Die Entstehung von Babylon 5 - Teil 3: Die Erschaffung eines Mythos |
![]() Vom Pilotfilm zur Serie ![]() Eine weitere Änderung betraf den Alien-Sektor, mit dessen an einem Zoo erinnernden Aussehen JMS nicht wirklich glücklich war. Dies war somit einer der ersten Aspekte, die nach dem Pilotfilm gleich wieder verworfen wurden (und die entsprechende Szene wurde in der von JMS neu geschnittenen "Special Edition" aufs Notwendigste heruntergekürzt). Aber auch einige der Masken überzeugten ihn nicht, weshalb z.B. vom Alien-Barkeeper in der Serie nichts mehr zu sehen war. Generell wendete er sich für das Makeup der Serie an die von John Vulich und Everett Burrell gegründete Firma Optic Nerve, die einerseits einzelne Designs – wie z.B. die Maske von G'Kar – leicht überarbeiteten, dabei aber vor allem die Zeit, die zum Anbringen von diesen notwendig war, deutlich reduzierte, was es für die betreffenden Schauspieler*innen um einiges leichter machte. Die größte Änderung betrifft aber natürlich die Maske von Delenn. Die Figur hätte nämlich ursprünglich maskulin sein sollen; im Zuge der Transformation von der ersten auf die zweite Staffel hätte sich Delenn dann zugleich in eine Frau verwandelt. Dies erklärt auch die kantigen Züge der Maske im Pilotfilm. Allerdings bekam man die Verzerrung von Mira Furlans Stimme nicht überzeugend hin; und JMS wollte ihre Performance nicht durch einen männlichen Darsteller übersprechen lassen. Daher wurde dieser Plan verworfen, und die Zeit zwischen Pilotfilm und Serie genutzt, um Delenn beginnend mit "Ragesh 3" von vornherein ein weiblicheres Aussehen zu geben. Darüber hinaus gab es noch ein paar weitere produktionstechnische Änderungen. So war JMS z.B. auch mit den doch ziemlich großen Laserwaffen nicht zufrieden, weshalb diese mit den aus der Serie bekannten PPG-Pistolen und -Gewehren ersetzt wurden. Aber auch an der Belichtung wurde noch herumgeschraubt. Zwar wollte JMS von vornherein – wohl auch, um sich von der "Star Trek"-Konkurrenz abzuheben – ein deutlich dunkleres Bild, musste dann jedoch einsehen, es diesbezüglich bei "Die Zusammenkunft" übertrieben zu haben. Die Serie sah dann doch um einiges heller aus. Apropos Sets: Mit eine der größten Änderungen war zweifellos auch der Drehort. Während "Die Zusammenkunft" noch ganz klassisch auf dem sogenannten "Warner Lot", also dem Studiogelände von Warner Bros., gedreht wurde, verlagerte man die Produktion der Serie in eine am Rand von Los Angeles gelegene, ehemalige Produktionsstätte von Badewannen (!), die in ein Filmstudio umfunktioniert wurde. Dies bedeutete zwar, dass Cast & Crew auf einige Annehmlichkeiten des Warner-Geländes verzichteten mussten, sorgte aber zugleich dafür, dass diese enger zusammengeschweißt wurde; nicht zuletzt, als JMS darauf Wert lag, dass die Mittagspause auch wirklich von allen, egal ob Star oder Crewmitglied, auf dem Parkplatz vor dem Filmstudio gemeinsam verbracht wurde, statt dass sich alle in ihre kleinen Grüppchen – oder gar ihre Wohnwagen – zurückzogen. Vor allem aber sorgte die relative Abgeschiedenheit dafür, dass nur relativ selten höhere Verantwortliche von Warner Bros. hereinschneiten, um nach dem Rechten zu sehen, und sich dementsprechend auch die Einmischung von oben sehr in Grenzen hielt. ![]() Doch es gab nicht nur solche Umbesetzungen, für die Serie sollten auch noch ein paar neue Rollen hinzustoßen; dies betrifft in erster Linie die Gehilfen der Botschafter, die wohl in erster Linie den Zweck erfüllten, dass Londo, Delenn und G'Kar jemanden hatten, mit dem sie sich austauschen konnten. Als Lennier stieß der "Lost in Space"-Veteran Bill Mumy zur Besetzung hinzu, der, obwohl ein knappes Jahr älter als Mira Furlan, Delenns jungen Assistenten spielte. Dass Stephen Furst als Vir besetzt wurde, verdankte dieser wiederum einem Malheur beim Vorsprechen. Denn: Als es sah, dass alle außer ihm die Haare hochfrisiert hatten, ging er schnell auf die Toilette, um zu versuchen, seine eigenen Haare mit Seife irgendwie nach oben stehen zu lassen. Damit erreichte er letztendlich aber nur, dass ihm die Seife in die Augen lief – unmittelbar, bevor er auf die Bühne gerufen wurde. Als er schließlich sein Missgeschick erläuterte, und sich gestammelt zu entschuldigen begann, sah JMS zu seiner Casting-Direktorin hinüber, und meinte nur: "Das ist Vir". Während Bill Mumy und Stephen Furst die Serie über alle fünf Staffeln hinweg begleiten sollten, tat sich JMS vergleichsweise schwer, die Rolle von G'Kars Gehilfin zu besetzen. Seine erste Wahl war Mary Woronov, die jedoch allergisch auf das Makeup reagierte, weshalb Ko'Dath nach nur einer Folge wieder aus der Serie herausgeschrieben wurde. Als Ersatz kam Na'Toth an Bord. Julie Caitlin Brown hielt etwas länger durch, doch auch sie hatte zunehmend Sorge, welche Auswirkungen der Klebstoff der Maske auf ihr Gesicht haben könnte, weshalb auch sie die Rolle schließlich zurücklegte. Ihre Nachfolgerin Mary Kay Adams erwies sich in der Rolle allerdings als überaus glücklos, und wurde nach nur zwei Auftritten nicht wieder zurückgebeten; weshalb Na'Toth in weitere Folge in der Versenkung verschwand. Schließlich sollte Julie Caitlin Brown – nachdem sie in "Minbari lügen nicht" bereits ein Zwischenspiel als Anwältin Guinevere Corey gab – in der fünften Staffel noch ein letztes Mal als Na'Toth zurückkehren, um die Geschichte der Figur abschließen, und zugleich ihre lange Abwesenheit erklären zu können. Etwas, dass bei "Babylon 5" zu diesem Zeitpunkt bereits nicht zum ersten Mal geschah. Wachablöse(n) Heutzutage ist es nicht ungewöhnlich, mit Serienverantwortlichen, Schauspielern usw. mit Hilfe verschiedener sozialer Medien direkt in Kontakt zu treten. Anfang der 90er steckte das Internet jedoch noch in den Kinderschuhen. Auch diesbezüglich war JMS insofern absoluter Vorreiter, als er sich über Usenet laufend mit den Fans der Serie austauschte. Dort hatte er auch immer wieder laut verkündet, dass "Babylon 5" eine durchgehende Geschichte erzählen würde, die auf fünf Jahre ausgelegt sei. Eben deshalb war die Verwunderung groß, als zwischen der ersten und zweiten Staffel bekannt wurde, dass Michael O'Hare die Serie verlassen würde. JMS hielt sich ursprünglich im Hinblick auf die Hintergründe seines Ausstiegs bedeckt – wies jedoch immer darauf hin, dass O'Hare nicht etwa gefeuert wurde, sondern die Entscheidung im beidseitigen Einvernehmen gefallen sei. Der wahre Grund wurde von ihm schließlich erst nach Michael O'Hares Tod 2012 im sogenannten "Promise Panel" auf der Phoenix ComiCon 2013 – wo das 20. Jubiläum von "Babylon 5" gefeiert wurde – öffentlich gemacht: So sollte sich im Verlauf der Produktion der ersten Staffel zunehmend zeigen, dass O'Hare unter paranoiden Wahnvorstellungen litt. Schließlich wurde es so schlimm, dass JMS ihn zu sich ins Büro rief, woraufhin O'Hare ihn im Hinblick auf seine psychischen Probleme einweihte. JMS bat an, die Produktion zu unterbrechen, damit Michael Hilfe in Anspruch nehmen konnte. Doch O'Hare wollte nicht, dass wegen ihm auf einmal alle an der Serie Beteiligten ohne Job dastehen. Daraufhin einigte man sich darauf, dass JMS ihn beim Wechsel von der ersten zur zweiten Staffel aus der Serie schreiben würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte JMS noch die Hoffnung, den Wandel langsam(er) vollziehen zu können; so kam Sinclair ursprünglich auch noch in der ersten Folge der zweiten Staffel vor (die eigentlich direkt an "Chrysalis" hätte anknüpfen sollen), und hätte Sheridan erst in der dritten Episode auftauchen sollen. Als jedoch klar wurde, wie sehr sich Michael O'Hare damit plagte, zumindest die Produktion der ersten Staffel noch durchzuhalten, wurde nur noch rasch die Nachricht für Michael Garibaldi in "Schatten am Horizont" aufgenommen, und dafür gesorgt, dass O'Hare jene Hilfe erhielt, die er brauchte – und die es ihm schließlich ermöglichen sollte, im Zweiteiler "Ranger Eins"/"Tausend Jahre durch die Zeit" zurückzukehren, um die Geschichte von Jeffrey Sinclair abzuschließen. ![]() Doch der Wechsel von Jeffrey Sinclair zu John Sheridan war nicht das einzige Mal, dass JMS auf eine seiner "Falltüren" zurückgreifen musste, die er bei praktisch jeder Figur eingebaut hat, falls das wahre Leben seinen Fünfjahresplan durchkreuzen sollte. Wie zuvor schon erwähnt, stieg Andrea Thompson zum Ende der zweiten Staffel auf eigenen Wunsch aus. Sie hatte aus ihrer Sicht einfach zu wenig zu tun gehabt, und trotz aller Versicherungen, dass ihre Zeit noch kommen würde, wollte Thompson schließlich nicht länger warten, und stattdessen andere Karriereoptionen verfolgen. Dies zwang JMS dazu, sowohl den Verräter-Plot (der für sie grundsätzlich schon immer geplant war, und den sie von Laurel Takashima geerbt hatte) vorzuziehen, und es im Hinblick auf die von vornherein geplante lesbische Beziehung zwischen Talia Winters und Susan Ivanova bei einer zarten Andeutung zu belassen. Immerhin bot dies aber Patricia Tallman die Gelegenheit, wieder zur Serie zurückzukehren. Nicht wirklich glücklich ist auch die Sache mit Draal verlaufen. So stand Louis Turenne für die Rückkehr der Figur in der zweiten Staffel nicht mehr zur Verfügung, weshalb JMS kurzerhand die Ausrede mit dem verjüngten Draal erfand, und die Rolle mit John Schuck neu besetzte. Als es dann jedoch auch mit ihm was weitere Auftritte betrifft Terminkollisionen gab, warf JMS den Hut drauf, und Draal verschwand zunehmend in der Versenkung – weshalb auch die große Maschine in weiterer Folge kaum mehr eine Rolle spielte, und in Fankreisen gerne auch "nicht-so-großartige-Maschine" genannt wird. Von Claudia Christian – der wende ich mich später zu – abgesehen gab es dann vor allem noch einen Fall, wo die mangelnde Verfügbarkeit eines Schauspielers JMS' Pläne durchkreuzte: So hätte General Hague grundsätzlich bei "Die Strafaktion" schon noch selbst in Erscheinung treten sollen, allerdings drehte Robert Foxworth zu dieser Zeit – von allen möglichen Projekten natürlich just – den "Deep Space Nine"-Zweiteiler "Die Front"/"Das verlorene Paradies". Und so wurde General Hague kurzerhand abseits des Fernsehschirms ins Reich der Toten geschickt, und durch Bruce McGills Major Ryan ersetzt (was insofern wiederum einem Irrtum geschuldet war, als JMS eigentlich Everett McGill für die Rolle wollte, aber die Namen verwechselt hatte). Dieser sorgte dann für eine der berühmtesten (absichtlich) verpatzte Szenen der Serie, als er die Frage, wo General Hague sei, mit "General Hague… dreht Deep Space Nine" beantwortete. Streiche, Bär und Pannen… ![]() Eine der prominentesten verpatzten Szenen passierte während der Dreharbeiten zu "Drei Frauen für Mollari". Nachdem Londo beim Bankett zusammengebrochen ist, aktiviert John Sheridan seinen Kommunikator, um das Medlab zu verständigen. In der verpatzten Szene sagte Bruce Boxleitner dann allerdings: "Medlab, hier ist Sinclair." Doch war es wirklich ein Patzer? Peter David, der für die Episode das Drehbuch beisteuerte, hat da so seine Zweifel. Er erinnert sich daran, dass dies die erste Episode war, in der John C. Flinn III, seines Zeichens Stamm-Kameramann von "Babylon 5", Regie führte. Aus Gründen, die nicht in seinem Einflussbereich lagen, war man mit dem Zeitplan im Rückstand. Am letzten Drehtag nahmen die Verantwortlichen von Warner Bros. ausnahmsweise doch den langen Weg zur ehemaligen Badewannen-Fabrik auf sich, um mit ihrer Anwesenheit sicherzustellen, dass die Dreharbeiten plangemäß um Mitternacht abgeschlossen sein würden, und keine teuren Überstunden anfallen. In den wenigen verbleibenden Minuten wäre es John C. Flinn III jedoch nie gelungen, alle noch notwendigen Einstellungen der Szene in den Kasten zu bekommen. Peter David ist deshalb überzeugt, dass Bruce Boxleitner seine Großaufnahme absichtlich vermasselt hat – denn ihrem Hauptdarsteller konnten sie einen solchen Fauxpas ja schwer vorwerfen. Und durch eben diesen Versprecher bekam John C. Flinn III die eine (Über-)stunde, die er brauchte, um die restlichen Aufnahmen abzuschließen. Apropos Peter David: Dieser war auch maßgeblich am ebenfalls erwähnenswerten Zwischenfall mit dem Bären verantwortlich. Natürlich kein echter, sondern ein Plüschbär mit Baseballkappe, auf dessen Shirt die Initialen JS gestickt waren. Dieser war ein Geschenk von Peter David an J. Michael Straczynski, der sich so dafür bedanken wollte, ein Drehbuch zur Serie beisteuern zu dürfen – nicht wissend, dass JMS niedliche Dinge hasst. Die Rache folgte auf dem Fuße: Im von Peter David geschriebenen Drehbuch zu "Minbari lügen nicht" gibt es ja die Nebenhandlung rund um den Souvenirshop, der auf Babylon 5 eröffnet. JMS fügte dem Drehbuch dann schließlich die Szene hinzu, wo Ivanova Sheridan den Bären (mit den Initialen JS für John Sheridan) zeigt, woraufhin dieser ihn in die Luftschleuse wirft, wo er dann schließlich von Keffer in seiner Starfury gefunden wird. Dies war jedoch noch nicht das Ende der Geschichte: Jahre später arbeiteten Peter David und Lennier-Darsteller Bill Mumy gemeinsam an der Serie "Space Cases". Dort stößt man in einer Episode auf einen ebensolchen Teddybären (aus lizenzrechtlichen Gründen allerdings ohne Shirt und Kappe), und in weiterer Folge klärt sich auf, dass die bösen Straczyn dahinterstecken. JMS wiederum versuchte daraufhin zurückzuschlagen, in dem er Peter David ein singendes Telegramm von einer Frau in einem Bärenkostüm zu einer Convention bestellte – was jedoch dadurch vereitelt wurde, dass dieser Auftritt letztendlich nicht vor Publikum, sondern nur in einem verlassenen Gang stattfand. Als dann jedoch zunehmend Gerüchte aufkamen, dass sich Peter David und J. Michael Straczynski nicht ausstehen könnten, und eine Convention sogar David nicht einladen wollte, da JMS ihr Stargast war, beschlossen schließlich beide, die scherzhafte Fehde zu beenden. ![]() Rettung in letzter Sekunde Drei Jahre lang lief die Produktion von "Babylon 5" wie am Schnürchen. Trotz der sowohl örtlichen, als teilweise sogar wöchentlichen Unterschiede, was den genauen Ausstrahlungstermin auf dem Zusammenschluss mehrerer Lokalsender PTEN betraf, war die Serie erfolgreich genug, um in Verbindung mit dem stets eingehaltenen Budget Jahr für Jahr problemlos die Bestellung für die nächste Staffel zu erhalten. Zu Beginn des vierten Jahres erreichte JMS dann jedoch eine Hiobsbotschaft: Der Sender PTEN würde sich am Ende der kommenden TV-Saison wieder auflösen. Damit war "Babylon 5" seine Heimat los (um die Brücke zum Anfang des Artikels zu schlagen: Somit sollte sich die einjährige Pause zwischen Pilotfilm und erster Staffel eben doch wieder rächen; weil sonst wäre JMS mit der Serie noch problemlos fertig geworden). JMS und sein Produktionsteam mussten somit davon ausgehen, dass die vierte Staffel die letzte sein würde. Um die Fangemeinde für ihre langjährige Treue nicht mit einem Cliffhanger zu bestrafen, musste JMS somit seinen Fünfjahresplan ein bisschen komprimieren. Um jedoch ein für alle Mal mit einem sich bis zum heutigen Tag hartnäckig haltenden Irrglauben aufzuräumen: Nein, das bedeutet nicht, dass der Schattenkrieg ursprünglich die gesamte vierte Staffel eingenommen hätte. Es war schon immer geplant, dass dieser im ersten Drittel von Jahr vier sein Ende nehmen würde; eine Zäsur, die mit "Schatten am Horizont" (Staffel zwei, Episode neun) bzw. "Die Strafaktion" (Staffel drei, Episode zehn) vergleichbar gewesen wäre. "Das dritte Zeitalter" wäre wohl ein Zweiteiler geworden, und möglicherweise hätte es noch eine zusätzliche Episode gegeben, um den Handlungssträngen etwas mehr Luft zum Atmen zu lassen. Grundsätzlich war das Ende des Schattenkrieges jedoch immer schon in etwa zu diesem Zeitpunkt geplant. Der Rest der Staffel wäre dann sehr ähnlich abgelaufen, wobei sich JMS wohl nicht zuletzt für den Minbari-Bürgerkrieg etwas mehr Zeit genommen hätte. Zudem hätten ein bis zwei Einzelfolgen das Geschehen ein bisschen aufgelockert. In jedem Fall sah sein ursprünglicher Plan vor, die Staffel mit "Das Verhör" zu beenden. Somit wurde die für die Season geplante Handlung lediglich um vier Episoden gekürzt (bzw. komprimiert). ![]() Doch die späte Rettung von "Babylon 5" war nicht der einzige Grund, warum die Serie zu Beginn der fünften Staffel etwas ins Straucheln geriet. So war insbesondere auch ein Malheur während JMS die Blackpool-Convention in England besuchte alles andere als hilfreich. Eben dorthin nahm er zur Vorbereitung auf die Produktion der fünften Staffel all seine Notizen mit, um abseits der Panels an dieser – und den Drehbüchern – zu arbeiten. Eine besonders motivierte Reinigungskraft hielt sein Gekritzel jedoch für Müll, und entsorgte die Unterlagen. Sämtliche Versuche, diese vielleicht doch noch irgendwo im Abfall aufzutreiben, blieben vergeblich. Und dann ist da natürlich auch noch der zu zuvor bereits erwähnte Ausstieg von Claudia Christian. Diesbezüglich gab es in all den Jahren, ja mittlerweile Jahrzehnten, einige widersprüchliche Aussagen. In etwa dürfte es sich damals allerdings so zugetragen haben: Alle Mitglieder der Hauptbesetzung hatten Verlängerungen ihrer Optionen für die fünfte Staffel unterzeichnet – nur nicht Claudia. Eine große Rolle dürfte dabei wohl nicht zuletzt die Tatsache gespielt haben, dass ihr die Rolle in einem TV-Film angeboten wurde. Zwar gab ihr JMS die mündliche Zusage, sie für die betreffende Zeit freizuspielen, der Sender wollte bzw. brauchte dies allerdings schriftlich. Zugleich wollte Claudia aber wie in den Vorjahren einen Vertrag für alle zweiundzwanzig Episoden, und nicht nur für achtzehn. Ihr dieses Zugeständnis zu machen, hätte jedoch eine höhere Gage pro Folge bedeutet, die man aufgrund der SGA-Vorschriften anteilig auch an den Rest der Stammbesetzung hätte weitergeben müssen, und eben dies hätte das Budget gesprengt. Bis zuletzt versuchte man während eben dieser gerade erwähnten, vermaledeiten Blackpool-Convention, sämtliche Darsteller bis zum Ablauf der Deadline, die just auf genau dieses Wochenende fiel, zur Unterschrift zu bewegen, doch im Falle von Claudia blieb dies erfolglos. Warner/TNT, die fix damit gerechnet hatten, dass die komplette Stammbesetzung zurückkehren würde, waren fuchsteufelswild, und zu keinen weiteren Verhandlungen bereit. Und so verlor JMS quasi in letzter Sekunde eine Figur, die insbesondere in der ersten Hälfte der fünften Staffel, genauer gesagt dem diese dominierenden Handlungsstrang rund um die Telepathen, eine entscheidende Rolle hätte spielen sollen. Welche genau, das wird – unter anderem – Thema des vierten Teils dieser Artikelreihe zur Entstehung von "Babylon 5" sein. Quellen: "Becoming Superman" (@ 2019 Synthetic Worlds) Archive of American Television - Interview mit JMS The Babylon Podcast "Babylon 5: Season by Season - Vol. 1-5" (@ 1998-1999 Del Rey) "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski – Vol. 1-15" (@ 2005-2008 B5Books.com) "Babylon 5: Other Voices - Vol. 1-3 (@ 2008 B5Books.com) Bildquellen: Bilder 1-5 @ Warner Television Bild 6 @ Turner Broadcasting System << 30 Jahre Babylon 5 - SPECiAL
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