Star Trek - Typhon Pact: Nullsummenspiel
Julian Bashir auf geheimer Mission Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 30 Mai 2011
 
Cover (c) Cross Cult
Titel: "Star Trek - Typhon Pact: Nullsummenspiel"
Originaltitel: "Star Trek - Typhon Pact: Zero Sum Game"
Bewertung:
Autor: David Mack
Übersetzung: Kerstin Fricke
Umfang: 360 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: Juni 2013 (D) bzw. November 2010 (USA)
ISBN: 3-8642-5280-6
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Nur kurz nach dem endgültigen Sieg gegen die Borg hat sich eine neue Bedrohung für die Föderation erhoben: Der Typhon Pakt. Ein politisches und militärisches Bündnis aus dem romulanischen Sternenimperium, der Tzenkethi Koalition, der Gorn Hegemonie, der Breen-Konföderation, der tholianischen Versammlung sowie dem heiligen Orden der Kinshaya. Der letzte große taktische und strategische Vorteil, den die nach dem Borg-Angriff immer noch angeschlagene Föderation bzw. Sternenflotte noch besitzt, ist der – sich immer noch im Prototyp-Stadium befindliche – Slipstream-Antrieb, der es Raumschiffen deutlich schneller erlaubt, sich durch die Galaxie zu bewegen, als mit dem herkömmlichen Warp-Antrieb. Als es Spionen des Typhon Pakts gelingt, sich die Pläne des Antriebs unter den Nagel zu reißen, wendet sich der Geheimdienst der Sternenflotte an Julian Bashir. Gemeinsam mit seiner großen verlorenen Liebe, Sarina Douglas, die so wie er genetisch optimiert wurde, bricht er auf eine verdeckte Mission in den Raum der Breen auf, um die Pläne zu löschen und die Schiffswerft, in der sie an einem ersten Prototypen arbeiten, zu zerstören. Die U.S.S. Aventine unter dem Kommando von Captain Dax hält sich derweil bereit, um mittels des eigenen Slipstream-Antriebs die beiden Agenten so schnell als möglich aus dem feindlichen Gebiet herauszuholen, sobald die Mission erfolgreich abgeschlossen ist. Doch als eine Flotte des Typhon Pakts ihnen den Weg abschneidet, und eine wichtige Verbündete von Julian und Sarina gefangen genommen wird, droht die Mission an allen Fronten zu scheitern…

Review: Binnen kurzer Zeit hat sich David Mack zu einem der bekanntesten und beliebtesten Star Trek-Autoren gemausert, der sich vor Größen wie Peter David keineswegs zu verstecken braucht. Zuerst brachte er mit seiner "Vanquard"-Reihe frischen Wind ins Universum, um zuletzt mit einer episch-genialen "Destiny"-Trilogie die Geschichte rund um die Borg (endlich) zu einem gelungenen Abschluss zu führen. Mit "Nullsummenspiel" hat er sich bzw. hat man ihm (immerhin weiß ich ja nicht, ob er sich diesen selbst ausgesucht hat, oder er damit beauftragt wurde) aber leider keinen Gefallen getan, da es ihm der recht eng gesteckte Rahmen leider nicht erlaubt, viele seiner Stärken auszuspielen. Die da wären: eine epische, komplexe, auf mehrere Handlungsorte verteilte Geschichte, die sich zudem über mehrere Romane erstreckt. Vielschichtige, teils neu erschaffene Figuren. Sein flotter, teils mit Sprachwitz und lustigen Dialogen angereicherter Schreibstil.

Zumindest letzteres hat sich Mack für "Nullsummenspiel" bewahrt – auf die restlichen üblichen Stärken muss man hier jedoch leider verzichten. Band 1 der "Typhon Pact"-Reihe erzählt eine recht kleine, kurze, in sich abgeschlossene Handlung, die mir sehr wenigen Schauplätzen und Figuren auskommen muss. Auch fehlt es trotz der Ansiedlung im Spionage-Bereich an solch Zutaten wie Täuschungen, Verrätern etc. (von einer Last-Minute-Wendung abgesehen, auf die ich später noch eingehen werde). Da sich Bashir und Douglas möglichst ruhig verhalten müssen, ist "Nullsummenspiel" aber auch nicht wirklich action-orientiert. Im Prinzip erleben wir, wie sich die beiden durch die Breen schleichen, und manchmal vor Verfolgern fliehen müssen. Sonderlich spannend ist dies leider, trotz Mack’s Bemühungen, nicht wirklich.

Das Beste am Roman waren für mich die Einblicke in die Kultur der Breen, die nach wie vor – trotz einiger Auftritte in "Deep Space 9" – ein großes Mysterium waren. David Mack gelingt es, uns einerseits einige neue Erkenntnisse über sie gewinnen zu lassen, sie jedoch dennoch nicht ihrer Faszination zu berauben. Ich fand jedenfalls jene Offenbarungen, die man sich für sie hat einfallen lassen, sehr gelungen. Eine weitere Stärke ist der Chef-Wissenschaftler der Breen, mit dem ich mit der Zeit richtig zu sympathisieren begann. Genau das ist dann aber auch wieder ein Problem: Ihre Mission zwingen Julian und Sarina nicht nur dazu, die Träume dieses "Mannes", für den man mit der Zeit doch Sympathien hegt, zum Zerplatzen zu bringen, die Zerstörung des Prototypen bringt zudem einen beträchtlichen Kollateralschaden mit sich – zahlreiche Zivilisten müssen ihr Leben lassen. Angesichts dessen fiel es mir manchmal etwas schwer, den beiden den Erfolg ihrer Mission zu wünschen und mit ihnen mitzufiebern.

Weniger gelungen fand ich auch einen kurzen Abschnitt, in dem Sarina gefangen genommen und verhört wird. Eine von Mack’s Stärken ist die Frische und Originalität, die er in seine Romane oft einbringt – das war aber leider völlig klischeehaft und frei von Überraschungen. Auch der letzte Teil der Mission, als Bashir unter großem Zeitdruck die Sabotage des Prototypen einleiten muss, war erstaunlich unspannend. Zudem hat man es mit der Zeit mit den zahlreichen glücklichen Zufällen – und natürlich auch der Rettung in letzter Minute – etwas übertrieben. Mein größter Kritikpunkt bezieht sich auf das unmittelbare Ende, dass nicht nur eine sehr vorhersehbare und ungemein typische 08/15-Wendung zu bieten hatte, sondern wo ein Twist aus Christie Golden’s Voyager-Fortsetzungsromanen "Heimkehr" bzw. "Ferne Ufer" quasi 1:1 kopiert wurde. Wirklich, David? Wie sagte Yoda doch einst so schön: "Nötig haben du hast das nicht."

Dass der Roman trotz seiner Schwächen noch ordentliche Unterhaltung bot, lag in erster Linie am wieder einmal flotten Schreibstil, der uns dennoch ausreichend Einblick in die Figuren gewährt (wenn auch Mack dadurch, dass er sich überwiegend auf bekannte Protagonisten beschränken musste, nicht so viel Freiraum gewährt wurde und diese daher ohne große überraschende Erkenntnisse auskommen müssen), am hohen erzählerischen Tempo sowie der Kürze des Romans. "Nullsummenspiel" ist eben – leider – kein episches Werk wie seine "Destiny"-Trilogie, sondern deutlich einfacher und reduzierter. Ein kurzes, flottes und doch eher banales Lesevergnügen, dass mit seinen bisherigen Star Trek-Romanen nicht mithalten kann, aber nichtsdestotrotz unterhaltsam und kurzweilig.

Fazit: Nach seinen bisherigen "Vanguard"-Romanen und der grandiosen "Destiny"-Trilogie ist "Nullsummenspiel" schon eine kleine Enttäuschung. Zwar wieder einmal flott geschrieben und recht kurzweilig, lässt es der erste Band der "Typhon Pact"-Reihe doch an einigen Stärken vermissen, die ich an Mack’s bisherigen Romanen so geschätzt hatte; allen voran die epischen, komplexen und auf viele verschiedene Handlungsstränge verteilte Geschichten, sowie die zahlreichen und vielschichtigen Figuren. "Nullsummenspiel" konzentriert sich in erster Linie auf Julian Bashir, bietet uns aber leider keine neuen, interessanten Erkenntnisse. Die Natur der Mission machte es mir mit der Zeit auch schwer, mich ihren Erfolg allzu sehr herbeisehnen zu lassen. Mein größter Kritikpunkt ist aber eine sehr abgedroschene, unoriginelle und vorhersehbare Wendung in letzter Minute. Demgegenüber stehen das hohe Erzähltempo sowie die interessanten Einblicke in die Kultur der Breen. Alles in allem leider ein eher durchwachsenes Lesevergnügen…

Christian Siegel

Bewertung: 2.5/5 Punkten

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