Star Trek - New Frontier: Grenzenlos
Etwas durchwachsene Kurzgeschichten-Anthologie Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 01 August 2016
 
Cover (c) Cross Cult
Titel: "Star Trek - New Frontier: Grenzenlos"
Originaltitel: "Star Trek - New Frontier: No Limits"
Bewertung:
Autoren: Dayton Ward, Loren L. Coleman, David Mack, Robert Greenberger, Ilsa J. Bick, Keith R.A. DeCandido, Josepha Sherman, Terri Osborne, Robert T. Jeschonek, Christina F. York, Kevin Dilmore, Peg Robinson, Mary Scott-Wiecek, Allyn Gibson, Glenn Hauman, Lisa Sullivan, Susan Shwartz, Susan Wright, Peter David
Übersetzung: Claudia Kern & Helga Parmiter
Umfang: 592 Seiten
Verlag: Cross Cult (D), Pocket Books (E)
Veröffentlicht: 19.05.2016 (D), 2003 (USA)
ISBN: 978-3-86425-802-2 (D), 0-7434-7707-3 (E)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Inhalt & Review: "Grenzenlos" besteht aus insgesamt 18 Kurzgeschichten verschiedenster Autoren, die Ereignisse aus dem Leben der Besatzungsmitglieder der U.S.S. Excalibur schildern. Wie bei solchen Anthologien üblich, schwankt die Qualität der Geschichten teilweise sehr stark. Den Anfang macht "Problemlösungen" von Dayton Ward, das die Geschichte eines Einsatzes während Mackenzie Calhouns Zeit beim Geheimdienst der Sternenflotte erzählt. Neben dem flotten Schreibstil und der wendungsreichen Handlung gefällt daran vor allem die nette Verknüpfung zur TNG-Episode "Das Pegasus Projekt". In "Es ist nicht alles Gold…" untersucht Elizabeth Shelby die von der Enterprise auf Taurog IX gefundenen Ruinen nach dem Borg-Angriff, und versucht dabei zudem, ihren Vorgesetzten von ihren Führungsqualitäten zu überzeugen. Die Einblicke in Shelby's Persönlichkeit können durchaus gefallen, davon abgesehen ist die Geschichte aber weder sonderlich spannend noch interessant. "Warten auf G'Doh - oder: Wie ich lernte, mich nicht mehr zu bewegen und Menschen zu hassen", dass von Zak Kebrons möglicherweise schwersten und anstrengendsten Mission erzählt, kann zwar das Versprechen des köstlichen Titels nicht 100%ig halten, weiß aber vor allem dank des für David Mack typischen, flotten und amüsanten Erzählstils, glänzend zu unterhalten.

"Leflers Logbücher" von Robert Greenberger verschafft uns, wie der Titel schon verrät, einen Einblick in Leflers persönliches Tagebuch, von ihrer späten Kindheit bis zum vermeintlichen Tod ihrer Mutter. Leider etwas bruchstückhaft, mit vielen Lücken, und teilweise auch etwas gar banal, ist es einer der schwächsten und anstrengendsten Einträge in diese Anthologie. Aufgewertet wird die Kurzgeschichte zumindest teilweise durch die darauf folgende Erzählung "Alice, am Rand der Nacht", die teilweise genau die gleichen Erlebnisse aus der Sicht von Morgan Lefler schildert, und "Leflers Logbücher" damit perfekt ergänzt. Die Nebenhandlung rund um ihren Psychiater und dessen Eheprobleme hätte man sich aber sparen sollen. "Enthüllungen" erzählt die Geschichte eines frühen Einsatzes von Soleta und Worf. Dass eine der – weiblichen – Besatzungsmitglieder den normalerweise männlichen Namen Tobias hat, irritiert und verwirrt stellenweise, davon abgesehen war es aber eine durchaus spannende, interessante und unterhaltsame Kurzgeschichte, deren Highlight sicherlich das – bisher in den Excalibur-Romanen nur kurz angesprochene – erste Zusammentreffen Soletas' mit ihrem leiblichen Vater war, welches wirklich begeistern konnte, und von Keith R.A. DeCandido auch sehr gut geschrieben war.

In "Wendepunkt" wird uns ein wichtiges Ereignis aus Si Cwan's Jugend geschildert. Mit gerade mal 10 Seiten ist die Geschichte allerdings auch schon wieder vorbei, ehe sie so richtig begonnen hat. "Q'uadratur des Kreises" ist eine höchst seltsame und eigenwillige Geschichte, in der Dr. Selar, während ihrer Zeit auf der U.S.S. Enterprise, von den Q entführt wird, um ihnen während des Krieges im Q-Continuum beizustehen. Dass die hier erzählten Ereignisse während der TNG-Episode "Willkommen im Leben nach dem Tode" spielen sollen, macht nicht wirklich Sinn und wirkt ziemlich konstruiert, wenig überzeugend, und zieht im Endeffekt die ansonsten gar nicht mal so üble Story unnötig herunter. In "Öl und Wasser" sieht sich der Hermat Burgoyne mit einem geschlechtslosen J'naii als Kollegen konfrontiert, was zu einigen Differenzen führt. Wie gerade er, der in der Vergangenheit selbst mit Vorurteilen zu kämpfen hatte, diese nun erst recht überwinden muss, ist durchaus gelungen, die eigentliche Handlung rund um eine experimentelle Sonde ist es hingegen nur bedingt. In "Singularität" ist Mark McHenry einer der Testpiloten eines neuen holographischen Steuerungssystems, welches es Forschungsshuttles der Sternenflotte erlauben soll, so nahe wie nie zuvor an ein schwarzes Loch heranzufliegen. Die Kurzgeschichte ist ok; nichts Besonderes, aber durchaus unterhaltsam.

"Die Straße nach Edos" erzählt, wie das Büro für temporale Ermittlungen dem Sicherheitschef der U.S.S. Trident, Arex, dabei hilft, sich in die Gegenwart einzufinden, nachdem er 80 Jahre in die Zukunft geworfen wurde (hat er doch früher auf der U.S.S. Enterprise unter Captain Kirk gedient). Eine interessante Idee, die etwas darunter leidet, dass Arex in seiner eigenen Geschichte etwas zur Randfigur verkommt, steht doch vielmehr der Neuzugang des Büros, Agent Stewart Peart, dessen erste Mission dies ist, im Mittelpunkt des Geschehens. "Eine Dame von Xenex" erzählt, wie Mackenzie's Bruder D'ndai von dessen "Zusammenkunft" mit einer xenexianischen Witwe erfährt, was ihn sehr erzürnt. Eine Spur zu lang und nicht unbedingt packend, kann zumindest das Ende halbwegs überzeugen und gefallen. "Etwas bewirken" ist definitiv eines der Highlights dieser Kurzgeschichtensammlung. Sie erzählt, wie die U.S.S. Excalibur unter dem Kommando von Captain Morgan Korsmo die Borg während ihres Vormarschs in "Der erste Kontakt" angreift. Als der Captain schwer verletzt wird, muss schließlich Commander Shelby kurzzeitig das Kommando übernehmen. Spannend, packend, und mit durchaus bewegendem Ausgang.

In "Leistungsbewertung" geht es um Kat Muellers bevorstehende Beförderung zur Leitung der "Nachtschicht". Eine eher durchschnittliche Geschichte ohne große Highlights und/oder Einblicke. "Erlösung" ist eine sehr merkwürdige und nicht wirklich zum Rest der Anthologie passende Geschichte über eine Erscheinung von Xant, die mich trotz einzelner guter Augenblicke kaum überzeugen konnte. "Vom Regen in die…" ist eine weitere Geschichte rund um Soleta, die direkt an die im ersten Excalibur-Roman geschilderten Ereignisse rund um ihre und Spocks Flucht von Thallon anknüpft. Wendungsreich, kurzweilig und sehr unterhaltsam. In "Hinter den Spiegeln" geht es ein weiteres Mal um Burgoyne. Diesmal muss er sich mit der Rache einer Frau herumschlagen, die sich nach einer gemeinsamen Nacht ausgenutzt fühlt – für mich ein weiterer Tiefpunkt der Anthologie. Auf diesen folgt dann mit "Ein kleiner Ausflug" auch schon die letzte Geschichte, und ein weiteres Highlight dieser Sammlung. Von Peter David selbst geschrieben, erzählt die letzte Kurzgeschichte von der chaotischen Hochzeitsreise von Mackenzie Calhoun und Elizabeth Shelby. Gewohnt flott und voller Sprachwitz geschrieben, und zudem sehr humorvoll, kann David damit zwar nicht an die besten Momente seiner bisherigen "New Frontier"-Romane anknüpfen, sorgt aber nichtsdestotrotz für einen gelungenen, versöhnlichen Abschluss einer doch etwas durchwachsenen Anthologie.

Fazit: Wie bei solchen Kurzgeschichtensammlungen üblich – vor allem, wenn die einzelnen Geschichten überwiegend voneinander unabhängig und nicht durch einen gemeinsamen roten Faden miteinander verbunden sind – schwankt die Qualität von einer auf die nächsten teils sehr stark. Zudem fehlt es an Verknüpfungen zur restlichen, bekannten "New Frontier"-Reihe, erzählen die meisten Einträge in diese Anthologie doch eher unabhängige, losgelöste Geschichten – womit ein weiterer großer Vorteil der Reihe hier fehlt. Die vielen verschiedenen Ideen und Schreibstile sorgen zwar für Abwechslung, führen aber zugleich dazu, dass "Grenzenlos" kein stimmiges Ganzes ergeben will. Einzelne Highlights sind sicherlich lesenswert, beim Rest verpasst man aber auch nichts, wenn man ihn verpasst.

Christian Siegel

Bewertung: 2.5/5 Punkten


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