Star Trek - DS9: Ein Stich zur rechten Zeit
Andrew J. Robinson erzählt aus Garaks Leben Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 01 August 2011
 
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Titel: "Star Trek - Deep Space Nine: Ein Stich zur rechten Zeit"
Originaltitel: "Star Trek - Deep Space Nine: A Stitch in Time"
Bewertung:
Autor: Andrew J. Robinson
Übersetzung: Anika Klüver
Umfang: 425 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 2011 (D) bzw. 2010 (USA)
ISBN: 3-9412-4892-8
Kaufen: Taschenbuch (D), eBook (D), Taschenbuch (E)
 

Klappentext: Fast ein Jahrzehnt lang hat sich Garak nur nach einer Sache gesehnt – nach Hause zurückzukehren. Im Exil auf einer Raumstation, umgeben von Fremden die ihn verabscheuen und ihm misstrauen, war die Rückkehr nach Cardassia Garaks einziger Traum. Nun endlich ist er zu Hause. Doch dieses Zuhause ist eine Landschaft voller Tod und Zerstörung. Verzweiflung und Staub sind stete Begleiter, und ein Glas sauberes Wasser und ein warmer Schlafplatz sind wahrer Luxus.

Ironischerweise ist es ein Brief von einem der Fremden auf jener Raumstation, Dr. Julian Bashir, der Garak dazu inspiriert, die Struktur seines Lebens zu betrachten. Elim Garak war ein Schüler, ein Gärtner, ein Spion, ein Exilant, ein Schneider, selbst ein Befreier. Es ist ein Leben, das durch die Zwänge der cardassianischen Gesellschaft gezeichnet wurde; mit wenig Verständnis für die Person und sogar noch weniger Mitgefühl.

Doch es ist der Schneider, der versteht, wer Elim Garak war und was er sein könnte. Es ist der Schneider, der das zerstörte Gewebe Cardassias sieht und der weiß, wie man diese verwüstete Gesellschaft wieder zusammenführen kann. Das ist seltsam, denn ein Schneider ist das Einzige, was Garak niemals sein wollte. Doch es ist der Schneider, den sowohl Cardassia als auch Elim Garak brauchen. Es ist der Schneider, der die einzelnen Teile wieder zusammenfügen und einen Stich zur rechten Zeit machen kann.


Kurzinhalt: Nachdem er nach Cardassia zurückgekehrt ist, beginnt Elim Garak damit, seinem guten Freund Dr. Bashir von Deep Space Nine zu schreiben. Was als Schilderung seiner Erlebnisse beim Aufbau des zerstörten Planeten beginnt, entwickelt sich schon bald zu seinen Memoiren, als er weit in seine Vergangenheit zurückgeht und Dr. Bashir wichtige Ereignisse aus seinem Leben schildert – beginnend mit seiner Aufnahme in einer cardassianischen Schule über seine Zeit beim obsidianischen Orden bis hin zur Ankunft auf Terrok Nor, wo er begann, das Handwerk eines Schneiders zu erlernen und auszuüben…


Review: Mit "Ein Stich zur rechten Zeit" tritt Andrew J. Robinson in die Fußstapfen jener Star Trek-Darsteller, die sich nicht damit begnügen wollten, ihre Figuren nur vor laufenden Kameras darzustellen, und begannen, auch über sie zu schreiben. Im Gegensatz zu William Shatner und John deLancie, die sich für ihre Ausflüge ins literarische Terrain professionelle Hilfe holten (von Judith & Garfield Reeves-Stevens bzw. Peter David), verlässt er sich dabei auf sein eigenes Geschick – und liefert ein beachtliches Erstlingswerk ab. Als Ausgangslage diente ihm wohl ein kurzer Nebensatz aus "Offenbarung – Buch 1", dem ersten Teil der "8. Staffel" von Deep Space Nine in Buchform (die dank Cross Cult nun endlich auch in den deutschsprachigen Raum Einzug erlangt hat). Dort wird erwähnt, wie Dr. Bashir einen langen Brief von Garak liest. Nun erhalten wir die Gelegenheit, ebenfalls in seinen Memoiren zu stöbern, die etwas Licht ins Dunkel des mysteriösen Schneiders Elim Garak bringen.

"Ein Stich zur rechten Zeit" erzählt dabei parallel drei unterschiedliche Geschichten. Die längste davon beschäftigt sich mit seinem Werdegang, und schildert uns auszugsweise seine Kindheit, Jugend, sowie seine Anfänge beim obsidianischen Orden – bis hin zu seiner Ankunft auf Terrok Nor. Hier bekommen wir einen faszinierenden Einblick, nicht nur in die Figur Garak, sondern auch die cardassianische Kultur. Vor allem die ersten Kapiteln in der Schule fand ich ungemein interessant und aufschlussreich – doch auch die späteren Episoden rund um seine Anfänge, seinen Aufstieg sowie letztendlich seinen Fall beim obsidianischen Orden wissen zu gefallen. Vor allem gegen Ende hin wird es in diesem Handlungsstrang durchaus spannend, als deutlich wird, was für ihn auf dem Spiel steht. Aufgelockert werden diese Memoiren einerseits durch Auszüge aus Garak's Tagebuch aus den letzten Wochen und Monaten, die er vor seiner Rückkehr nach Cardassia auf Deep Space Nine verfasst hat, sowie seine Schilderungen des Wiederaufbaus, mit denen Andrew J. Robinson an die 7. Staffel der Serie anknüpft und uns einen Einblick gibt, wie es danach auf Cardassia weitergegangen ist.

Vor allem diesen dritten Handlungsstrang fand ich sehr faszinierend. Zwar tritt er vor allem zu Beginn sehr in den Hintergrund, und es passiert nicht wirklich viel, gegen Ende des Romans geht es dann aber zunehmend um die Machtspiele im politischen Vakuum und um die Frage, welche Art der Regierung Cardassia in Zukunft beherrschen wird. Hier kommt es zu einigen Begegnungen mit bekannten Figuren – sowohl aus den Serien als auch aus der im Roman geschilderten Vergangenheit Garaks – welche gefallen können. Sehr interessant auch zu erkennen, wie sich Garak im Lauf der Zeit gewandelt hat, u.a. auch was seine Ansicht zur Politik der Föderation betrifft. Dadurch, dass uns Andrew J. Robinson an den intimsten Gedanken der Figur teilhaben lässt, lernen wir ihn hier nun endlich genauer kennen. Einigen wäre es vielleicht lieber gewesen, das "Rätsel" Garak wäre nie aufgelöst worden – ich finde jedoch nicht, dass die Figur, die definitiv zu meinen Lieblingen an Bord von Deep Space Nine zählt (wobei das offen gestanden nicht viel aussagt, da ich mit einigen von ihnen herzlich wenig anfangen kann), dadurch an Faszination eingebüßt hätte.

Andrew J. Robinsons Schreibstil ist mehr als nur ordentlich, um im Vergleich zu anderen Star Trek-Romanen bzw. Autoren definitiv im oberen Drittel anzusiedeln. Eigentlich passiert im Roman über lange Strecken nicht viel, und generell hält sich die Spannung doch sehr stark in Grenzen – dennoch wird es nie langweilig, und es haben sich auch nur sehr wenige Längen eingeschlichen. Er schafft es einfach sehr gut, die Gedanken und Gefühle von Garak darzustellen, und allen das ist zumeist interessant genug, um gut zu unterhalten. Mein einziger größere Kritikpunkt ist jedoch zugleich hier schon angeklungen: Es passiert genau genommen nicht viel, und wirklich spannende Szenen und Momente sucht man größtenteils vergeblich. Es ist halt doch in erster Linie die Autobiographie einer fiktiven Figur – und wie gut einem der Roman gefällt, wird maßgeblich davon abhängen, wie man zu Elim Garak steht. Findet man ihn – so wie ich – faszinierend, wird einem auch dieser "Stich zur rechten Zeit" gefallen können. Wenn nicht, wird Andrew J. Robinson's Roman daran jedoch auch kaum etwas ändern…

Fazit: Für Deep Space Nine-Fans im Allgemeinen und Garak-Fans im Besonderen ist "Ein Stich zur rechten Zeit" zweifelsohne ein Fest - erhalten wir hier doch endlich einen Einblick in das Leben und Wirken des geheimnisvollen Schneiders. Andrew J. Robinson erzählt dessen Lebensgeschichte auf durchaus interessante Art und Weise, wobei neben den Einblicken in Garak's Persönlichkeit vor allem auch die Einblicke in die Kultur der Cardassianer zu faszinieren vermögen. Negativ ist lediglich zu vermerken, dass im Roman nichts passiert bzw. erzählt wird, was für die größere Star Trek-Geschichte an sich von Bedeutung wäre, und es zudem etwas an Spannung mangelt. "Ein Stich zur rechten Zeit" ist eben insofern ein höchst ungewöhlicher Star Trek-Roman, als dass er auf eine Figur konzentriert ist, und deren Lebensgeschichte - in Auszügen - erzählt. Wer sich von Star Trek immer nur ein actionorientiertes Abenteuer und/oder eine faszinierende Geschichte über die Erforschung des Weltalls erwartet, ist hier definitiv falsch. Wer jedoch einen guten, charakterorientierten Roman zu schätzen weiß, sollte sich diesen "Stich" nicht entgehen lassen!

Christian Siegel

Bewertung: 3.5/5 Punkten


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