Discworld II: Vermutlich vermisst…?! |
Tod ist verschwunden – und Rincewind soll ihn suchen…
Kategorie:
Games -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Samstag, 21 März 2015 |
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Kurzinhalt: Tod wird vermisst, weshalb es auf der Scheibenwelt vor Untoten nur so wimmelt. Nachdem der magisch eher unbegabte Zaubererlehrling Rincewind, der in der Bibliothek der Unsichtbaren Universität arbeitet, alle notwendigen Zutaten besorgt hat, führt der Erzkanzler das Ritual von Ashk-Ente aus, um den Tod zu sich zu rufen. Dieser besteht darauf, auf Urlaub zu sein – man solle ihn gefälligst in Ruhe lassen. Daraufhin wird Rincewind damit beauftragt, Tod zu suchen und ihn dazu zu überreden, seinen Job wieder aufzunehmen. Doch Tod ist deprimiert, aufgrund des schlechten Rufs, den er in der Welt genießt. Da hat Rincewind eine Idee: Er möchte in Holy Wood einen Klicker drehen, mit dem Tod als Hauptdarsteller. Dieser ist begeistert. Doch bevor die Dreharbeiten beginnen können, sind zahlreiche Aufgaben zu bewältigt. Und auch nach der Premiere des Films nimmt die Geschichte nicht ganz den Lauf, wie es sich Rincewind eigentlich vorgestellt hat… Review: ![]() Trotz dieses Mankos – wofür das Spiel natürlich nichts kann – fand ich die Sequenz auf schwarzhumorige Art und Weise köstlich. Es ist eine Musiknummer in bester Eric Idle/Monty Python-Tradition – und nicht das einzige Mal, dass ich mich an eben diese erinnert fühlte (was wohl insofern kein Zufall sein dürfte, als Idle Rincewind im Original ja seine Stimme leiht). So wohnen wir im Verlauf des Spiels einer Steinigung bei, und treffen sogar auf musikalische Skelette, die auf einem Hügel gekreuzigt wurden. Diese Verschmelzung zweier Ikonen des britischen Humors fand ich jedenfalls sehr reizvoll. Die Handlung selbst basiert, wie erwähnt, lose auf dem Roman "Reaper Man", genauer gesagt entlehnt man diesem das grundsätzliche Konzept, dass der Tod vermisst wird, und daraufhin die Untoten auf der Scheibenwelt ihr Unwesen treiben. Auch wenn die Handlung selbst sehr unterschiedlich verläuft, finden sich doch so einige Figuren aus der Vorlage – wie die Untoten aus der Selbsthilfegruppe – hier wieder. Ähnlich wie schon der Vorgänger beschränkt sich "Vermutlich vermisst…?" jedoch nicht nur auf diese eine Vorlage, sondern bedient sich Elementen aus zahlreichen anderen Scheibenwelt-Abenteuern, wie u.a. "Moving Pictures", "Pyramids" sowie "Lords und Ladies". Zudem haben zahlreiche aus den Romanen bekannte Figuren hier einen Auftritt. Einige davon, wie den Erzkanzler, den Bibliothekar, Windle Poons, den scheuen Schwarzen Mann oder auch Schnappler, kennen wir dabei bereits aus dem ersten Spiel. Dafür machen wir hier nun u.a. die Bekanntschaft von Oma Wetterwachs, Frau Kuchen, der Elfenkönigin, Albert, sowie Tods Enkeltochter Susanne. Für Fans der Scheibenwelt gibt es jedenfalls auch hier wieder viel zu entdecken, und zumindest mir machte es viel Spaß, aus den Romanen bekannte Orte zu besuchen und/oder Figuren kennenzulernen. ![]() Doch nicht nur grafisch hat sich viel getan, sondern auch was die Rätsel betrifft. Diese wurden beim Vorgänger ja teils heftig kritisiert, und auch wenn mir schwere Spiele immer noch weitaus lieber sind als jene, wo man ohne die Gehirnzellen aktivieren zu müssen durchmarschiert (wie es heutzutage im Genre ja leider immer wieder der Fall ist; was ich insofern lustig finde, als heute im Vergleich zu früher die Lösung immer nur einen Internet-Klick entfernt ist), muss selbst ich gestehen, dass das eine oder andere Rätsel jenseits von Gut und Böse war. Aufgrund der Fülle an Figuren, Gegenständen, Schauplätzen usw. war zudem wildes Herumprobieren kaum möglich – weshalb ich verstehen kann, weshalb damals so mancher Spieler verzweifelt ist (mir wäre es ohne den grandiosen UHS-Ratgeber an einigen Stellen ähnlich gegangen). Die Fortsetzung gestaltet sich da weitaus fairer. Zwar gibt es auch diesmal noch das eine oder andere Rätsel, wo man um die Ecke denken muss, dafür wurden diesmal allerdings immer wieder deutliche Hinweise eingestreut. Einerseits sagt uns Rincewind, wenn wir auf der richtigen Spur sind, zum Erfolg allerdings noch etwas fehlt. Andererseits weist er uns mehrmals darauf hin, dass dies nun ein Hinweis war und wir uns das notieren sollten. Insgesamt halte ich den Schwierigkeitsgrad des Spiels jedenfalls für ziemlich optimal, da es zwar immer noch einige Kopfnüsse bietet, aber nicht mehr so unverschämt schwer ist, wie es der Vorgänger teilweise war. Zudem erspart man uns Frust-Einlagen wie den einen oder anderen Fall aus dem Vorgänger, wo man dachte, eine Aufgabe nun erfolgreich abgeschlossen zu haben, nur auf eine weitere schier endlos erscheinende Rätselkette geschickt zu werden. Positiv auch, dass das Spiel überwiegend nicht linear ist und uns immer wieder gleich vor mehrere Aufgaben stellt. Wenn ich bei Rätsel A grade nicht weiter weiß, mache ich halt bei Rätsel B weiter. Das fördert den Spielfluss und hilft dabei, die Motivation zu stärken und Frust zu verhindern. ![]() Davon abgesehen fand ich den Schwierigkeitsgrad – der sich dennoch auch hier eher an Veteranen als an Quereinsteiger richtet – aber ziemlich optimal so, wie er war. Bei den Rätseln selbst handelt es sich dabei überwiegend um klassische Inventarrätsel, wobei man da und dort auch mal ein bisschen logisches Denken anwenden – und z.B. jemanden von einem Ort fortlocken – muss. Und im Falle von Frau Kuchen ist auch eine etwas abgewandelte – und ziemlich originelle und ausgefuchste – Art von Dialogrätsel eingebaut. Etwas kritisch sehe ich allerdings den Aufbau des Spiels. Denn eigentlich würde man sich ja einen leichten und vom Umfang her noch überschaubaren Einstieg erwarten, ehe es in den weiteren Abschnitten dann immer schwieriger und komplexer wird. Nicht so bei "Discworld II – Vermutlich vermisst…?!". So habe ich persönlich für den ersten Akt bei weitem am längsten gebraucht. Zwar ist die Rätseldichte im zweiten Abschnitt noch einmal eine Spur größer, dafür gab es im ersten Teil aber so wahnsinnig viel zu entdecken; Locations die es auszukundschaften galt, und vor allem auch eine Fülle an Figuren, mit denen teils lange Gespräche zu führen waren. So sehr ich einen nicht-linearen Spielverlauf grundsätzlich auch vorziehe, aber Einsteiger dürften sich von der Fülle an Dinge, die es zu entdecken gab, wohl doch etwas überfordert fühlen. Jedenfalls hat der erste Akt bei mir gleich einmal ein Drittel der Spielzeit ausgemacht. Der zweite Abschnitt weist dann die größte Rätseldichte auf, und kann auch schon mit der einen oder anderen Kopfnuss aufwarten, dafür trifft man weniger (neue) Figuren, weshalb mein Eindruck war, dass ich diesen sogar etwas schneller bewältigte. Der hauptsächliche Knackpunkt ist aber, dass nach diesen beiden langen, ausführlichen Abschnitten ein ziemlicher Einbruch folgt, was die Spielzeit betrifft. Denn die letzten beiden Akte sowie den Epilog lassen sich meinem Eindruck nach in weniger Zeit beenden, als jeder der ersten beiden Teile für sich allein genommen. Dies widerspricht nicht nur der Erwartungshaltung nach einer klassischen Spielkurve mit konstanter Steigerung, sondern sorgt – in Verbindung mit dem geringeren Schwierigkeitsgrad – auch dafür, dass die Spielzeit doch etwas kürzer ist als beim Vorgänger. Darauf sollte man sich im Vorfeld einstellen. ![]() So unterhaltsam die Dialoge auch sind, einen Knackpunkt dabei gibt es doch. So sind diese teils doch eine Spur zu ausführlich ausgefallen – was schon mal dazu führen kann, dass man mehrere Minuten mit einem Gespräch verbringt, was den Spielfluss immer wieder unterbricht. Das Spiel bietet dabei leider nur die Option, einzelne Sätze abzubrechen, nicht jedoch den gesamten Dialog. Das kann schon mal dazu führen, dass man bei der Wiederholung eines längeren Gesprächs mehrmals ungeduldig auf die Maustaste drückt, ehe man mit dem letzten Klick ungewollt den gesamten Dialog gleich noch einmal auslöst, da der Zeiger natürlich noch auf dem entsprechenden Symbol war. Auch hier hätte es somit noch Verbesserungspotential gegeben. Allen, die das Spiel so wie ich mit SCUMMVM spielen wollen, seien zudem darauf hingewiesen, dass der Disc-Wechsel dort nicht funktioniert. Vielmehr muss man die Dateien beider CDs auf der Festplatte lagern (eine Anleitung dazu findet ihr hier). Abschließend noch ein paar Worte zur Lokalisierung: Während ich die Romane ja auf Englisch lese, lag mir auch von "Discworld II – Vermutlich vermisst…?!" wie schon beim Vorgänger wieder nur die deutsche Sprachfassung vor. Abseits des etwas komisch klingenden Sprechers, der die Akt-Titel vorliest – mit einer Inbrunst, als hätte man ihn gerade aus dem Tiefschlaf geweckt – scheinen alle Figuren dabei sehr gut besetzt zu sein. Rincewind wird wie beim Vorgänger wieder von Arne Elsholtz eingesprochen, der neuerlich mit viel Inbrunst und Hingabe am Werk ist. Auch davon abgesehen haben alle Figuren, die bereits im Vorgänger zu hören waren, wieder die gleiche Stimme. Die Übersetzung erschien mir ebenfalls weitgehend makellos – wobei das ohne Kenntnis des Originals natürlich ein bisschen schwer einzuschätzen ist. Aber zumindest wäre mir kein grober Schnitzer wie beim ersten Teil mit dem "Tier" aufgefallen. Einzig bei den Filmzitaten hätte man ein bisschen mehr Sorgfalt walten lassen können (z.B. "Ich komme zurück" statt "Ich komme wieder"). Aber das ist zu verschmerzen. Fazit: ![]() Gesamtwertung: ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]()
Christian Siegel
Weiterführende Links: Review zu "Discworld"
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