Star Trek: Judgment Rites
Dem Vorgänger in fast allen Belangen überlegen Kategorie: Games - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 05 Januar 2015
 
Star Trek: Judgment Rites
Titel: Star Trek: Judgment Rites
Erschienen: 1993
Plattform: PC/Mac/Amiga
Genre: Adventure/Weltraumsimulation
Publisher: Interplay
Entwickler: Interplay
Kaufen: nur mehr gebraucht erhältlich
   

Bewertungen:

   
Grafik:  
Sound:  

77%

Steuerung:  
Spieldauer:  
Story:  
Atmosphäre:  
Gameplay:
 

Kurzinhalt: Zum Ende ihrer ersten Fünfjahresmission erlebt die Crew der U.S.S Enterprise unter dem Kommando von Captain James T. Kirk zahlreiche – mehr oder weniger miteinander verbundene – Abenteuer. Zuerst müssen sie einen Plan von Kirks altem Widersacher Ies Bredell vereiteln, die Föderation zu vernichten. Auf dem Planeten Balkos III untersuchen sie danach den Ursprung starker Energiesignaturen, welche den technologischen Stand der dort ansässigen Bevölkerung weit übersteigen. Danach werden sie von einem Doppeldecker-Kampfflieger aus dem Ersten Weltkrieg angegriffen, der von Trelane gesteuert wird. Kurz darauf finden sie sich in einem fiktiven, kriegsgeplagten Deutschland wieder und müssen versuchen, zu Trelane vorzudringen. Im Onyius-System erforschen sie einen unbewohnten Planeten, auf dem zwei Lebenszeichen entdeckt wurden – und helfen der natürlichen Evolution einer früheren Zivilisation auf die Sprünge. Während dem Flug durch den Antares-Riss wird die Enterprise schwer beschädigt. Beim Versuch sich auf die Ersatzbrücke zu beamen verschwindet Spock spurlos – und ein mysteriöses, unbekanntes Alien erscheint auf der Brücke. Kirk und seine Crew müssen nicht nur versuchen, das Schiff wieder in Gang zu bringen, sondern versuchen zudem, Spock aufzuspüren und ihn wieder zurückzubringen. Auf dem Planeten Nova Atar besuchen sie das dortige Museum, als dieses von Terroristen angegriffen wird. Kurz darauf gilt es, ein außerirdisches Schiff aufzuhalten dass im Begriff ist, auf einer Millionenstadt zu landen und diese dabei zu zerstören. Und in ihrer letzten Aufgabe müssen sie ein mächtiges, altes außerirdisches Volk davon überzeugen, dass sie es wert sind, in engeren Kontakt mit ihnen zu treten…

Anmerkung: Das nachfolgende Review bezieht sich auf die Limited Collector's Edition, die – im Gegensatz zur deutschen CD-ROM-Version – über eine englische Sprachausgabe verfügt.

Review: Screenshot (c) Interplay Der Vorgänger "Star Trek: 25th Anniversary" ist zwar grundsätzlich bei PC-Spielern, "Star Trek"-Fans und der Fachpresse gut angekommen, was jedoch wiederholt kritisiert wurde war die doch etwas eigenwillige Verknüpfung von einem klassischen Adventure mit einer Weltraumsimulation. Während es vereinzelte Spieler wie meiner einer geben mag, die beiden Genres zugeneigt sind, gibt es doch auch einige Adventure-Spieler, die solche Actioneinlagen eher abschrecken, und lieber den Kopf als ihre Hände einsetzen. Zumal das letzte Gefecht unverschämt schwer war und man so nach mehreren Spielstunden der Weltraumkämpfe und des Rätsel lösens letztendlich ohne befriedigende Auflösung zurückgelassen wurde. "Judgment Rites" erspart uns nicht nur einen ähnlich frustrierenden Kampf am Ende, sondern überlässt dem Spieler generell zu Beginn die Entscheidung, ob er auf Weltraumkämpfe gänzlich verzichten will, nur ein paar leichtere absolvieren oder aber wie im Vorgänger eine vollwertige Mischung beider Genres spielen will. Auf den Schwierigkeitsgrad der Rätsel hat die Entscheidung dabei keinen Einfluss. Eine richtige und wichtige Entscheidung der Spiel-Designer, dank der auch mein größter Kritikpunkt am Vorgänger entfällt.

Auch in einem anderen Bereich hat man im Vergleich zu "25th Anniversary" nachgebessert: So gut die Interaktionen zwischen Kirk, Spock und McCoy auch gelungen sind, aber mit der Zeit war es doch etwas langweilig, die Außenmissionen mit dem ewig gleichen Team (plus einem Sicherheitsoffizier mit dem ewig gleichen Gesicht aber ständig wechselndem Namen) zu bestreiten. Zumal dadurch Scotty, Chekov, Sulu und Uhura kaum zur Geltung kamen und auf ein paar Sprüche während der Brückensegmente an Bord der Enterprise reduziert wurden. In "Judgment Rites" dürfen sich nun auch diese vier Nebenfiguren der einen oder anderen Außenmission anschließen, was einerseits die Missionen selbst allein durch die veränderte Dynamik abwechslungsreicher gestaltet, und andererseits dafür sorgt, dass sich auch Scotty, Chekov, Sulu und Uhura zumindest kurzfristig mal in Szene setzen können. Was natürlich auch für die Schauspieler gilt, die wie schon beim Vorgänger – zumindest in der Collector's Edition – ihren Figuren wieder ihre Stimme leihen (wobei diesmal auch wirklich und definitiv Nichelle Nichols als Uhura zum Einsatz kommt). Wie schon bei "25th Anniversary" ist dies für mich eine der größten Stärken des Spiels, da angesichts der Originalstimmen – natürlich auch von Kirk, Spock und McCoy – echtes "Star Trek"-Feeling aufkommt (weshalb ich auch nur dazu raten kann, nicht zur deutschen CD-Version zu greifen, die im Gegensatz zu "25th Anniversary", aus welchem Grund auch immer, ohne Sprachausgabe daherkommt). Auch die Original-Sounds sowie Musik aus der Serie trägt ungemein viel zur Atmosphäre bei. Was letzteres betrifft, hatte zumindest ich den Eindruck (so mich meine Erinnerung an "25th Anniversary" hier nicht trügt; ist ja mittlerweile doch schon wieder ein knappes Jahr her, dass ich ihn durchgespielt hatte), dass man dabei auf das eine oder andere Stück aus der Musikbibliothek der klassischen Serie zurückgegriffen und als MIDI gesampelt hat, dass im Vorgänger noch nicht zu hören war. Damit ist auch was die Musik betrifft für mehr Abwechslung gesorgt.

Screenshot (c) Interplay Grafisch fallen im Vergleich zu "25th Anniversary" in erster Linie die Zwischensequenzen auf. Während diese dort in doch eher minderer Polygon-Spielegrafik-Qualität vorlagen, wurden sie für "Judgment Rites" vorgerendert. Zwar ist die Auflösung ziemlich gering und die Sequenzen neuerlich eher sporadisch gesät, dennoch halte ich auch dies für eine klare Steigerung und Verbesserung im Vergleich zum Vorgänger. Keine nennenswerte Änderung gab es hingegen bei der Spielegrafik selbst; so gesehen gilt diesbezüglich also das zu "25th Anniversary" gesagte: Während die Hintergründe recht nett gestaltet und durchaus detailliert sind, lassen die Figuren doch ziemlich zu wünschen übrig. Während sie im Profil noch halbwegs zu erkennen und auseinanderzuhalten sind, verkommen sie in der Frontansicht zu einer unkenntlichen und undefinierbaren Pixelmasse. Zudem fällt auch diesmal wieder das ewig gleiche Gesicht für das vierte (wechselnde) Mitglied der Außenmission auf. Auch was die Auflösung betrifft hat sich seit "25th Anniversary" nichts getan. In Anbetracht des Alters des Spiels ist die Grafik aber ok – auch wenn diese selbst 1993 nicht mehr revolutionär war und maximal noch als "zeitgemäß" eingestuft werden kann.

Positiv fällt dafür auf, dass es insgesamt diesmal mehr und auch längere Missionen zu bewältigen gibt. Rechnet man die die Spieldauer künstlich streckenden Weltraumkämpfe heraus, würde ich sogar sagen, dass "Judgment Rites" was den reinen Adventureteil betrifft in etwa den doppelten Umfang des Vorgängers besitzt. Wie bei "25th Anniversary" sind die einzelnen Missionen dabei sowohl was die Rätsel als auch die Geschichte betrifft in ihrer Qualität leicht schwankend. Zu Beginn versucht man mit "Federation" wohl, den Fehler des Vorgängers wieder gut zu machen. Vor allem in der Floppy-Disk-Version war dort die letzte Begegnung mit dem großen Widersacher, Ies Bredell, eine ziemliche Enttäuschung, und die zwar längere Mission auf CD wurde von Bugs geplagt. Und aufgrund des fast nicht schaffbaren letzten Raumkampfs blieb vielen Spielern ein letzter Triumph gegen ihn verwehrt. "Federation" bügelt diese Scharte nun aus. Nicht nur sorgt man mit dem Zeitsprung und der drohenden Vernichtung der Föderation für einen packenden Beginn, die gesamte Mission spielt sich wie eine verbesserte Version von "Vengeance", der letzten Mission aus "25th Anniversary" – und erweist sich somit als gelungener Einstieg ins Spiel. "Sentinel" wiederum war für mich – zumindest spielerisch – der Tiefpunkt von "Judgment Rites". Die Story – vor allem deren Auflösung – ist ja ganz nett, aber rätseltechnisch ist das wieder eine dieser "außerirdische Gerätschaften mit unbekannter Funktion"-Missionen, die zumindest in meinem Fall in wildes "Trial & Error"-Rumgerate ausarteten. Mission 3 möchte ich kurz auslassen, und stattdessen mit "Light and Darkness" weitermachen. Grundsätzlich ja eine nette Story, bei der endlich auch die Nebenfigur nicht nur schmuckes Beiwerk war sondern eine wichtige Rolle spielte. Allerdings war zumindest mir die Auflösung zu früh zu offensichtlich. Zudem erschien es mir unglaubwürdig, dass ein derart bornierter Offizier in der Sternenflotte seinen Dienst tut. Und insgesamt war die Mission relativ kurz und rätseltechnisch eher dürftig.

Screenshot (c) Interplay "Voids" war für mich eines der Highlights des Spiels. Zwar ebenfalls relativ kurz, konnte man dafür wenigstens mal ein Abenteuer bestreiten, dass zumindest teilweise auf der U.S.S. Enterprise angesiedelt war. Das war mal etwas Neues und erlaubte es, aus der Serie bekannte Orte zu besuchen, und nicht immer nur auf der Brücke zu hocken. Mit Spocks Verschwinden war zudem früh für Spannung gesorgt. Und auch die Auflösung – bzw. wie man die Entität letztendlich davon überzeugen muss, ihn wieder freizulassen – fand ich nett gemacht und gut umgesetzt. Auch mit "Museum Piece" bemühte man sich sichtlich, mal etwas Neues zu versuchen und dem Spieler so Abwechslung zu bieten. So muss man dort auf so bekannte Hilfsmittel wie Phaser und Tricorder verzichten; zudem wird man von Scotty und Sulu begleitet. Zwar ist auch hier teilweise wieder etwas gar viel Trial & Error angesagt; zudem fand ich es schade, dass die in meinen Augen clevere Lösung rund um den Transporter und das Gas nur der suboptimale Lösungsweg war. Dafür hat die Mission – vor allem alles rund um den Speer und das Sprengen der Tür – durchaus Spaß gemacht.

Die letzten beiden Missionen gehen dann direkt ineinander über, sind jedoch dennoch sehr unterschiedlich. "Though This Be Madness…" hat eine derart interessante Ausgangssituation, dass ich es schon fast schade fand, dass sich alles letztendlich als Test der Brassicans herausstellt. Dennoch fand ich die Grundidee sehr faszinierend, und vor allem auch die Gespräche mit der künstlichen Intelligenz sehr gelungen. "…Yet There Is Method In It" ist dann zwar nur mehr eine Ansammlung von Rätseln bzw. Denkaufgaben, aber mir gefiel die Lösung für die sich Kirk und Klarr letztendlich entscheiden. Generell fand ich es schön, wie hier die Klingonen mal nicht als Antagonisten dargestellt wurden. Allerdings ist der optimale Lösungsweg schon etwas schwer und beliebig zu erreichen; man sollte meinen, damit die Informationen abzulehnen oder darauf zu bestehen, sie zu zerstören, wäre dasselbe Ergebnis erreicht. Dennoch war das mal etwas anderes, und definitiv ein gelungenerer Abschluss, als ihn "25th Anniversary" bot. Mit Abstand meine Lieblingsmission war aber "No Man's Land", die sowohl rätsel- als auch storytechnisch für mich ganz klar das Highlight des Spiels darstellte. Dort gibt es ein Wiedersehen mit Trelane (der auch wieder von William Campbell gespielt bzw. gesprochen wird) – das allein wertete die Mission schon auf. Auch der Einstieg war phantastisch und sehr originell, mit dem Weltraumkampf gegen einen Doppeldecker aus dem Ersten Weltkrieg (wenn sich der Kampf auch selbst in mittlerer Stufe ziemlich zieht, und die Spielzeit so künstlich etwas streckt). Wunderbar fand ich auch das Setting im Ersten Weltkrieg. In den Zweiten hatte es Kirk & Co. ja bereits verschlagen, und auch andere Epochen wurden von ihnen und auch ihren Nachfolgern immer wieder mal besucht. Aber der Erste Weltkrieg, das war mal etwas Neues.

Screenshot (c) Interplay Auch rätseltechnisch ist die Mission sehr vielschichtig und abwechslungsreich, und bot zudem meinem Eindruck nach die meiste Rätselkost. Mit der Begegnung mit Trelane zu der wir hinarbeiten müssen ist zudem für ausreichende Motivation bzw. in weiterer Folge dann einer Belohnung für die Mühen gesorgt. Und auch der Ausgang des Geschehens enttäuscht nicht. Wie man Trelane schließlich die Schrecken des Krieges vor Augen führt und seine Faszination mit dem Thema als trügerisch offenbart, erinnert an die besten (wenn auch moralisierend-predigenden) Momente der klassischen Serie. Andere Missionen, sowohl hier als auch bei "25th Anniversary", mögen auch gute Unterhaltung bieten – aber "No Man's Land" ist die einzige, die mit einer Message aufwarten kann. Jedenfalls fand ich die gesamte Geschichte derart gut und fesselnd, dass ich wünschte, wir hätten sie als echte Episode der klassischen Serie bekommen, und nicht "nur" als Mission in einem Computerspiel. Ein größeres Kompliment könnte ich ihr gar nicht machen.

Fazit: "Judgment Rites" ist dem ohnehin schon gelungenen Vorgänger noch einmal klar überlegen. Während die Grafik – von den nun deutlich hübscheren Zwischensequenzen abgesehen – unverändert ist, überzeugt das Spiel vor allem mit der Option, die Weltraumkämpfe auf Wunsch zu überspringen bzw. deren Schwierigkeitsgrad einzustellen. Damit ist das Spiel auch für alle zugänglich bzw. geeignet, die zwar gerne klassische Adventures spielen, sich aber von den Actioneinlagen des Vorgängers überfordert fühlten. Auch das Finale ist diesmal deutlich gelungener: Statt eines frustrierenden, da kaum gewinnbaren Weltraumkampfs, erwartet einen mehrere logische Aufgaben die es zu lösen gilt. Die einzelnen Missionen selbst sind zwar, wie schon beim Vorgänger, sowohl was die Geschichte als auch die Rätsel betrifft in ihrer Qualität leicht schwankend, aber bis auf die zweite Mission, die ein bisschen in wildes Trial & Error-Rumgerate abgeglitten ist, fand ich die meisten Rätsel und Geschichten fair bzw. gelungen. Das absolute Highlight war dabei für mich "No Man's Land", die mit der Rückkehr von Trelane aufwarten konnte und derart gelungen war, dass ich mir danach gewünscht hätte, man hätte aus dieser Idee damals eine Episode der klassischen Serie gemacht. Als wesentliche Stärke des Spiels erweist sich auch wieder die englische Sprachausgabe, die mit allen aus der Serie bekannten Originalsprechern aufwarten kann. Auch die Musik entstammt überwiegend der Serie, und trägt – zusammen mit der ebenfalls originalgetreuen Geräuschkulisse – viel zur authentischen Atmosphäre bei. Jedenfalls: Wer "Judgment Rites" bislang verpasst hat, über die mittlerweile veraltete Grafik hinwegsehen kann und sich zu den Fans der klassischen Serie zählt, dem sei hiermit wärmstens empfohlen, sich auf die Suche nach der Collector's Edition des Spiels zu machen – oder zumindest ein Auge auf Plattformen wie Gog.com zu haben, in der Hoffnung, dass dieser Klassiker des Adventure-Genres eines Tages mutig dorthin vorstoßen wird, wo noch kein "Star Trek"-Spiel bislang gewesen ist.

Gesamtwertung:       77%

Christian Siegel


Weiterführende Links:
Review zu "Star Trek: 25th Anniversary"





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