt hätte. Sie verhält sich und spricht ganz anders, als ich das aus der Serie kenne. Sehr ungewohnt und irritierend. Last but not least fällt mir auch noch negativ auf, dass mir bei "Roter Sektor" leider generell etwas die Verknüpfung zu den Vorgängern fehlt. Fast wirkt es so, als hätte Carey die Idee zu diesem Roman schon früher gehabt, und hat ihn dann nachträglich, praktisch fünf Minuten vor zwölf, noch so umgemodelt, dass er ansatzweise in die "Doppelhelix"-Reihe passt. Wer weiß, vielleicht war es ja ein ursprünglich abgelehnter Romanentwurf, den sie so doch noch hineinmogeln konnte? Wie auch immer, von den Personen im Hintergrund, die in den ersten beiden Romanen zumindest kleinere Auftritte hatte, fehlt diesmal jede Spur, und auch davon abgesehen wird kaum auf die bisherigen Ereignisse Bezug genommen. In meinen Augen eine vertane Chance…

Von diesen Kritikpunkten abgesehen ist "Roter Sektor" aber durchaus in Ordnung. Carey nimmt sich etwas mehr Zeilen, um in die Gedankenwelt ihrer Protagonisten einzutauchen, was grundsätzlich positiv ist (nur dass mir der Einblick in Stiles halt eben nicht gefallen hat). Der Roman liest sich flüssig, ist angenehm geschrieben und wird auch nie langweilig. Die Dialoge sind ganz nett geschrieben, und auch der Schreibstil ist in Ordnung. Wirkliche Spannung kommt allerdings leider nie auf – obwohl Carey den Vorteil hat, viele neue, unbekannte Figuren vorzustellen, deren weiterem Schicksal man sich (im Gegensatz zu Spock und Konsorten) ja eigentlich nicht sicher sein kann – worunter der Unterhaltungswert doch ein wenig leidet. Insgesamt fand ich die ersten beiden Romane der Reihe zwar oberflächlicher und auch nicht perfekt, aber ich tat mir beim Lesen leichter als beim "Roter Sektor", der mich leider nie so recht packen konnte.

Fazit: "Roter Sektor" ist in Ordnung, mehr aber auch nicht. Es fehlten mir sowohl der Bezug zu den bisherigen Romanen der Reihe, als auch die Crossover-Aspekte, die angesichts der Tatsache, dass hier die Geschicke einer uns bislang völlig unbekannten Figur im Vordergrund stehen, viel zu sehr ins Hintertreffen gerät. Spock und McCoy sind zwar halbwegs prominent vertreten, von der TNG-Crew bekommt man aber bis auf Dr. Crusher (die sich jedoch meines Erachtens teilweise sehr untypisch verhielt) und Data in kleineren Nebenrollen kaum jemanden zu Gesicht. Fast könnte man meinen, Carey hätte entweder in letzter Sekunde einen bereits bestehenden Roman auf die Doppelhelix-Reihe umgeschrieben, oder aber einen zuvor abgelehnten Entwurf aus dem Papierkorb geholt und entstaubt, und in "Roter Sektor" nun die Möglichkeit gesehen, den Verantwortlichen diesen doch noch unterzujubeln. Wie auch immer… als eigenständiger Roman mag "Roter Sektor" noch halbwegs ok sein, aber als dritter Teil einer groß angelegten Crossover-Reihe ist er doch eine kleine Enttäuschung.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel


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