Lost: Via Domus
Action-Adventure zur Serie Kategorie: Games - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 31 März 2008
 
Titel: Lost - Das Spiel (Lost: Via Domus)
Erschienen am: 26.02.2008
Plattform: PC/PS3/X-Box
Genre: Action-Adventure
Publisher: Ubisoft
Entwickler: Ubisoft
ISBN: 3-307210-409263
Homepage: http://lostgame.de.ubi.com/index.php
Erhältlich bei: amazon.de
   

Bewertungen:

   
Grafik:  
Ton:  

63%

Steuerung:  
Spieldauer:  
Story:  
Atmosphäre:  
Gameplay:
 

Review

Kurzinhalt: Mitten über dem Pazifik bricht Flug 815 der Oceanic Airline auseinander. Die Überlebenden finden sich auf einer einsamen Insel wieder - darunter auch der Spieler. Dieser erwacht mitten im Dschungel, leidet jedoch an Amnesie: Er kann sich weder an seinen Namen noch an sonst etwas aus seinem Leben vor dem Absturz erinnern. Ein Umstand, der sowohl ihn als auch seine Beziehung zu den anderen Überlebenden zunehmend belastet - kann er doch damit auch nicht beweisen, dass er tatsächlich zu den Flugpassagieren gehörte. Doch es gibt Hoffnung: Laufende Erinnerungsfetzen decken immer mehr Geheimnisse und Details aus seiner - durchaus düsteren - Vergangenheit auf. Ein seltsamer, in einer Höhle im Dschungel gefunderer Kompass mit der Aufschrift Via Domus verspricht zudem, ihm den Weg nach Hause zu offenbaren. Doch dafür gilt es, tief in die Rätsel der Insel einzutauchen und zahlreiche Gefahren zu überstehen...

Review: Als großer Fan der TV-Serie, der so wie viele vom überraschenden Ende der 3. Staffel umgehauen wurde, freute ich mich schon sehr auf dieses Spiel. Einerseits natürlich, da es helfen würde über die nun folgende LOST-freie Zeit hinwegzuhelfen, und andererseits da ich hoffte, dass darin auch einige der Geheimnisse enthüllt werden würden. Letzteres wurde leider nicht erfüllt, und auch sonst hat mich das Game ein bißchen enttäuscht. Das Hauptproblem von "Lost - Das Spiel" ist die kurze Spieldauer. Ich gehöre wirklich zu den langsamen Spielern, die sich jedes Detail genau anschauen und nicht gleich durch die Story hetzen, aber selbst ich war mit dem Spiel, obwohl ich durchaus den einen oder anderen Teil nicht im 1. Anlauf hinbekommen habe und die Laufzeit durch die nicht überspringbaren Zwischensequenzen ohnehin schon unnötig gestreckt wird, lediglich 9 Stunden beschäftigt. Bei geübteren Spielern, die sich noch dazu nicht lange mit Details wie den lächerlichen freischaltbaren Extras (handelt es sich dabei doch lediglich um Artworks) oder den beiden Geheimräumen (die Stationen "Stab" und "Perle") aufhalten, wird die Endsequenz bestimmt schon nach 5-7 Stunden über den Bildschirm flimmern. Angesichts dieser kurzen Spielzeit ist der Preis einfach viel zu hoch.

Sehr enttäuscht war ich auch von den Rätseln. Dass man in einem Action-Adventure nicht ähnliche Kopfnüsse erwarten darf wie in einem reinrassigen Adventure, ist mir natürlich auch klar, aber bis auf eine Ausnahme (nämlich das End-Rätsel, welches ausnahmsweise logisches Denken erfordert hat) beschränkte sich die Rätselkost auf "Pipe"-artige Einlagen, in denen man einen Stromschaltkreis wiederherstellen muss (was dadurch knifflig wird, dass an jedem Anschluss eine bestimmte Volt-Anzahl ankommen soll), sowie auf Intelligenztests der Dharma-Initiative. Etwas ausgefeiltere Denkaufgaben hätten hier wahrlich nicht geschadet, zumal vor allem die Schalterrätsel einfach zu häufig auftreten und mit der Zeit nur mehr nerven. Die mangelnde Abwechslung ist ohnehin eines der großen Kritikpunkte am Gameplay. In jeder Episode wiederholen sich die ständig gleichen Aufgaben. Die Schalterrätsel und Intelligenztests habe ich ja schon erwähnt. In der Rückblende gilt es, ein Photo zu schießen, wofür man nicht nur den genauen Winkel und Zeitpunkt abschätzen sondern zudem auch Zoom und Schärfe manuell einstellen muss. Im Dschungel muss man entweder fix definierten Wegpunkten folgen, oder sich vor dem Rauchmonster in Bäumen verstecken - oder beides. Dann gibt es gelegentlich noch Jump & Run-Einlagen, in denen es über Baumstämme zu springen bzw. unter ihnen hindurchzurutschen gilt, sowie recht langweilige Passagen, in denen man mit einer Fackel durch eine dunkle Höhle wandert, deren einzige Herausforderung aus Fledermäusen und Wasserfällen, welche die Fackel auslöschen, besteht. Das war es dann auch schon, was sich die Entwickler an herausfordernden Aufgaben ausgedacht haben. Insofern ist "Lost - Das Spiel" eher eine Ansammlung sich ständig wiederholender Mini-Spiele denn ein vollwertiges Game.

"Lost: Via Domus", wie das Spiel im Original heißt, ist im wesentlichen eine Aneinanderreihung von sieben interaktiven Einzelepisoden - die jedoch leider nicht interaktiv genug ausgefallen sind. So kann ich mich nicht frei auf der Insel bewegen, sondern muss im Dschungel immer einem fix vorgegebenen Pfad folgen - weiche ich zu sehr davon ab, wird der Bildschirm blau und ich kann entweder freiwillig wieder umkehren, oder das Programm versetzt mich zum letzten Speicherpunkt zurück. Auch sonst sind die Locations recht begrenzt, sei es durch herumliegenden Unrat, Gebüsch etc. Zudem darf ich Orte nur dann besuchen, wenn es für die Bewältigung der aktuellen Aufgabe erforderlich ist. All dies führt dazu, dass man in der Bewegungsfreiheit doch sehr eingeschränkt ist. Deutlich schwerer wiegt aber, dass ich auch auf den Spielverlauf und die Entwicklung der Handlung nicht den geringsten Einfluss nehmen kann. Selbst später, als ich von den Anderen geschnappt werde und diese mich dazu „zwingen“, Jack und Co. zu verraten, bleibt mir nichts anderes übrig als eben dies zu tun – genauso wenig kann ich am Ende meiner Läuterung entkommen. Alles in diesem Spiel ist fix vorgegeben, sei es die Handlung oder eben auch die Wege, die ich beschreiten kann. Dadurch wird man in seiner Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit unnötig eingeschränkt, was doch ein wenig auf den Spaß-Faktor drückt.

Trotz der mangelnden Interaktivität kann man die Handlung getrost zu den Stärken des Spiels zählen. Zwar bekommt man von der eigentlichen, aus der Serie bekannten Lost-Handlung nicht allzu viel mit, dafür ist der eigene Weg durchaus interessant gestaltet und mit einigen gelungenen Wendungen gespickt. Auch die Rückblenden sorgen insbesondere zu Beginn für einiges an Spannung, da hier laufend neue Details zur Vergangenheit der Spielfigur aufgedeckt werden. Doch selbst hier ist nicht alles Gold was glänzt. So kann man sich schon recht bald denken, in welche Richtung sich die Rückblenden bewegen, weshalb die ultimative Auflösung dann kein sonderlicher Schock mehr ist. Zudem wirkt es ein wenig gekünstelt, dass Elliot erst hier die Auswirkungen seines Verrats erkennt, und nicht bereits 1-2 Rückblicke zuvor. Die Identifikation mit der Figur wird einem außerdem dadurch, dass er in der Vergangenheit und teilweise auch in der Gegenwart wie ein Arschloch agiert, unnötig erschwert. Und last but not least hat mich leider auch das Ende nicht überzeugt. Dieses ist zwar ein für Lost so typischer „what the fuck“-Moment, ist mir aber je nach Interpretation entweder zu dumm und abgedroschen, oder selbst für Lost zu abgehoben. Wer nicht vor hat, sich das Spiel zuzulegen, sich jedoch selbst ein Bild vom Ende machen will: Auf YouTube könnt ihr euch dieses ansehen. Dort bietet sich übrigens auch die Möglichkeit, das komplette Spiel quasi wie eine TV-Episode zu verfolgen - was aber sicher nicht einmal halb so viel Spaß macht, als es selbst durchzuspielen.

Womit wir bei aller berechtigter Kritik dann auch schon an einem wesentlichen Faktor angekommen sind: Ja, das Spiel ist kurz und nicht gerade abwechslungsreich, hat mir aber nichtsdestotrotz verdammt viel Spaß gemacht. Hauptverantwortlich hierfür ist die grandiose Atmosphäre, die richtiges Lost-Feeling aufkommen lässt. Die Schauplätze wirken original-getreu, für die deutsche Fassung konnten die Original Synchronsprecher gewonnen werden, und auch die Musik stammt aus der Feder von Michael Giacchino. Dadurch wird es für jeden Fan einfach ein tolles Erlebnis, die verschiedenen aus der Serie bekannten Schauplätze aufzusuchen und mehr oder weniger selbständig erforschen zu können. Egal ob nun der Strand, die Black Rock oder auch die verschiedenen Dharma-Stationen, all diese Orte sind enthalten und können so vom Spieler eigenhändig erkundet werden. Das absolute Highlight ist hierbei natürlich der Besuch im „Schwan“ und die Eingabe des Codes in den Computer. Wer hier nicht mit einem breiten Grinser auf dem Gesicht vor dem Bildschirm sitzt, ist kein wahrer Lost-Fan...

Auch sonst ist es sehr gut gelungen, die Stimmung der Serie auf das PC-Spiel zu übertragen. Immer wieder gibt es sehr spannende Szenen, wobei vor allem jene Sequenzen, in denen man vor dem schwarzen Rauch – mit all seinen mystisch-mechanischen Geräuschen – flieht, ein weiteres Highlight darstellen. Für die richtige Lost-Stimmung sorgen zudem die genialen Intros, welche jede Episode beginnen. So spielen wir zuerst eine kurze Sequenz, die dann üblicherweise mit einem Aufhänger endet, woraufhin wir – wie auch in der TV-Serie – die kurze Introsequenz mit dem Lost-Schriftzug zu sehen bekommen. Zudem endet jede Episode naturgemäß mit einem Cliffhanger, dem ebenfalls die Lost-Einblendung folgt. Ab der 2. Episode werden außerdem in einem kurzen „Zuvor bei Lost“-Feature die bisherigen Spielschritte und sonstige wichtige Ereignisse ins Gedächtnis gerufen. Und auch wenn die Aufgabe innerhalb der Rückblenden etwas einfallslos ausgefallen ist, schon allein, dass es gelungen ist, dieses bekannte Stilmittel auch in das PC-Spiel einfließen zu lassen, ist ein Wort des Lobes wert. Abschließend kann man also festhalten: Eine längere Spieldauer und ein abwechslungsreicheres Gameplay hätten dem Spiel sicher gut getan, trotzdem ist „Lost: Via Domus“ für alle Fans der Serie aufgrund der genialen Atmosphäre und des trotz der zahlreichen Schwächen hohen Unterhaltungswerts eine Überlegung wert.


Bewertungen

Grafik:    (94%) Vorweg: Ich bin nicht DER Grafikjunkie, maße mir also nicht an, ein allgemeingültiges und fundiertes Urteil fällen zu können. Denn während ich im Internet teils durchaus kritische Stimmen zur Grafik vernommen habe, war ich eigentlich sehr zufrieden. Natürlich, "Lost - Das Spiel" ist kein "Crysis", aber vor allem die Umgebungen waren sehr überzeugend und durchaus detailliert, mit zahlreichen Gräsern, Büschen, Blättern etc. Das sah alles sehr überzeugend uva. originalgetreu aus. Was die Figuren betrifft, so sind einige besser getroffen als andere. Sehr begeistert war ich von Sayid, Locke und der Spielfigur selbst, während man insbesondere an Ben und Hurley noch ein wenig hätte feilen können. Trotzdem gibts von meiner Seite auch hier nichts zu meckern. Die Mimik hätte vielleicht noch einen Tick ausgefeilter ausfallen können, aber von der Auflösung und den Polygonen her wüßte ich nicht, was es (in der von mir gespielten höchstmöglichen Qualität) groß zu kritisieren gebe. 95 %

Die Zwischensequenzen sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits gibt es vollständig voranimierte Sequenzen, die wirklich sehr gut aussehen. Hier stimmt neben der grundsätzlichen Qualität der Animation auch die Stimmung, die durch zahlreiche Licht- und Schattenspiele erzeugt wird, und diese Szenen sehr atmosphärisch machen und real aussehen lassen. Jedenfalls müssen sich die entsprechenden Sequenzen selbst vor dem animierten Kinofilm "Final Fantasy: Die Mächte in Dir" nicht groß verstecken. Anders sieht dies mit jenen Szenen aus, die in Ingame-Grafik erzählt werden. Diese fallen teilweise doch deutlich ab, die Gesichter der Figuren sind dort naturgemäß schlechter animiert, zudem fehlt es diesen quasi in Echtzeit-Spielegrafik vordefinierten Sequenzen an der inszenatorischen Qualität. Wo die Ecken und Kanten in der vorgerenderten Sequenzen sehr weich sind, treten sie hier recht stark zu Tage. Was während des Spielens nicht sonderlich unangenehm auffällt, wirkt in diesen Szenen, wohl auch da sie so einen starken Bruch zu den Rendersequenzen darstellen, um so störender. Auch ist die Trennung, warum bestimmte Momente jetzt in der Spielegrafik und in keiner Rendersequenz erzählt werden, nicht immer klar und verständlich. 90 %

Ton:    (83%) Für die deutsche Version konnten alle Original-Synchronsprecher der Serie verpflichtet werden, was viel zur Atmosphäre des Spiels beiträgt. Die Leistung der Sprecher mag vielleicht, einfach da die Synchronisation eines PC-Spiels unter einem stärkeren zeitlichen und finanziellen Druck entstehen als für eine TV-Serie, nicht ganz an jene aus der Serie heranreichen, ist aber dennoch sehr professionell und bietet nur selten Anlass zu Kritik. Auch für die Spielfigur selbst wurde mit Norman Matt ein professioneller Sprecher verpflichtet, der dem Adventure-Fan noch aus den letzten beiden Monkey Island-Adventures wohlbekannt ist. Einziger Haken der Sprachausgabe: Bei den Gesprächen mit den anderen Bewohnern der Insel werden die eigenen Sätze bzw. Fragen größtenteils nicht gesprochen, stattdessen erhalten wir vom Gegenüber gleich die Antwort. Dies ist schon sehr ungewohnt, da man es sonst aus Adventures und anderen Spielen so kennt, dass in einem Dialog auch die eigenen Sätze eingesprochen werden. Viel schwerer wiegt aber noch, dass selbst die Beschreibungen zu sämtlichen Objekten die man betrachtet nicht vertont wurden, sondern hier nur eine Texteinblendung aufpappt. Vor allem für ein so teures und prestigeträchtiges Spiel mit solch einem großen Namen wirkt das schon sehr billig. Daher gibt es auch, trotz der tollen Leistung der Sprecher und der Verwendung der Originalstimmen, deutliche Abzüge. 66 %

Die Geräuschkulisse ist jedoch über jeden Zweifel erhaben. Bei einem Lizenzspiel wie Lost erwartet man sich zwar natürlich auch nichts anderes, als z.B. in der Schwan-Station die originalgetreue Warnsirene zu hören, trotzdem muss dies positiv hervorgehoben werden. Doch auch von Lost-typischen Geräuschen abgesehen wissen die Umgebungsgeräusche zu gefallen und tragen viel zur großartigen Atmosphäre des Spiels bei, wie z.B. im Dschungel, am Strand etc. Alles wirkt sehr natürlich und realistisch. Die Musik von Michael Giacchino ist natürlich grandios, darüber braucht man gar nicht diskutieren. Auch ihr Einsatz trägt ungeheuer viel dazu bei, dass während des Spiels richtiges Lost-Feeling aufkommt. Zudem ist sie situationsabhängig, dh. wenn es besonders spannend wird, verändert sich auch die Musik und verstärkt diesen Eindruck noch zusätzlich. Vor allem in jenen Szenen, wenn sich das Rauchmonster an die Fersen der Spielfigur heftet, steigert dies die Spannung noch einmal enorm. Und auch in den ruhigen Szenen weiß der Soundtrack absolut zu begeistern. Hier gibts keine lange Diskussion, das war eine absolute Bestleistung. 100 %

Steuerung:    (65%) Die Steuerung des Spiels ist definitiv gewöhnungsbedürftig. Wir steuern die Spielfigur aus einer 3rd Person-Perspektive, wobei wir mit der Maus die Kamera beliebig um die Figur herumschwenken können. Da sich die Bewegungen der Spielfigur, welche über die Tastatur gesteuert wird, allerdings natürlich immer an ihrer jeweiligen Ausrichtung orientieren, kann das teilweise schon für Verwirrung sorgen. Z.b. wenn wir uns die Figur von vorne anschauen und wollen, dass er sich von uns gesehen nach links dreht. Hier werden die meisten wohl automatisch auf die linke Pfeiltaste drücken, richtig wäre allerdings die rechte. Um solche Fehler zu vermeiden, die einem bei den spannenderen Sequenzen auch schon mal das Leben kosten können, sollte man darauf achten, dass die Kamera immer auf den Rücken der Figur ausgerichtet ist. Und Finger weg von jener Taste, mit der sich die Spielfigur eigentlich zurück bewegen soll - diese bewirkt nämlich nichts anderes, als dass er sich um 180° dreht. Etwas schade fand ich auch, dass "Via Domus" dem Spieler nicht die Möglichkeit gibt, es aus der 1st-Person-Perspektive zu bestreiten. Es gibt zwar eine Taste, mit der man quasi in die Spielfigur eintauchen und die Umgebung aus seinem Blickwinkel wahrnehmen kann, doch kaum bewegt man sich einen Milimeter, wechselt die Kameraperspektive wieder auf die 3rd Person-Ansicht. Da die 1st Person-Perspektive grundsätzlich ja vorhanden ist, wäre es schon schön gewesen, den Spieler hier frei wählen zu lassen, welche Ansicht ihm lieber ist. 65 %

Spieldauer:    (36%) Wie im Review schon erwähnt das größte Manko von "Lost – Das Spiel". Bei mir flimmerte nach nur 9 Stunden der Abspann über den PC-Schirm, und dabei habe ich mir wirklich Zeit gelassen, jedes kleinste Detail ausgekostet und auch die eine oder andere Sequenz wiederholt. Die durchschnittliche Spielzeit eines etwas flotteren und auch geübteren Spielers als mir wird wohl zwischen 5 und 7 Stunden betragen. Die Nettospielzeit (d.h. sofern man bereits die Lösung zu allen Rätseln kennt und jede der Actionsequenzen beim ersten Mal bewältigt) kommt meiner Einschätzung nach nur knapp an die 4-Stunden-Marke heran. Damit ist das Spiel ein überaus kurzes Vergnügen. Ob man dafür bereit ist, € 40,- oder mehr hinzulegen, muss jeder für sich selbst entscheiden. 36 % (= 4 Punkte/Stunde)

Story:    (70%) Die Handlung von "Lost: Via Domus" ist sicher nicht perfekt. So fühlt man sich von den aus der Serie bekannten Geschehnissen doch ein wenig ausgeschlossen. Egal ob das Floß, die Ankunft der anderen Überlebenden des Flugs 815, das Sprengen der Luke, die Entführung von Claire etc... von alledem bekommt man beim Spiel wenn überhaupt nur indirekt etwas mit. Auch entwickelt sich die Handlung teilweise ein wenig sprunghaft. So springt man mitunter von einer Episode in die nächste, und schon sind mehrere Tage vergangen - und ehe man es sich versieht, ist die Luke gesprengt. Dadurch kann man leider in die Handlung aus der Serie kaum eintauchen. Stattdessen konzentriert man sich sehr auf die eigene Geschichte rund um die Geheimnisse der Vergangenheit und den Weg nach Hause. Auch diese ist durchaus gelungen und weiß mit einigen interessanten Wendungen zu gefallen. Und auch wenn die Handlung in der Vergangenheit mit der Zeit etwas vorhersehbar wird, so hat mich die zugrundeliegende Story des Spiels doch dazu motiviert, es zügig weiterzuspielen und so schnell als möglich zu beenden; ich wollte einfach wissen, wie die Geschichte weiter- bzw. ausgeht. Auf diese Weise waren selbst in jenen Momenten, als vielleicht aufgrund der einen oder anderen mauen Aufgabe Frust aufkam, die Motivation weiterzukommen sehr hoch. Schade nur, dass mich das Ende von "Via Domus" dann leider nicht im Geringsten überzeugen konnte. 70 %

Atmosphäre:    (100%) Neben dem Sound die 2. Kategorie, wo ich unumwunden und ohne zögern die Höchstwertung zücken muss. Dank der originalgetreuen Schauplätze, der aus der Serien bekannten Geräuschkulisse und natürlich auch der Musik kommt bei "Via Domus" richtiges Lost-Feeling auf. Auch für spannende Momente ist gesorgt - insbesondere in jenen Szenen, als man dem Rauchmonster davonlaufen muss. Hier steigert sich, auch dank des geschickten Einsatzes der Musik, die Spannung stetig, ehe man es endlich geschafft hat, sich in eine der Baumwurzeln zurückzuziehen und so vor dem schwarzen Rauch in Sicherheit zu bringen. Das beste am Spiel ist aber natürlich die Möglichkeit, die aus der Serie bekannten Schauplätze einmal selbst zu besuchen. Egal ob der Strand, die Black Rock oder auch die verschiedenen Dharma-Stationen, fast jede größere und bekanntere Location aus der Serie wird früher oder später im Verlauf des Spiels aufgesucht. Das absolute Highlight für jeden Lost-Fan ist wohl der Besuch in der Schwan-Station, in der kurz nach Eintreffen der allseits bekannte Alarm ertönt und es gilt, die allseits bekannten Zahlen einzugeben. Lost-Feeling pur! 100 %

Gameplay:    (30%) Die Rätselkost beschränkt sich größtenteils auf die Stromkreisrätsel, in denen man verschiedene Lücken im Stromkreis mit der richtigen Verbindung schließen muss, so dass an jedem Ende genau die richtige Anzahl Volt herauskommt. Diese werden zwar mitunter etwas knifflig, sollten aber niemanden vor allzu große Probleme stellen. Zudem lassen sie sich im Notfall auch mit ein bisschen Trial & Error lösen. Von diesen Schalträtseln gibt es gut und gerne 10 Stück in den verschiedenen Episoden, spätestens nach dem 3. oder 4. hat man dann aber eigentlich schon genug davon und würde sich mal eine andere Aufgabe wünschen. So dienen sie mit der Zeit eigentlich nur mehr dafür, die ohnehin dürftige Laufzeit des Spiels etwas zu strecken. Von diesen Aufgaben mal abgesehen muss man an einigen Computern der Dharma-Stationen Intelligenz-Tests bestehen, in der es jeweils Zahlen- und/oder Buchstabenreihen logisch fortzusetzen gilt. Auch das ist nicht sonderlich anspruchsvoll und zumeist in kürzester Zeit gelöst. Auch diese Art von Rätsel trifft man des öfteren an, und mit Ausnahme der allerletzten Aufgabe, die doch einiges an logischem Denken (und herumprobieren) erfordert sind das auch alle Momente, in denen das Hirn des Spielers gefordert wird. Selbst für ein Action-Adventure eine Enttäuschung... 20%

Auch die restlichen, eher actionorientierten Aufgaben sind etwas dürftig und wenig abwechslungsreich. Am besten haben mir noch die Jump & Run-Einlagen sowie die Flucht vor dem Rauchmonster gefallen, wo man sich von Baumwurzel zu Baumwurzel arbeitet, den schwarzen Rauch ständig im Nacken. In diesen Momenten kam auch wirklich Spannung auf und der Puls ging schneller. Besonders fies wurde es dann, als man zusätzlich noch das Dynamit bei sich trägt und deshalb nicht mehr laufen kann. Hier muss dann wirklich jeder Schritt wohlüberlegt sein. Trotzdem sind die Aufgaben immer fair und teilweise sogar ein wenig zu leicht - aber aufgrund der fehlenden Möglichkeit, zu jedem Zeitpunkt abzuspeichern (stattdessen gibt es - durchaus fair verteilte - Speicherpunkte) hat man sich wohl dazu entschlossen, das Spiel lieber nicht zu schwer zu machen und so Frust zu vermeiden. Ich habe jedenfalls jede Actionaufgabe spätestens beim 3. Anlauf bewältigt, und meistens ist es mir sogar auf Anhieb gelungen. Trotzdem, die mangelnde Abwechslung macht sich auch in diesem Bereich von "Lost: Via Domus" bemerkbar. Actionfreaks dürften sich zudem daran stören, dass man die Waffe im Verlauf des Spiels gerade mal 4-5x abfeuert. Dies passt zwar durchaus zum ebenfalls recht eingeschränkten und überlegten Waffeneinsatz in der Serie, wo ja auch nicht wöchentlich herumgeballert wird, dem einen oder anderen mag dies allerdings doch etwas zu dürftig sein. Vor allem aber führt es die Tauschgeschäfte ein wenig ad absurdum, denn außer 3 Fackeln, ev. einer Öllampe und eben der Waffe (wobei ich mit der dort enthaltenen Munition locker ausgekommen bin) braucht man eigentlich keinen der dort angebotenen Gegenstände. Absoluter Tiefpunkt der actionorientierten Einlagen waren allerdings die Wanderungen durch die Höhlen. Aufgrund der hakeligen Steuerung kanns schnell passieren, dass man sich verläuft, und außer die Fackel zum richtigen Zeitpunkt auszumachen und unmittelbar darauf wieder anzuzünden, bieten diese Sequenzen keine Herausforderung. Sicher der ödeste und schlechteste Teil des Spiels. 40%

Bugs:    (2 Bug-Punkte) Grundsätzlich lief das Spiel bei mir fehlerfrei und auch ohne jegliche Abstürze. Die Ladezeiten könnten zwar eine Spur kürzer sein, das allein ist mir aber noch keinen Bug-Punkt wert. Was jedoch im Lauf des Spiels sehr wohl des öfteren genervt hat, ist die Tatsache, dass man sämtliche Zwischensequenzen im Spiel nicht unterbrechen kann. Gerade wenn man just nach dem Beginn einer neuen Episode aus dem Spiel aus und später wieder einsteigt, nervt es doch ziemlich, sich diese teilweise recht langen Sequenzen wieder antun zu müssen. Noch viel schlimmer ist es allerdings zu Beginn von Episode 6. Hier müssen wir in einer Jump&Run-Sequenz vor dem schwarzen Rauch fliehen. Stürzen wir zu oft, werden wir eingeholt und getötet. Da diese Aufgabe zu Beginn der Episode angesiedelt wurde, heißt das: Jedes Mal, wenn uns das Monster erwischt, können wir uns erneut die "Bisher bei Lost"-Zwischensequenz ansehen. Diese gehört zwar eh noch zu den kürzeren Einstiegen, trotzdem nervt dies spätestens bei der 3. oder 4. Wiederholung doch enorm. Für dieses große Manko, das in dieser Form absolut nicht nötig gewesen wäre, gibt es jedenfalls 2 Bug-Punkte und damit insgesamt einen Abzug von 4 % (2²) vom bis dahin errechneten Gesamtwert.


Fazit & Gesamtwertung

Fazit: Wer die Serie nicht kennt bzw. mag, sollte gar nicht erst darüber nachdenken, Geld in dieses Spiel zu investieren. Es wird niemanden, der nicht schon von Lost begeistert ist, bekehren können, und für Adventure-Fans sind die hier dargebotenen Rätsel viel zu dürftig, als das es sich lohnen würde. "Losties" sollten einen Kauf allerdings, trotz der vorhandenen Schwächen, durchaus in Erwägung ziehen. Als Fan macht es einfach ungemein Spaß, sich auf der Insel bewegen und all die Orte aufsuchen zu können, die man auch aus der Serie kennt. Schon lange hat mich kein Spiel mehr so gepackt und gefesselt wie "Lost: Via Domus"; absolutes Highlight ist natürlich der Besuch im "Schwan" und die Eingabe der Zahlen - ein Moment, der jedem Lost-Fan einen breiten Grinser aufs Gesicht zaubern wird. Und auch bei der Flucht vor dem Rauchmonster kommt ordentlich Spannung auf. Bei solch einer genialen Atmosphäre fällt es auch leichter, die Schwächen beim Gameplay und die sehr kurze Spieldauer zu verzeihen - wobei ich ev. dazu raten würde, mit der Anschaffung des Spiels zu warten, bis der Preis auf € 20 oder darunter gefallen ist. Spätestens dann sollten aber auch wirklich alle Fans der Serie ernsthaft darüber nachdenken, sich "Lost: Via Domus" zuzulegen und gemeinsam mit dem Protagonisten den Heimweg anzutreten...

Gesamtwertung:       63%

Christian Siegel

Screenshots:


Hardwareanforderung:
Minimal Empfohlen
Betriebssystem: Windows Vista/XP
Prozessor: 2.4GHz Intel Pentium 4C oder vergleichbar
RAM: 1 GB
Grafikkarte: 128 MB, DirectX 9.0c kompatibel, Shader 3.0 aktiv
Betriebssystem: Windows Vista/XP
Prozessor: 3.5 GHz Pentium 4 oder vergleichbar
RAM: 2 GB
Grafikkarte: 256 MB, DirectX 9.0c kompatibel, Shader 3.0 aktiv
Festplattenspeicherplatz: 3 GB



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