Star Trek - DS9: Das kleinere Übel
Ein alter Gegner kehrt zurück... Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 03 Oktober 2011
 
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Titel: "Star Trek - Deep Space Nine: Mission Gamma IV - Das kleine Übel"
Originaltitel: "Star Trek - Deep Space Nine: Mission Gamma IV - The Lesser Evil"
Bewertung:
Autor: Robert Simpson
Übersetzung: Christian Humberg
Umfang: 230 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 2011 (D) bzw. 2002 (USA)
ISBN: 3-9412-4868-7
Kaufen: Taschenbuch (D), Taschenbuch (E)
 

Klappentext: Die Suche nach einem Mörder katapultiert Colonel Kira auf eine gefährliche Reise ins Herz der Föderation. Doch das Verbrechen ist nur Teil eines weitaus größeren und uralten Plans, dessen Aufdeckung einen Keil in den Alpha-Quadranten treiben könnte.

Das Raumschiff Defiant begibt sich derweil auf die Heimreise nach DS9. Schockiert erkennt Commander Vaughn die Wahrheit hinter der tragischsten Mission seines langen Lebens. Während sich die Mannschaft den Folgen dieser Entdeckung stellt, gerät Vaughns Urteilskraft in Zweifel… und das Ergebnis der historischen Reise durch den Gamma-Quadranten steht erneut auf dem Spiel.


Kurzinhalt: Nachdem der bajoranische Premierminister kurz vor der Vertragsunterzeichnung zum Beitritt Bajors in die Föderation einem Anschlag zum Opfer fällt, herrscht auf Deep Space 9 helle Aufregung. Nach ersten Sensorscans vermutet man, dass der Attentäter mittlerweile an Bord eines getarnten Schiffes geflohen ist – und Colonel Kira macht sich an Bord eines Föderationsraumschiffs auf, um dieses zu verfolgen. Ro Laren ist hingegen davon überzeugt, dass sich der Täter nach wie vor auf der Station befindet, und unternimmt ihrerseits Anstrengungen, um diesen aufzuspüren. Als sich ihr Verdacht als richtig herausstellt und es gelingt, ihn gefangen zu nehmen, werden Ro Laren und die Föderation auf eine weitreichende Verschwörung eines schon fast in Vergessenheit geratenen Gegners aufmerksam. Währenddessen befindet sich die U.S.S. Defiant im Gamma-Quadranten nach ihrer mehrwöchigen Forschungsmission auf dem Rückweg, als man ein Ortungssignal erhält. Dieses führt die Crew der Defiant zu einem Planeten, auf dem sich ein abgestürztes Borg-Schiff befindet – eine Entdeckung, die nicht nur einige Geheimnisse in sich birgt, sondern Commander Vaughn zudem dazu zwingt, sich den Schatten seiner Vergangenheit zu stellen…

Review: Falls ich bei meiner schnellen Online-Recherche nichts übersehen habe, so ist "Das kleinere Übel" – zumindest bislang – der einzige Star Trek-Roman von Robert Simpson. Dazu kann ich nur sagen: Den Propheten sei Dank! Denn angesichts der Tatsache, wie hier einige von langer Hand geplante und vorbereitete Handlungsstränge von ihm völlig unzeremoniell zu ihrem vorläufigen Höhepunkt (?) geführt werden, ist absolut unwürdig. "Das kleinere Übel" erzählt die Geschichte derart überhastet (und dadurch oberflächlich), dass man das Gefühl bekommt, Robert Simpson konnte es gar nicht mehr erwarten, es endlich hinter sich zu bringen. Es gibt einige interessante, vielversprechende Offenbarungen, wie z.B. den – zumindest vorläufigen – großen neuen Gegner, den es zu besiegen gilt. Wir erfahren endlich die Hintergründe von Vaughns Verlust in der Vergangenheit, und sehen, wie er es durch die Ereignisse in diesem Roman endlich schafft, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, und und und. Doch all das wird derart gelangweilt – und langweilig – heruntergespult, dass trotz der interessanten Entwicklungen nie wirklich Spannung, geschweige denn Begeisterung, aufkommt.

Der überflüssigste Handlungsstrang ist wohl jener rund um Sisko's Vater auf der Erde. Grundsätzlich hätte er ja interessant und sogar bewegend sein können, doch Robert Simpson widmet ihm gerade mal zwei kurze Kapitel – zu wenig, um wirklich einen Eindruck zu hinterlassen. So drängt sich leider der Verdacht auf, dass diese Handlung einzig und allein dazu da ist, um uns an das Schicksal von Sohn und Enkel zu erinnern. Die mit Abstand beste Handlung des Romans, die trotz der überhasteten Erzählweise zumindest ansatzweise gefallen kann, ist jene auf der U.S.S. Defiant. Zwar werden auch hier vor allem Vaughn's Erinnerungen unverzeihlich lustlos heruntergespult, aber wie sich beide hier ihrer Vergangenheit stellen müssen, weiß durchaus zu gefallen. Auch die Entdeckung eines Borg-Spähers sowie eines Gründers an Bord – und dass sich dieser offenbar erfolgreich gegen eine Assimilierung wehren konnte – konnte kurzzeitig mein Interesse wecken. Im Gegensatz zur Handlung auf Deep Space Nine, die zwar stark beginnt, dann aber von einer Seite auf die nächste aufs Abstellgleis gestellt wird. Und der Alibi-Auftritt von Quark war einfach nur lächerlich.

Am Enttäuschendsten fand ich jedoch die Handlung rund um Kira. Grundsätzlich hätte mir die Wendung rund um einen bekannten, jedoch besiegt geglaubten Feind, der hier nun zurückkehrt, ja durchaus gefallen können. Zumal dadurch die Star Trek-Serien, nachdem die Serie "Deep Space 9" doch irgendwie ihr eigenes Süppchen zu kochen schien, wieder stärker zusammengerückt sind. Aber die Art und Weise, wie – ungeschickt – dies umgesetzt wurde, hat mir selbst diesen potentiell großartigen Handlungsstrang verdorben. Allen voran die Vorhersehbarkeit einer bestimmten Wendung, sowie Kira's zur Schau gestellte Dummheit. Nun mal ehrlich: Angesichts der Tatsache, wie schnell sich herausfinden lässt, ob jemand ein Verräter ist, vor allem aber angesichts ihrer persönlichen Erfahrung mit Infiltratoren – dank des Dominion-Krieges – sollte man meinen sie wäre klug genug sich die paar Sekunden zu nehmen und zu überprüfen, ob jene Person der sie sich anvertraut auch wirklich auf ihrer Seite steht. Das war für mich DER Kopfschüttler schlechthin.

Ich HASSE solche verkrampf-konstruierten Twists, bei denen sich ein Protagonist (bzw. hier –in) völlig dämlich verhalten muss, damit alles so abläuft, wie es der Autor wünscht (das hat mir u.a. auch schon "Sieben" verdorben). Der kurz darauf folgende, aufgrund der klischeehaften Schilderung fast unfreiwillig komische Tod einer Nebenfiguren sowie der billige Cliffhanger in letzter Sekunde (bzw. auf der letzten Seite) haben meinen überwiegend negativen Eindruck betreffend des Romans dann leider einzementiert. Das, und Robert Simpsons unverzeihlich oberflächlich-überhasteter Schreibstil, mit dem er dem Potential, dass in dieser Geschichte zweifelsohne gesteckt hätte, nicht einmal ansatzweise gerecht wird. Das einzig Positive, dass ich "Das kleinere Übel" attestieren kann ist, dass aufgrund des enorm hohen Erzähltempos keine Sekunde (bzw. Seite) lang Langeweile aufkommt. Wenn dies jedoch im Gegenzug bedeutet, dass das Geschehen derart gehudelt erzählt wird, ist mir persönlich der Preis dafür zu hoch…

Fazit: Es ist eine Schande. Wenn man "Das kleinere Übel" liest kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich hier Ereignisse und Entwicklungen zutragen, auf die die bisherigen Romane der Reihe hingearbeitet haben. Doch statt einen triumphalen Abschluss dieser Handlungsstränge zu liefern, hastet Robert Simpson derart durch den Roman, dass man glauben könnte, er wäre die schriftstellerische Personifikation des weißen Kaninchens aus "Alice im Wunderland" – "keine Zeit, keine Zeit"! Dadurch mögen die knapp 230 Seiten zwar im Flug vergehen, im Gegenzug verabsäumt er es aber leider, dem Geschehen auch nur einen Hauch an emotionalem Gewicht zu verleihen – und schafft es dadurch nicht, aus der Vorbereitungsarbeit seiner VorgängerInnen Kapital zu schlagen. Der billige Cliffhanger in letzter Sekunde sowie eine enorm konstruiert wirkende "überraschende" Wendung sorgen dann dafür, dass dieses gar nicht mal so kleine Übel bei mir leider trotz einiger interessanter Ansätze und einer grundsätzlich vielversprechenden Handlung doch einen eher negativen Eindruck hinterlassen hat.

Christian Siegel

Bewertung: 2/5 Punkten


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